Schauen Sie „House of Cards“? Die Kultserie mit Kevin Spacey als US-Präsident mit Blut an den Händen könnte beim jüngsten UBS-Coup Pate stehen.
Neuer starker Risiko-Aufpasser im Verwaltungsrat der Schweizer Grossbank wird nämlich ein Wallstreet-Bigguy namens James Staley. Auf Fotos mit seiner Frau erinnert er an „House of Cards“-Star Frank Underwood und seine Claire.
Heisst im Washington-Politthriller der Protagonist für alle nur „Frank“, kennt Global-Banking James Staley ausschliesslich als „Jes“.
Jes Staley, das ist: eine Ikone, ein Hero, ein ganz Grosser in der Welt der Hochfinanz. Er kennt alle einflussreichen Banker im internationalen Investment Banking.
Mehr noch, Staley sitzt mitten in einem Ausschuss der mächtigen New Yorker Federal Reserve, also der US-Notenbank. Diese hält mit ihrer Dollar-Flut die ganze West-Weltwirtschaft über Wasser.
Staley ist ein Wallstreet-Superstar. Bloomberg und CNBC lechzen nach Interviews mit dem Mann, der das Investment Banking der gigantischen JP Morgan Chase leitete.
Da war Jes Staley, genau wie Frank Underwood in der TV-Serie, in den Startlöchern, „seinen“ Präsidenten abzulösen.
Der heisst James „Jamie“ Dimon und hat jüngst seinen Krebs besiegt. Jamie gab Freund Jes alles, was dieser wollte: Geld, Macht, Spitzenjob.
Jes Staley schien nichts und niemand aufhalten zu können. Bis der Wal von London aufkreuzte und ein grosses Loch in die JP Morgan schlug.
Gemeint sind riesige Wetten eines Londoner JPMorgan-Traders. Diese weiteten sich innert kürzester Zeit von einem „Sturm im Wasserglas“ zu einem Leck von 6,2 Milliarden Dollar im Rumpf des Supertankers.
Verantwortlich war London, nicht New York, wo Staley sass. An der Themse rollten denn auch Köpfe.
Schliesslich ging aber auch Jes Staley. Anfang 2013 sprang der von vielen als zukünftigen JPMorgan-Kapitän gehandelte Spitzenbanker von Bord und wurde Partner bei einem Hedgefund.
Aber nicht bei irgendeinem. BlueMountain Capital Management heisst die Firma, die als eine der Gegenparteien des Wals von London riesige Gewinne aus dem Schaden der JP Morgan erzielte.
Während also die staatlich geschützte Too-Big-To-Fail-Grossbank durch verlustreiche Positionen in Schieflage geraten war, knackte der private BlueMountain-Finanzinvestor den Jackpot, indem er gegen den Wal gewettet hatte.
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Für Amerikaner und Wallstreet sind solche fliegenden Wechsel von den Guten zu den Bösen, vom Opfer zum Täter, nichts Besonderes.
Im Gegenteil: Jes Staley’s Transfer von der Grossbank zum Hedgefund wurde medial als cleverer Karriereschritt gelobt. Vom angestellten Manager zum eigenständigen Unternehmer, lautete die frohe Kunde.
Nun also wird der König von Wallstreet neuer Verwaltungsrat der grössten Schweizer Bank. Aber nicht irgendein Hinterbänkler: Jes Staley soll im wichtigen Risiko-Ausschuss Platz nehmen.
Ein Master of the Universe muss den Dealern und Tradern der UBS auf die Finger schauen – jener Bank, die mit ihren Wetten die Schweiz fast an den Abgrund geführt hatte und in den letzten 7 Jahren mehr Geld und Glaubwürdigkeit zerstörte, als je ein anderes Unternehmen im Land.
Wie kommt das?
Die Antwort liegt bei Axel Weber. Der Deutsche, der gerne von der Kanzel referiert, will Jes Staley als starken Risiko-Spezialisten in seinem Aufpassergremium aufbauen. Staley schafft für Weber die Möglichkeit, sich von der alten Garde innerhalb seines Boards zu emanzipieren.
Wenn man die Geister des gefährlichen Investment Bankings bändigen will, so braucht man einen Kenner dieser Welt – so dürfte der ehemalige Chef der deutschen Zentralbank argumentieren.
Es ist, als ob man einen ehemaligen Kasinoboss in die Spielbanken-Aufsicht berufen würde, könnten Kritiker kontern.
Wie will Jes Staley die Investment Banker an der operativen Spitze der UBS bändigen, nämlich CEO Sergio Ermotti und sein faktischer Deputy Andrea Orcel, beide lange beim Wallstreet-Haus Merrill Lynch?
Geht nicht, sollte man meinen. Er ist ja selbst einer von ihnen.
Das Gegenargument liefert Oswald Grübel. Als die UBS im Frühling 2009 trotz 70-Milliarden-Rettung durch die Schweiz immer noch auf der Intensivstation lag, brachte der Ex-CS-Chef die Grossbank rasch wieder auf die Beine.
Grübel zeichnete aus, dass er beide Welten kannte: jene des weltweiten Handels und jene der helvetischen Vermögensverwaltung.
Die hochbezahlten Turbo-Investmentbanker der UBS konnten Grübel nichts vormachen. „Wenn du Loyalität willst, kauf dir einen Hund„, war eines seiner Leitmotive. Grübel konnte kurzen Prozess machen, auch mit den schweren Jungs von Wallstreet.
Weber weiss alles über Geldpolitik, aber wenig über Investment Banking. Jetzt vertraut er das Risikosteuer einem ausgefuchsten, machtgetriebenen Wallstreet-Obertrader an.
Ist Les Staley nach der Erfahrung seiner Bank mit dem Wal von London ein Bekehrter?
Die Antwort muss die Zukunft liefern.
Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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das kann gutgehen, muss aber nicht. Mein bauchgefühl sagt mir, das kommt nicht gut. Solche Menschen können sich jucht von ihrer Vergangenheitlösen.
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Wer seine IT-Sicherheit auf Herz und Nieren prüfen will, der engagiert am besten einen begnadeten Hacker. Oder frei nach Stromberg: Wen du wissen willst, wie man fliegt, dann fragst du auch den Adler und nicht den beschissenen Pinguin, der selber keine Ahnung hat.
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Oh weh. Oswald Grübel wird wieder mal zum Heiland überhöht. What a joke!
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Meine Gedanken
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Zur Abwechslung mal ein guter Artikel von Herrn Hässig, nicht voll von Behauptungen und Anschludigungen, bravo!
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Eigentlich eher einen Spielsüchtigen in die Aufsicht eines Kasinos.
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Wenn dieser Ex-Investment-Chef von JPM 6 Milliarden in den Sand gesetzt hat, so muss er als Ober-Aufpasser doch Erfahrung haben und qualifiziert sein. Jedenfalls qualifizierter als die frühere GL-Gruppe welche die UBS an den Rand des Ruins brachten….
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Aber eben: Dann bewacht der Fuchs den Hühnerstall…
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Wenn dieser Ex-Investment-Chef von JPM 6 Milliarden in den Sand gesetzt hat, so muss er als Ober-Aufpasser doch Erfahrung haben…
<> Eigentlich eher einen Spielsüchtigen in die Aufsicht eines Kasinos.
Aber eben: Dann bewacht der Fuchs den Hühnerstall...