„Schweizer Anleger-Darling sackt nach Herabstufung durch die UBS ab.“ So kommentierten Medien vor 7 Wochen den zweistelligen Kurssturz der BKW-Aktien, nachdem der verantwortliche UBS-Analyst die Aktie von „Kaufen“ auf „Verkaufen“ runtergestuft hatte.
Grundsätzlich nichts Ungewöhnliches, dass eine Analystenumstufung eine substantielle Kursreaktion herbeiführen kann.
Auf den zweiten Blick verwundert aber einiges.
Im Anhang des Researchberichtes steht „Sponsored Research“.
Im Anhang vom Anhang, dort, wo die Schriftgrösse auffordert, nicht gelesen zu werden, reibt man sich nicht nur wegen der winzigen Buchstaben die Augen:
„UBS has entered into a contract with SIX (…) whereby (…) UBS provide research (…). UBS will receive a flat fee of CHF 30’000 per annum for a period of two years (…).”
Auf deutsch: UBS erhält von der SIX CHF 60’000, damit sie zwei Jahre Research auf BKW schreibt.
Was man nicht erfährt ist, dass die SIX den Betrag der BKW in Rechnung stellt.
Mit anderen Worten: BKW bezahlt die UBS für Research.
Das System hat einen Namen: The Stage Program.
Das von der SIX ins Leben gerufene Programm hat zum Ziel, die Attraktivität der Schweizer Börse zu erhöhen.
Immer mehr Unternehmen und Investoren wenden sich von der Schweizer Börse SIX ab. Zu hoch die Kosten, zu tief die Liquidität.
Wo kein Handelsvolumen ist, da lohnt sich auch nicht Research zu schreiben. Ein Teufelskreis.
Doch statt mit tieferen Kosten die Attraktivität des Börsenplatzes zu steigern und damit für höhere Handelsvolumen zu sorgen, lässt die SIX die Marktteilnehmer für ihre Versäumnisse zahlen.
Von kotierten Unternehmen bezahltes Research soll Interesse bei Investoren wecken und die Handelsaktivität erhöhen.
Baader Helvea, UBS und ZKB lassen sich „kaufen“.
Dass Bezahl-Research nicht unbedingt objektiv ist, wissen wir seit der Immobilienkrise, als den Hypotheken-Strukis die höchsten Bonitätsnoten von Moody’s und Co verliehen wurden.
Die SIX verspricht da Besserung.
„Um die Unabhängigkeit des Research zu garantieren, gibt es keine vertragliche Vereinbarung zwischen dem Unternehmen und den involvierten Parteien (…). Ausserdem gibt es ein SIX Research Komitee, das beratend zur Seite steht.“
Im Anhang des Anhangs des Research-Berichtes lernen wir aber, dass die UBS in den letzten 12 Monaten für Investment Banking-Aktivitäten von der BKW bezahlt wurde.
Ausserdem erwartet die UBS innerhalb der nächsten drei Monate von der BKW weitere Kommissionen für solche Dienstleistungen zu erhalten.
Und: Die UBS ist im Besitz von mehr als 1% ausstehender BKW-Aktien.
Unabhängigkeit sieht anders aus. Good Governance auch.
Die Disclaimer des Stage-Teilnehmers ZKB auf Bezahl-Research werden vermutlich ähnlich „unabhängig“ sein.
Es dürfte also kein Zufall sein, dass das Bezahl-Research jeweils mit einer Kaufsempfehlung startet.
Nur dumm, wenn dann der entsprechende Verfasser des Research-Berichtes kalte Füsse kriegt.
Der Miesepeter heisst Bosco Ojeda, Head of European Small Caps bei der UBS. Der Managing Director, der fernab von BKW Bern in Madrid unter anderem spanische Zugunternehmen abdeckt, war lange optimistisch.
Seine Kaufempfehlung und stetige Kursziel-Erhöhungen verliehen der BKW-Aktie Flügel und katapultierten die Titel auf neue Höchststände.
Das Management der BKW nutzte derweil die Gunst der Stunde, sich von Aktienpositionen zu trennen.
Doch als die Aktie zum teuersten Versorgerwert der Welt avancierte und gleichzeitig die Energiepreise fielen, konnte Ojeda nicht mehr länger ein höheres Kursziel rechtfertigen.
Statt nun aber ein neutrales Hold-Rating abzuliefern, wie beim Bezahl-Research auf Peach Property, setzte er eine Verkaufs-Empfehlung ab.
Dies sorgte für rote Köpfe bei der BKW.
Eine Delegation machte sich sofort auf den Weg nach Zürich. Ermotti selbst soll den Fauxpas dem CEO der BKW, Robert Itschner, erklärt haben.
Schliesslich ist man parallel in Aquisitionen der BKW involviert und emittiert fleissig Bonds des Strom-Giganten. Das will man nicht aufs Spiel setzen.
Zu spät, der Schaden war angerichtet.
Der Kurs konnte sich mittlerweile wieder etwas fangen. Schliesslich ist BKW eine Top-Empfehlung der ZKB für die zweite Hälfte 2023…
Die Finma, die über die Markt-Integrität wacht, schweigt.
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Die beliebtesten Kommentare
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Vielen Dank für die Fallstudie, ich werde sie in meinen Vorlesungen als «Interessenskonflikt im Research von Banken» verwenden.
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Wie immer, das gleiche in der Schweiz!
@Moshe 🌹Rosenstiel…Hallo Amigos, was geht da vor?…
UBS, SIX und ZKB, die 3-faltigkeit im Schweizerischen Börsenhimmel ???….AMEN!
Die optimale Begebenheit geschäftig zu sein. Das schöne an der
…Nix Finma, Nix Bankiervereinigung, Nix Notenbank , Nix Externe Revision…
Geschichte ist, keiner pinkelt dem anderen ans Bein.
Den Ojeda mit 2 1/2 Sterne als Wallstreet Experte zu führen ist schon lustig. Unsere Schimpanse würde ihn locker schlagen, aber auch die meisten Experten. Test mit Nymphensittich waren auch erfolgreich, wo sie ihr Geschäft fallen gelassen haben.
…In jedem der Affen- und Katzenexperimente haben die Tiere nicht nur den Markt, sondern auch Profis geschlagen, die jahrelang Wirtschaft studiert haben…
Wer lieber arbeiten geht das verlorene Geld wieder rein zu holen und zu faul ist es selber in die Hand zu nehmen, selber SCHULD!
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UBS is a kingdom of toxicity…
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Die FINMA vergoldet ja seine eigenen Mitarbeiter. Für das kollektive Versagen auf der ganzen Linie werden fast alle mit 200 000 Franken Jahreslohn belohnt In dieser Hängematte kann man die Probleme auch weiterhin gut aussitzen…
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Warum verkommt? UBS war immer schon der König der faulen-Fisch-Verkäufer. Beispiele gefällig? BP zum Kauf empfohlen vor Absturz nach Karibik-Leck, Swissair stark zum Kauf empfohlen kurz vor Pleite, Tesla immer zum Verkauf empfohlen während sich die Aktie mehr als verzehnfachte, das Internet Reisebüdeli von Ermottis zum Kauf empfohlen als die Aktie nur noch nach unten ging. Wer Aktienempfehlungen der UBS ernst nimmt, dem ist nicht zu helfen.
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Solches Gebahren ist leider in der Finanzindustrie nichts Aussergewöhnliches. Auch Rating-Agenturen lassen sich für Ihre Einschätzungen (FS Rating, Kreditrating) von den Emittenten bezahlen.
Analystenmeinungen sollten nur ein Indiz für den Kaufentscheid einer Aktie sein. Man tut gut daran, die Geschäfts-/Finanzberichte und Präsentationen der Firmen zu studieren bevor man investiert… -
Toller Bericht, danke. Gerne mehr davon.
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Ja, ja und die FINMA diese kastrierte (äch vo Wämseli Wäm?..) Eunuchenbehörde, blickt wieder einmal in die andere Richtung. Ein Regenschirm ohne Bespannung….
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Seit 10 Jahren ist das UBS Research ausgedünnt und eigenartig. Die Analysten sind wegen Kosteneinsparungen zu PR-Fachleuten und schlechten Journalisten mutiert. Personell wurde fast alles nach London verschoben, trotz höherer Personal- und Standortkosten. Das gleiche gilt für den Handel mit Schweizer Aktien. Ein weiteres Kapitel des schleichenden Niedergangs des Finanzplatzes Schweiz.
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Frage mich warum bei der SIX so hohe Summen an Gehälter bezahlt werden ! Bringen ja nichts auf die Reihe.
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Spannend, wenn ich so manipulieren würde, würden ich eingesperrt, aber die können schamlos solche unlauteren Dinge machen. Dann wundern wir uns über Kursentwicklungen und über Bankpleiten.
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Die Abdeckung von Small Caps ist wichtig, aber Mifid II verunmöglicht dies. Ansonsten wenig Verbesserungspotenzial, ausser dass eine firma, die sich nur auf research fokussiert (ohne IB dienstleistungen), gegen bezahlung mandatiert wird. Aber dann fehlt ein grosser, bekannter Name wie z.B. UBS, was den Zweck des researches verfehlen würde und nicht international ist.
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Ich schaue mir das UBS Research bei für mich interessierten Aktien stets an und vergleiche es mit anderen Meinungen. Fazit: UBS Research ist auch nichts mehr als nur eine Meinung, oft auch daneben und daher nicht relevant für buy/sell/(hold.
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Das halte ich gleich: interessante Zahlenreihen, an die ich sonst nicht einfach so kommen würde doch auf die darauf geäusserte Meinung oder davon abgeleiteten Kursziele pfeife ich: das ist reine Scharlatanerie und keinen Pfifferling wert!
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die Welt ist voll solcher aufgeblasener Lachnummern.
Nur das hat durchaus seine Vorteile.
Mit den ganzen angerichteten Katastrophen lässt sich ganz einfach ein lustiges Leben finanzieren. Dies vor allem im IT-Bereich. -
Ist das nicht eindeutig Korruption?
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Das ist ja hoch interessant. Was sich schon länger bei mir als Bauchgefühl bemerkbar gemacht hatte, kommt mit diesem Bericht als Bestätigung ans Licht. Eine ganze Branche macht ihre „Bewertungen“ gleich selber, nicht der Markt. Der Markt ist nicht die unsichtbare Hand die alles steuert, es ist die sichtbare Hand unserer grossen Akteure. Es scheint alles abgesteckt und bloss der Form halber gibt es Einrichtungen die sich WeKo, Preisüberwacher oder ganz wichtig FINMA nennen dürfen. Reiner Selbstzweck, ganz besonders WeKo und Preisüberwacher.
Da macht IP als One Man Show zehn mal bessere Ergebnisse wie die Kontrollorgane.
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„Im Anhang des Anhangs“ !
„So klein geschrieben, dass es niemand liest!“
„CHF 30.000.00 Jahresfee für die SIX Veröffentlichung?“
Hallo Amigos, was geht da vor? Dank IP wird ein neuer „Sack Flöhe“ aufgemacht! Prominenter könnten sie nicht sein:
UBS, SIX und ZKB, die 3-faltigkeit im Schweizerischen Börsenhimmel ???
Nix Finma, Nix Bankiervereinigung, Nix Notenbank , Nix Externe Revision
Alle unter einer Decke …………..
Tango Corrupta Swiss Made ! Und die FDP gibt wieder Gas 🧐🧐🧐
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Es wird Zeit für ein neues Management bei der SIX… der Börsenplatz verkommt immer mehr zu einer Lachnummer. Eigentlich heisst es ja Handelsplatz, aber gehandelt wird immer weniger, dafür wird nur noch kotiert was niemanden interessiert (China GDRs, Strukis….) und dann lässt man jetzt anscheinend auch noch Firmen für das Research bezahlen. Ein weiteres Unternehmen, das den Finanzplatz Schweiz blamiert.
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Wo sind bei solchen Geschäften und Interessenskonflikten der Rechtsdienst, Compliance, all netten „good governance“, „code of conduct“ Papiere/Leitlinien usw. und nicht zuletzt der gesunde Menschenverstand? Sobald es was zu verdienen gibt, scheint alles hinfällig.
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Selber schuld! Wer den windigen Analysten-Schreiberlingen beim Aktienkauf vertraut, der bettelt ja geradezu darum in die Irre geführt zu werden.
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Herrlich!
Das ist als ob man von der PUK wegen dem CS Desaster irgendwelche Konsequenzen für irgendwelche Versager erwarten würde.
Glaubt irgendjemand wirklich die Finma würde gegen die UBS oder SIX irgendwelche Sanktionen treffen dürfen?
Diese grenzenlose Naivität ist atemberaubend.
Uuuui….eine PUK! Uuuui…die Finma!
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Nach dem Rechtsrutsch im Herbst wird es nur noch schlimmer. Bürgerliche Politik halt.
Die UBS hat ja nun noch die Devisenmanipulations Vorwürfe (wieder) an der Backe. Wetten, die CS war seinerzeit sicher auch darin verwickelt. Die Schweiz garantiert ja 256 Milliarden. Spannend, dass das Gericht dieses Verfahren justement jetzt wieder eröffnet. Ein Schuft der übles dabei denkt.
Die Schweiz, ein Land auf dem absteigenden Ast. Sogar unser eigener Grund und Boden wird an ausländische Steuerschmarozer verkauft. Unter grosser Mithilfe der $VP die ja gegen alles Ausländische ist…..
Mal schauen ob der IP Zensor das durchlasst.
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Was will uns Lukas mit dieser extrem in die Länge gezogenen Story sagen? Dass die UBS von der BKW geschmiert wurde? Und darum hat sie anstatt einer Rückstufung auf hold direkt eine Verkaufsempfehlung abgesetzt? Hä?
Oder will er die SIX kritisieren, dass diese die Research Berichte den jeweiligen Firmen in Rechnung stellt? Aber das würde ja heissen, dass kein direktes Verhältnis von UBS zur BKW besteht? Hä?
Ah aber halt die UBS hat ja selber noch BKW Aktien….die sie kurz vor der Rückstufung verkauft hat? Nein hat sie nicht…hä?
Lukas es wird echt langsam Zeit aufzuhören….by the way die Kommentare von gestern, die vor 8 Uhr geschrieben wurden könntest Du so langsam mal frei geben…
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Bist Du SIX Scheff? Ha?
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Solange die SIX Aktien wie Achiko gelistet hat, ist ein bezahlter Research Bericht kein Problem.
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Sponsored Ratings? Sie kennen bestimmt die Ratingagenturen Moody’s und S&P… finden Sie den Unterschied!
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Die Finma schweigt immer; sie schlaeft gut
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Das Research der UBS ist schon seit Jahren ein Witz. In 90 % der Fälle, wenn der Kundenberater eine Empfehlung abgibt, das Gegenteil tun und es funktioniert. Das ist übrigens nicht nur bei der UBS der Fall.
Was will uns Lukas mit dieser extrem in die Länge gezogenen Story sagen? Dass die UBS von der BKW geschmiert…
Spannend, wenn ich so manipulieren würde, würden ich eingesperrt, aber die können schamlos solche unlauteren Dinge machen. Dann wundern wir…
Frage mich warum bei der SIX so hohe Summen an Gehälter bezahlt werden ! Bringen ja nichts auf die Reihe.