Olivier Jaquet startet durch. Als Projektleiter fürs Externe-Vermögensverwalter-Geschäft rapportiert er an Julius-Bär-CEO Boris Collardi. Bär-Insider gehen von einer späteren Beförderung Jaquets in die Geschäftsleitung der Privatbank aus.
Doch Jaquet wird für Collardi zur Hypothek. Der 43-jährige Basler, der durch seinen unrühmlichen Abgang als Clariden-Leu-Chef für Furore sorgte, steckt tief in der Wrapper-Affäre.
Im Zentrum von Steuerstraf-Ermittlungen stehen jene Versicherungsmäntel, die vor allem die Credit Suisse ihren vermögenden Privatkunden aus dem Ausland angeboten hatte.
Diese könnten nun zur Falle für Tausende von deutschen CS-Kunden werden. Gegen sie laufen derzeit Verfahren mit Hausdurchsuchungen.
Die CS beruft sich auf korrektes Verhalten. Die Steuern seien immer Sache des Kunden gewesen.
Das Modell war clever, aber riskant.
Mit der Ummantelung von Assets durch eine Versicherungspolice wechselte für 10 Jahre oder noch länger formell der Besitz. Durch die nach der Rückübertragung der Eigentümerrechte einsetzende Verjährung blieben allfällige Steuervergehen ungeahnt.
Das Wrapper-Business wurde ab der Jahrtausendwende von Null zum x-fachen Milliarden-Geschäft. Geistiger Vater des lukrativen Produkts ist Olivier Jaquet.
Der Anwalt wurde 2001 Chef der neu gegründeten CS-Tochter Life&Pensions mit Sitz in Vaduz. Jaquet musste formell Wohnsitz in Vaduz haben, was ihn 10 Jahre später mit dem Zürcher Fiskus auf Konfrontationskurs brachte.
Neben Jaquet und seiner CS rochen vor allem Versicherungen den Braten. Die Swiss Life als Nummer 1 im Schweizer Lebensversicherungsgeschäft wies Mitte der 2000er Jahren für ihre Liechtensteiner Wrapper-Sparte jedes Jahr steiles Wachstum aus.
Für Jaquet zahlte sich der Einsatz aus. Wohl nicht zuletzt dank seinem Erfolg als Geschäftsführer der CS Life&Pensions machte er eine eindrückliche Karriere beim Finanzmulti.
Als Mitglied des Pools für besonders talentierte Nachwuchskräfte schaffte er es auf die Liste jener Manager, die für höhere Aufgaben innerhalb des CS-Imperiums in Frage kommen würden.
2006 war es soweit. Da machte Jaquet den entscheidenden Schritt nach oben. Der Steuer- und Strukturen-Experte aus einer Basler Unternehmerfamilie wurde Chef des Credit Suisse Trusts.
Es handelt sich um eine der wichtigsten Tochterfirmen der Grossbank. Die CS Trust verwaltete damals rund 100 Milliarden Assets von Superreichen aus aller Welt und war stark in der Nachlassplanung tätig.
Im CS Trust übergaben sich bekannte Banker das Steuer. Joachim Strähle, CEO der Basler Sarasin, und Veit de Maddalena, Chef der Schweizer Rothschild Privatbank, waren in der ersten Hälfte der 2000er Jahren beim Trust an der Spitze.
Mit seinen Steuerkenntnissen war Jaquet offenbar der richtige Mann für den Trust-Job. Er sollte für die Millionäre und Milliardäre der CS die aus Steuersicht optimalen Lösungen zimmern.
Jaquet verbrachte praktisch sein ganzes Berufsleben mit Steuerfragen. Seine Doktorarbeit hatte er in Steuer- und Vorsorgerecht geschrieben, danach stieg er beim Bankverein bis zum Chef Financial Planning&Wealth Management auf.
Jaquet blieb auch als CS-Trust-Chef zuständig für das Wrapper-Business aus Vaduz heraus. Seine Aufgabe als Leiter von Life&Pensions wurde Teil seines neuen, gewichtigeren Jobs an der Spitze des Trusts der Grossbank.
Erst im Frühling 2011 verliess Jaquet das Kerngeschäft Steuer-Strukturen. Er wurde überraschend zum Chef der CS-Privatbankentochter Clariden Leu berufen. Dort musste er nach nur einem halben Jahr im Zuge der Clariden-Integration ins Mutterhaus gehen. Jaquet verschwand in der Versenkung.
Dank Boris Collardi ist Jaquet wieder im Rennen. Der Projektauftrag des Bär-Chefs rehabilitierte den gestrauchelten Steuer-Mann.
Collardi entpuppt sich damit als risikofreudiger Spitzenbanker. Denn mit Jaquet holt er sich auch dessen Wrapper-Vergangenheit an Bord, die nun ins Fadenkreuz der deutschen Behörden geraten ist.
Es fragt sich, ob Jaquet in den nächsten Jahren nach Deutschland reisen kann, ohne Gefahr zu laufen, von den Strafverfolgern bedrängt zu werden.
In diesem Fall würden Collardi und seine Bär zum zweiten Mal Risiken durch die Hintertür einkaufen, die sie zuvor elegant losgeworden waren.
Bär hat sich letztes Jahr in Deutschland für 50 Millionen Euro unter Summe aller Steueransprüche freigekauft. Mit Jaquet als Spitzenmann könnte sich Bär erneut ein Problem beim nördlichen Nachbarn einheimsen.
Auch aus der US-Vermögensverwaltung war Bär durch Verkauf an die UBS frühzeitig ausgestiegen. Durch die Aufnahme amerikanischer Steuerhinterzieher der UBS ab 2008 holte sich Bär das Problem wieder ins Haus. Nun wartet die Bank auf einen Deal. Der dürfte teuer werden.
Kommentare
Kommentieren
Die beliebtesten Kommentare
-
Wieso sollte denn Oliver Jaquet kein guter CEO für die Clariden Leu gewesen sein ? Ein halbes Jahr ist warlich nicht viel Zeit eine ganze Bank umzukrempeln. Da sich die CS wohl schon früher entschieden hatte die CL zu integrieren, bleibt wohl auch ein Fragezeichen ob Jaquets Kurs dann schlussendlich erfolgreich gewesen wäre. Aber von einem gescheiterten Manager zu sprechen finde ich jetzt etwas übertrieben. Persönlich mag er zwar grossen Schaden bei der Steuergeschichte genommen haben, hatte aber wahrlich wenig zu tun mit seinen Leistungen bei der Clariden Leu.
-
Von Leistung kann sicher nicht gesprochen werden. Zuerst die Organisation wieder gelähmt (Neue Strukturen), viele gute Leute vergrault und nebenbei noch seine alten Buddies von der CS Trust reingeholt. Und was kam dabei heraus: das der Verkauf hauseigener Fonds schlecht sei und verbessert werden müsse. Das ging mal in den 80er/90er Jahren vielleicht noch, aber sicher nicht mehr heute!
-
-
Jack the Wrapper!!!
-
Beim zweiten mal lesen erscheint mir der Kommentar überspitzt und unpassend. Sorry. War als joke gemeint und sollte niemand verletzen. Bitte löschen.
-
-
Was denkt sich eigentlich eine renomierte Privatbank wie Bank Julius Baer wenn Sie einen völlig gescheiterten Manager mit dieser Vergangenheit wie OJ anstellt?
Was denkt wohl die noble Kundschaft einer Bank Julius Baer von einem derartigen Verhalten?
-
Das ist einfach: Diejenigen Manager, welche einen gescheiterten Manager anstellen tun dies aus kluger Vorsehung; schliesslich gestalten sie so die eigene Zukunft, denn die Rollen tauschen sich mit der Zeit…
-
-
Es ist ein armutszeugnis fuer den finanzplatz schweiz wenn menschen wie oj in sogannten schluesselpositionen sitzen
-
…ja, da werden dann eher „Schusselpositionen“ draus…
-
-
Man darf sich nicht täuschen. J. war letztlich nur ein „useful idot“ in diesem Spiel. Die wahren Verantwortlichen sassen weiter oben, ein heutiger Frühstücksdirektor sowie sein damaliger deutscher Chef.
-
-
Might well be the case.
-
-
OJ gehört vermutlich zu den schlechtestens und inkompetentesten Managern, welche je in der Credit Suisse gearbeitet haben. Es ist sicherlich kein Ruhmesblatt für Bank Julius Baer Ihn jetzt zu übernehmen. Aber jede Bank muss halt Ihre eigenen Erfahrungen machen.
-
bei der CS trust & CS life hat es eine ganze sippschaft von hemdsärmeligen bänklern. kommen viele aus der ex. winterthur ecke und ironischerweise sehr viele aus DE! wenn das nur gut geht. bei geschätzten AUM von 80 mrd. dürfte da nun einiges los sein. zumindest wusste OJ frühzeitig zu gehen…
-
sehr sehr schlecht recherchiert auf technischer seite.. was hat vaduz mit bermuda zu tun? es gibt heute klare abgrenzungen zwischen einem wrapper und lebensversicherungen!
-
aha, klären Sie uns Laien doch bitte auf.
-
Liechtenstein war bei den Wrappern schon von anfang an dabei, würde somit auch meinen, dass es dann schlussendlich egal ist, ob diese auf den Bermudas oder Liechtenstein domiziliert sind.
-
-
OJ war schon als CEO der CL mit einem Reiseverbot für die BRD belegt wegen dieser Wrapper Geschichte – das muss man sich mal vorstellen! Der wichtigste Anteil der Kundschaft konnte vom CEO nicht besucht werden! Trotzdem wurde er auf Weisung von Urs Rohner in die GL ernannt.
-
Mein Vorschlag: OJ auch Wrappen und als Chicken-Wrap bei Mc-Donalds verkaufen.
-
Hat OJ den jemals wirklich einen Kunden gesehen? – Von Akquisition wollen wir schon ‚mal gar nicht reden…
-
Einige wichtige Kunden, welche OJ z.T. gesehen hat waren überhaupt nicht beeindruckt Ihm und haben dies auch mit eindeutigen Worten zum Ausdruck gebracht.
-
-
Da er im Moment nur als Berater für Collardi tätig ist, sehe ich für die Julius Bär keine direkten Probleme. Beraterverträge können jederzeit gekündigt werden. Die andere Seite ist die Reputation, und da sieht es natürlich ganz anders aus, wenn die Bank mit solchen externen Beratern zusammenarbeitet.
-
In diesem Sumpf stecken noch viele kleine unabhängige Vermögensverwalter mit den entsprechenden Depotbanken – der Spass ist vorprogrammiert
-
Zum Glück steckt Raiffeisen nicht im Wrapper Sumpf – Pierin sei Dank!
-
-
OJ wagt sich schon seit Jahren nicht nach Deutschland
-
Pierin wrappt lieber faule Hypotheken in seine Genossenschaft rein…. 😉
-
-
Endlich wird der Hauptverantwortliche für dieses Desaster beim Namen genannt. Danke!
NB: Bei CS Trust war meines Wissens die Reihenfolge der CEO so: auf J. Strähle folgte V. de Maddalena und auf den unser Wunderknabe…
-
so isses!
-
Endlich wird der Hauptverantwortliche für dieses Desaster beim Namen genannt. Danke! NB: Bei CS Trust war meines Wissens die Reihenfolge…
OJ wagt sich schon seit Jahren nicht nach Deutschland
In diesem Sumpf stecken noch viele kleine unabhängige Vermögensverwalter mit den entsprechenden Depotbanken - der Spass ist vorprogrammiert