Der XIV-ETN der Credit Suisse hat vor kurzem das „Zeitliche“ gesegnet. Schon ein paar Tage später gabs beim Konkurrenzprodukt SVXY von Proshares hohe Zuflüsse. Ein genialer „Contrarian“ Trade?
Das Produkt ist sehr ähnlich wie der XIV konzipiert mit dem Unterschied, dass es den aktuellen VIX-Future mehr gewichtet als den des nächsten Monats und keine Klausel enthält, dass bei einer gewissen Intraday-Schwankung das Produkt ausgesetzt wird. Das Produkt erlebte einen Verlust in den zwei „heissen“ Tagen von 90%, der Handel wurde aber gleich wieder am nächsten Tag aufgenommen.
Wie sind die Kapitalzuflüsse zu interpretieren? Im Wesentlichen als sehr bullisches Zeichen für den Gesamtmarkt. Ähnlich wie die Tatsache, dass der Bitcoin zäh die 10’000 Marke verteidigt.
Wirklich Sinn macht das Investment nicht, wenn man bedenkt, dass der ETN in einem historisch einmaligem Umfeld mit Monat für Monat abnehmender Volatilität 6 1/2 Jahre brauchte, um den Preis aufzubauen, der in 1 Tag vernichtet wurde. Ausserdem zeigen historischen Daten, dass die Volatilität nach einer 10%-Korrektur zwar durchaus sehr rasch zurückgehen kann, aber die Grundvolatilität (das „Grundrauschen“) Monate lang nachwirkt und in fast allen Fällen weitere Korrekturen erfolgten, die wieder die Volatilität ansteigen liessen.
Ich könnte mir auch gut vorstellen, dass Proshares selbst das Produkt in Bälde vom Markt nimmt. Letztlich wollen sie damit Geld verdienen. Mit nun 90% weniger Kapital im Produkt und knapp 1% Management Fees wird es sich nicht lohnen, das Reputations- und finanzielle Risiko eines Total-Crashs à la Credit Suisse einzugehen.
Und lohnt sich ein „Contrarian“ Ansatz im Allgemeinen? Aus meiner Sicht eindeutig nein. Im Gegensatz zu einem Hedge Funds oder „Newsletter“-Verkäufer geht es bei 99% der Anleger nicht darum, recht zu haben oder den grossen „Checkpot“ zu landen, sondern über die vielen „langweiligen“ Jahre so viel Rendite zu erwirtschaften, dass man die schlechten Jahre gut überstehen kann.
Das heisst nicht, dass „Market Timing“ keinen Sinn macht; es heisst einfach nur, dass man sich daraus nicht den grossen Wurf oder einen grossen strategischen Vorteil erhoffen darf.
(Extrakt für Inside-Paradeplatz-Leser; Originalartikel mit Kommentar „Longterm-Investor“ und weitere Investmentsdetails, siehe Longterm-Investor.)
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