In Weinfelden steht sie, stolz und kantig: Die Kehricht-Verbrennungsanlage (KVA) von Antoniol+Huber, 1996 eröffnet, von Architekturführern als Meilenstein gefeiert.
Ein Bauwerk, das die Abfall- und Konsumgeschichte der Schweiz erzählt und laut beigezogenen externen Fachexperten noch längst nicht am Ende seiner Lebensdauer ist.
Doch 2032 soll das Werk verschwinden. Abbruchbagger statt Bewunderung. Warum?
Weil man in der Ostschweiz lieber neu baut. „Im Thurgau brennt die KVA“, hiess es hier vor Wochenfrist.
Neu bauen, klingt zunächst vernünftig. Abfall fällt weiter an, Technik schreitet voran.
Doch beim genaueren Hinsehen stolpert man über Widersprüche, die so gross sind wie die geplanten Schornsteine.
Die neue Anlage soll gerade mal die eineinhalbfache Kapazität bringen. Doch die Kosten bewegen sich in einer Dimension, als würde man ein Werk mit dem zwölffachen Volumen hinstellen.
Etwas mehr Leistung für viel mehr Geld: Laut Fachexperten könnte stattdessen die jetzige Anlage parallel stehen, weiter genutzt oder zumindest erhalten bleiben.
Stattdessen soll ein Werk von nationaler Bedeutung ohne breite Diskussion verschwinden.
Wer entschied über das Projekt? Mitglieder des Verwaltungsrates der KVA Thurgau in Weinfelden sassen gleich selbst in der Jury des Architekturwettbewerbs.
Gleichzeitig war die Firma TBF+Partner als Fachrichter vertreten. Nachdem dann die Siegerin der Ausschreibung gekürt war, gings um die Suche nach der Generalplanerin.
Und siehe da: Das Rennen machte die TBF+Partner. Die Spezialistin, die in der Jury mitbestimmte und Expertin eine entscheidende Rolle spielte.
Da entscheidet sich die KVA Thurgau für ein Mammutprojekt, beraten von ihrem Intimus-Experten, kurz darauf erhält dieser Experte den Auftrag, das gekürte Projekt hinzuklotzen:
Wie konnte die Unabhängigkeit beim Wettbewerb gewährleistet sein? Kritiker vermuten enge Verbindungen zwischen Mitgliedern des Verwaltungsrats (VR) und Planern.
Wurden deshalb Alternativen gar nicht ernsthaft geprüft? Und warum wurde von Beginn weg praktisch nur die teuerste Lösung verfolgt?
Ebenfalls stellt sich die Frage: Gibt es für den VR oder den Planer eigene wirtschaftliche Vorteile durch dieses Vorgehen? Fragen über Fragen.

Wir haben den Verwaltungsrat um eine Stellungnahme gebeten. VR-Präsident Reto Stäheli schreibt:
„Bei Wettbewerben ist es üblich, dass die Bauherrschaft in der Jury vertreten ist. Die Zusammensetzung wurde gemäss SIA-Regeln durch eine unabhängige Stelle überprüft.“
Und weiter:
„Von den 12 Jurymitgliedern waren 6 Vertreter der KVA, die anderen externe Fachleute, darunter der Kantonsbaumeister. Der Generalplaner hatte 1 von 12 Stimmen und eine moderierende Rolle.“
Dann kommt’s:
„Von persönlichen Freundschaften kann keine Rede sein. Das ausgewählte Projekt war volumenmässig das kleinste und kostengünstigste.“
„Eigene wirtschaftliche Vorteile für Beteiligte schliesse ich aus. Wir haben den einstimmigen Auftrag der Verbandsgemeinden, das Projekt umzusetzen – im Rahmen der genehmigten Budgets.“
Klingt formal korrekt, beruhigt aber nicht alle.
Die nackten Zahlen bleiben: Eine eineinhalbfache Steigerung der Kapazität zum Preis einer Anlage mit zwölfmal so viel Volumen.“
Ein architektonisches Vorzeigeobjekt, das ersatzlos verschwindet. Projektierungskosten und Honorare, die offenbar in die Höhe schiessen wie Silvesterraketen.
Und Bürgerinnen und Bürger, die sich fragen, ob hier wirklich nur Abfall verbrannt wird – oder auch das Vertrauen.
„Selbstbedienung statt Ausschreibung.“ Der Generalplaner sitzt in der Jury – und gewinnt den Millionenauftrag. Im Thurgau nennt man das wohl Effizienz. Der Rest nennt’s Filz.
Gross, grösser oder einfach Grössen-Wahnsinn?
Offenbar ein prima Geschäftsmodell, bezahlen werden die kleinen Kehricht-Kunden.
Aus einem Park mitten in Zürich, westlich der Anlage, kann gut im Thurgau ein monströses Projekt geplant werden. Aber der Wind dreht immer wieder!
Gibt es im Thurgau noch verantwortungsbewusste Politiker?
Thurgau mit Bundesbern ersetzen.
Überall dasselbe.
In Zürich, in Weinfelden… steht einfach mal hin und staunt über den Müll, der mit riisigen LKW aus Deutschland rangefahren wird… Wenn ihr den ersten sieht… warten, es kommen täglich viele!!!
Dann noch auf die Schiene gucken… da wird auch fleissig rangekarrt… die Verantwortlichen werden dann sagen: es ist ja auf der Schiene (CO2 ….) und dann ist das Müll den wir „brauchen“ um die Auslastung zu sichern…. Gesichert werden sicher die Jobs rund um den Betrieb und indirekt der Ämter!
MÜLL!!
Und, wo liegt denn das Problem? Ist es nicht sinnvoll, den Müll über ein vernünftiges Einzugsgebiet einzusammeln, in einer wirtschaftlich vernünftig grossen KVA zu verbrennen und die Energie zu nutzen in einer Fabrik die rund um die Uhr im 24h Betrieb 7 Tage die Woche abnimmt? Das ist weitsichtige Planung.
50% höheres Abfallpotential zu einem 1300% höheren Preis – wow.
Da ist im TG wirklich zuviel Geld vorhanden.
Solange die Leute brav zuviel Abgaben bezahlen…
Gut gegärter Apfelmost bringt so einige Geschäfte ins rollen.
Bei soviel Geld muss das in der Familie bleiben. Ortsansässige Vergabepraxis sei dank und ein bisschen Walliser steckt in jedem Schweizer.
was soll dieser dämliche Kommentar?!
Zugleich wird die Bevölkerung eines ganzen
Kantons beleidigt!
Rote Zahlen und hohe Steuern in SVP Bauernkanton Thurgau. Trotzdem wird geklotzt.
Die SVP hat in der Kantonsregierung knapp über 30% der Stimmen. Für mich bedeutet dies, dass auch die anderen Parteien mit der neuen KVA einverstanden sind, da sie ja die SVP problemlos überstimmen könnten.
Hohe Steuern niedrige Mieten. Es gleicht sich immer, in jedem Kanton, aus.
Das hatte wir doch schon?
Oder haben die Thurgauer nun noch eine weitere KVA von einem Stararchitekten bauen lassen?
Der Thurgau ist ausser Kontrolle. Von den 130’000 Privathaushalten abonnieren gerade noch 23’000 (WEMF) eine Zeitung. Sich von den Zeitungen verraten gefühlt, erfahren die Bürger nicht mehr, was der Grosse und Kleine Rat sowie die Verwaltung treiben. Die Elite kann machen was sie will. Sie gibt Gemeindeblättli heraus, in denen nur Aufbauendes steht. Und dem Rest bleiben WhatsApp-Gruppen.
Dementsprechend ist auch der Rechtsstaat vor die Hunde gegangen. Die Gesetze werden laufend dem Bedarf angepasst, statt eine Linie zu geben. Die Gewaltentrennung wurde jedenfalls schon aufgehoben.
Vetternwirtschaft dürfte bis 2025 zur neuen Schlüsselkompetenz der Thurgauer Verwaltung werden. Inkompetenz und die Verschwendung von Steuergeldern sind in den kantonalen Verwaltungen leider an der Tagesordnung.
Wird jetzt der Abfallsack billiger?
stoppen! Da scheint alles faul zu sein!
Die jetzige Anlage ist gar nicht alt und vollumfänglich ausreichend, könnte auch technisch noch verbessert werden mit geringem Aufwand.
Kommt noch hinzu, dass das eigene Dorf, pardon die Stadt, nur selektiv an den Wärmeverbund angeschlossen wird. Kleine Liegenschaften sind angeblich zu wenig rentabel!? Aber das ferne Konstanz soll hingegen mit Wärme beliefert werden.
Körrüptiön par exellance !!!
Man muss nicht zum Balkan lunzen, was viele Schweizer hier oft in ihren Kommentaren tun, also die Zustände wo anders kritisieren, und man seine Überlegenheit zum Ausdruck bringen will … man hat ausreichend Dreck auch in der Schweiz, … ich wage sogar zu sagen, … wer hats erfunden ???
Firmen konnten Augaben bzgl. Bestechlichkeit in anderen Staaten sogar von der Steuer absetzten.
Warum sollte es im Thurgau oder in der CH generell anders sein als in der Welt. Geld liebt man hier mehr als sonst wo in der Welt.
Geschichte aus dem (Thurgauer)Leben:
Häfeli – Deckeli!