Morgen publiziert die „Bilanz“ ihre jährliche Banker-Rangliste. Viele sind Pflichtprogramm: Sergio Ermotti, Brady Dougan, Hans-Ulrich Meister und wie sie alle heissen werden irgendwo unter den Top-10 oder Top-20 zu finden sein.
Ein anderes Bild ergibt sich, wenn man ein einziges Kriterium zum entscheidenden Faktor erhebt und sich fragt: Wer unter den Schweizer Spitzenbankern ist streetsmart?
Will heissen: Wer hat ein Bauchgefühl und hört darauf? Wer spürt instinktiv, was ankommt und was trotz Powerpoint-Glanz zum Scheitern verurteilt ist? Wer merkt, was die eigene Mannschaft will und was die Kunden wirklich überzeugt?
Streetsmarte Banker sind oft bodenständige Typen, die nicht die typische Laufbahn hinter sich haben. Sie zeichnen sich aus durch eigene Überzeugungen und den Mut, Unbequemes zu äussern. So gesehen sind sie das Gegenteil von Windfahnen-Politikern und Opportunisten.
1 | Urs Wietlisbach | Partners Group | Im Schatten des berühmten Chairman der Erfolgsgarant der Parnters Group |
2 | Eduardo Leemann | Falcon Privatbank | Leemann ist das Schlachtross der Ausland-Banker auf dem Platz Zürich |
3 | Pierin Vincenz | Raiffeisen | Der Genossenschaftsbanker setzt immer und überall auf sein Bauchgefühl |
4 | Harald Nedwed | Migrosbank | Nedwed sagt, was er denkt |
5 | Martin Scholl | ZKB | Keiner hat es mit so wenig so weit gebracht |
6 | Stefan Arn | UBS | Der IT-Chef bringt als Ex-Unternehmer frischen Wind in die Grossbank |
7 | Urs Rüegsegger | Six Gruppe | Der Ex-Chef der St.Galler KB baut die Börse in eine Technologie-Firma um |
8 | Barend Fruithof | Credit Suisse | Das Firmengeschäft der Grossbank wurde unter dem Ex-Bauer zur Goldgrube |
9 | Eric Syz | Bank Syz | Der Deutschschweizer in der Rhônestadt hat berühmte Fonds geschaffen |
10 | Rudolf Dellenbach | Aargauische KB | Unbemerkt stärkt der Unbekannte die Position seiner KB im Mittelland |
Das Ranking der Streetsmarten führt mit Urs Wietlisbach einer an, der hinter dem bekannteren Alfred Gantner massgeblich am phänomenalen Erfolg der Zuger Partners Group beteiligt ist. Wietlisbach und seinen Kollegen ist es gelungen, eine vor kurzem noch kleine Boutique auf die Weltkarte der Finanzbranche zu setzen und zu einem Faktor zu machen.
Mit einem Bruchteil des Personals einer UBS oder CS erzielt Partners Group inzwischen einen Gewinn, der gar nicht mehr so weit von jenem einer Schweizer Grossbank entfernt ist. Das zeigt, dass Masse in der neuen Finanzwelt nicht weiterhilft. Es geht vielmehr um Cleverness und Weitsicht.
Auf Platz 2 der Streetsmarten landet mit Eduardo Leemann ein alter Hase von Swiss Private Banking, der die letzten Jahrzehnte an der Kundenfront miterlebt hat und bisher alle Stürme überlebt hat.
Leemann nutzte den Crash von AIG, um seine Bank aus der US-Versicherung herauszulösen und in die arabische Falcon Bank zu überführen. Unter dem neuen Namen macht Leemann das, was er immer gemacht hat: vermögende Kunden aus Zürich heraus betreuen.
Auf den Positionen 3 bis 5 landen bekannte Köpfe, die Kritik wegstecken können und ihren Kurs unbeirrt fortsetzen. Pierin Vincenz wagt mit seiner Notenstein Privatbank den Spagat zwischen Retail und Private Banking, was mutig und speziell ist.
Harald Nedwed hat seine Migrosbank zu einem Faktor im Markt Schweiz gemacht und der direkten Konkurrenz Coop Bank längst den Rang abgelaufen.
Martin Scholl von der Zürcher Kantonalbank kennt nichts ausser der ZKB. Aber die kennt er, und die Zahlen stimmen.
Auf 6, 7 und 8 sind Leute von grossen und wichtigen Instituten. Stefan Arn zeigte als Gründer der Informatikfirma AdNovum, was für ein Unternehmer in ihm steckt. Jetzt führt er die UBS-Informatik ins nächste Jahrzehnt, eine zentrale Aufgabe innerhalb der Grossbank.
Urs Rüegsegger wagte das Abenteuer, die Six Gruppe mit ihrer Börse zu übernehmen, die ohne Partner scheinbar verloren im globalen Wettbewerb der grossen Plattformen vor sich hin torkelt. Doch der Ex-Kantonalbanker baut das Unternehmen, das den Banken gehört und entscheidend für die Finanz-Infrastruktur des Landes ist, zu einem modernen Technologieplayer aus.
Barend Fruithof liefert als Chef des Schweizer Firmenkundengeschäfts Quartal für Quartal stolze Beiträge zum Gesamtgewinn der Credit Suisse ab, während die viel grösseren Divisionen Investmentbank und Asset Management darben. Fruithof stieg vom Bauer zum ZKB- und Raiffeisen-Manager auf. Gross gewachsen, hat er den Boden unter den Füssen nicht verloren.
Auf Rang 9 und 10 sind zwei Banker mit langem Schnauf und gesundem Feeling. Eric Syz hat bisher alle Turbulenzen auf dem Finanzplatz Genf wie Madoff und US-Offshore weitgehend unbeschadet überstanden. Sein Erfolgsgeheimnis: Syz liebt das Private Banking.
Rudolf Dellenbach schliesslich baut seine Aargauische Kantonalbank unbemerkt von den Big Guys am Paradeplatz zu einer soliden Finanzmacht im aufstrebenden Mittelland aus. Dabei hilft ihm seine unprätentiöse Art.
Kommentare
Kommentieren
Die beliebtesten Kommentare
-
Fruithof? Na ja…
-
Barend Fruithof mag ein guter Kommunikator und ggf. auch ein talentierter Manager sein, aber der Erfolg ist ihm jüngst ziemlich stark in den Kopf gestiegen.
Auch er wird wieder auf den Boden der Tatsachen zurück finden.
-
…Abziehbildchen-Manager, sorry to say that!
-
-
Mal etwas Positives in Inside Paradeplatz, weiter so.
-
Leider gibt es nicht so viel positives…
-
-
Ganz neue Töne, auch mal schön einen „positiv angehauchten“ Bericht zu lesen!
-
Diese Banker sind nicht unbedingt nur „street-smart“ sondern verfügen halt im Gegensatz zu vielen anderen Playern der Branche über gute Ausbildungen (fast alles Akademiker).
-
Haha!
-
Das ich nicht lache Herr Reimann – wohl selber ein akademiker… Die haben ja wahrliches Wunder vollbracht in der Ch Wirtschaft wenn ich an all die Firmen denke insbesondere den Banken die jetzt am Boden liegen Mc Kinsey laesst gruessen ! Die ist voll von den tollen Akademikern von Realitaetssinn und Unternehmerischen Denke haben die noch nie was gehoert
-
Hab gehört an der HSG kann man sich die Militärkarriere anrechnen lassen.
Also Reto, bitte kein schlechtes Wort auf die beste Armee der Welt! -
So ist es. Alles Richtige kann in der Theorie gelernt werden; darum gibt es heute auch fast keine Fehler mehr! Spass beiseite: Zu Zeiten von Zürich-Vers.-Hüpi hatte das was. Heute sind die Idioten breit gestreut.
-
Lieber Herr Reimann. Mit „fast alles Akademiker“ haben Sie sich nun gerade selbst qualifiziert. Und das nicht unbedingt im positiven Sinne. Oder wollen wir die Multimilliarden zusammenrechnen, welche von hochintelligenten und superqualifizierten „Akademikern mit guter Ausbildung“ in den Sand gesetzt wurden???!!!
Vielfach mit Entscheidungen, die jedem gesunden Menschenverstand widersprachen. In meiner langen Karriere im Finanzbereich habe ich festgestellt, dass Ausbildung oder Titel in keiner wissenschaftlichen Prüfung bezüglich Persistenz des Erfolges bestehen.
Genauso wie der Artikel es beschreibt, entweder ist einer „streetsmart“ oder nicht. Aber keine Angst, es gibt auch viele „streetsmarte“ Akademiker. Eric Syz ist z.B. einer dieser Sorte. Für mich eindeutig zuweit unten auf der Liste.
Anderseits fragt man sich, was Scholl da zu suchen hat? Na ja. Es ist wie mit der Fussballnati-Selektion. 7 Millionen wissen alles besser.
Guter Artikel!
-
Meine Bemerkung soll neben den Bankern auch für Vermögensverwalter oder allg. Finanzdienstleister gelten: Das Ausbildungsmodell KV+Praxiserfahrung („Verkäufer“) genügt in diesem Business einfach nicht mehr den Anforderungen von Kunden und Regulatoren. Das gilt für die Chefs wie für die Mitarbeiter ab einer gewissen Stufe. Ausnahmen bestätigen die Regel.
-
-
Lieber Herr Hässig
Auch hier sind sie der Bilanz wieder einmal eine Nasenlänge voraus. Cooler Bericht und wahrscheinlich liegt die Zukunft des CH Bankings wohl in mehr streetsmartness. Bei Herrn Scholl haben Sie sich wohl etwas vergriffen, aber immerhin hat er die Pensionskasse streetsmart saniert….:-))) -
-
Ich schlage vor, Martin Scholl (ZKB) durch Franco Morra (HSBC) zu ersetzen, der sich in seinem Laden wie ein cholerischer Haudegen gebärdet. Mangels einer erkennbaren Strategie darf man zudem annehmen, dass er primär auf seinen Bauch hört. „Street smart“ ist er jedoch genauso wenig wie Scholl.
-
Lieber Herr Hässig Auch hier sind sie der Bilanz wieder einmal eine Nasenlänge voraus. Cooler Bericht und wahrscheinlich liegt die…
Diese Banker sind nicht unbedingt nur "street-smart" sondern verfügen halt im Gegensatz zu vielen anderen Playern der Branche über gute…
Ich schlage vor, Martin Scholl (ZKB) durch Franco Morra (HSBC) zu ersetzen, der sich in seinem Laden wie ein cholerischer…