Twint gibt nicht auf. Obwohl unpraktisch und wenig nachgefragt, macht die Führung weiter, als ob alles zum Besten bestellt wäre.
Das hat viel mit Kräften im Hintergrund zu tun. Vor allem der starke Einfluss der Grossbank UBS auf das mobile Zahlsystem macht sich immer mehr bemerkbar.
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Dies wurde letzte Woche endgültig klar. Da verkündete die Twint-Führung, dass sie mit Anton Stadelmann einen hohen UBS-Direktor zu ihrem neuen Finanzchef gekürt habe.
Stadelmann wird in der Twint-Pressemitteilung als neues Spitzenmitglied beschrieben, welches „das Rüstzeug für die finanzielle und strategische Führung komplexer Organisationen“ mitbringe.
Zudem sei Stadelmanns „unternehmerische Erfahrung“ für die nächste Phase von Twint „sehr wichtig“.
Der Twint-CEO namens Thierry Kneissler ist sich dann nicht zu schade, das folgende Zitat von sich abdrucken zu lassen:
„Ich freue mich darauf, gemeinsam mit (Stadelmann) die Erfolgsgeschichte von Twint weiterzuschreiben.“
Welche Erfolgsgeschichte? Twint hat diesen Sommer den Stempel einer Flopp-Applikation in der Welt des mobilen Zahlens aufgesetzt erhalten.
Vergeben nicht von Konkurrenten oder Branchenkritikern, sondern vom „Blick“. Der Grund war, dass die Nachfrage nach der Applikation viel zu gering war und die App im Handel kaum geschätzt war.
Laut der Zeitung seien Konkurrenzsysteme wie jenes von Apple mit ihrem Apple Pay, das ganz einfach auf bestehenden Kreditkartenlösungen aufbaut, weitaus erfolgreicher.
Die Twint-Architekten hatten zuvor den Mund vollgenommen und angekündigt, dass sie Apple „vom hohen Ross“ herunterholen würden.
Jürg Weber, bei der Börsen- und Payment-Gruppe Six für Twint verantwortlich, im Winter 2016. (Quelle: Blick)
Die Realität ist eine andere. Und doch spricht der Thierry Kneissler als CEO von Twint von einer „Erfolgsgeschichte“. Und er kürt einen UBS-Chef zu seinem wichtigsten Mann in seiner Twint-Geschäftsleitung.
Es stellt sich die Frage, ob die UBS nun die Zügel bei Twint endgültig in die eigenen Hände nimmt. Denn es waren hohe Vertreter der Grossbank, die von Beginn weg entscheidend waren für Twint.
Vor allem Andreas Kubli. Der Leiter Digital der UBS stammt ursprünglich von McKinsey, wo er Partner war.
Dann machte Kubli steile Karriere in der Informatik der Nummer 1 des Finanzplatzes. Seit 4 Jahren ist er ganz oben. An Kubli geht keine Weichenstellung im Digital-Banking der UBS vorbei.
So war es denn auch Kubli, der bei Twint das Sagen hatte. Er war der Architekt vom Paymit, dem Vorgängersystem von Twint.
Kublis Macht war Insidern bereits im Frühling 2015 klar. Damals äusserte sich der UBS-Spitzenmann in einer Six-Postille zum Online-Banking und vor allem zum mobilen Zahlen im Land.
„Insbesondere in einem kleinen Land wie der Schweiz, wo Infrastrukturaufbaukosten auf weniger Schultern verteilt werden können, muss sich die Finanzindustrie zusammenraufen und die Infrastruktur gemeinsam bauen oder zumindest gemeinsame Standards etablieren“, meinte er.
Und fuhrt dann fort: „Mit SIX als Gemeinschaftswerk haben wir eine Ausgangslage, um die uns viele Banken im Ausland beneiden. Es liegt nun an den Banken, im sich wandelnden Umfeld die Vorteile der Zusammenarbeit und von SIX für sich zu nutzen.“
Das Resultat lässt sich heute begutachten. Die Six wird unter dem Kommando der UBS-Chefs auseinander gerissen, Twint ist eine Art Totgeburt.
Doch Kubli konnte sich als Mister Mobile der Schweiz etablieren. Vor Jahresfrist schaffte er dank dem Power seiner einflussreichen Arbeitgeberin UBS im Rücken den Schulterschluss in der hiesigen Payment-Landschaft.
Paymit und das von der Postfinance lancierte Konkurrenzprodukt Twint wurden fusioniert. Der Chef der alten Twint, der erwähnte Thierry Kneissler, durfte weiterhin CEO spielen.
Kneissler kam von der Postfinance-Seite. Er schien der starke Mann.
Doch nun sieht sich Kneissler zunehmend umzingelt von UBS-Leuten. Mit Stadelmann als neuem Finanzchef hat er neu einen absoluten Insider der Grossbank mitten in seiner Geschäftsleitung.
Und mit Kubli als Herr über alles Digitale bei der UBS gibt ein Titan an der Bahnhofstrasse den Takt im Hintergrund vor.
Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Eine Art Totgeburt immer noch.
Wann offeriert unsere Banking Kartell endlich die Kunde Wahl?
Wir wollen Apple Pay!
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6 Monate mit Apple Pay bezahlt und 6 Monate mit Twint .
Fazit Twint funktioniert nicht zuverlässig umständlich und kompliziert. Apple Pay hat immer Funktioniert in 6 Monaten nicht ein Problem.
Dazu kommt das ich im Ausland mit Apple Pay problemlos Bezahlen kann. Twint ist nicht Zeitgemäss eher Technik von 1990. -
Paymit war das bessere Twint – ich bin froh, wenn das Ruder wieder von dieser Seite kommt.
Zwar nicht um im Coop zu bezahlen, sondern um Gelder zwischen Kollegen hin- und her zu schieben! -
Ob es die Kernkompetenz des „Blick“ ist, Apps zu beurteilen, wage ich zu bezweifeln.
Ich habe TWINT sehr zu schätzen gelernt und zahle fast ausschliesslich damit. Kleinere Kinderkrankheiten (z.B. dass man WLAN deaktivieren musste) sind schnell behoben worden. Der Zahlungsvorgang dauert wenige Sekunden, die Belastung sehe ich sofort im e-banking – was will man mehr? ApplePay? Nein danke, meine Daten bekommen die nicht, da habe ich doch bei TWINT erheblich mehr Vertrauen. -
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Apple bekommt deine Daten nicht. Auch deine Bank bekommt keine granulär Infos was du gekauft hast und du bleibst anonym beim Händler.
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Ich fühle mich beim Lesen genötigt, einen älteren Kommentar einzufügen, der am vortrefflichsten die Situation bezüglich Grossbanken und moderner Technologie beschreibt. Nach meiner Meinung einer der besten Kommentare überhaupt. Er stammte seinerzeit von Stefan Thalmann:
„Als profunder Kenner der Schweizer IT Szene kann ich bestätigen:
80% der IT Manager auf C-Level können kaum ein Bit von einem Byte unterscheiden, ergo haben auch noch nie ein Stückchen Source Code gelesen, geschweige denn geschrieben.
Ihr IT-Weltverständnis beginnt bei Powerpoint-Slides und endet bei Hype Cycles und Magischen Quadranten der Gartner Buben.
Und pflegen dabei das arrogante Selbstbild, damit „über der Sache“ zu stehen, sich nicht ins Kleinklein verstricken zu lassen.
Vor diesem Hintergrund ist erklärbar, weshalb dem Swiss Banking trotz Milliardeninvestitionen in den letzten zehn Jahren kein echt innovativer Meisterwurf gelang.
Ich erinnere mich bestens, wie man zu Beginn des Jahrtausends PayPal bei den beiden Grossbanken müde belächelt hat: Unseriös, no future, forget it.
Heute hat PayPal über 200 (zweihundert) Millionen Kunden, und das bei weniger als 20’000 Mitarbeitenden.“
Dem ist nichts mehr hinzuzufügen
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Das trifft den Nagel exakt auf den Kopf.
Man muss noch anfügen dass die grossen beiden CH Banken nur (!!!) je etwa 2 Millionen Privatkunden auf ihren Konto- und Zahlungssystemen bewirtschaften.
Betrachtet man diese Zahlen in Relation wird klar das hier irgendetwas falsch läuft.
Solange man IT als Kostentreiber betrachtet wird sich daran auch nix ändern.
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Der Artikel beschreibt sehr gut die Situation um die IT in den Banken.
Da entscheiden leider immer mehr Theoretiker und sonst irgendwelche Manager, welche absolut keine Ahnung von IT, über die Zukunft von IT-Projekten und digitalen guten Vorhaben. Das schlimme daran ist, dass bei diesen ahnungslosen Managern/Theoretikern immer nur die Kosten im Vordergrund stehen und nicht der spätere Nutzen.
Dadurch werden viele innovative Projekte bereits im Keim erstickt und es wird in sinnlose Altlasten investiert, die dann zwar weniger kosten aber auch gar keinen Fortschritt bringen.
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Kubli der grosse Mann ?
Kubli musste von Anfang an klein beigeben, da Paymit die Totgeburt war. Warum ? Wiel Kubli das Business nicht verstanden hat und auch nicht verstehen wird. Daher gibt es heute TWINT und Paymit zum Glück nicht mehr. Vor dem Mann muss sich ein Thierry Kneissler nun wirklich nicht fürchten.-
Richtig. Kubli konnte noch nie mehr als heisse Luft absondern und Ergebnisse anderer verkaufen.
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Haters gonna hate
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TWINT ist ein völliger Schwachsinn. In afrikanischen Ländern konnte man bereits vor 20 Jahren mit dem Mobile/Handy Zahlungen vornehmen, da die Banking Infrastruktur schlichtweg physisch nicht vorhanden war. TWINT als FinTech Innovation in der CH anzupreisen ist damit einfach nur lächerlich und ich verstehe den „Hype“ (falls es den wirklich gibt) nicht.
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Endlich einer der ausspricht worüber sich die wirklichen Insider seit einer Ewigkeit kaputt lachen.
Der ganze Hype mit FinTech, RegTech, etc…. Hallo Leute, das haben wir schon vor weit über 10 Jahren gemacht, einfach mit den damals zur Verfügung stehenden Mitteln. Leider hat es damals kaum jemand verstanden und heute ist es keinen Deut besser – im Gegenteil. Früher war es eine verschworene Gilde von Leuten die wussten was sie tun und erreichen möchten. Heute schnallt sich jeder daher Gelaufene die Thematik an und ist innert kaum übersehbarer Zeit ein Experte wofür auch immer.
Diese Branche hat sich in dieser Form schon längst überlebt. Die Mentalität und das Mind-Set ist vergleichbar wie bei Dinosaurieren resp. Krokodilen. Dinos gibt es keine mehr und Krokodile schnappen noch heute blindlings nach allem was sich bewegt…
Grosse Teile des Bankings stehen an der Seitenlinie und können dem Schnellzug der Disruption nur nachwinken; Anschluss ausgeschlossen.
Jede Übernahme von FinTechs ist nur ein weiterer kläglicher Versuch „auch etwas in dieser Thematik“ zu tun. Das wirkliche Problem steckt in den Köpfen der heutigen Führungsetagen, welche weiterhin Gleichgesinnte „züchtet“.
Finanzbranche ade! -
Afrika, wie z.B. Nigeria, ist auch in anderen Bereichen weiter.
Meines Wissens gibt es dort schon seit Jahren eine Karte, die Ausweis, Führerausweis, Krankenkarte und Kreditkarte kombiniert. Finde ich genial. Würde mir drei Karten ersparen, die ich immer mit herumschleppe.
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Kubli ist gut darin, viel Geld auszugeben und sich selber zu vermarkten.
TWINT ist ein Millionengrab. Daran ändert keine Powerpointfolie.-
Frage an D.s.G.
Was ist eine Folie (Powerpointfolie)?
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Wieso Flop? Nach anfänglicher Skepsis bin ich mit TWINT rasch sehr zufrieden geworden und kann dies bestens weiter empfehlen. @LM: einfach Blick-Stories zitieren ist etwas gar einfach. Selber schon versucht? Das wäre Recherche ….!
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Wer TWINT nutzt, erkennt rasch, dass die Anwendung im Kassabereich gegen MAESTRO/Kreditkarten wenig Chancen hat. Funktioniert zwar aber ist eher aufwändig.
ABER ….. genial gut wie damit bei Web-Shops bezahlt werden kann. Schnell und einfach. Genial gut.
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Unter diesen Voraussetzungen kann alles ja nur gut kommen. Die Frage ist. Ist die Schweiz aufnahmefähig für diese Systeme?
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Twint mit Apple Pay zu vergleichen ist völliger Schwachsinn.
Apple Pay, dass nur mit einer Kreditkarte funktioniert, ist ja ein viel grösserer Aufwand, als nur schnell die Kreditkarte ans Terminal zu halten. In Bezug auf die Kosten streicht neben den Kreditkartenfirmen auch noch Apple Gebühren ein! Mit Twint versucht man die Gebühren hingegen zu reduzieren und das Eingekaufte direkt den Konto zu belasten.
Ist ja klar, alles was viele „Ab Kassierer“ ausschalten will, wird von den „Grossen“ bekämpft. Warum Sie LH ins gleiche Horn blasen kann man vermutlich nur mit einem erklären, aufgrund der nur negativen Beiträge dieser Institutionen, würden Sie vermutlich erst dann jubeln, wenn die beiden Banken CS & UBS pleitegingen und abertausende Arbeitsplätze verloren gingen.-
Danke! Guter Kommentar.
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ganz offensichtlich nutzen Sie Apple Pay nicht, Daniel S. – denn viel einfacher als „handy an den Terminal hinhalten und mit TouchID bestätigen“ geht ja wohl nicht. TWINT hingegen: Handy entsperren, App starten, Knopf drücken, und dann klappt es hoffentlich mit der Transaktion (was nicht immer der Fall ist).
mir egal wer welche Gebühren einstreicht als Konsument, solange ich die nicht zahlen muss bzw. einen Aufpreis zahle.
wichtig ist zuerst mal eins: es muss super einfach sein. da macht uns Apple wiedermal vor, wie das geht.
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TWINT wohl auch noh nie probiert ? Ein Apple-Jünger, Träumer in Paradise vor dem Apfel-Fall?
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@Daniel S: Haben Sie Twint und Apple Pay jemals selber genutzt und damit eingekauft? Anstatt mit Halbwissen hier Kommentare zu schreiben, rate ich Ihnen mal mal beides zu installieren und selber zu testen. Sie werden sich danach für Ihren Kommentar entschuldigen.
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Twint mit Apple Pay zu vergleichen ist völliger Schwachsinn. Apple Pay, dass nur mit einer Kreditkarte funktioniert, ist ja ein…
Wieso Flop? Nach anfänglicher Skepsis bin ich mit TWINT rasch sehr zufrieden geworden und kann dies bestens weiter empfehlen. @LM:…
TWINT ist ein völliger Schwachsinn. In afrikanischen Ländern konnte man bereits vor 20 Jahren mit dem Mobile/Handy Zahlungen vornehmen, da…