Die heutige Razzia von 6 Uhr früh im Zürcher Baur au Lac ist für den Finanzplatz ein Desaster. Die Anklagen gegen 12 weitere Fifa-Beschuldigte machen endgültig klar: Die Fifa ist ein Riesensumpf.
Der Coup dürfte die aktuelle Nervosität bei Julius Bär und Credit Suisse erklären. Beide Banken reagierten zuletzt scharf auf Artikel zum Thema Fifa und sie.
Die Julius Bär tauchte in den ersten 3 Rechtshilfegesuchen mit einem halben Dutzend Fifa-Verbindungen auf. Damit gehört sie zu den Schweizer „Fifa-Banken“.
Allerdings wurden die Tessiner BSI und die Zürcher Tochter der israelitischen Hapoalim öfters genannt als die Privatbank.
Ein nächster Hotspot für Bär könnte Italien werden. Über einen Vermögensverwalter liegen grosse Vermögen italienischer Fussballclub-Präsidenten bei der Privatbank.
Gegen diese sind italienische Fahnder am Ermitteln, es kam zu Einvernahmen, ein Schweizer Steueranwalt wurde verhaftet.
Im Zentrum stehen Geschäftsbeziehungen zu Infront, einer mit der Fifa eng verbandelten Vermarkterin.
Im Unterschied zu Bär hatte sich die CS Ende Oktober selbst geoutet. Man habe Anfragen der Schweizer und der amerikanischen Behörden erhalten, schrieb die Bank in ihrem Quartalsbericht.
Rund um die CS und die Fifa taucht der Name von Urs Linsi auf. Linsi war lange ein CS-Banker und leitete bis zur Jahrtausendwende das dortige Leasinggeschäft.
Dann wechselte der Ausdauersportler zur Fifa, wo er zunächst Finanzchef wurde. Von 2002 an war er sogar Generalsekretär.
In Linsis Ära fiel die Planung des mondänen Fifa-Hauptsitzes beim Zürcher Zoo, hoch oben über der Limmatstadt. Laut einer Quelle habe Linsi dafür eng mit seiner Ex-Arbeitgeberin CS gearbeitet.
Die Fifa hatte unter Linsis Führung im Herbst 2003 das Grundstück für den „Palast“ von der CS erworben.
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Linsi hatte in seiner 5-jährigen Regentschaft intensiven Kontakt zu den Fifa-Präsidenten und -Funktionären der Verbände rund um die Welt.
Diese werden jetzt von der US-Justiz gnadenlos gejagt. Die Banken liefern dafür via Rechtshilfe das Material.
Bei der Aktion von heute früh im Baur au Lac und an anderen Orten in Zürich ist ihr laut einem Bericht der New York Times der Präsident des Fifa-Verbands für Nord- und Mittelamerika ins Netz gegangen.
Linsi verlor seinen Fifa-Job vor 8 Jahren. Laut einer Quelle konnte er sich einen Abgangsbonus von knapp 7 Millionen Franken sichern. Die SonntagsZeitung schrieb gar von 8 Millionen.
Inzwischen ist Linsi ins Banking zurückgekehrt. Bei der kleinen Bank Sparhafen Zürich ist er der starke Mann. Zusammen mit einem SVP-Spitzenpolitiker und weiteren macht er grosse Immobiliendeals.
In den letzten Wochen wurden Gerüchte laut, wonach Linsi weiterhin mit Fifa-Geldern zu tun haben könnte. Als Bank für mögliche Kundenbeziehungen wurde die CS genannt, bei der Linsi einst zum Kader gehörte.
Wie weit die Fifa-Ermittlungen noch führen werden und was sie für den Finanzplatz Zürich und die Schweiz für Folgen haben könnten, ist derzeit nicht abschätzbar.
Die mehrfach erweiterte Rechtshilfeanfrage aus Washington ist aber ein starkes Indiz dafür, dass die Amerikaner Blut geleckt haben.
Gemäss New York Times arbeitet das zuständige Department of Justice, das schon das alte Bankgeheimnis mit Wucht zertrümmerte, seit langem am Fall Fifa.
Demnach hätten die Amerikaner tonnenweise Material, um das Fifa-Nest auszuräuchern. Wer dabei ebenfalls Schaden nehmen und ob es auch Banken nachhaltig treffen könnte, muss sich weisen.
Von einem Insider ist zu hören, dass der Chef des Lateinamerikageschäfts der Julius Bär, Gustavo Raitzin, unter grossen internen Druck geraten sei.
Bei Raitzin türmen sich die Fälle. Neben Fifa leuchtet die Julius Bär vor allem mit Kunden und Konten im brasilianischen Korruptionsskandal Petrobras auf.
Auch Bär-CEO Boris Collardi habe seine legendäre Coolness verloren. Der Chef der Privatbank zeige sich in letzter Zeit dünnhäutig, meint der Gesprächspartner.
Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Haben sich die FIFA-Leute allenfalls auch im Forex Night-Trading der Bank Bär getummelt, das sich hervorragend zur diskreten Abwicklung von Zahlungen eignet?
Gemäss heutigen Tagesanzeiger-Schlagzeilen geht es ja nicht nur um Schmiergelder, sondern um Geldwäscherei!
Sollte jetzt plötzlich auf ausländisches Ersuchen noch eine Razzia bei den Bären stattfinden (Bank Sarasin lässt grüssen), dann müsste sich Branson vielleicht gelegentlich um einen Ghostwriter kümmern – das ist gegenwärtig voll im Trend. Aber vielleicht bin ich jetzt ein bisschen zu optimistisch ….
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Good point, das 24h-Trading der Julius Bär würde sich in der Tat gut eignen. Aber auch im Bond-Handel gehen dort sehr eigentümliche Dinge vonstatten. Nur dass die FINMA davon kaum Wind kriegt, denn die sind schon mit dem Studium der aktuellen Audit Reports auf Monate oder Jahre hinaus gut ausgelastet. Gleichzeitig brodeln die Kochtöpfe PETROBRAS und FIFA ihrem Höhepunkt entgegen. In diesem trüben Licht erscheint der Stall des Augias als niedlicher Ponyhof. Merry Xmas!
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Und wer ist bei der Bank Sparhafen noch alles aktiv dabei? Ex Stadtrat Vollenwyder, Hauseingentümerverbandspräsident Egloff, und und und….
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so geht korruption riichtig: It’s the connections, stupid?
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Eine Katastrophe das Ganze. Offenbar wussten manche schon vorher, was da auf diesen Verein zurollt.
Wenn wirklich alles rauskommt, kann das sehr hochnotpeinlich werden. -
@ @Wolpertinger, Revisor X usw.
Leider haben Sie mir auch am 10.11.2015 (12:00/14:26) Uhr keine Anschrift hinterlassen (https://insideparadeplatz.ch/2015/11/10/boris-collardi-im-stress-frau-weg-bank-gejagt/).
Ich bitte Sie deshalb auf diesem Weg, Stellung zu beziehen zum Post 198 auf http://forum.express.de/showthread.php?t=16879&highlight=fifa&page=7 (u.a. Falschbestätigung Vontobel und weiteres).
Auf eine Liste der Parallelen (Bär und Vontobel; Fifa und DFB) verzichte ich, die Aufzählung würde zu lange.
Sollten Sie nicht von der Finma sein, dann leiten Sie doch den Link zur Stellungnahme an Mark Branson weiter.
Schade, dass (Ihre?) Finma weiterhin sehr „defensiv“ vorgeht, sobald Institute grösser als die Coop Bank sind. Im übrigen ist Geldwäscherei meines Wissens kein Antrags-, sondern ein Offizialdelikt. Aber Branson muss sich wohl noch an CH-Verhältnisse gewöhnen.
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Ich weiss nicht, ob FINMA-Leute hier mitkommentieren? Selber war dort jedenfalls nur einmal bei einer Anhörung nach meiner FINMA-Verzeigung gegen die BKB.
Während meiner langjährigen Karriere als Corporate und Private Banker war ich u. a. auch bei Vontobel. Für die UBS habe ich in Asien und Lateinamerika gearbeitet. LH kennt mich sehr gut und er hat auch meine E-Mail Adresse. Man kann mich auch via http://www.ase-puzzle.ch kontaktieren. Habe derzeit jedoch weder Zeit noch Lust zum Fall Hügli/Hoeness/Beckenbauer/Dreyfus Stellung zu nehmen, da ich diesen auch nicht so gut kenne wie Sie. Versuchen Sie es doch mal bei Guido Tognoni.
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Bei meinem nächsten Aufenthalt in Zürich werde ich nicht mehr in diesem Edelhotel übernachten, man könnte ja mal mit Fifa-Jecken verwechselt werden.
Die Bundesanwaltschaft wird nun sicher prüfen, ob Banken die inkriminierten Gelder nur entgegennahmen, oder ob sie aktiv bei kriminellen Transaktionen behilflich waren, zB mit spezialisierten Tochtergesellschaften für Dreiecksgeschäfte.-
… und die Finma lässt sich wie üblich informieren, während im Hintergrund afrikanische Trommeln zu hören sind und Dick Martys Elefanten (gestreift, mit Leuchtfarben) vorbeitraben ….
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Die Staatsanwaltschaft ist bezüglich Offizialdelikten bei den Grossbanken im Dauerschlaf. – „Bitte nicht stören“, sie könnten ja noch im Schlaf beeinträchtigt werden, die Schwachmaten.
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Kein Wunder, man möchte ja wieder einmal Tickets erhalten
http://www.tagesanzeiger.ch/zuerich/stadt/Fifa-liess-Zuercher-Justiz-WMTickets-zukommen/story/15994551Bei der Finma gibt es todsicher auch ein paar Fussball-Aficionados, die zudem panische Angst vor Waschbären haben, und erst recht vor Dick Martys Elefanten ….
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Die Strategie dieser (ja, die meisten!) Banken ist sehr einfach: Wegschauen bis man erwischt wird! In der Zwischenzeit kassieren… Denn: Die Bussen sind eh kleiner als die Profite und persönlich müssen sich die Verantwortlichen auch nicht straf-/zivilrechtlich verantworten. That’s all, folks!
PS: die Bürgerlichen könnten das ändern, aber eben. Gleicht dem Geschäftsmodell Schweiz: Dinge legalisieren, die in anderen Ländern (EU etc.) illegal sind…-
@rico schmid
Wenn das wirklich so ist, muss dieses Treiben ein Ende haben. Der Rechtsstaat muss siegen.
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Die Banque Pasche, Ableger der grossen Crédit Mutuel CIC (franz. Raiffeisengruppe), ist nach einer Reportage France 3 ebenfalls in Fifa-Überweisungen verwickelt. Dazu kommt auch die Überweisung von Fr. 2 Mio. an Platini. Diverse Verfahren laufen in Monaco und Frankreich. Soeben liess die FINMA den geplanten Verkauf an Bank Havilland platzen. Es rumort kräftig.
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Danke für den informativen Artikel. Ich freue mich schon, wenn das Puzzle vollständig ist und wir alle wissen wo die Teilchen „Linsi“, „Julius Bär“, „CS“, „Weisse Weste Urs Rohner“ und „Sepp (supsendiert) Blatter“ hingehören.
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Tja, die Bären…
Der Ursus L. und der Ursus „weisse W“ und der Ursus als Bank – wär doch noch lustig, wenn sie nur nicht das Ansehen der Institution Bank in unserm Land noch mehr beschädigen würden… -
Na die Urse wollen wie ihre Namensvetter, die Bären, immer bloss an den Honig und stellen es ebenso tapsig an.
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Vergessen haben Sie eine Unterart der Gattung „Waschbären“, den „Ursus Dolderii“, der (neben Ihren anderen Bärenarten) im Bransonia-Nationalpark wieder prächtig gedeiht.
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Unglaublich diese Latino-Fussball-Funktionäre.
Dass sie sich trotz allem erneut ins Baur au Lac wagen! Sie sind nicht nur mutmasslich korrupt sondern auch noch sträflich dumm: Muy, muy tonto…
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Urs Linsi: Kreative Buchhaltung im Vorfeld WM 2002
http://www.nzz.ch/article8LGI7-1.449596Urs Linsi: Grosse Immobiliendeals
http://www.bszimmobilien.ch/cms_public/custom/bszimmo.ch/userfiles/files/BSZ_GeschBer_2014_IMMOBILIEN_Final.pdf
https://www.sparhafen.ch/sites/sparhafen/files/public/files/Geschaeftsbericht_2014.pdfUrs Linsi: FINMA?
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L. wird in seinem Netzwerk schon längst Personen der Finma direkt oder indirekt umgarnt und neutralisiert haben.
http://www.weltwoche.ch/ausgaben/2004-14/artikel-2004-14-hundert-zu-null.html
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Und immer öfter kommt die Firma Infront, Zug, in die FIFA-Sumpf-Schlagzeilen :
Ein Netzwerk ist am Werk?
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… womit wir dann auch zurück in Bayern (inkl. Politik) und bei der Bank Vontobel wären, von wo ja gewisse Gelder an CS und Bär geflossen sein sollen ….
„Small world“ einmal mehr, und die Finma schläft weiter
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Ihre Kommentare sind recht interessant aber manchmal auch zu oft das Gleiche! Melden Sie uns oder noch besser Lukas Hässig doch, wenn es in Sachen Vontobel, Hügli, Hoeness, LIBOR-Mark usw. wirkliche Neuigkeiten gibt.
Glaube übrigens nicht, dass Oskar Holenweger damit wirklich viel zu tun hatte? Weil er auch zu oft ausser Haus (Lateinamerika usw.) war.
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Und immer öfter kommt die Firma Infront, Zug, in die FIFA-Sumpf-Schlagzeilen : http://search.powernet.ch/webservices/net/HRG/HRG.asmx/getHRGHTML?chnr=CH-170.3.036.247-7&amt=170&toBeModified=0&validOnly=0&lang=1&sort= Ein Netzwerk ist am Werk?
Urs Linsi: Kreative Buchhaltung im Vorfeld WM 2002 http://www.nzz.ch/article8LGI7-1.449596 Urs Linsi: Grosse Immobiliendeals http://www.bszimmobilien.ch/cms_public/custom/bszimmo.ch/userfiles/files/BSZ_GeschBer_2014_IMMOBILIEN_Final.pdf https://www.sparhafen.ch/sites/sparhafen/files/public/files/Geschaeftsbericht_2014.pdf Urs Linsi: FINMA?
... womit wir dann auch zurück in Bayern (inkl. Politik) und bei der Bank Vontobel wären, von wo ja gewisse…