Pierin Vincenz erleidet seine erste grosse Niederlage. Er verliert sein Präsidentenamt bei der Derivatefirma Leonteq. Als grosses Börsenmandat bleibt ihm noch die Helvetia Versicherung.
Vincenz‘ Privat-Waterloo fand am Dienstag seinen Höhepunkt. An der Sitzung des Verwaltungsrats der Leonteq teilte der Bündner den Mitgliedern des Obergremiums seinen Rücktritts-Entscheid mit.
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Was als freiwilliger Beschluss daherkommt, ist das Resultat eines Machtkampfs an der Spitze, der die Leonteq zu schädigen drohte.
Diese hat heute nach einem tiefen Fall in die roten Zahlen knapp den Sprung über die Nulllinie geschafft. 1,2 Millionen Gewinn sind mini.
Doch die Aktie der Leonteq hat sich massiv erholt, von unter 30 Franken zu Beginn des Jahres auf über 50 Franken diese Woche. Gestern legte der Leonteq-Titel stärker zu als der Index, es gingen Gerüchte über Insider um.
Vincenz schien sich lange an das Amt als Leonteq-Präsident zu klammern. Dieses versprach ihm einen stolzen Verdienst.
Hatte sein Vorgänger Peter Forstmoser, ein Zürcher Anwalt, im besten Jahr gut 300’000 Franken erhalten, erhöhte sich die Obergrenze unter Vincenz sofort auf drei Viertel Millionen.
Wegen des Absturzes der Leonteq Ende letztes Jahr sank dann Vincenz‘ Honorar auf eine halbe Million. Es wird für 2017 noch etwas tiefer ausfallen.
Vincenz sah die Schuld beim Absturz im CEO. Der heisst Jan Schoch und ist ein Mitgründer der Leonteq.
Schoch und Vincenz überwarfen sich. Seit der Krise im Dezember bekämpften sich die beiden Hauptfiguren und ihre Verbündeten gegenseitig.
Wie in Schützengräben lagen sich die zwei Lager gegenüber und misstrauten jedem Schritt des Anderen. Statt miteinander durch die Krise zu gehen, befeuerten Vincenz und Schoch die Probleme durch ihre eigenen Ambitionen.
Vincenz hatte dabei die schlechteren Karten. Er war ein Auswärtiger, der im Mandat bei der börsenkotierten Leonteq den grossen Verdienst und viel Renommee sah.
Als der Crash passierte und die Leonteq im zweiten Halbjahr 2016 in voller Fahrt in die Wand krachte, dachte Vincenz, er könne CEO Schoch für die Verluste verantwortlich machen.
Was grundsätzlich stimmte. Schliesslich ist Schoch der Mann, der die Leonteq von Anfang an prägte und alle Zügel in den Händen hielt.
Grosser Aktionär, operativer Chef, Vertrauter des Managements: alles unter der Kontrolle des Appenzellers.
Der begab sich immer mehr auf Extratouren. Seine neue Privatbank namens Flynt kostete Schoch neben vielen Millionen vor allem Reputation und Energie.
Seine Zöglinge bei Leonteq fielen auf durch jugendliches Alter und unkonventionelle Auftritte in den sozialen Medien.
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Privat trennte er sich von seiner Frau. Die Kinder, die noch jung sind, mussten lernen, dass ihr Vater am Abend nicht mehr bei ihnen war. Schoch nahm sich eine Wohnung in der Nachbarschaft.
Schoch tanzte auf vielen Hochzeiten. Die Leonteq wurde zu einer Seitenveranstaltung für ihn. Er dachte, sie sei ein Selbstläufer und würde von allein immer grösser und rentabler.
Vincenz hatte also guten Grund, Schoch für den abrupten Fall in die Niederungen von Verlusten zu geisseln. Ein neuer Mann auf dem operativen Stuhl wäre für Vincenz die Lösung gewesen.
Doch er fand niemand, der das Abenteuer gewagt hätte. So wurde es rund um Vincenz immer einsamer.
Am Ende nutzte Vincenz den verbleibenden Spielraum, selbst den Rücktritt zu verkünden. Ihm blieb nichts anderes mehr übrig. Wäre er sitzen geblieben, dann hätte Schoch ihn zur Seite gedrückt.
Vincenz privater Fall hängt mit der Raiffeisen zusammen, wo der Bündner über 15 Jahre lang das alleinige Sagen hatte.
Die Genossenschaftsbank hält 29 Prozent an der Leonteq. Patrik Gisel, der Vincenz als Chef der Raiffeisen vor 2 Jahren beerbte, emanzipiert sich mehr und mehr von Vincenz.
Dazu passt, dass sich Gisel aus dem VR der Leonteq zurückzieht. Nachfolger wird ein Kollege von Gisel aus der Raiffeisen-Geschäftsleitung.
Headhunter Egon Zehnder hat eine Longlist mit möglichen Präsidenten für Leonteq zusammengestellt.
Daraus wird in den nächsten Wochen eine Shortlist. Auf dieser soll auch eine Frau stehen. Eine Leonteq-Präsidentin wäre ein PR-Coup.
Sie dürfte dann unter CEO Schoch Kapitän spielen.
Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Jan Schoch wird kaum grossen Einfluss auf den Rücktritt gehabt haben. Vielmehr ist es der neue Grossaktionär, der nun Bedingungen stellt. Es ist gut möglich, dass auch Jan Schoch nicht mehr lange als CEO tätig sein wird. Denn dies war der erste Streich und der zweite folgt sogleich.
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Na und? Hat PV irgend etwas Positives für diese Firma erreicht? Immer das gleiche Muster: Zuerst saftige Sitzungsgelder einheimsen und keine Ideen, um das darbende Geschäft anzukurbeln. Richtige Entscheidung war die Entlassung!
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So, jetzt weiss man auch, wie viel mehr eine Firma ohne Vinzenz wert ist: 63 Mio.! Nicht ganz so viel, wie ein Firma ohne Ackermann oder Vasella, aber immer hin …
(7% Aktienplus bei 900 Mio. Market Cap)
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Aktie um 9:49 + 7.5 %. Das sagt ja eigentlich alles darüber, was der Markt von PV hält. Würde bei der CS Aktie sicherlich gleich aussehen, wenn die weisse Weste UR endlich einmal sein persönliches jahrelanges Versagen einräumen würde.
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Das Plus dürfte wohl eher der Tatsache geschuldet sein, dass die Streiterei an der Spitze ein Ende hat. Die Führungsverantwortung ist geklärt.
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Gähn. 2008 war interessant. Kann kaum glauben, dass ich schon zehn Jahre hier rumhänge ohne dass was passiert.
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Diese völlig überbezahlten VR-Mandate sollten ersatzlos abgeschafft werden. Da arbeitet man für ein paar Kröten in seinem Job und oben kassieren sie für ein paar wenige, sowieso unnützen Sitzungen 100tausende von Franken. Ekelhaft!
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Ist schon ein Lustiges Portal, das IP.
Ich kann mich nicht erinnern, dass LH jemals positiv über Jan Schoch geschrieben hat. Oder kann mir jemand das Gegenteil beweisen?
Und jetzt, da es heisst: Ring frei für Pierin vs. Jan ist er plötzlich dar „arme Siech“, der vom Mann aus den Bergen bekämpft worden ist.
LH: Das Fähnchen im Wind.
Ich will damit nicht für Pierin Partei ergreifen. Auf keinen Fall, aber es ist eben auffällig bei IP-
jeden Tag IP „zu füllen“ ist Schwerstarbeit mit jeweiligem Resultat ex momentanem Befinden.
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Können Sie es besser? Wohl nicht!
LH, weiter so!!!!
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@Karl der Weise – bitte machen Sie es besser, Sie sind ja Weise! Zuerst liefern dann lafern. Danke und noch einen schönen Abend!
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Von wegen Fähnchen im Wind. Verteufeln Sie nicht den Überbringer der Nachricht. Der Mann hat Courage und Rückgrat.
Kann mich der Meinung nur anschliessen; LH, weiter so!!!!
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Über die (Ab-)Gründe des PV kann spekuliert werden. Für Leonteq zählt einzig, dass das Unternehmen jetzt ohne die Bündner Hypthek arbeiten und sich weiterentwickeln kann. Das mag ich Jan Schoch und seinen Kollegen gönnen.
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Das Schiffchen tuckert weiter;
die Aktionäre stimmt’s heiter!
Endlich, entsorgt den Ballast:
Freie Fahrt, dies ohne Hast.Vincenz grübelt Helvetia um:
dort gibt es sehr Viel zu tun ?
Für sein Präsidenten – Dasein,
kauft er nun neue Firmen ein 🙂 -
so, der erste Schritt wäre gemacht. Nun muss der Rücktritt bei der Helvetia kommen.
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YES
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Gestandene Banker gehen nicht zu einer Leonteq – der innere Wert dieser Firma ist eine Null, sie produziert gar nichts, nur diese Firmen wurden auch nur geboren, weil 95 % der Frontleute der Banken indirekt erpresst wurden, lediglich Alternative- bzw. Derivativeprodukte zu verkaufen, da diese Anlagen aufgrund der Gebühren von bis zu 3 %, x-tausend Direktionsmitglieder die nie einen Franken für eine Banke generieren, quersubventionieren. Aktieninvestoren investieren ihr Vermögen nicht in eine Luft-Firma wie eine Leonteq, man schaue sich nur mal die mit Dreiwettertaft ‚gesteilten‘ Typen auf der Webpage an.
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Und von diesen Direktionsmitglieder die kein Geld für die Bank generieren und von Banking keine Ahnung haben gibt es einige. Der PB Chef der Zürcher Notenstein Filiale, genannt Sacko-Blender, und der ZKB Vize Weber sind gute Beispiele dafür!
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Ich kenne den auch und stimme mit den Meiers voll und ganz zu. Aber schreibt man dies nicht Sakko? Somit Sakko-Blender!
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Leider wird im Artikel in keiner Weise erwähnt, dass ein Verwaltungsrat und insbesondere der Verwaltungsratspräsident die Oberleitung der Firma darstellt, die nötigen Weisungen erteilt, deren Organisation festlegt, für die Ausgestaltung des Rechnungswesens, der Finanzkontrolle und der Finanzplanung zuständig ist und auch die Oberaufsicht über die Geschäftsleitung hat.
Es greift somit viel zu kurz, den Abgang von Vincenz als Resultat eines «Machtkampfes» darzustellen. In Tat und Wahrheit zieht resp. muss Vincenz die Konsequenzen aus seinen Fehlleistungen ziehen.-
@Jobnotwelldone
Es gibt ja immerhin noch Aktionäre…
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Als Helvetia Aktionär hoffe ich auf einen Silberstreifen am Horizont. Wann werden wir unseren VR-Präsidenten endlich los?
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möglichst viele Kunden gehen und als Kündigunsgrund P.V. angeben.
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@Dann, wenn
Du unterstellst der Helvetia, dass Entscheidungen rational gefällt werden. Das ist fahrlässig!
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Als Helvetia Aktionär hoffe ich auf einen Silberstreifen am Horizont. Wann werden wir unseren VR-Präsidenten endlich los?
Leider wird im Artikel in keiner Weise erwähnt, dass ein Verwaltungsrat und insbesondere der Verwaltungsratspräsident die Oberleitung der Firma darstellt,…
Gestandene Banker gehen nicht zu einer Leonteq - der innere Wert dieser Firma ist eine Null, sie produziert gar nichts,…