Ein Leser meines Aktienblogs schrieb mir, ich solle H&M anschauen, die Aktie hätte ein hohes Value-Rating. Tatsächlich hat die H&M-Aktie einen Value-Rang von 71.
Gleichzeitig ist der Wachstums-Rang 30. Das ist ein schlechter Rang, denn er bedeutet, dass 70% der Vergleichsunternehmen mehr wachsen als H&M.
Ich schaue also spontan noch die Situation bei Zara an, einem Kleiderunternehmen, das meiner Ansicht nach ein direkter Konkurrent ist. Zara gehört der spanischen Inditex, und deren Ränge sind prima vista eine Überraschung: Value: 28, Wachstum: 62. Also genau umgekehrt wie H&M.
Das ist aber gar keine so grosse Überraschung, denn Unternehmen, die schlecht wachsen, kriegt man günstig, und solche, die stark wachsen, sind teuer.
Die beiden Aktien spiegeln also gut, was an der Börse abgeht. Die Höhenflieger werden bejubelt, die tieferen Flughöhen verachtet. Eigentlich dumm, denn die Vergangenheit sagt nicht besonders viel über die Zukunft aus.
Die Börse nimmt mit der Bewertung von Zara und H&M insgeheim an, dass die Dinge so bleiben, wie sie sind. Dahinter setze ich ein grosses Fragezeichen. Ich beschliesse also, die Unternehmen zu googeln.
Bei H&M werde ich sofort fündig. Ein Analyst verteufelt die Aktie in einem längeren Artikel. Die Online-Strategie sei schlecht, meint er. Zudem hätte H&M zu stark auf die Läden gesetzt.
Eigentlich sind das zwei Seiten der gleichen Medaille. H&M hat den Fokus auf die Läden gesetzt und tritt deshalb online schwächer auf. Als drittes bemängelt der Analyst noch, die H&M-Manager seien langsam mit der Umsetzung. „Der Umsetzung der vom Analysten gewünschten Strategie“, denkt er wohl.
Der Analyst sagt also drei Mal das Gleiche und entscheidet sich deshalb gegen den Kauf von H&M. Das ist sehr kurzsichtig, denn wenn seine Meinung richtig ist, dann wird das auch der H&M-Vorstand früher oder später so sehen und die Strategie anpassen. Es ist kaum anzunehmen, dass Vorstände grosser, börsennotierter Unternehmen während längerer Zeit unvernünftige Strategien verfolgen.
Weitere Internet-Suchen haben nur noch ergeben, dass sich die Kunden über die Qualität der Brands uneinig sind. Die einen mögen Zara, die anderen H&M. Meine Frau kauft die Kleider für unsere Buben jeweils bei H&M. Kinder wird es auch in Zukunft geben, und 50% sind Buben, die eine Menge Kleider brauchen.
Mit anderen Worten ist der Zeitpunkt günstig, jetzt bei H&M einzusteigen. Ich nehme den Tipp meines Abonnenten gerne entgegen und mache das Gleiche. Ich kaufe 333 Aktien von H&M und nicht von Zara.
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H & M-Chef Persson hat ja tüchtig einen an der Waffel in punkto Strategie.
Laut dem deutschen Magazin Stern will er die ale Rasch- und Wegwerfmode verschrieende Marke zu einer Marke der Nachhaltigkeit, ja mehr noch, zu einem „Tesla der Mode“ machen.
Genausogut könnte der Cocacola-Chef sagen, er wolle Cola als Biomarke positionieren. Also wenn Firmen-Chefs solche Sachen von sich geben, kann die Devise nur sein: Finger weg von dieser Aktie!
Hier das, was Persson dem Stern sagte, kein Scherz:
Persson: „H&M kann den Code zur Nachhaltigkeit in der Modeindustrie knacken. H&M kann der Tesla der Mode werden.“
Dem Stern sagte Persson, er sei ein großer Bewunderer des US-Unternehmers Elon Musk und dessen Tesla-Konzerns. Er glaube, dass H&M das Potenzial habe, eine ähnliche Vorreiterrolle im Fast-Fashion-Geschäft zu übernehmen. Persson sagte: „Ich will mich nicht mit der Person Elon Musk vergleichen, er ist total einzigartig, aber H&M kann den Code zur Nachhaltigkeit in der Modeindustrie knacken. H&M kann der Tesla der Mode werden.“
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Zitat 1:
„Eigentlich sind das zwei Seiten der gleichen Medaille. H&M hat den Fokus auf die Läden gesetzt und tritt deshalb online schwächer auf.“Antwort 1:
So ein Unsinn! Natürlich kann man auch auf Läden setzen UND gleichzeitig eine gute Internetplattform bieten.Zitat 2:
„Kinder wird es auch in Zukunft geben, und 50% sind Buben, die eine Menge Kleider brauchen.“Antwort 2:
Ja, klar. Das mit der Überalterung und niedrigen Geburtenraten, das sind alles gefälschte Statistiken. Und Leute, die Aktien von Altersresidenzen kaufen, sind doof. Berichte, daß Aktien von Alterheimen explodieren (https://www.bernerzeitung.ch/wirtschaft/unternehmen-und-konjunktur/Milliardengeschaeft-mit-Altersheimen—–boomt/story/17273545) sind genauso falsch wie Berichte, daß man auf Wartelisten landet, um einen Alterheimplatz zu kriegen. Man muß Kindergarten-Aktien kaufen…Zitat 3:
„Es ist kaum anzunehmen, dass Vorstände grosser, börsennotierter Unternehmen während längerer Zeit unvernünftige Strategien verfolgen.“Antwort 3:
Ja stimmt, das ist ja noch nie vorgekommen und absolut selten. Swissair, die „fliegende Bank“, die plötzlich kein Kerosin mehr hatte und die Flugzeuge am Boden liegend, ist hier ja nur ein Einzelfall. Oder Vögele Mode, die haben ja jahrzehntelang immer eine vernünftige Strategie verfolgt und es ist absolut nicht verständlich warum es Vögele nicht mehr gibt. Ja klar. Oder Praktiker-Baumärkte. Oder… oder… oder… oder… Ja, das kommt wirklich extrem selten vor, daß Vorstände „während längerer Zeit unvernünftige Strategien verfolgen“.Wenn man diesen Tipps hier so folgt und sich das antut, ab und zu diese zu lesen, kann man eigentlich nur das Gegenteil dessen machen, was empfohlen wird.
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Inditex hat die Art und Weise wie Mode konsumiert wird (tragen und wegwerfen) grundlegend verändert. Inditex ist sehr modern, sehr schnell und sehr nahe an den Kunden – eigentlich genau das, was H&M früher war. Interessant bei H&M scheint mir jedoch nicht der Hauptbrand selbst, sondern wie sich die anderen Brand (and other Stories, Arket, COS, etc.) entwickeln. Hier zeigt sich das Unternehmen sehr innovativ.
Ich denke aber, dass beide Gruppen mittelfristig etwas machen müssen. Das Thema Nachhaltigkeit ist in der Modebranche „the big next thing“. Denn wollen wir (und unsere Kinder) weiterhin wirklich Kleider tragen, die von Menschen produziert werden, die mit diesem Verdienst nicht einmal ihr Leben finanzieren können? Von Arbeitssicherheit und so weiter gar nicht zu sprechen… Filmtipp: The True Cost – Der Preis der Mode.
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Danke für den interessanten Beitrag! Inwieweit beeinflussten die (mehr oder auch weniger glaubwürdigen) Bemühungen um eine nachhaltige Produktion der beiden Firmen Ihre Entscheidung? Beste Grüsse, Dina Casparis
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Hi,
Ich sehe es genauso. Ich mag H&M und es ist günstiger als Zara. In meiner Stadt viel präsenter und online-technisch hatte ich nie Probleme. Meistens bestelle ich und wenn ich in der Stadt bin, gehe ich in den Laden. Vom Stil gefallen mir gerade bei den Kindersachen H&M; Primark ist billig, C&A zu gewöhnlich und der Rest zu teuer. Gerade bei Zalando. Und bei Zalando gibt es immer das zusätzliche Problem mit den Größen (da verschiedene Marken). Das ist mir zu umständlich, immer zu recherchieren wie etwas ausfällt. Oder von allem, verschiedene Größen zu bestellen. Daher kaufe ich bei Zalando so gut wie nie, von 30 Bestellungen mit ca. 5 Kleidungsstücke; hab ich 10 Kleidungsstücke gekauft. Das liegt bei H&M deutlich höher. Da behalte ich oft die Hälfte von den bestellten Sachen.Außerdem warte ich auf die nächste Finanzkrise, da wird der Gürtel wieder enger geschnallt. Und es wird eine Rückbesinnung zum günstigen H&M geben.
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„Das Glück bevorzugt den,
der vorbereitet ist.“Louis Pasteur
* 27. Dezember 1822 † 28. September 1895
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Angesichts der weiterhin rückläufigen Geburtenrate in der Schweiz, die auch nicht durch Einwanderung von jungen Frauen im gebärfreudigen Alter kompensiert wird, scheint es mir riskant, auf ein Unternehmen zu setzen, das sein Geld mit Kleidern für Jungs verdient…
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Das scheint mir eine merkwürdige Argumentation zu sein: H&M gibt es ja nicht nur in der Schweiz. Die machen hierzulande wohl nur den kleinsten Teil ihres Umsatzes.
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Bei der sich deutlich außerhalb der 200-Tage-Linien befindlichen Hennes & Mauritz Aktie handelt es sich in den Worten des verstorbenen Bolko Hoffmann um eine „heiße Turnaround – Spekulation“:
https://www.boerse.de/aktien/Hennes-und-Mauritz-Aktie/SE0000106270
https://www.tagesschau.de/wirtschaft/boerse/krise-konzerne–mode-101.html
Angesichts der weiterhin rückläufigen Geburtenrate in der Schweiz, die auch nicht durch Einwanderung von jungen Frauen im gebärfreudigen Alter kompensiert…
Hi, Ich sehe es genauso. Ich mag H&M und es ist günstiger als Zara. In meiner Stadt viel präsenter und…
Danke für den interessanten Beitrag! Inwieweit beeinflussten die (mehr oder auch weniger glaubwürdigen) Bemühungen um eine nachhaltige Produktion der beiden…