Der schillernde Urs Linsi war Leasing-Chef der CS, dann CEO der Fifa, heute ist er Bankpräsident der Zürcher Sparhafen. Die Bundesanwaltschaft untersucht seine Rolle im Korruptionsfall Fifa.
Das ist nicht alles. Jetzt gerät Linsi wegen seinem Mandat bei einer börsenkotierten Beteiligungsgesellschaft in schiefes Licht.
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Diese heisst Airesis und investiert in herunter gekommene Sportmarken. Aushängeschild ist Le Coq Sportif.
Linsi sitzt im Verwaltungsrat der Airesis und soll laut Finanz und Wirtschaft auch Aktionär des Unternehmens sein. Die an der Schweizer Börse kotierten Titel sind eine Art Pennystock.
Noch schlimmer: Linsis Airesis steht schief. Sie kämpft ums Überleben.
Das geht aus dem Geschäftsbericht für das Jahr 2015 hervor. Dort zeigt sich ein beschleunigter Sinkflug.
Das Eigenkapital ist von Ende 2013 bis Ende 2015 von 72 Millionen auf noch 44 Millionen Franken geschmolzen.
Es brauchte buchhalterische Eingriffe. Die nicht greifbaren Aktiven wurden von 33 auf 40 Millionen erhöht. Hauptgrund ist ein frisch geschaffener Goodwill – also Hoffnung auf Zukunft – von 7 Millionen.
Die Bankschulden steigen rasant. Die kurzfristigen Ausstände gegenüber den Finanzinstituten sind von 26 auf 29 Millionen angeschwollen, die langfristigen von knapp 4 auf 10 Millionen.
Den grössten Sprung machten die Verpflichtungen gegenüber Lieferanten. Sie schossen von 21 auf 39 Millionen hoch.
Die Prüfgesellschaft – es ist die renommierte PWC – machte einen Vorbehalt in ihrem Bericht zum Jahresabschluss 2015.
Man weise die Publikumsaktionäre auf einen bestimmten Passus im Geschäftsbericht hin, wonach „das Fortleben“ des Unternehmens äusserst unsicher sei.
Diese Unsicherheit, so die PWC, würde „signifikante Zweifel über die Fähigkeit der Firma“ wecken, „als going concern weitermachen zu können“.
Gemeint ist, dass die PWC nicht überzeugt ist, ob die Airesis noch eine Chance hat zu überleben.
Die Prüfer nehmen dabei Bezug auf die folgende kurze Passage des Verwaltungsrats im Geschäftsbericht:
Entscheidend ist die Passage „(…) in the absence of such funding, the company would not be able to continue its operations“.
Es braucht also rasch frische Mittel. Sonst könne die Airesis „ihre Operationen nicht fortführen“.
Die Firma gehört mehrheitlich den Erben von Robert Louis-Dreyfus, dem verstorbenen Adidas-Machtmensch, dessen Name in der ganzen Fifa-Affäre immer wieder aufleuchtet.
Ebenfalls viele Airesis-Aktien halten der exekutive Präsident, ein Ex-CS-Banker, sowie dessen CFO. Linsi als VR-Mitglied wiederum tritt öffentlich für die Beteiligungsgesellschaft auf.
Bekannt ist Urs Linsi vor allem als Präsident einer traditionellen Zürcher Bank, dem Sparhafen. Dort ist Linsi seit 4 Jahren Präsident.
Aus den Geschäftsberichten der Sparhafen-Bank gehen steigende Organkredite hervor. Gemeint sind Kredite der Bank an Verantwortungsträger der Organisation, beispielsweise Präsident Linsi.
Tatsächlich gab es bereits vor Jahresfrist, als die ganze Fifa-Korruptions-Affäre ausgebrochen war, Insider, die von einem hohen Lombardkredit der Sparhafen-Bank an Linsi sprachen.
Es gehe um gegen 10 Millionen Franken für seine Airesis, die Linsi bei der Kreditabteilung der Sparhafen-Bank gegen deren Widerstand durchgeboxt habe, hiess es damals.
Linsi wollte damals keine Stellung nehmen. Gestern liess er einen Anruf unbeantwortet.
Rund um Linsi und die Airesis-Aktionäre taucht ein Sicav namens Comunus auf. Sicav sind Vehikel für private Vermögensdeals.
Die Airesis, in der Linsi mit seinen Kollegen das Sagen hat, hatte Werte des Comunus Sicavs im letzten Jahr verkauft. Dadurch flossen der Airesis fast 9 Millionen Franken zu.
Die Frage ist, wer gekauft hat. Und was der oder die Käufer dafür an Substanz erhalten haben.
Da der Comunus Sicav ja Linsi und weiteren Airesis-Chefs gehört, könnte es sein, dass sie die Käufer sind. Deshalb fragt sich, wie die Bewertung erfolgte.
Je nachdem war es ein fairer Deal oder ein Supergeschäft für eine der beiden Seiten: für die Verkäuferin, also die schlingernde Airesis; oder die Käufer, also möglicherweise Linsi & Co.
Sicher ist, dass kürzlich ein operatives Führungsmitglied mit Airesis-Aktien Kasse machte, wie Insider-Transaktionen der Börse zeigen. Bis Ende 2015 hatten Insider noch dazu gekauft.
Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Linsi soll bald pleite sein, im Ernst? Wo sind denn die 8 Millionen geblieben, die er sich bei seinem unfreiwilligen Abgang als FIFA-Generalsekretär selbst noch zugeschanzt hat? Man erinnere sich, z.B. SonntagsZeitung vom 30. September 2007:
[ ] Wie die SonntagsZeitung vor einer Woche berichtete, kassiert Linsi als Abfindung rund acht Million Franken – obwohl es schon lange vor Blatters Wiederwahl im Mai hiess, Linsi werde die Fifa verlassen müssen.
Nachdem Linsis Abgang festgestanden hatte, wandte er sich für die Abfindung an Julio Grondona, Präsident der Fifa-Finanzkommission, auch er zeichnungsberechtigt. Der 76-jährige Argentinier unterschrieb den Zahlungsauftrag, den er nicht verstanden hatte: Grondona spricht nur spanisch. Darauf angesprochen, sagt er: «Ich kann mich nicht erinnern.»
Warum hat die Fifa die Abfindung akzeptiert? Blatter: «Ich will in dieser Sache nichts mehr sagen.» Auch Fifa und Linsi schweigen – «aus juristischen Gründen», heisst es. [ ]Man darf hoffen, dass wenigstens die Bundesanwaltschaft etwas mehr Interesse zeigt, die Spielchen des Herrn Linsi zu durchleuchten.
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Wäre nicht das erste Mal!
Firmen/Machtmissbrauch ausschliesslich zur Bereicherung des Verwaltungrates/Geschäftsleitung!
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Wäre Linsi doch Handelslehrer geworden …
… abgeschlossen als mag. oec. HSG und mit Dr. zum Thema Gründe des Prüfungsversagen von Wirtschaftsgymischüler …
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„Je nachdem war es ein fairer Deal oder ein Supergeschäft für eine der beiden Seiten: für die Verkäuferin, also die schlingernde Airesis; oder die Käufer, also möglicherweise Linsi & Co.“
PWC und/oder FINMA: Bisherig Involvierte austauschen!!!
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Eine super Story. Man sollte noch die Rolle eines prominenten Politikers und Mandatträgers bei einem Verband genauer beleuchten, da gibt es sicher noch einige sehr spannende Details.
Und an die zweifelsfrei mitlesenden Journalisten von Finews, Tagi und NZZ: warum erscheinen solche guten Stories nicht in euren Medien? Überfordert mit der Recherche? Angst vor den (gut vernetzten) Zielen? Schlichte Faulheit?
Aber dann jedes Jahr jammern, wenn wieder tausende Leser das Abo nicht verlängert haben und die Klicks ausbleiben…-
Nein das ist „vorauseilender Gehorsam“ gegenüber der Obrigkeit/Chef/Besitzer etc. …..
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Fredderickson: Genau diese Fragen müssen gestellt werden! Schon je darauf Antwort erhalten? Gottseidank gibt’s IP.
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„“Nein das ist „vorauseilender Gehorsam“ gegenüber der Obrigkeit/Chef/Besitzer etc. …..““
Wenn ein Weiser auf die Sterne zeigt, sieht der Dumme nur den Finger.
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Hat der Sparhafen evtl die Bonitätsprüfung „vergessen?“.
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Gleiche Frage gilt für die interne wie externe Revision.
Bitte nachholen!
Meine Hypotheken werde ich nicht mehr verlängern.
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Mit so einem Beziehungsnetz Ex-Louis-Dreyfus auf dem Silbertablett müsste die Sparhafen via Airesis eigentlich die Vermögensverwalterin der Champions League-Stars sein. Etwa als Golden Goal Wealth – Biz Unit.
Aber der Finanzplatz gestopft mit Hummler, Fummler und Schummler erkennt derartige ‚opportunities‘ doch schlicht nicht mehr. -
Airesis: Ein Nachtschatten-Gewächs und Tummelplatz von dubiosen Hintermännern. Wenn dann noch ein traditioneller Bank-Namen dazu kommt, ist für Tricks und Manipulation ‚meisterlich‘ vorgesorgt.
Ein Schulbeispiel mehr, wie der Finanzplatz Zürich wieder mal Negativ-Schlagzeilen aussendet. Die FIFA-Connection könnte den unsicheren Hafen und sein Netzwerk zur Strecke bringen. Die Aufsichts-Organe (FINMA) scheinen wieder mal zu spät zu kommen?
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Präsidiert von Politik / HEV (Nationalrat H. Egloff).
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…ein bisschen Schmerzen tun dem unsäglichen Linsi einmal gut.
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Das könnte auch PWC bald schmerzen …
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Linsi soll bald pleite sein, im Ernst? Wo sind denn die 8 Millionen geblieben, die er sich bei seinem unfreiwilligen…
Airesis: Ein Nachtschatten-Gewächs und Tummelplatz von dubiosen Hintermännern. Wenn dann noch ein traditioneller Bank-Namen dazu kommt, ist für Tricks und…
Präsidiert von Politik / HEV (Nationalrat H. Egloff).