Im Raiffeisen-Reich mit seinen 250 regionalen Fürsten rumort es. Hohe Boni für die Ober-Chefs erzürnen die Basis, die mit Knäckebrot abgespiesen wird.
Nun kommt noch eine Palastrevolte hinzu. Daniel Wyssen, der Chef der Raiffeisen Oberembrach-Bassersdorf in Zürich-Nord beim Interkontinental-Flughafen, ist weg.
Per sofort und ohne klare Begründung aus der Raiffeisen-Zentrale in St. Gallen.
„Nach Rücksprache mit dem Verwaltungsrat“ habe es eine „Neuorientierung (…) in gegenseitigem Einvernehmen“ gegeben.
Dies „aufgrund unterschiedlicher Auffassungen über die strategische Ausrichtung der Bank“. Die Suche nach einem Nachfolger sei „bereits aufgenommen“ worden.
Die Absetzung nach nur 2 Jahren im Amt wirft Fragen auf. Die Raiffeisen Oberembrach-Basserdorf ist fest in Hand einer Familie.
Den Fässlers. Hermann Fässler war jahrzehntelang Chef des Raiffeisen-Ablegers in Zürich-Nord, seine Frau Verena Fässler oberste Kundenverantwortliche und Vize-Chefin.
2015 übernahm dann der auswärtige Wyssen die Führung, Verena Fässler blieb in der Geschäftsleitung, Hermann Fässler wurde Personalchef.
Dort ist auch Tochter Tiziana aktiv. Sie lenkt zusammen mit ihrem Vater Hermann die Personalabteilung.
Die 3 Fässlers machen 10 Prozent der ganzen Belegschaft aus. Die Raiffeisenbank Oberembrach-Bassersdorf zählt 34 Angestellte, verteilt auf knapp 30 Vollzeitstellen.
Ein Mini-Bänkli. Dafür ist die Geschäftsleitung mit 5 Mitgliedern üppig besetzt.
Waren die Fässlers der Grund für die überraschende Absetzung des CEOs der Raiffeisenbank? Daniel Wyssen war nämlich längst ein Senior innerhalb der Raiffeisen, aber einer mit Erfahrung von aussen.
Im Firmenkunden-Geschäft, zunächst bei der ZKB, dann ab 2009 bei der Raiffeisen Zürich.
2012 stiess der neue Mann Wyssen zur Raiffeisen Oberembrach-Bassersdorf und nahm Einsitz in der Geschäftsleitiung.
Drei Jahre später, im Juli 2015, übernahm Daniel Wyssen dann die Führung und brachte damit die ewige Herrschaft der Fässlers zu Fall.
Aber nur kurz. Denn 2016 wurde zum Waterloo für den Mann von aussen.
Der Gewinn brach um 22 Prozent ein, die Hypotheken wuchsen im Quervergleich mit anderen Raiffeisenbanken schwach.
Wyssen erhielt für seine Leistung trotzdem einen guten Lohn. Über 200’000 Franken fix und einen Bonus von rund 80’000 Franken, wie ein Insider sagt.
Wyssen selbst dementiert das. Diese Zahlen „entbehren jeglicher Grundlage und sind deutlich zu hoch gegriffen“, meinte er vor Monatsfrist.
300’000 Franken total mag für Paradeplatz-Verhältnisse nach Peanuts klingen. Doch für die Führung eines 30-Mann-Unternehmens, Genossenschafts-Idyll inklusive, ist das nicht schlecht.
Doch der Lohn war kaum der Grund für die Absetzung. Sondern wohl die Macht der Fässlers.
Dass eine Familie seit Jahrzehnten eine ganze Bank dominiert, sei auch bei der Raiffeisen etwas Aussergewöhnliches, sagt eine Sprecherin des Genossenschafts-Riesen in St. Gallen.
Die Konstellation wirft ein Licht auf eine Raiffeisen-Welt, bei der sonst nur die Eskapaden der Schweizer Leitung medial abgelichtet wird.
Pierin Vincenz Sololäufe, Nachfolger Patrik Gisels Hypo-Offensive für Jungväter und -mütter, das grosse Informatik-Projekt, absaufende Beteiligung an Leonteq, Sponsoring von Fussball, Ski-Nati und Kozerten.
Solche Themen prägen das Bild der Raiffeisen. Was hingegen in der Provinz passiert, erfährt kaum jemand.
Dabei zeigt das Beispiel des „Familienunternehmens Fässler“, dass es dort Possen und Intrigen zuhauf geben könnte.
Den Glamour-Teppichetagen-Manager in der Zentrale in St. Gallen scheinen die Vorgänge egal zu sein. Sie verweisen auf die Autonomie der 250 Raiffeisen-Banken, wo „Personalentscheide (selbst) getroffen“ würden.
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Die beliebtesten Kommentare
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Raiffeisenbank GV von Beinwil im Freiamt. Bei der Frage, nach den Vergütungen für die 5 Verwaltungsräte wurde gemauert und uns Genossenschafter klar gemacht, dass das uns nichts angeht.
Seltsame Ansichten für eine Bank, die angeblich den Genossenschafter gehört.
Was kann man unternehmen, um diese Zahlen trotzdem zu erhalten??-
Es ist eben so wenig, dass sie sich schämen würden und sich jeder fragen würde, können die überhaupt etwas. Für dieses Trinkgeld sitzt niemand sonst in einen VR.
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Frau Charlotte! Wie so interessiert Sie, wie viel der VR für ihre strategische Arbeit erhält?
Neid, oder Angst um Ihren aus Schulden geschöpften Besitz (Ersparnis)?
Die Zuständigkeiten und Verantwortlichkeiten sind in den Statuten geregelt!
Die Rentenreform 2020 betrifft alle Menschen! Wie kann ein System den Geldabfluss- und Rückfluss sichern, wenn die Geldkreisläufe nicht übereinstimmen? Wie erklären Sie das Leck (Abnahme Fonds) in einem Umlageverfahren, ohne die Wahrheit zu strapazieren? Die Anzahl Beschäftigten (Konsumenten und Investoren) generieren die Kaufkraft für die Wirtschaftsleistung! Die Automatisation konsumiert und investiert nicht, bezahlt auch keine Beiträge! Mit dem einfältigen System profitieren Teile der Wirtschaft! Mit Industrie 4.0 muss nach der Denkweise der Macher, das System kollabieren, weil keine Kaufkraft mehr vorhanden ist!
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Ganz einfach Geld von den Banken abziehen, die mit diesen Infos geizen.
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@mitdenker
besten dank für ihre giftige Antwort – ich kann Sie beruhigen, kein Neid und keine Hypothek auf meinem Besitz, aber als Mitbesitzer der Raiffeisenbank dürfte ich wohl wissen, was die VR so verdienen, da diese Vergütungen einen Einfluss auf die Rendite haben. dass das Salär des Bankleiters nicht breitgeschlagen werden muss ist klar, aber die VR Entgeltungen wie bei den Aktiengesellschaften, sollten schon transparent sein. Zum Vergleich: die Mobiliar ist auch eine Genossenschaft, jedes Jahr geht ein grosser Teil des Gewinns zurück an die Genossenschafter – Genossenschaften sind die Zukunft. -
Werte Charlotte
Nicht giftig nur korrekt!
Sie sind nicht Besitzer nur Mitglied, oder meinen Sie mit dem Anteilschein von CHF 200 oder 500 seien sie Mitbesitzer? Lesen Sie die Statuten, welche die Auflösung einer Raiffeisenbank regelt! Sie werden feststellen, dass Sie keine „Rendite“ erhalten!Das Buchgeld (nicht existent) besteht aus nicht getilgten Schulden Dritter, weil Geld eben aus Schulden entsteht! Die Ersparnisse/Gewinne entstehen aus Schulden und nicht umgekehrt! Aus Hypotheken uvam entsteht Buchgeld, welches Sie als Guthaben (kein gesetzliches Zahlungsmittel – Option) auf dem Bankkonto vorfinden!
Die Auskunftspflicht ist in den Statuten geregelt! Aber ich kann Ihnen aus meiner Praxis versichern, dass der Gegenwert der Leistung, im Verhältnis zur Verantwortung, sehr bescheiden ausfällt!
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Frau Charlotte
Wie ich erklärt habe, ist für mich die Gesellschaftsform der Genossenschaft für eine Bank, welche von Gesetzes wegen, alleine berechtigt ist Geld zu schöpfen, die einzig Richtige! Die Judikative sichert nicht das Geld, sondern regelt die Spiele der Ökonomen!
Das Vollgeld ein Wink mit dem Zaunpfahl!Die Mobiliar, als Versicherung, reduziert mit einem Gewinnanteil die Prämien (zu viel bezahlt?)! Was haben Sie der Raiffeisenbank zu viel bezahlt? Der Genossenschaftszins bleibt in der Regel über Jahre gleich (4%p.a.?) und wird in den Staturen geregelt!
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Die Gesellschaftsform „Genossenschaft“ ist im Einklang mit dem Geldsystem, die einzige richtige Organisation!
Die Geldschöpfung braucht keine dem Risiko zugeordnete Schuldengeldbesitz (Aktienkapital) um die Rendite zu verteilen!
Die Beteiligung im Geldspielwarenmarkt ist gemäss Statuten nicht erlaubt! Diesen Wunsch von PV wurde von den Delegierten seinerzeit verunmöglicht!
Leider konnte durch die Hintertür „Filiale“ doch noch Direktinvestitionen getätigt werden (keine Solidarhaftung der Raiffeisen-Gruppe)!Jede Raiffeisenbank ist autonom und hat die Vorschriften der Behörden zu erfüllen! Die Führungsetage muss das Handwerk, im Gegensatz zu den Kaisern der Grossbanken, verstehen! Das Anforderungsprofil macht den Preis und nicht die Anzahl Beschäftigen!
Nebenbei Qualität vor Quantität! Die Risiken werden in der „Hochkonjunktur“ eingekauft! Ein Gewinneinbruch bei einer Genossenschaftsbank darf nicht ausschlaggebend sein! -
Eine schöne Story aus der Provinz. Eine Familie übernimmt faktisch eine Bank, die mit unter dem Namen der grössten Schweizer Retailbank operiert.
Genau für solche Geschichten, die von den übrigen Medien totgeschwiegen werden, liebe ich Insideparadeplatz.-
@Ein Fan: merke dass Blut dicker ist als Wasser. So einfach ist das. Grüsse aus der wirklichen Pampa in Latam.
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Endlich mal anständig ruhig hier, wenn gelangweilte Zürcher Bankmitarbeiter hier nicht ihren Frust ablassen 😀
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Und, in der Regionalbank Oberneben Bümplizendorfbach geht Herr Müller! Ein Skandal! Weltbewegend!
Danke für die Geographielektion, LH … Wieder ein Dörfli kennengelernt!
Wie wärs, Sie beruhigen sich und geniessen den 1. Mai …
Oh, gerade höre ich, auf der xyz Bank Filiale Obernebendörflingenamwald geht Herr Meier! Und das nach 3 Jahren!
Skandalös, dass Sie darüber noch nicht berichtet haben!
Frohen Feiertag wünsche ich Ihnen.
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@Klarsager: schlecht geschlafen?
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Seit Wilhelm Tell’s Zeiten gab es in der Schweiz kaum mehr Vögte! Wo diese überleben konnten , gar weiter über Hand nahmen, ist beschränkt auf die Raiffeisen – Gruppe. Dank ihrem Leader und Bieger schliesslich DAS erfolgversprechende Konzept Gewinn-Maximierungen zu erzielen: Franchise-
Banking, sehr oft mit SVP – Siegel ….-
Das Vogtsystem als Garant zur Mittelmäßigkeit. Gerade die AUT Milliardärsliste gelesen: im Wesentlichen österreichische Selfmade Mrd., die ihr Geld selbst verdient haben – was für ein Kontrast zu der üblichen Bilanzliste mit über 70% Ausländern. Feriengrüße aus dem Tirol!
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Na ja, da heute 1. Mai ist, lassen wir diese schlappe „Pimp in the Pampa Story“ noch einmal durchgehen.
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„Pimp in the Pampa!“… cooler Spruch, so noch nie gehört 🙂
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@Klarsager: schlecht geschlafen?
Raiffeisenbank GV von Beinwil im Freiamt. Bei der Frage, nach den Vergütungen für die 5 Verwaltungsräte wurde gemauert und uns…
Eine schöne Story aus der Provinz. Eine Familie übernimmt faktisch eine Bank, die mit unter dem Namen der grössten Schweizer…