Im Saal 212 am Gericht in Zug rechneten Involvierte gestern mit stundenlangen Verhandlungen. Zur Überraschung vieler war nach kurzer Zeit Schluss.
Die Anwälte von Jean-Claude Bastos, ein Schweiz-Angola-Investor, und seinem Mitangeklagten Marcel Krüse zogen ihre Berufung zurück. Damit gilt das Ersturteil vom Juli 2011.
Für Bastos und Partner Krüse ist die rechtskräftige Strafverurteilung laut eigener Aussage akzeptabel. Durch ihren freiwilligen Verzicht auf einen Weiterzug hoffen sie, mit einer Vergangenheit abschliessen zu können, die sie seit zehn Jahren verfolgt.
Diese hat einen Link zum Skandal um die Zürcher Beamtenversicherungskasse (BVK). Nach eigenen Angaben hatten Bastos und Krüse sich geweigert, Bestechungsgelder zu bezahlen. Daraufhin schickte der kürzlich verurteilte Ex-BVK-Anlagechef Daniel Gloor die von Bastos und Krüse geführte ProKMU in die Liquidation.
Mit seiner Quantum-Finanzgruppe ist der 46-jährige Bastos in wenigen Jahren vermögend und einflussreich geworden. Er verfügt über direkten Zugang zu Entscheidungsträgern in Angola.
In einem Porträt unter dem Titel „Der talentierte Mr. Bastos“ schrieb die Handelszeitung kürzlich, der „schillernde Vermögensverwalter mit besten Kontakten zur angolanischen Elite“ würde den neuen Staatsfonds für das „Boomland“ verwalten.
In der Schweiz sind die Quantum-Gesellschaften von Bastos in den letzten zwei Jahren Schritt für Schritt an die Oberfläche gekommen.
Unterstützt wird Bastos vom Zürcher Staranwalt Thomas Ladner. Dieser fungiert als Präsident von zwei Quantum-Gesellschaften.
Das jetzt rechtskräftige Urteil spricht Bastos und Krüse der „mehrfachen qualifizierten ungetreuen Geschäftsbesorgung“ schuldig. Mit „qualifiziert“ ist laut Schweizer Recht „in der Absicht, sich oder einen anderen unrechtmässig zu bereichern“ gemeint.
Bastos betont, dass es sich bei den Vergehen jedoch nur um um eine Honorarzahlung 2 Tage nach dem Liquidationsentscheid an einen Familienvater handelt, dem der Lohn laut Bastos zustand und der sonst hätte Privatkonkurs anmelden müssen; zudem um eine Honorarzahlung an einen österreichischen Berater, die mangels Quittung in der Buchhaltung nicht belegt werden kann und die dieser nun abstreitet. Würde der Berater die Zahlung zugeben, müsste er den Betrag versteuern, sagt Bastos.
Bastos kriegt eine bedingte Geldstrafe von knapp 160’000 Franken, Krüse von 175’000. Beides gilt als hoch. Hinzu kommen Bussen von 4’500 respektive 5’000 Franken.
Mit ihrem gestrigen Rückzieher akzeptieren Bastos und Krüse, dass sie gegen Strafrecht verstossen haben. Es geht um Taten, die sie als Verantwortliche der ProKMU begangen hatten.
ProKMU war in den 1990er Jahren als Vehikel zur Unterstützung kleinerer Firmen gegründet worden.
Ende 2003 entmachteten die Beamtenversicherungskasse (BVK) unter Führung des kürzlich verurteilten Ex-BVK-Anlagechef Daniel Gloor und seines im gleichen Zusammenhang verurteilten Partners Alfred Castelberg Bastos und Krüse und liessen die ProKMU liquidieren.
Jean-Claude Bastos hierzu: „Daniel Gloor verlangte nach dem Einstieg der BVK in die ProKMU invest AG mehrmals illegale Kickback-Zahlungen an ihn persönlich. Als ich mich weigerte, den Forderungen nachzukommen, haben Gloor und sein Mitstreiter Alfred Castelberg beschlossen, die ProKMU basierend auf einem Gutachten von Castelbergs Firma Argus Finanz AG zu liquidieren und eine Strafanzeige wegen ungetreuer Geschäftsbesorgung gegen mich zu erstatten. Da das eigentliche Gutachten keine Liquidation empfahl, änderten sie es im Nachhinein sogar noch ab, um die anderen Aktionäre zu täuschen. Mittlerweile ist die ursprüngliche Fassung des Gutachtens aufgetaucht, in der der BVK keine Liquidation, sondern lediglich ein Verkauf der Aktien empfohlen wurde. Sollte sich herausstellen, dass die Liquidation unnötig war, würde dies auch meine ursprüngliche Verurteilung relativieren, denn ohne den unnötigen Liquidationsbeschluss wären die Zahlungen nicht beanstandet worden.“
Bastos weiter: „Im November 2012 habe ich gegen Ex-BVK-Chef Daniel Gloor und Alfred Castelberg eine Strafanzeige eingereicht. Ich werfe ihnen darin vor, ein Gutachten manipuliert zu haben, um die unnötige und letztlich fatale Liquidation der Firma ProKMU invest AG begründen zu können.“
Im ProKMU-Geflecht mit rund 15 Firmen fehlte laut Insidern zuletzt Liquidität, Löhne seien zum Teil ausstehend gewesen.
Die Bücher sollen hohe Zahlungen via eine Subholding der ProKMU an eine Beratungsfirma von Bastos und Krüse gezeigt haben, sagt ein Beteiligter.
Allein in den letzten Monaten von 2003 sollen nochmals viele Gelder von diversen ProKMU-Firmen an die Bastos-/Krüse-Firma geflossen sein. Das zeichnete die NZZ bereits Anfang 2004 detailliert nach.
Laut Bastos habe sich der Artikel mittlerweile als falsch herausgestellt, denn die Vorwürfe seien im Detail gerichtlich untersucht und verworfen worden.
Die Zahlungen seien zur Entlöhnung von zeitweise 16 Mitarbeitern verwendet worden, betont Bastos.Schon vor dem Niedergang der ProKMU bauten Bastos und Krüse eine andere Firma auf. Diese hiess ursprünglich RBK Allfinanz AG.
Das „B“ und das „K“ im Namen erinnert an Bastos und Krüse. 2007 wurde aus RBK zuerst die Quantum Global Wealth Management AG und schliesslich Anfang 2012 die Quantum Global Investment Management (QGIM).
Dabei dürfte es sich um die Schweizer Kernfirma der Quantum-Gruppe handeln. Diese gehört grossmehrheitlich Bastos.
Ein kleiner Teil hält offenbar sein Mitstreiter Thomas Ladner. Ladner bezifferte den Wert von QGIM kürzlich auf 200 Millionen.
Der Aufstieg von Bastos zu einem einflussreichen Angola-Investor beginnt in seinem Zuhause in Freiburg. Sein Vater stammt aus der Angola-Provinz Cabinda, seine Mutter ist Schweizerin.
Die Familie Bastos ist nicht reich, der Vater arbeitet für das Statistikamt. Einen Link nach Angola bot ein Onkel von Bastos. Der war für ein Ministerium tätig.
Aus Freiburger Kreisen heisst es, dass Bastos früh alles daran setzte aufzusteigen.
Nach dem Aus bei ProKMU Ende 2003 verlagerte Bastos zusammen mit seinem Weggefährten Krüse seine Aktivitäten nach Angola.
2007 entwickelte Bastos ein grosses Landstück in Benguela, eine aufstrebende Stadt 500 Kilometer südlich der Hauptstadt Angolas. Insgesamt ging es um mehrere Hektaren.
In jener Zeit gründete Bastos laut der Quelle zahlreiche Quantum-Firmen. Ständig seien neue dazugekommen. Einige hatten Domizil auf den British Virgin Islands, sagt der Insider.
Ende 2007 hatte Bastos eine temporäre Bankenlizenz erhalten. Diese würde verfallen, wenn nicht bis Frühling 2008 eine volle Bank mit Haus, Büros und Computern stehen würde.
Der Expressaufbau gelang, die Kwanza Bank mit Sitz in der angolanischen Hauptstadt Luanda konnte am 1. Mai 2008 planmässig in Betrieb genommen werden.
Als Mitstreiter für seine Kwanza Bank in Angola konnte Bastos den deutschen Ex-Bundesbank-Präsidenten Ernst Welteke gewinnen. Welteke war nach einem Spesenskandal in den 2000er Jahren von seinem Amt zurückgetreten.
Im Sommer 2009 war die Kwanza-Bank von Bastos bereit für eine Erfolgsmeldung. Das Benguela-Hausprojekt war endlich spruchreif.
Es sei Teil des „Angolan government’s national housing programme“, hiess es. Das ganze Projektvolumen belief sich auf 970 Millionen Dollar.
Die bereits fertige Kommunikation wurde nie verschickt. Er habe „leider nicht am „State Housing Projekt“ teilnehmen können“, sagt Bastos heute. „Dies wäre mein Ziel gewesen, nur wurde das Projekt von der Angola-Firma Sonangol übernommen.“
Ob Bastos’ Aufstieg in Angola durch seine enge Beziehung zum Präsidentensohn Zenù möglich wurde, wie manche behaupten, bleibt offen. Zenù sei von Bastos und dessen Begeisterungsfähigkeit beeindruckt gewesen, sagen Beobachter.
Gegenüber der Handelszeitung sagte Bastos, die Freundschaft mit Zenù mache das Geschäften in Angola für ihn eher schwierig, weil er ständig mit entsprechendem Misstrauen zu kämpfen habe. „Meine Mandate erhalte ich wegen meines Leistungsausweises, wegen meiner kontinuierlichen Ideen, wegen meiner Hartnäckigkeit“, sagte Bastos der Handelszeitung.
Laut eigenen Aussagen verfügt Bastos über gute Kontakte zu Entscheidungsträgern in verschiedenen Staaten Afrikas. „Ich kenne mehrere Präsidenten und Minister diverser afrikanischen Staaten“, hält Bastos auf Anfrage fest.
Auf Kritik reagiert Bastos mit Strategie. Dafür hat er Peter Metzinger, einen selbstständigen PR-Beauftragten. Metzinger war zuvor bei Greenpeace Schweiz.
In den Wochen vor dem Gerichtstermin in Zug erarbeitete Metzinger zusammen mit anderen einen Kommunikationsplan für Bastos. Darauf erschienen erste Artikel in der Presse.
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Die beliebtesten Kommentare
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They continue with their nonsense in Angola and Jean-Claude Bastos de Morais is now publicly being named by the media in Angola- take a look at the site Maka Angola and the site club k.
Disgraceful the Swiss central bank should look at him in Switzerland. -
Also ich habe für eine Firma der ProKmu gearbeitet, und ich kann nichts nachteiliges über diese zwei Herren sagen,die Löhne wurden immer pünktlich bezahlt, und der Umgang mit ihnen war immer respektvoll und angenehm.
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Ein weiterer „Dany Bahar“. – Und Thomi Ladner macht für ihn noch den Claqueur.
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Cleveres Bürschchen dieser Bastos.
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Ich kenne zwar die benannten Herren nicht, aber es ist für mich doch schleierhaft, wie es die FINMA erlaubt, dass solche Helden immer noch als Kapitäne in der Schweizer Finanzbranche agieren. Es sollte hier endlich einmal ein Machtwort gesprochen werden. Wir wollen in der Schweiz nur sauberes Geld und nicht irgendwelche dubiosen Gelder aus Angola.
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Bevor du so einen Kommentar abgibst, informiere dich!! Das sind keine dubiosen Gelder aus Angola!!! Zuerst recherchieren, dann nachdenken, dann schreiben!!!
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Ist schon interessant! Insideparadeplatz widmet Herrn Bastos einen kritischen Artikel und Finews lädt den gleichen Herrn zu einem Interview mit „Reinwasch-Charakter“ ein.
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Das ist vermutlich das Werk von Bastos‘ PR-Beauftragten. Man sei doch bitte so gnädig und breite endlich den Mantel des Schweigens über die alte ProKMU-Geschichte.
Der oben verlinkte NZZ-Artikel vom Feb 2004 ist erfreulicherweise immer noch online. Er spricht Bände!
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Man muss sich fragen, weshalb die beiden die Verurteilung akzeptieren und nicht weiter ziehen. Vielleicht, weil im Zusammenhang mit der BVK noch mehr Staub aufgewirbelt würde ? Das angolanische Volk hingegen sollte mal einen Vertreter zur Quantum schicken, und checken ob die Management-Fee auf dem Volksvermögen nicht total überissen ist. Ich vermute mal, die zahlen ein x-faches was ein normaler Institutioneller zu zahlen bereit wäre.
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Mal schauen wie lange es dauert, bis der teuer eingekaufte Beraterstab, inkl. die honorigen Ex-Manager, Ex-Beamten und Ex-Politiker in den „Beiräten“ den Braten riechen und merken, zu wem sie sich ins Bett gelegt haben. Auch in der Rennweg-Schickeria wird die Sorge um die Reputation doch stärker werden als die Gier nach den (anblich) vielen Angolanischen Dollars …
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Gut so. Jetzt wird langsam klar, welche halbseidene Gesellschaft in diesem antiquierten Herrenverein verkehrt.
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HiHi, Ladner ist ja auch Dany’s Anwalt/Berater.
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Und einmal mehr der umtriebige Anwalt Ladner… mit dubiosen Partnern… die Verbindung zu dem honorigen Herr Welteke ist wohl auch klar, der bewegt sich auch im Dunstkreis Ladner.
Wie die Römer sagten, pecunia non olet – Geld stinkt nicht.-
Diesen Anwalt sollte man auch gleich belangen!
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Wenn man wüsste, wieviele grosse Vermögen in der Schweiz auf Schlaumeierei, Abzockerei bis Gaunerei basieren, dann dürfte man beim Lesen der Bilanz 300 einen roten Kopf kriegen.
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„Bastos kriegt eine bedingte Geldstrafe von knapp 160’000 Franken, Krüse von 175’000. Beides gilt als hoch.“
Das sind wirklich hohe Beträge für einen sehr vermögenden Menschen. Ich hätte wohl auch die lapidare Summe bezahlt um den Fall nicht weiter publik zu machen.
Die Schweizer Rechtssprechung schützt halt die Reichen sehr gut. Danke liebe Politiker in Bern – Danke!
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von wegen bezahlt. diese strafen sind lediglich bedingt. klingt also nach viel und bedeutet null, nada, nichts!
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@jacob: Eine solch lächerliche Strafe hat mir bereits einen roten Kopf bereitet und ich konnte den Inhalt nicht mehr vollumfänglich aufnehmen 🙁
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Nun einmal bei Rot „rübergehn“, kostet schon 250.- (nichts bedingt) unsere Justiz ha ha ha …. frage mich wer die zum Affen machen…..
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Ich kenne zwar die benannten Herren nicht, aber es ist für mich doch schleierhaft, wie es die FINMA erlaubt, dass…
Das ist vermutlich das Werk von Bastos' PR-Beauftragten. Man sei doch bitte so gnädig und breite endlich den Mantel des…
Diesen Anwalt sollte man auch gleich belangen!