Warum ist die FDP Schweiz nahezu untergegangen? Wegen Elisabeth Kopp?
Ihr ist nach heutigem Wissensstand so wenig vorzuwerfen wie ihrem verstorbenen Mann.
Der angeklagte Goldhändler Shakarchi wurde freigesprochen und von der Eidgenossenschaft mit Millionen entschädigt.
Sie bat ihren Mann, den sie liebte, um Rücktritt aus dem VR des Goldhandelshauses. Das war nicht nötig.
Beide handelten in Panik, unter einem gewaltigen Druck der Medien und der Öffentlichkeit. Am Ende wurde eine unserer talentiertesten Politikerinnen und deren Familie zerstört.
Müsste Elisabeth Kopp nach der Vorlage von Jolanda Spiess-Hegglin von den Schweizer Verlagen und der SRF entschädigt werden, wäre sie heute hundertfache Millionärin.
Noch viel mehr ging damals zugrunde.
Die von Zürich aus geführte alte FDP Schweiz brach auseinander. An die Stelle des Zolliker Nationalratspräsidenten Ueli Bremi, seinerzeit Königsmacher in der FDP wie der Schweizer Wirtschaft, trat die Schweizer Provinz.
Christoph Blocher, aufstrebender SVP-Politiker, hieb gnadenlos in seinen Artikeln und Reden auf die halb gelähmte FDP ein.
Sein Angriff auf den FDP-Klüngel in der Schweizer Wirtschaft zeigte Wirkung. Es wurde ein Politiker aus der Provinz gesucht, der die FDP Schweiz unverbraucht verkörperte.
Er wurde gefunden in Kaspar Villiger, dem Zigarren- und Veloproduzenten aus der Zentralschweiz, wo er heute noch wohnt.
Das geschah zwischen 1988 und 2003.
Seither hat sich die FDP nicht mehr erholt. Von Jahr zu Jahr mehr löste die SVP sie als die Wirtschaftspartei der Schweiz ab.
Es waren Blochers beste Jahre und jene einer starken Gruppe Gleichgesinnter, darunter Ueli Maurer, der als einziger aus diesem Kreis eine grosse Karriere bis hin zum Bundesrat machen sollte.
Blocher wollte das eigentlich nicht, genauso wenig, wie er Albert Rösti als Bundesrat wollte.
Das sind Blochers Schwächen, doch das ist eine andere Geschichte.
Zuletzt, nach einem guten Dutzend Parteivorsitzender, die alle wenig brachten, übernahm der Aargauer FDP-Ständerat Thierrry Burkart als Präsident das Kommando bei den Freisinnigen.
Der fleissige Kommunikator, der seine Dossiers kannte, hat eine Schwäche: Er wählte immer die falschen Leute aus.
Der Vorstand der FDP Schweiz, samt Generalsekretär Projer, ist eine Nullnummer.
Burkart hat bekanntgegeben, längstens bis 2027 zu bleiben, ohne auch nur anzudeuten, wer sein Nachfolger werden könnte.
Es ist kaum anzunehmen, dass dieser aus dem heutigen Parteivorstand kommt, denn dessen Mitglieder sind nahezu bedeutungslos.
Gut zwei Jahre vor den nächsten Nationalratswahlen hat die FDP Angst: Wann tritt ihr Parteimitglied, Aussenminister Ignazio Cassis, aus der Landesregierung zurück?
Das Schweizer Volk verlangt dies von dem ungeliebten Tessiner, der eigentlich ein Italiener ist, schon seit langem.
Lässt er seine Partei so hängen wie Bundesrätin Viola Amherd „Die Mitte“?
Das Glück will es, dass auch der Präsident der Mitte-Partei, Gerhard Pfister, seinen Hut nimmt.
Wer nach Pfister den Kampf gegen den Freisinn um Platz 3 im Parteienkartell in Bern aufnimmt, ist völlig unklar.
Von FDP-Präsident Burkart ist nur bekannt, dass er seine Ausbildung als Herrenreiter intensivieren will, während „Mitte“-Kapitän Pfister sich nach seinem Abgang vorzugsweise dem „Literaturclub“ im SRF widmet.
Das ist, im weitesten Sinn, Schweizer Liberalismus.
Wahrscheinlich ist, dass sich beide vor einer politischen Niederlage in zwei Jahren fürchten und aus diesem Grund vorgeben, die neuen Leute müssten rechtzeitig antreten dürfen.
Blocher, der Grossvater der SVP, will es nochmals wissen. Er hat zur Genüge Energie, Erfahrung und Geld.
Eine eigene erneute Bundesratskandidatur schliesst er, wie jetzt im VBS auf Zeit, nicht aus. Seine eigene Partei will ihn aber nicht mehr aufstellen.
So zeichnet sich ein Bild ab, wie es Deutschland bietet. Die SVP will endlich die 30%-Grenze ihrer nationalen Wählerschaft überwinden.
Mattea Meyer und Cédric Wermuth, die beiden Co-Präsidenten der SP, erinnern sehr stark an das deutsche Grünen-Team Annalena Baerbock und Robert Habeck.
Einer oder eine von beiden will auf jeden Fall in den Bundesrat. Cédric Wermuth, der ein abgebrochenes Studium hinter sich hat, gibt sich schon seit drei Jahren als allseits „gmögiger“ Staatsmann.
Und der Liberalismus? Wo bleibt er? Ist er in Europa verschwunden wie die frühen Morgennebel in der Schweiz?
Nein, überall regt sich der Liberalismus. In der Schweiz nimmt die Grünliberale Partei der FDP wichtige Stimmen ab.
In Österreich wollen die Neos als Liberale jetzt mitregieren. In Frankreich und den Niederlanden und in Luxemburg regen sich die Liberalen.
Innerhalb der EU und darüber hinaus gibt es sicher drei Dutzend liberale Parteien – von der „Allianz Neues Kosovo“ über die „Diener des Volkes in der Ukraine bis hin zu den „Leuchtfunken“ in Armenien.
Nur, man spürt sie nicht. In der Schweiz immer weniger und in Europa wie der EU nur am Rande.
Donald Trump, so heisst es, bedeutet das Ende der liberalen Weltordnung.
Auf dem Spiel stehen der Wohlstand der vielen und die Demokratie selber. Wir Unglücklichen leben in einem „Make It or Break It“-Moment.
Kein Wunder, dass Herr und Frau Normalschweizer kaum zu folgen vermögen, was jetzt in der Welt geschieht.
„Ich verstehe es nicht mehr“, sagen und schreiben mir viele.
Es ist mühsam. Wie soll jemand die Weltereignisse oder nur schon jene in der Schweiz verfolgen, wenn er acht Stunden am Tag arbeitet, Kinder hat und die Glaubwürdigkeit der Medien fraglich geworden ist.
Politische Kampftruppen wachsen überall aus dem Boden, sei es der „Kompass“ der Zuger Milliardäre der Partners Group oder die liberale Aktion „Lara“, die aus dem Büro Farner gesteuert wird.
Die Liberalen haben ihre Deutungshoheit verloren, aber sie suchen wieder den Anschluss an die Gesellschaft.
Olivier Kessler, Direktor des Liberalen Instituts in Zürich, lässt Javier Milei, den berüchtigten Argentinier, auftreten. Kessler will die Entwicklungshilfe und Bundesämter abbauen. Er sagt aber nicht, welche.
Ist das die Feigheit der Bürgerlichen?
Der „Nebelspalter“ von und mit Markus Somm wird von 70 Millionären mit je 100’000 Franken gesponsert. Er ist unterhaltsam zu lesen, verlässt aber kaum die freisinnig-liberale Blase, die es zu durchbrechen galt.
Ich meine, auch Roger Köppels „Weltwoche“ ist eine liberale Publikation. Aber die Schweizer Medien wie intellektuelle Öffentlichkeit geben sich alle Mühe, ihn in die Putin-Ecke zu drängen.
Dort, wo jetzt Donald Trump steht.
Die Bonny-Stiftung mit der erwähnten „Lara“-Initiative gibt viel Geld aus für liberale Talente, die sich darüber freuen. Es ist ein Insider-Club.
Konrad Hummler, ein Multi-Talent unter den Schweizer Intellektuellen, finanziert den „Nebelspalter“ mit und sichert mit seinen Freunden die Zürcher Progress-Foundation ab.
Die Teilnehmer ihrer sehr intellektuellen Veranstaltungen unter Leitung von Gerhard Schwarz, vormals Wirtschaftschef der NZZ, sind so überaltert wie die sonntäglichen Besucher der christlichen Kirchen in Zürich.
Einzig die Stiftung Schweizer Wirtschaftspolitik an der Uni Luzern, getragen von Alfred N. Schindler und Michael Pieper, vermag mit brillanten Professoren das öffentliche Interesse zu wecken.
Nichts von dem erreicht die Tiefen oder Untiefen des Schweizer Volkes.
Die Ausnahme ist Martin Meyer, Präsident des Schweizerischen Instituts für Aussenforschung (SIAF) in Zürich, vermag es, Wirtschafts- und Wissenschafts-Elite wie Hunderte von Studenten mehrmals jährlich an der Uni Zürich zu versammeln.
Unterstützt von den grossen Schweizer Konzernen, öffnet er mit globalen und meist liberalen Star-Referenten Fenster in die grosse Welt jenseits der Schweiz.
Derweil ruft ein intellektuelles Schwergewicht der NZZ-Redaktion, Georg Häsler, die Schweizer Liberalen dazu auf, die liberalen Demokratien Europas gegen die Ansprüche des Diktators Wladimir Putin zu verteidigen.
Er fordert: „Die Schweiz muss mit ihrer geografischen Lage auf einer Drehscheibe mitten in Europa wieder ein militärischer Stabilitätsfaktor sein.“
Keine Rede vom „Loch im Donut“, wie uns die Amerikaner sehen.
Europa samt den europäischen Liberalen ist in der Defensive. Trump will die EU zerstören, finanziell ausbluten, drittklassig machen.
Und die Schweiz?
Thierry Burkart scheint ob dieser Herausforderungen aus dem Amt zu flüchten.
Es ist wie im Krieg. Wer nimmt die Fahnenstange des Liberalismus wieder in die Faust? Eine Antwort wird bald erwartet.
Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Herr Hässig, ihr eingesetztes KI ist wirklich das Letzte. So wird die Meinungsfreiheit abgewürgt. Machen Sie echt gut. Bauen Sie sich eine Blase auf, wo nur noch das durchgereicht wird, welches von ihrem „schlauen“ KI als die einzig richtige Wahrheit angeschaut wird.
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Der Zürcher FDP Klüngel hat es fertig gebracht, die Swissair zu beerdigen. BR Villiger zeigte keine Führungsqualität, sonst hätte er die 200 Mio. zur Rettung eingeschossen. Heute werden Milliarden für die Bankenrettung zur Verfügung gestellt. FDP hat total abgewirtschaftet und jeder schaut nur auf seine eigenen Interessen. Das fängt schon in den Gemeinden an, wo die FPD „Granden“ sich als die besten aufplustern.
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Bin auch für die SVP
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„Aufrecht“ so heisst die neue Liberale/Libertäre Bewegung der Schweiz.
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Dampfplauderi vereinigt Euch. Stöhlker möchte Obmann werden. Einen juristischen Berater hat er schon.
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Das Problem der FDP ist, dass sie sich von der freien Marktwirtschaft verabschiedet hat. Freie Marktwirtschaft ist nicht, die Pfründe der Industrie oder von Gewerblern zu schützen. Freie Marktwirtschaft wird auch nicht verkörpert durch Öko-Unternehmer, welche durch Gebote, Verbote oder Subventionen die Wirtschaft zum eigenen Vorteil umgestalten möchten. Auch deren Bundesräte, ein Kantonsarzt und eine Übersetzerin, dürften wohl eher für den Etatismus, denn für den Liberalismus, stehen. So ist das nix und wird auch nix.
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Der ‚Erfinder‘ der Ovomaltine wurde mit seinem Nahrungsmittel erst so richtig gross durch den Schweizer Staat. Dann nämlich als dieser die Ovomaltine von Wanderer den Soldaten zur Verpflegung verordnete. Das war der Siegeszug dieser Marke und dieses Produkts… das gleiche mit den tollen Lederschuhen der Firma Bally die Schuhe für das Schweizer Militär fertigte und auch dadurch erst zur Grösse und späterem Ruhm heranwuchs. Viele kleine Schuhmacher und Sattlereien haben ebenfalls das Schweizer Militär mit ihren Produkten versorgt… ebenso der nette Elon der überall sein Theater aufführt ist erst durch staatliche AUfträge so Vermögend geworden und sein Kumpel Peter Thiel ebenfalls…
So richtig liberal wie das heute immer proklamiert wird ist da wenig. Eher sozialistisch umverteilend aber das macht nichts. Es hat ja niemandem geschadet, diese staatliche Umverteilung. Damals.
Heute fliegt einem die liberale Gier nur so um die Ohren.
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Ich bin sehr liberal. Mache nur was mir nützt. Wer nicht zahlt, den vertrete ich nicht. Alle Verluste kann ich bei den Steuern abziehen, habe dafür den richtigen Steueranwalt. Die Vorzugskonditionen werden mir bei den Banken und bei den Steuern nachgeworfen. Ja die geben sich alle grosse Mühe mit mir. Bin ja schliesslich auch ihr grösster Freund und Fürsprecher.
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Ja er war immer der Beste in der Schule.
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In regelmässigen Abständen werden die IP Leser mit dem Gelaber über die FDP berieselt. Stöhlker trauert immer noch den Bremi Zeiten nach. Stöhlker, der Allwissende Politstratege war aber offenbar nicht gut genug für die FDP. Er war noch nie in einer leitenden Funktion. Er kann als Laienjournalist nur ständig über die CH Politiker her ziehen. Blamabel.
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Wo KJS recht hat, hat er recht. Punkt.
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Nach den Regeln von Monika Klinik? Hat Klausj zuviel gejubelt?
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In den 70ern mutierte die FDP zur reinen Finanzdienstleistungs-
und Industrie-Partei. Die Gewerbler als wichtiges Rückgrat der
schweizer Wirtschaft wurden bestenfalls noch als Wasserträger
geduldet. Einzig der bodenständige Otti Fischer konnte sich noch
für die zwangsläufig liberal denkenden Gewerbler einsetzen.
Kein Wunder, dass viele Mittelständler zur aufstrebenden Blocher-
Partei konvertierten. Der Fall Kopp dürfte dabei nur eine marginale
Rolle gespielt haben.-
Die guten FDPler sind in der Wirtschaft. Und die Wirtschaft hat keine Gesamtstrategie Ihre Interessen in der Politik zu vertreten. Das altuelle Lobbying ist brachenspezifischer Altdünkel.
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Es erstaunt, dass die Zensur von Lukas Hässig bei seinen Autoren nicht greift. Wenn ein Kommentator Klaus J. Stöhlker als Nullnummer betiteln würde, würde der Kommentar nicht erscheinen. Herr Hässig ihre Zensurpolitik in Ehren, aber bitte auf beiden Seiten, also auch bei den Autoren.
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Ich bin nicht sicher, was Herr Stöhlker unter „Liberal“ meint. Wirtschaftsliberal? Sozialliberal? Grünliberal? Sonstwasliberal? Vielleicht könnte er dies in einem separaten Artikel klären. Vielen Dank.
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nullliberal
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Wokeliberal.
Niemand braucht mehr die FDP.
Die MEI-Versenker und Totengräber der Schweiz.
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In den 70ern mutierte die FDP zur reinen Finanzdienstleistungs- und Industrie-Partei. Die Gewerbler als wichtiges Rückgrat der schweizer Wirtschaft wurden…
Wo KJS recht hat, hat er recht. Punkt.
Ich bin nicht sicher, was Herr Stöhlker unter "Liberal" meint. Wirtschaftsliberal? Sozialliberal? Grünliberal? Sonstwasliberal? Vielleicht könnte er dies in einem…