GAM brennt lichterloh. Die bekannteste börsenkotierte Schweizer Assetmanagerin meldet heute früh einen Einbruch bei den Kundenvermögen in historischem Ausmass.
Nicht 5 Milliarden, nicht 10 Milliarden. Nein, 18 Milliarden Franken flossen der GAM von Juli, als die Krise ausbrach, bis Ende September aus dem Haus.
Das macht 11 Prozent des gesamten Topfs, den die hoch bezahlten GAM-Investment-Cracks noch verwalten können. Die Kunden – Pensionskassen, Fonds – stürmen in Panik zum Notausgang.
Es ist der GAU, der grösste Krisenfall, den man sich für eine solche Firma vorstellen kann. So viel weniger Kundenvermögen heisst, dass die Firma bald nicht mehr profitabel sein dürfte.
Einbrechender Vermögensstock bedeutet nämlich viel weniger Einnahmen für die GAM, da die Firma ihr Geld in Prozenten auf die verwalteten Vermögen verdient.
Gleichzeitig bleiben die Kosten. GAM zahlt hohe Löhne, sie hat im Zürcher Prime Tower die teuersten Büros der Stadt, sie unterhält eine weltweite Verkaufsmannschaft, ist gross in London.
Das alles geht ins Geld. Wie will GAM diese Ausgaben mit der einbrechenden Vermögensbasis finanzieren? Wie im Lot behalten?
Geht nicht. Es bräuchte sofort ein scharfes Bremsmanöver: Massenentlassungen, Kostenzerschlagung, Neuanfang.
Das wäre in solch einer existenziellen Notlage zu erwarten. Einschneidend für die Betroffenen zwar, doch gleichzeitig könnte der Rest hoffen, dass es mit ihrem Unternehmen weitergeht.
Was aber macht die oberste Führung? Nichts. Schönschwatzen. Ablenken. Kopf in den Sand stecken.
„Wir haben ein stabiles und diversifiziertes Geschäft, auf dem wir weiter aufbauen, und fokussieren uns nach wie vor voll und ganz darauf, die Anlagerenditen zu erzielen, die unsere Kunden erwarten“, lässt sich GAM-CEO Alex Friedman heute früh in der GAM-Mitteilung zum dritten Quartal zitieren.
Was ist da los? Da brennt GAM, und ihr hochbezahlter Chef dreht Däumchen?
Weiter steht im Communiqué dann noch etwas zu einem „Update zu den strategischen Prioritäten“, und zwar, dass man daran sei, „unmittelbare und zeitnahe Massnahmen umzusetzen, um die Profitabilität zu unterstützen“.
Man habe „Massnahmen identifiziert, die der Firma eine grössere Flexibilität verschaffen, um dieses Ziel zu erreichen“. Es folgt eine Aufzählung, wie die GAM-Spitze das Geschäft weiter entwickeln will, gleichzeitig aber die Kosten im Griff behält.
Ist das alles? Keine scharfen Schnitte? Keine mutigen Entscheide?
„High Achiever“: Friedman, America Needs You-Supporter
Nicht jetzt, wir haben Zeit, so die Botschaft von CEO Friedman respektive seiner GAM. „Ein weiteres Update zu den strategischen Prioritäten von GAM ist spätestens mit der Veröffentlichung der Jahresergebnisse am 21. Februar 2019 geplant“, meldet die Firma.
Nur Geduld. Und was meint der Verwaltungsrat, der in der Krise das Steuer in die Hand nehmen sollte?
„Der Verwaltungsrat konzentriert sich zusammen mit dem Management darauf, eine faire Behandlung unserer Kunden sicherzustellen, ihre Erwartungen zu erfüllen, das Geschäft zu stabilisieren und die Profitabilität der Gruppe zu unterstützen“, wird der Präsident mit dem Namen Hugh Scott-Barret zitiert, den nur wenige kennen, weil er immer im Hintergrund bleibt.
Und: „Wie bereits im August erwähnt, werden wir weiterhin alle Optionen überprüfen, um den Shareholder Value zu optimieren.“
Man glaubt, nicht richtig zu hören. Eine einst stolze Firma geht sehenden Auges den Bach runter – und keiner der mit Millionen überschütteten Verantwortlichen ist gewillt, das Steuer in die Hand zu nehmen.
Das ist möglich, weil die grossen Aktionäre, vor allem angelsächsische Hedgefunds und andere Assetmanager, offensichtlich gar kein Interesse an einer wirklichen Sanierung der GAM haben.
Sie könnten an den hoch angesehenen GAM-Cracks interessiert sein, um diese zu sich zu locken – am liebsten gleich mit allen Kundengeldern im Schlepptau.
Der Zerfall der GAM begann vor einem Jahrzehnt. Damals gab es noch die Julius Bär-Fonds, die im Markt einen einzigartig guten Ruf hatten.
Die Bär-Fondsmanager hatten dank der guten Leistung alle Trümpfe in ihrer Hand im internen Wettstreit gegen die GAM, die im 2005 bei der Julius Bär gelandet war.
Doch sie verspielten sie. Ihre Schwäche nutzten die GAM-Angelsachsen aus. Unter dem Kommando von CEO David Solo, ein Ex-UBS-Spitzenmanager, schnappten sie sich die Kommando-Jobs.
Nach der Abspaltung der GAM und JB-Fonds von der Privatbank Julius Bär Ende 2009 ging es weiter im Takt. Die GAM-Chefs verdrängten zunehmend die noch übrig gebliebenen Julius Bär-Profis, bis diese fast bis zum letzten Mann das Schiff verliessen.
2014 ging Solo, und mit Friedman übernahm ein Mann, der in seiner Karriere keine Stricke im Assetmanagement verrissen hatte.
Friedman beendete zwar richtigerweise das Chaos mit verschiedenen Marken und legte alles unter den GAM-Brand.
Doch der war bereits so abgewirtschaftet, dass es einen Kraftakt benötigt hätte, die Firma neu aufzubauen. Friedman tat nichts dergleichen. Es brauchte nur eine Whistleblower, der das ganze Haus zum Einsturz brachte.
Kommentare
Kommentieren
Die beliebtesten Kommentare
-
Bei steigenden Aktienkurse kann man auch den Lehrling als CEO anstellen, was wesentlich günstiger wäre. Wären die GAM Fonds so gut in der Performance, dann würde es Zuflüsse statt Abflüsse bei AuM geben. Also, macht einmal positive Performance und alles wird gut. Ach ihr wisst nicht wie, dann fragt den richtigen Guru: Marc Faber. Die GAM Aktie ist fast schon im freien Fall (von 18 auf 5.50 im Jahr 2018). Wichtiger Aktientipp: Bei Null hört der Aktienrückgang auf, im Jahr 2018 jedoch nicht mehr möglich.
-
Der Bohli hatte Recht mit seiner Kritik an GAM. Und natürlich hat er auch Recht im Fall Credit Suisse.
Aber Raider und Aktivisten sind ja böse. Sagt zumindest der Blick. Und da es dort ja viel Kompetenz aus der UBS (die Kritik an der Credit Suisse könnte man 1:1 auch bei der UBS vorbringen) im VR hat stimmt das auch. -
„Liar’s Poker“ again, and again, and again………..
-
Alex, please do us a favour. STEP DOWN
-
Go home
-
-
Leider durfte ich schon einmal in einem Unternehmen erleben, wenn der CEO alles tut, damit der Aktienkurs täglich sinkt und ein dominanter Aktionär die Aktien der Restaktionäre für ein Butterbrot übernehmen kann. Diese Machenschaften sollten strafrechtlich verboten sein. Dies wurde jedoch von einem staatlichen Elektrizitätskonzern in der Schweiz durchgespielt. Die Restaktionäre, inklusive viele Kleinaktionäre, wurden um hunderte von Millionen geprellt. Fall EGL AG. Ein Typ namens Heinz Karrer darf jetzt über unsere schöne Zukunft sinnieren, als Dank für seine grossartige Tat.
-
-
Karrer, ein Stehaufmännchen-Männchen und Egomane wie es sie , zum grossen Glück, nur wenige gibt. Seine bisherige Signatur ist blamable, nur dank Parteienfilz überhaupt noch nicht in der Versenkung entsorgt! Hoffentlich belästigt er nicht mehr lange, die Kette der Misswirtschaft ist eh viel zu lange.
-
-
Der Brand Swiss & Global AM wurde von den Kunden nie angenommen, deshalb ist die Sales Einheit bis zur Eingliederung in die GAM als Julius Baer aufgetreten.
Wieso sollten dieselben Kunden den nahmen eines herabgewirtschafteten Anbieters derselben Fondspalette wie die Julius Baer Fonds annehmen.
Die Fonds konnten zusammengelegt werden und ist damit wieder zurück zum Startpunkt gegangen. Es ist nun das Hauptstanbein Absolute Return weg gebrochen, welches dem Unternehmen seine Stabilität verliehen hat. Die restliche Palette war und ist nur Beigemüse zum ausschmücken Abs Ret Palette.
Die Firma ist nun bereit sein zum Teil überbewertetes Know How an andere Anbieter abzugeben. -
Könnte man wirklich mit Geld auf Geld machen reich werden , würden das alle machen und niemand müsste mehr arbeiten. Man sieht also, es gelingt nicht allen, sondern nur wenigen ‚Talenten‘, deren Talent darin besteht, andere davon zu überzeugen, dass man Geld auf Geld machen und diese dem Talent daraufhin ihr Geld zur Verfügung stellen. Unser Wirtschaftssystem sei ein Pyramidensystem, sagen Sie? Aber Nein. Einige sind einfach intelligenter als andere.
-
Nicht notwendigerweise intelligenter, aber skrupelloser. Karriere und Erfolg sind ja auch nicht dasselbe. Jeder ist aber frei, sich sein Wertesystem selber zurechtzulegen und sein Plätzchen in der Nahrungskette entsprechend zu wählen.
Mein Plätzchen gefällt mir ganz gut, weil wohl gewählt. Denn ich halt mich an den weisen Ratschlag der Fantastischen Vier:
„…
Was ich aus meinem Leben mache, hab ich in der Hand
Und dass ich die nicht jedem gebe, ja, das sagt mir mein Verstand
…“
-
-
Immer diese Schönfärberei von Alex Friedman. Heute war jetzt aber Zahltag und die Börse hat ihn bzw GAM böse abgestraft. Wann endlich kapiert der Verwaltungsrat dass der Aktien Kurs von GAM unter der Führung von Alex nur eine Richtung kennt; und diese zeigt steil nach unten. Wenn der VR schon nicht handelt wären vom Grossaktionär Silchester Massnahmen zu fördern.
-
GAM ist sehr wahrscheinlich nur die erste (1.) Pleite am Asset-Himmel.
Bald werden weitere folgen, denn den Index-Verlusten weltweit drohen immer neue Fonds-Gesellschaften zum Opfer zu fallen. Die zu hoch bezahlten Cracks, gewissenslose Scharlatane, verlassen die Bühne und vergnügen sich mit Ihresgleichen in Steuer optimierten Oasen auf dem Globus.
Was GAM’s Friedman angerichtet hat müsste von der Schlafmittel-Behörde FINMA längstens geahndet werden.
„wir sind überlastet, rufen Sie später an“ tönt es aus dem Call-Center.
-
Was sagen die GAM Aktionaere ?
-
nichts, denn nur inkompetente haben GAM Aktien – die kaufen jetzt asmallworld – auch so ein Nonvaleur.
-
@kloeppeli oder man kauft einen weiteren Nonvaleur wie Blackstone Resources AG …….
-
GAM kann ja noch froh sein ueber den CEO. Blackstone Resources hat U. Ernst…man lese IP… Serienpleitier etc.
-
….oder Kim Ludvigson ….. Kurz CEO bei Blackstone Resources AG. Heute nennt sich ja jeder CEO. Wenn dann was schiefgeht wissen die von nichts. Asmallworld, Blackstone Resources AG, Preyferd AG uns so weiter ….. Nimmt mich wunder, wird eines Tages die SIX sehen und evtl sanktionieren. Blackstone Pressemitteilung (Forschung in neuen Metallen ??), sieht speziell aus …….
-
-
Die Sicht des CEO: Abkassieren bis zum Ende.
Die restlichen Kundenvermögen werden sich im Rahmen von weiteren Marktkorrekturen sowieso weiter reduzieren. Viel bleibt da nicht.
Viel verloren geht der Gesellschaft mit dem Abgang der GAM auch nicht. -
So eloquent er auch auftreten mag, so katastrophal ist er als Manager. Ein Blender ! Wie lange lässt sich der VR unter Hugh Scott-Barrett noch blenden ??? Die Aktionäre haben es begriffen, der VR wohl NOCH (?) nicht
GAM ist sehr wahrscheinlich nur die erste (1.) Pleite am Asset-Himmel. Bald werden weitere folgen, denn den Index-Verlusten weltweit drohen…
So eloquent er auch auftreten mag, so katastrophal ist er als Manager. Ein Blender ! Wie lange lässt sich der…
Leider durfte ich schon einmal in einem Unternehmen erleben, wenn der CEO alles tut, damit der Aktienkurs täglich sinkt und…