Der Januar rockte – und die Finanzmedien bekamen es kaum mit. Der von mir erstmals letzten Sommer in Aussicht gestellte Blow-up, also ein raketenartiger Auftrieb, der praktisch alle Aktien mitnimmt, hat Ende Jahr nochmals richtig Fahrt aufgenommen, und die Kurse sind im Januar in praktisch allen Regionen inklusive Schwellenländern von Russland bis Brasilien in die Höhe geschnellt.
Das war aber nicht das Hauptereignis. Dieses war eindeutig der am 9. Januar erfolgte Dollar-Crash. Seit 2014 war der Dollar gegenüber dem Währungskorb der wichtigsten westlichen Währungen um 25% gestiegen (gegenüber dem Franken ist der Dollar ohnehin seit 2011 am Steigen).
Die Wahl Trumps schickte ihn nun 15% südwärts, davon knapp 4% in den letzten paar Tagen. (Finanzminister Mnuchin meinte ja noch am WEF: „Dollar is not a concern of mine.“) Zudem schwächeln die langläufigen US-Bonds, die Volatilität am Aktienmarkt ist trotz der Stärke plötzlich auf einem 12-Monate-Hoch mit extremen Skew (für Put-Optionen wird wesentlich mehr gezahlt als für Call-Optionen) gestiegen, und an der Währungsfront ausserhalb des Dollar tut sich richtig was.
Innerhalb von drei Tagen sackte der Schweizer Franken bei hohem Volumen von 1.18 (als die meisten Medien schon meinten, jetzt ist 1.20 eine ausgemachte Sache) auf 1.16 – den Stand von September 2017. Bekommt es die SNB jetzt mit Big Playern aus den USA zu tun, die massiv Dollar in europäische Währungen wechseln, aber Franken einem Tick dem Euro vorziehen?
Und um die Sache noch spannender zu machen, kann man beobachten, dass an hektischen Tagen entgegen dem Langzeittrend Bonds und Dollar schwächeln und Aktien gefragt bleiben, Gold sich nicht recht entscheiden kann und Kryptowährungen just seit Einführung der Futures nur nach unten gehen (Bitcoin von 20’000 auf 10’000 Dollar). Und dann noch die Entscheidung von Facebook-Zuckerberg himself, den Bitcoin-, Kryptowährungen-, ICO-Scam auf Facebook einen Riegel vorzuschieben.
Kann man aus diesen vielen Ereignissen irgendwelche Schlüsse ziehen oder Prognosen wagen? Wenn ich drei Aussagen wage, dann sind es die folgenden:
Gold könnte 2015 wirklich die Talsohle erreicht haben und sich nun mühsam Monat für Monat ein wenig emporarbeiten. Solange aber Aktien sexy sind, wird es mühsam fürs Edelmetall bleiben. Zudem wird (wie ein US Commodity-Reseacher meinte) der Goldpreis zur Zeit 5 Mal stärker davon beeinflusst (anscheinend Rekord), wie Hedgefunds reagieren und wie erfolgreich die Banken Gold-ETFs verkaufen, als durch die Nachfrage durch Konsumenten und Nationalbanken.
Ich persönlich bin aus diversen Gründen kein Anhänger von Gold für Langzeitinvestoren (Erklärung würde diesen Rahmen sprengen).
Bitcoin: Technisch zur Zeit in einem übel aussehenden Downtrend – und ich habe schon lange nicht mehr so wenige Werbenewsletter wie „How to invest riskless in crypto currencies“ bekommen. Ich glaube, bei Bitcoin hängt alles davon ab, wieviele seriöse Investoren noch von Vontobel, Swissquote & Co. überzeugt respektive überredet werden können einzusteigen.
Der Markt der Kleinstanleger ist abgegrast. Die Futures an den Börsen haben nicht sensationelle, aber ansprechende Volumina erreicht, was der Preisstabilität gut tut.
Zinsen: Vielleicht können wir sagen, dass 2016 das globale historische Tief erreicht war und 2017 die über 30jährige Bond-Hausse zu Ende ging. Wenn dem so ist, dann werden die nächsten Jahre sehr, sehr spannend.
(Extrakt für Inside-Paradeplatz-Leser; Originalartikel mit Kommentar „Longterm-Investor“ und weitere Investmentsdetails, siehe Longterm-Investor.)
„I will say this about gold:
If you took all the gold in the world, it would roughly make a cube 67 feet on a side.
Now for that same cube of gold, it would be worth at today’s market prices about $7 trillion – that’s probably about a third of the value of all the stocks in the United States.
For $7 trillion…you could have all the farmland in the United States, you could have about seven Exxon Mobils and you could have a trillion dollars of walking-around money.
And if you offered me the choice of looking at some 67 foot cube of gold and looking at it all day, and you know me touching it and fondling it occasionally.
Call me crazy, but I’ll take the farmland and the Exxon Mobils.“
Warren Buffett