Die UBS hat unter ihrem Schweiz-Chef Lukas Gähwiler eine solide Leistung hingelegt. Der renovierte Auftritt in den Filialen ist frisch, die Gewinne sind gut, das Image stimmt.
Trotzdem kann sich Gähwiler nicht recht ob seinem Erfolg freuen. Was ihm fehlt, ist für Leute aus seinem Umfeld klar: die Anerkennung.
Das wird immer dann besonders deutlich, wenn Pierin Vincenz im Rampenlicht steht. Der Bündner, der aus der verstaubten Raiffeisen die 3. Bankenkraft gemacht hat, ist zum Stachel im Fleisch des Lukas geworden.
Wie kann es sein, dass dieser „Bauernbanker“ ihm, dem mächtigen CEO der UBS Schweiz, vor der Sonne steht? Was hat dieser Vincenz, was ich nicht habe?
Die Antwort ist relativ einfach: Charisma.
Eine Kostprobe davon erhielten die Zuschauer von Giacobbo-Müller. Am Sonntag Abend vor 2 Wochen war Vincenz der Stargast in der TV-Komiker-Show.
Und was für einer. Vincenz war das Highlight und tat mehr für das belastete Image der Gattung Banker als jeder seiner Kollegen auf den Chefstühlen der grossen Finanzunternehmen.
Warum er mit seiner Raiffeisen sich nicht auch wie fast alle auf die US-Kunden gestürzt hätte, als man mit diesen noch viel Geld verdienen konnte, begann Viktor Giacobbo.
„Das begann schon bei unseren Geschäftsbedingungen, die gibt’s bei uns nicht einmal auf Englisch“, meinte Vincenz. „Uns reicht, wenn wir sie neben Deutsch, Französisch, Italienisch auch auf Romanisch haben.“
Dann erklärte Vincenz das Spezialkonstrukt Raiffeisen, mit über 300 Genossenschaftsbanken, welche die Zentrale in St. Gallen besitzen.
Und er würde ganz oben thronen, wollten die Unterhalter wissen. „Ich bin nicht über ihnen, sondern darunter.“ Er habe gut 300 Chefs.
„Dann haben wir den falschen eingeladen“, meinte Mike Müller. „Aber Lohn haben Sie schon den höchsten.“ Für Vincenz die Gelegenheit zu erläutern, wie seine gut 2 Millionen „fast demokratisch“ beschlossen worden seien.
„Aha, dann sagten sich ihre Chefs, dem schmeissen wir ein paar Millionen hinterher“, meinten die Komiker. Und Vincenz: „Ja, und dafür schicken wir den armen Siech jetzt zu Giacobbo-Müller.“
Erste Brüller im Publikum, der Saal gehörte Vincenz. Es war sein Geburtstag, der 58.
Die Rede kam auf Vontobel. Aber nicht das leidige Thema mit dem Krieg vor dem Schiedsgericht stand im Zentrum, sondern Uli Hoeness und seine Schwarzgeld-Millionen.
Auch da zeigte sich Vincenz‘ Kommunikationstalent. Frisch von der Leber bestätigte er, dass der VR von Vontobel selbstverständlich um Hoeness wusste.
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„So einen gefreuten Kunden kennt man, da beginnt man nicht zu weinen“, meinte Vincenz.
Am Ende platzierte Vincenz quasi im Vorbeigehen die nächste Bombe. Man müsse sich jetzt dringend überlegen, wie man das Bankgeheimnis in der Schweiz für Schweizer neu auslege.
Nur eine Woche später ging er damit in der NZZ am Sonntag in die Offensive. Es brauche nun auch eine Offenlegung bei Steuerhinterziehung im Inland. Und die ganze Schweiz stand Kopf.
Vincenz versteht sein Handwerk – jenes des Leadsängers. Er ist das Gegenteil des biederen, vorsichtigen Bankers.
Der letzte Lacher in der Show gehörte ihm. „Sie wollten mal Rockstar werden, das hätte bei Ihrem Talent hingehauen“, meinte Giacobbo.
Darauf Vincenz: „Klar, das Image von uns Bankern ist ja auch bald auf dem Niveau von Euch Komikern.“ Die Leute schüttelten sich, der Saal kochte, Vincenz grinste.
Zurück zu Gähwiler. Der UBS-Schweiz-Chef hatte kürzlich im SonntagsBlick seinen Auftritt. Er sprach über den Immobilienboom und die Behörden, die bei den Hypotheken die Zügel anzögen.
Der Tages-Anzeiger brachte danach Ausschnitte vom Gespräch. Das tönte dann so: „Es sind verschiedene Massnahmen zur Stabilisierung des Markts ergriffen worden, und wir sollten nun einmal abwarten, wie diese wirken.“
Das Mutigste, was Gähwiler sagte, war, dass die Schuldner statt wie bisher 10 Prozent neu 15 Prozent echtes Eigenkapital aufzubringen hätte.
Das führte zwar da und dort zu Schlagzeilen, aber wirklich Aufsehen erregte Gähwiler nicht. Ein Sprüngli auf 15 Prozent bei einem historischen Häuser-Boom – das bewegt nicht wirklich.
Hier Gähwiler, der Normalo, dort Vincenz, der Rocker.
Hier Gähwiler, der in einem Häuschen in einem Vorort von Zürich ein stilles Familienleben pflegt, dort Vincenz, der in einer Villa in den Appenzeller Hügeln mit seiner zweiten Frau den helvetischen Jet-Set aufmischt.
Gähwiler könnte das Urteil egal sein. Doch offenbar macht es ihm zu schaffen. Er wäre gerne mehr, wünschte sich Headlines über sich und seinen Erfolg.
Das bleibt ihm verwehrt, so wie den meisten seiner Gilde. Während die Kollegen von der CS und anderen Banken mit grösseren Problemen zu kämpfen haben, ist es bei Gähwiler der ungestillte Ehrgeiz und der ausbleibende Applaus, die dem UBS-Chef zu schaffen machen.
Vincenz scheint das nicht zu kümmern. Während der Raiffeisen-Chef bei Gähwiler stets ein Thema ist, zieht Vincenz von Bühne zu Bühne.
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Die beliebtesten Kommentare
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back to the future….
sind wir doch ehrlich – sollte Banking nicht etwas langweiliger sein, mit mehr allenfalls etwas langweiligen Banker wie Gaehwiler denke ich stünden wir viel besser dort. Banking muss nicht sexy sein, je sexier die Produkte desto gefährlicher (Strukies wenn falsch verkauf) oder teurer (Bonviva… resp. man bekommt einen Rabatt für etwas was man gar nicht braucht).
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Na ja, es muss ja nicht unbedingt zur Eigenschaft eines Bankers gehoeren einen guten Komoedianten abzugeben. Natuerlich ist es auch nicht schlecht wenn man nicht
nur als trockener Banker rueberkommt. Geselligkeit schadet ja bekanntlich nicht. Der Gaehwiler scheint neben Vincenz zwar wie eine “truebe Tasse”, das ist vielleicht noch
eine Eigenschaft vom Kreditbereicht, wo er ja auch urspruenglich herkommt. Er hat ja aber gluecklicherweise die Christl Novakovic an seiner Seite. Die macht sein Defizit auf
jeden Fall mehr als wett und leistet jeweils eine hervorragenden Job um als sympatische Bank(erin) rueberzukommen. Hauptsache der Gaehwiler schaut dass das CH
Geschaeft der UBS weiterhin als “stable pillar” solide Resultate erzielt. Er muss sich vielleicht nur etwas mehr behaupten gegenueber seinen Angelsaechsischen Kollegen im
Group Executive Board und sich fuer seinen Laden einsetzen und dann kommt er gut darueber hinweg dass ihm vielleicht mal einer “in der Sonne steht”. Beim Vincenz ist man
nicht so sicher ob der den Karren nicht doch noch mal an die Wand faehrt… -
Giacobbo-Müller kolportieren sich selbst als Hofnarren- die es nicht zu beachten gilt. Im Maul zerreissen über Dritte, für das waren die Beiden Gesellen schon vor dieser einigermassen sinnlosen Sendung weitherum bekannt. Tatsächlich angesagt ist, Mehrwert zu schaffen und nicht Schwachsinn zu produzieren wie Vorgenannte. Ärgerlich, denn Besagte sind kein Deut besser als einige Bänkler, sie verschwenden nämlich auch others people‘s money- durch Tv Gebühren die der Schweizer Staat zwangseintreibt! Da lässt es sich locker Müll produzieren- Dummschwätzer und Maulhelden!
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das ist kein Platz für Selbstdarsteller und auch kein Sympathiewettbewerb – wie man weiss kommt das selten gut. Da gefällt mir der Gähwiler besser!
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Abwarten, auch wenn Plauderi Vincenz viel bewirkt hat, stille Schaffer im Stile Gähwiler helfen einer UBS mehr.
Hochgejubelte fallen i.d.R. tief …. -
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Aber hallo!!
Jetzt schreibt „unser aller“ Lukas zum Wochenende hin ausnahmsweise einmal eine positive und lockere Geschichte über Raiffeisen und Showman Pierin Vincenz.
Sogar die üblichen Verdächtigen (PR-Kommentarschreiber) sind ausnahmsweise einmal ruhig.
Jetzt ist es auch wieder nicht recht?!
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…also Gäh(n)wilers persönliche Befindlichkeit interessiert mich – und wohl auch die meisten anderen Leser hier – keinen Deut. – „Hät er scho uusgredt oder chan I wiiterschlaafä?“
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Gähnwiler
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Vincenz? Er ist sehr eloquent! In zwei Jahren ist er nicht mehr dort wo er ist! Mit dem Resultat das er einen Scherbenhaufen hinterlassen wird, welches das Vorstellungsvermögen sprengt. Ist das die Art mit welcher die sogennate Bänkster-Führungselite von den tiefgreifenden Problemen des Bankensektors ablenken will? Gähwiller vs. Vincenz?
Grüsse
Der Praktiker-
Wow, das sehe ich aber ganz anders. Vincenz wird sogar noch den Finanzolymp erobern und alles andere wie einen Scherbenhaufen hinterlassen.
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@H.Fischer, ich mag Ihre Zeilen, die sind ein Indiz dafür, dass Vincenz ganze Arbeit leistet, der nämlich mit dem unbeirrbaren Riecher von Aas-geiern dorthin zeigt, wo es wirklich stinkt im Finanz-Olymp. Klar, da haben Sie recht, erst muss dorthin gelangen, dafür wird er eine Schleife der Verwüstung hinterlassen!
Grüsse
Der Praktiker -
@H.Fischer: Das sehe ich genau so wie Sie. Vincenz ist bis wohl bis heute einer der erfolgreichsten Banker in der Schweiz! Erfolg bringt natürlich auch Neider, was an verschiedenen, zynischen Kommentaren ersichtlich ist. Dass eine solch schillernde Persönlichkeit auch Kritik erntet ist normal, das ist bei allen Personen aus der Öffentlichkeit so. Und mal ehrlich, niemand ist perfekt –> die Aussage zum AIA hat sich im Nachhinein als richtig herausgestellt, wurde von Vincenz jedoch zu früh in die Welt posaunt.
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Vincenz? Er ist sehr eloquent! In zwei Jahren ist er nicht mehr dort wo er ist! Mit dem Resultat das…
Gähnwiler
...also Gäh(n)wilers persönliche Befindlichkeit interessiert mich - und wohl auch die meisten anderen Leser hier - keinen Deut. - "Hät…