Die passende Begleitmusik zur kantonalen Misere liefert die staatliche Bank des Baselbiets: lediglich 10 Prozent Wachstum des Geschäftserfolgs seit 2016.
In der Liga vergleichbarer Staatsbanken spielt die Basellandschaftliche Kantonalbank (BLKB) damit in der zweiten Reihe.
Da hilft auch kein Schönreden mehr.
Während andere Kantonalbanken ihre Ertragskraft mit soliden Geschäften steigern, steckt die BLKB Millionen in ein experimentelles Digitalprojekt, dessen Ausgang ungewiss ist.

Die Frage stellt sich, ob es bei der aktuellen finanziellen Lage des Kantons tragbar ist, Tochtergesellschaften zu unterhalten, die wie im 2024 den Geschäftserfolg der Kantonalbank um 24 Millionen Franken geschmälert haben.
Peter Riebli, SVP-Kantonalpolitiker, ist überzeugt: „Ohne Radicant und weitere Management-Fehlentscheide stünde die Kantonalbank und damit auch der Kanton finanziell deutlich besser da.“
„Wäre die Swissquote-Beteiligung noch im Portfolio, hätte dies die Bilanz der Bank massiv entlasten können“, fügt Peter Riebli hinzu.
„Wir geben zu viel aus“, mahnte der Baselbieter Finanzdirektor im Herbst. Für digitale Spielwiesen gilt die Sparbotschaft wohl nicht.
Die finanzielle Belastung, die Radicant und Co. für den Baselbieter Steuerzahler darstellt, scheint die Politik im Halbkanton nicht weiter zu beunruhigen.
Politische Motive sieht Peter Riebli hinter dem Verhalten der Parlamentsmehrheit. Er erklärt:
„Eine offene Auseinandersetzung mit dieser Fehlinvestition würde die Regierungsparteien in ein schlechtes Licht rücken.“
„Um Schaden vom eigenen politischen Lager abzuwenden, verzichtet die Parlamentsmehrheit auf eine kritische Prüfung der Bankstrategie.“
Die Bank bekräftigt den für 2027/2028 angesetzten Break-even, der jedoch bereits um ein Jahr verschoben wurde. Peter Riebli äussert Skepsis:
„Selbst Fachleute können nicht erklären, wie Radicant jemals profitabel werden soll. Um allein die jährlichen Fixkosten zu decken, wären Kundengelder von 2,5 Milliarden Franken nötig“.
Medien berichten, dass die Digitalbank Radicant derzeit 120 Millionen Franken von 10’000 Kunden verwaltet.
Mit etwas über 300’000 Nutzern und einem Kundenvermögen von 3 Milliarden Franken hat Yuh nach nur vier Jahren ihre Profitabilität erreicht.
In bemerkenswert kurzer Zeit, nämlich nur zwei Wochen, konnte die 3a Vorsorge-App Viac mit ihrem neuen Anlageprodukt Invest 6’000 Depoteröffnungen verbuchen.
Die Forderung nach mehr Zeit für Radicant ist legitim. Jedoch darf nicht vergessen werden, dass Zak, Neon und Yuh mühevolle Pionierarbeit geleistet haben, während Radicant lediglich folgt.
Auch im Zusammenhang mit Radicant läuft aktuell eine Gesetzesinitiative im Baselbiet, die unter anderem eine Lohndeckelung für die Geschäftsleitung der BLKB verlangt. Riebli sitzt im Komitee der Initianten.
Bereits 2015 führte der Kanton Aargau bei der Aargauischen Kantonalbank einen Lohndeckel ein, und entgegen den damals geäusserten Bedenken der FDP hat sich nicht nur kein negativer Effekt gezeigt.
Sondern der Geschäftserfolg hat sich seit 2016 um über 50 Prozent erhöht – dies im Vergleich zur BLKB mit den erwähnten 10 Prozent.
„Die BLKB hat im Geschäftsjahr 2024 erneut ein sehr gutes Ergebnis erzielt“, sagt ein Sprecher der Baselland-KB.
„Die Bank hat ihre Ertragskraft weiter verbessert und gleichzeitig ihre Stabilität und ihre Sicherheit erhöht. Sowohl die Ausschüttungen an den Kanton Basel-Landschaft als auch die Eigenmittel wurden erhöht.“
Kommentare
Kommentar zu No quality Abbrechen
Die beliebtesten Kommentare
-
Hätte jeder Schweizer eine Swissquote-Beteiligung im Portfolio, würde dies die Bilanz jedes Schweizer Haushalts massiv verbessern können.
-
Das ist zu einfach. Tatsächlich liegen die Ursachen vor allem bei der Politik, aber anders als dargestellt. In den allermeisten Kantonen ist es so, daß das Parlament grundsätzlich als Bremser bei den Ausgaben wirkt. Nicht so im Baselbiet. Die Regierung kann als Vorlage bringen, was sie will, im Landrat werden noch eine bis zwei teure Lagen draufgeschmiert, von Links natürlich. Weil’s so nett ist, hilft dann in aller Regel ‚die Mitte‘ mit. Der nächste politische Grund liegt darin, daß BL, abgesehen von BS, der zentralistischste Kanton der Schweiz ist. Im Baselbiet herrscht eine Manie, daß etwas nur richtig, gut und gerecht sein kann, wenn es zentral vom Kanton gemacht wird. Vergleichbar mit Firmenfusionen setzt sich dann am Schluß immer die teuerste Lösung durch.
-
Wenn ich die beiden Jahresabschlüsse 24 anschaue, so erkenne ich Zahlenkreativität:
Im Konzern wird ein Goodwill von 45,1 Mio. für den Zusammenschluss Radicant/Numarics gelistet.
Das Stammhaus führt demgegenüber Radicant mit 113 Mio. in den Büchern (+46 Mio. ggü 2023).
Als Goodwill werden immaterielle Aspekte wie Image, Kundenbasis, Marken, Management und Marktposition zusammengefasst.
Humor haben sie ja – in Liestal.
-
Die finanziellen Probleme dieses Kantons liegen nur zum Teil bei der BLKB/Radicant.
Die Ursachen liegen tiefer und vor allem in der Politik. Tatsächlich hat die Wirtschaftskammer (oder besser gesagt die Dunkelkammer) das Sagen und bestimmt die bürgerlichen Parteien mit ihrer Mehrheit im Landrat.
Die Verwaltung dieses Kantons ist rückständig, was sich in praktisch jedem interkantonalen Vergleich zeigt. Das einzige, das diesen Kanton zusammenhält, sind die Antipathien zur Stadt Basel. Dabei sägt man an dem Ast, auf dem man sitzt, ohne es merken (zu wollen).-
Allein für Augusta Raurica arbeiten 60 Angestellte. Da muss man sich nicht wundern, wenn der Kanton kein Geld mehr hat.
-
-
Selbst die radicant Mitarbeiter glauben nicht mehr an diese Firma.
Dies ist auch auf Kununu ersichtlich. -
-
Leider bin ich mit einem Radicantler in LinkedIn vernetzt. Ich frage mich einfach, ob die Radicantler auch arbeiten oder sich hauptsächlich an (grünen) Events aufhalten, LinkedIn Beiträge verfassen und lustige Fotos machen. 3 Tage Davos, ein Anlass in Zürich, Bern und Genf. LinkedIn Kommentare im halbstündigen Takt etc.
-
Alle Kantone sind von ihren Banken abhängig. Angenehm. Aber riskant und naiv.
-
Nicht alle Kantone. Solothurn hat keine Kantonalbank mehr.
-
-
Dieser Bericht deckt sich mit dem Kundenverhalten der BLKB: Arrogant nach dem Motto „Wir haben die Bank, was wollen Sie?“
-
Eine Kantonalbank ist für Stabilität und lokale Dienstleistungen zuständig und nicht für exorbitante Wachstumsraten.
Nanobänkchen haben schnell mal eine Wachstumsrate von 50 Prozent, wenn Herr Hugentobler-Sülzkopf sein Sparkässli zu Bank bringt.
-
Radicant folgt den anderen Neon Banken nicht nur, sie folgt ihnen auch mit schlechterer Qualität und höheren Preisen. Das ist das Hauptproblem!
-
Häfelfinger ist Radicants Lebensader. Wird sie durchtrennt, stirbt beides.
-
@Steuerzahler: Was steckt hinter dieser Verbindung JH/radicant? Wie immer wenn ein neuer CEO bei einer Firma auftaucht, so muss er dieser den eigenen Stempel aufdrücken. Da die BLKB bereits Beteiligungen an Swissquote und True Wealth hatte war dies nicht wirklich möglich. Also musste ein eigenes Projekt her, sehr wahrscheinlich. Finanzelle Aspekte können es wirklich nicht sein. Dafür hatte man mit der Erfahrung der True Wealth Beteiligung eine Expertise im Hause welche genügend Erfahrungswerte hätte liefern können. Auch hat der Markt nicht darauf gewartet bis eine Kantonalbank zeigt wie Digital-Banking geht. Aber wie heisst es so schön: Abwarten und Tee trinken (oder weiter Geld ausgeben).
-
-
Hätten die involvierten Personen dieses Experiment auch getätigt wenn Sie dies mit eigenem Kapital hätten tun müssen? So wie dies echte Unternehmer in der Regel machen?
-
Was immer wieder erstaunlich ist bei diesem Thema ist die fehlende Selbstkritik. Man darf durchaus zugeben, dass man einen Fehler gemacht hat und dann sollte man solche Experimente beenden. Warum John Häfelfinger die Beteiligung an Swissquote abgestossen hat bleibt für immer sein Geheimnis. Sehr wahrscheinlich konnte er es nicht ertragen, dass er keinen Sitz im VR von Swissquote einnehmen konnte. Gleichzeitig hat eben dieser CEO die Beteiligung an True Wealth weiter ausgebaut. Was morgen zählt? Nur das eigene Ego, sehr wahrscheinlich. Hätte man erfolgreich die Investments des Vorgängers weitergeführt, so wäre man nirgends in den Annalen der BLKB aufgetaucht. Darum geht es im heutigen Banking – leider.
Selbstdarstellung kommt vor Profitabilität. Schade nimmt der Kanton seine Verantwortung nicht wahr. Milliardengräber der Politiker sind ja in, aktuell!-
Nichts gegen Truewealth – damit generiert die BLKB immerhin mit wenig Aufwand nicht unbedeutende Erträge!
-
@Buurerammel: Rechnen will gelernt sein! Woher wissen Sie, dass die BLKB „nicht unbedeutende Erträge“ mit True Wealth generiert (es sei denn Sie sind Insider)? Diese Zahlen werden nirgends transparent ausgewiesen. Gehen Sie mit mir einig, dass die Ausgaben für die entsprechende Beteiligung, immerhin 40.66% gemäss Geschäftsbericht, nicht umsonst zu haben war? Wie viele Millionen hat man wohl für dieses Investment ausgegeben? Wenn ich richtig rechnen kann, so sollte zuerst die Summe für die Beteiligung wieder „reingeholt“ werden und ab dann generiert man Erträge resp. Gewinn. Sehen Sie dies auch so? Mit über 1 Mrd. an Assets dürfte True Wealth zwischen 4 – 5 Mio. p.a., brutto einnehmen. Da dürfte für eine allfällige Dividendenzahlung nicht sehr viel übrig bleiben. Aber Sie haben recht: True Wealth ist auf gutem Weg, langfristig, profitabel zu werden, dies bei deutlich effizienterer Personaldecke als radicant.
-
-
Wer die Konzernrechnung mit der des Stammhauses vergleicht, sieht:
-dass radicant, Blkb Fund Management keinen Ertrag erwirtschaftet hat (Geschäftserfolg Konzern tiefer als die des Stammhauses)
-dass immaterielle Werte von 46 Mio. aufgebaut wurden. Sprich: numarics zu 46 Mio über dem Buchwert übernommen wurde.
Wie radicant jemals in die Gewinzone kommen soll ist und bleibt ein grosses Rätsel. Ich kann es auch mit ganz viel Fantasie nicht erklären.
Ich habe in meinen über 35 jährigen Finanzerfahrung noch nie so ein offensichtliches Disaster erlebt. -
Ein vom Kanton in mehrheitlich besessenes Institut soll in der freien Marktwirtschaft die Kantonsfinanzen retten; das aber als Regionalbank – you are a dreamer. Wäre es nicht seine Aufgabe als Parlamentarier die Kosten des Kantons im Griff zu halten? Da bringt er Ideen wie Krankenkassensubventionen – wieviel kosten die…? Ups, da hat der Parlamentarier Riebli etwas falsch verstanden. Aber ok, Peter Riebli interpretiert die Welt wie sie ihm gefällt – Hauptsache Opposition. Er verwendet jetzt die KB als Steigbügel für den Regierungsratssitz.
-
Kein Brand. Kein Alleinstellungsmerkmal. Auschliesslich mit Dauer-Rabatt und Kampfpreisen unterwegs – auch im 3. Geschäftsjahr. Aussichtslos. Wie es geht zeigt True Wealth.
-
@Emilie: Ihre Aussagen sind korrekt! Was Sie jedoch vergessen ist das ganze Thema um die Nachhaltigkeit. Gutmenschen eben. Ist wie im richtigen Leben. Das Geld derer Umverteilen welche es haben. Radicant wäre ohne den Honigtopf der BLKB schon lange von der Bildfläche verschwunden. Unternehmertum? LOL, da kann ich nur lachen! BTW – True Wealth hat gegen 10 Jahre gebraucht um profitabel zu werden. Nur mit eigenem Geld? Man schaue sich den Steigerungslauf der Beteiligung durch die BLKB an. Ein Schelm wer Böses denkt 😉
-
-
weg mit der staatsgrantie der kb bl und dann diese bank als regionalbank verkaufen.
problem gelöst. -
Schrecklich, dass ein Landrat so mit dem Volksvermögen spielt und nichts auslässt, um die Bank schlecht zu machen. Die Bank liefert seit Jahren stabil 70 Mio und mehr an den Kanton. Er macht Kampagne gegen seine eigene Kantonalbank und verkauft sich als Retter; dabei schreckt er vor nichts zurück und will nur eins: einen Regierungsratssitz der Opposition SVP
-
@Galina: Die Ablieferung an den Kanton wurde über 160 Jahre aufgebaut und somit, quasi, zu einer Konstanten (waren das die Gewinnausschüttungen der SNB nicht meistens auch?). Könnte man den Geldsegen an radicant auch als „interkantonalen Finanzausgleich“ betrachten? Zwischen 20 und 30 Mio. CHF, und dies jedes Jahr, nach Zürich überweisen ist schon noch chic! Es ist wie beim Vermögen: 10% der reichsten Privatpersonen besitzen rund 75% des Vermögens in der Schweiz. 1000 Angestellte im Stammhaus und knapp 100 Mitarbeiter bei radicant – somit findet auch hier ein Ausgleich statt. Aber nicht mehr lange – Radicant wird ja ab 2027/2028 die Gewinnschwelle erreichen. Der Kanton BL kann sich schon mal überlegen wie er diese Gelder ausgeben möchte. Was wenn die Gewinne aber plötzlich nicht mehr so sprudeln wegen der sinkenden Zinsen? Wir werden sehen was die Zukunft bringt.
-
Ich verstehe ihren Frust bezûgl Peter Riebli gut. Aber im Fall BLKB hat er halt schon recht. Die BLKB müsste deutlich mehr an den Kantonausschütten, als sie dies in den vergangenen 8 Jahren gemacht hatte. Was ich nicht verstehe, ist die Tatsache, dass die meisten Landräte es akzeptieren, dass die Bank jedes Jahr einen zweistelligen Millionenbetrag an Steuergelder vernichtet. Offensichtlich tun sie es, weil die berechtigte Kritik von Peter Riebli kommt und ihm wollen sie einfach nicht recht geben. Also lieber weiterhin Steuergelder vernichten lassen. Wenn man die Performance der Bank der letzten 8 Jahre mit andern KBs vergleicht, dann fehlt dem Kanton BL einen dreistelligen Milionenbetrag über diese Zeitspanne. Man muss leider konstatieren, dass JH eine klare Fehlbesetzung war, welche schon längst hätte korrigiert werden müssen. Schade, dass der Finanzdirektor und der Bankrat das alles stützen.
-
Wer die Konzernrechnung mit der des Stammhauses vergleicht, sieht: -dass radicant, Blkb Fund Management keinen Ertrag erwirtschaftet hat (Geschäftserfolg Konzern…
Kein Brand. Kein Alleinstellungsmerkmal. Auschliesslich mit Dauer-Rabatt und Kampfpreisen unterwegs - auch im 3. Geschäftsjahr. Aussichtslos. Wie es geht zeigt…
Hätten die involvierten Personen dieses Experiment auch getätigt wenn Sie dies mit eigenem Kapital hätten tun müssen? So wie dies…