Die Nestlé-Krise dreht Richtung Präsident. Paul Bulcke. Ob der sich wie geplant bis nächsten Frühling halten kann, sei offen, schreibt die NZZ.
Der Grund ist die Not-Entlassung von CEO Laurent Freixe nach einem Jahr. Bulcke, der Nestlé seit fast 2 Jahrzehnten dominiert, hat bei seiner wichtigsten Entscheidung daneben gegriffen.
Die für Nestlé-Verhältnisse komplett übertriebene Desavouierung von Freixe wegen dessen verheimlichter Liebesaffäre mit einer Direktunterstellten wirft Fragen zu Bulckes Rolle auf.

Bulcke und Freixe gaben Ende April Jeff Hamilton als neuen Chef für Nord- und Südamerika bekannt.
Hamilton würde per 1. Juli übernehmen, sein Vorgänger Steve Presley gehe Ende April in Rente.
Warum übernahm Hamilton nicht sofort, per 1. Mai? Schliesslich sass das Nestlé-Schlachtross bereit im Hauptsitz in Vevey.
Die Antwort ist inzwischen klar: CEO Laurent Freixe wollte den Zonen-Chefjob für zwei Monate selbst ausüben – obwohl er als Konzernleiter genug zu tun hatte.
Doch in „Americas“ gab es eine dringend zu lösende Personalie. Die Marketing- und Kommunikationschefin musste weg.
Die Frau war unter Freixe, als dieser noch zuständig war für die damals Stand-alone-Zone Lateinamerika, im September 2023 wie eine Rakete in dessen Führungsteam hochgeschossen.
Heute weiss man, warum: Freixe und die Managerin waren ein Paar. Das aber behielten sie für sich.

Diesen Mai, als sich Freixe an die Lösung seines persönlichen Problems machte, breiteten sich intern die Gerüchte um die Liebschaft aus.
Es pressierte. Freixe öffnete das Portemonnaie. Jenes von Nestlé, sprich von den Aktionären, den Besitzern des Food-Multis.
Freixe habe in Eigenregie zusammen mit der Personalabteilung der Zone „Nord- und Südamerika“ seiner Partnerin ein Abgangspaket schmackhaft gemacht, so die Information eines Insiders.
Ende Juni war diese über Nacht verschwunden – nach 23 Jahren Nestlé-Zugehörigkeit.
Am 1. Juli übernahm Hamilton den Job als Americas-Zonenchef. Freixe war ab da wieder „nur“ CEO von Nestlé.
Das Manöver geschah mit Wissen und Wollen von Präsident Bulcke. Der Belgier hatte als Präsident des Verwaltungsrats der Nestlé den eigenartigen Zwei-Monats-Doppeljob seines CEOs abgesegnet.
Der Job des Chairmans beinhaltet genau diese Aufgabe: Bestimmung von Konzernleitungs-Positionen.

Als dann die Gerüchte um die „verbotene“ Liebschaft von Freixe intern immer lauter wurden, hat Bulcke diese mit einer Pseudo-Untersuchung vom Tisch gewischt.
Am 27. Juli flog ihm die Geschichte doch noch um die Ohren. Damals kam die ganze Story ans Tageslicht.
Bulckes designierter Nachfolger, der Zara-Chef Pablo Isla, war nicht länger bereit, die Affäre Freixe zu decken. Er pochte auf eine echte, forensische Untersuchung durch Bär&Karrer.
Mails zeigten schnell die Liebe, das Versteckspiel, die Lügen – und die Abfindung. Diese ist nicht erhärtet, aber vom Insider ausgeführt.
Und der Sprecher von Nestlé sagte auf Fragen dazu am Montagabend: „Wir kommentieren das nicht.“

Bulcke musste nach dem Reingrätschen von Vize Isla den harten Mann spielen. Freixe kriegt seine gesperrten Boni und Aktien nicht. Höchststrafe.
Das Problem ist damit nicht gelöst. Bulcke hat die Nestlé in einen gefallenen Riesen verwandelt, der für seine hohen Dividenden zur Beglückung der Aktionäre die Schulden aufbläst.
Diese sind im ersten Halbjahr 2025 um 5 Milliarden auf 60 Milliarden gestiegen. Der Cash-Bestand hat sich um 2 Milliarden verkleinert, der Cashflow betrug noch mickrige 2 Milliarden – dies bei einem Umsatz von 44 Milliarden.
Nestlé hat keine fähige Nachfolger in der Pipeline. Der neue CEO Philipp Navratil ist eine Notlösung. Ihm fehlen wichtige Fronterfahrungen als Zonenchef.
Unter Freixe konnten die zentralen Chefs für die zwei grössten Lateinamerika-Märkte Mexiko und Brasilien sitzenbleiben. Sie halten ihre Topjobs seit 8 Jahren.
Das wichtige Rotieren, damit Nachwuchskräfte hochkommen, ist eingeschlafen.
Keine Talent-Pipeline, hochschiessende Verschuldung, Dividenden auf Pump, ein Sex-Skandal, ein CEO-Desaster nach einen Jahr auf der Brücke: Der Vorzeige-Konzern gerät in akute Schieflage.
Shorten! Nicht den Bulcke aber die Aktien. 100% Gewinnchance solange der am Drücker bleibt.
Paul Bulke ist der Hauptverantwortliche Typ für den Niedergang von
Nestle. Er sollte jetzt blitzschnell entlassen werden. Er ist am
Ende mit seinem Latein.
Nun geht LH auf Bulcke los.
Das ist die Herausforderung für jede Firma, die quasi automatisch gut läuft: Den Schwung behalten. Meistens kommen in solchen Fällen Verwalter an die Macht, welche den Fokus aus den Augen verlieren und mit der guten Bezahlung ein lockeres Leben haben. Geld hat man meistens sowieso mehr als genug und vom Alter her fehlen die Ambitionen. Also lässt man einfach die Zügel schleifen. Gründe für Anstrengungen gibt es keine mehr. Da könnten einzig die Aktionäre einen anderen Verwaltungsrat wählen. Die Wahlmöglichkeiten sind allerdings jeweils sehr beschränkt.
so verdient die genannte Anwaltskanzlei zweimal. zuerst eine lockere Untersuchung, wohl rund 0.5 mio CHF zulasten der Aktionäre, und danach kommt das Beste: Wenn es zutrifft, dass der VRP wusste, was Sache war, lange vorher, und er nichts in Sachen ordentliche Kündigung unternahm, kann er den CEO nichtangeblich fristlos entlassen, also weiteres Anwaltsfutter für jene Anwaltskanzlei. Sollte diese eine Entlassung empfohlen haben, jedenfalls dürfte eine solche Affäre nicht reichen, liegt eine Interessenkollision vor, wenn sie jetzt Nestle wieder vertritt; das wird wohl irgendwie umgangen.
Bulcke raus, sofort.
Ohne Boni, ohne Abfindung, ohne gesperrte Optionen.
Elender Versager!
„ Die für Nestlé-Verhältnisse komplett übertriebene Desavouierung“… Ich glaube, „Nestlé-Verhältnis“ wird das neue Wort des Jahres!
Spätestens seit der schmuddeligen Entlassung von Herrn Schneider ist klar, Präsident Bulcke ist und war nie Herr der Lage. Jetzt ist das inzwischen vielen klar. Schluß jetzt – sofort – unnötiger Schaden ist genug entstanden. Nestle braucht kluge Führung und Anstand, auch wenn der Eindruck entstand es wäre ein Selbstläufer, den man lediglich verwalten könnte! Arbeit ist zu leisten, es lohnt sich!
Ich hoffe, das Abgangspaket wurde für alle drei gestrichen: Bulcke, Freixe und Rakete.
Die Nachfolge von Bulcke und in verschiedenen Top-Positionen sind aufgegleist oder haben bereits stattgefunden. Bulcke selbst ist in sechs Monaten weg – ersetzen könnte man ihn zwar schon jetzt (weil alles vorbereitet ist), aber etwas an der Unternehmensstrategie ändern würde das nicht. Darauf hofft der Autor aber.
Dazu müsste man wohl den ganzen VR und die Top-Ebene austauschen, aber mit wem? Alternativen gibt es ja – zumindest intern – nicht.
Ein Unternehmen, das sich verschulden muss, um die Dividendenausschüttung zu finanzieren und die Aktionäre ruhigzustellen, hat ganz andere Probleme. Da stimmt etwas nicht.
Die Liebesaffäre ist ein Nebenschauplatz – zeigt aber symptomatisch auf, dass die Grenzen zwischen Arbeit und Privatleben, “meins” und “deins” bei Nestlé verwischt wurden, insbesondere mit der Abfindung aus der Firmenkasse.
Der VR-Präsident soll sich jetzt auf seine Arbeit konzentrieren. Er wird ohnehin in einem Jahr abgelöst.
Wenn ein Franzose und Belgier die Führung haben …
Ein kleines Loblied auf IP. Wieso lese ich in den renommierten Zeitungen irgendetwas von „hätte, könnte, würde“ und hier was wirklich geschah. Wieso kommen die „Bäumevernichter“ darauf, dass man ihre Blätter für annähernd 1000 CHF im Jahr abonnieren soll. Um irgendein Bauchgefühl in den unzähligen Kommentaren abzuholen? Um mit KI aufgemotzte Agenturmeldungen zu lesen? Goodbye Tagi, NZZ, FuW, Handelszeitung, BZ und wie sie alle heissen.
Das Manöver war wohl eines zu viel:
CEO Laurent Freixe wollte den Zonen-Chefjob für zwei Monate selbst ausüben – obwohl er als Konzernleiter genug zu tun hatte.
So konnte der Allerliebsten noch eine schöne Abgangsentschädigung geschenkt werden. Dabei hätte er andere Probleme lösen sollen.