Die Migros Zürich hat in der Vergangenheit keine guten Erfahrungen im Ausland gemacht.
Bei allen Versuchen der Auslands-Expansionen hat sie sich die Finger verbrannt.
In Österreich wurden Millionen versenkt, in Deutschland scheiterte der Versuch kläglich, sich gegen die Riesen des Lebensmittelhandels durchzusetzen.
Während sich die anderen Migros-Genossenschaften aus dem ausländischen Detailhandel heraushalten, geht die Migros Zürich in die Offensive.
Nach dem Scheitern der Migros-Filialen im Ausland hat die Migros Zürich 2012 die deutsche Detailhandelskette Tegut übernommen.
Der auf Bio spezialisierte Supermarkt war jahrelang ein Sanierungsfall und permanent defizitär.
Laut Tegut-Mitarbeitern lag das Problem im Chaos innerhalb der Organisation.
Unter dem Motto „Bio als Chance“ wollte sich der Supermarkt mit einem breiten, nachhaltigen und regionalen Bio-Sortiment etablieren.
Der Umsatz stagnierte oder war rückläufig, und dringend benötigte Investitionen blieben aus.
Tegut gelang es einfach nicht, sich gegen die Konkurrenz durchzusetzen.
Hier kommt die Migros ins Spiel. Mit der Dutti-Art würde Tegut profitabel werden und endlich schwarze Zahlen schreiben.
Grosses Engagement wurde angekündigt:
Bis 2018 sollten jährlich 50 Millionen Franken investiert, 30 neue Filialen eröffnet und alte Filialen entweder abgerissen oder komplett renoviert werden.
Eine teure Angelegenheit, aber Tegut sei es wert.
Jörg Blunschi, Langzeit-Chef der Migros Zürich, hatte seine grosse Vision:
„Dank der exklusiven Kooperation mit der Migros wird Tegut wieder wachsen und das einzigartige Profil gestärkt.“
„Wir sind ausserdem überzeugt, dass Tegut von der Migros als weltweit führendem Eigenmarken-Hersteller profitieren wird.“
In den letzten zwölf Jahren hat man wenig davon gesehen. Seit der Übernahme erzielt der Supermarkt immer noch nur knapp eine Milliarde Umsatz im Jahr.
Zusätzliche Sanierungen und weitere Investitionen ins Filialnetz führten zu roten Zahlen.
Tegut kommt nicht annähernd an seine Rivalen in Grösse und Gewinn heran. Marktführer wie Aldi, Lidl, Rewe und Edeka dominieren.
Marktanteile zu gewinnen ist das Ziel. Die Hoffnung stirbt zuletzt.
Auf deutsches Retailgebiet einzudringen, ist eine berühmt-berüchtigte Herausforderung.
Die deutschen Kunden sind bekannt für ihre Preissensibilität.
Um hier zu punkten, hatte Tegut zunächst die Preise gesenkt. Somit zahlten Kunden weniger und Migros Zürich mehr.
Classic Win-Win-Situation.
Nur, was Preise und Sortiment angeht, sind die dominierenden Lebensmittelhändler in Deutschland Tegut weit voraus.
Lidl, Aldi, Rewe und Edeka bieten alle eine Bio-Eigenmarke an, die bei Kunden gut bis sehr gut abschneidet.
Die Bio-Angebote der Big Four sind obendrein günstiger als die von Tegut, vor allem im Vergleich zu den Super-Discountern wie Lidl und Aldi.
Das Geschäft kommt einfach nicht in Fahrt. Trotzdem hält die Migros Zürich fest am Engagement in Deutschland fest.
Wieso?
Die Migros Zürich-Medienstelle gibt Antworten auf diese Frage.
Einerseits liegt es wohl an Teguts einzigartig starkem Profil in Sachen Nachhaltigkeit, Bio und Regionalität.
Dieses unterscheidet Tegut von anderen Anbietern.
Wenn’s nur so wäre.
Ein breites Bio-Sortiment ist schon lange kein Alleinstellungsmerkmal mehr. Mittlerweile ist ein Bio-Angebot Teil der Grundausstattung jedes Supermarktes.
Insbesondere der deutsche Lebensmittelmarkt ist von guten, etablierten Bio-Angeboten übersättigt.
Ein weiterer entscheidender Grund für das Deutschland-Engagement ist die jüngste Investition letztes Jahr.
Tegut kaufte zu einem unbekannten Preis den insolventen Bio-Markt „basic“ und erweiterte damit das Geschäft um 19 Filialen und 500 Mitarbeiter.
Das bringt Tegut auf insgesamt über 340 Filialen und 8’000 Mitarbeiter, und das alles bei gleichem Umsatz.
Die Medienstelle erklärt, dass die Übernahme der „basic“-Märkte Teguts Marktposition im Grossraum München massiv stärken würde.
Nur führt die Übernahme unterm Strich zu noch höheren Ausgaben.
Um die Verluste und zusätzlichen Finanzspritzen auszugleichen, wird auf nationaler Ebene gekürzt.
Migros trennt sich von umsatzschwachen Marken und kündigt 1’500 Mitarbeitern. So will man schnell mehr Geld in der Kasse haben.
Das geschätzte Gesamtverlustrisiko in Deutschland beläuft sich auf über 700 Millionen Franken.
Auf die Frage, wie die Migros Zürich diese umsatzschwachen Jahre bei Tegut begründet, meint die Pressestelle:
Der Rückgang des Umsatzes sei auf die Kaufzurückhaltung aufgrund geopolitischer Unruhen der letzten Jahre zurückzuführen.
Anscheinend sind nur Tegut-Kunden vom neuen Schreckgespenst Krieg betroffen.
Lidl steigerte 2023 seinen Umsatz um fast 10 Prozent auf gut 125 Milliarden. Auch bei Rewe stiegen die Zahlen um 9 Prozent auf gegen 80 Milliarden.
Da steht Tegut mit einem Umsatz von 1,3 Milliarden bescheiden da.
In der Schweiz läuft das Geschäft bei der Migros ebenfalls schlecht. Umsätze stagnieren, Gewinne schrumpfen, der Konkurrenzdruck nimmt stetig zu.
Die finanzielle Situation ist mehr als nur angespannt, und dennoch hält die Migros Zürich am verlustreichen deutschen Markt fest.
Wieso werden den Problemen in Deutschland Millionen hinterhergeworfen, die in der Schweiz an allen Ecken und Enden fehlen?
Warum sollte der umsatzschwache „basic“-Markt unter dem ebenfalls umsatzschwachen Tegut besser laufen?
Fragen über Fragen – Antworten bleiben aus.
Wie viel letztendlich das Tegut-Engagement die Migros Zürich kosten wird, bleibt abzuwarten.
Eins ist klar, den Preis für dieses Experiment werden die Belegschaft und die Migros-Käufer zahlen müssen.
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Die beliebtesten Kommentare
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Eigentlich alles gesagt! Albert Einsteins Erkenntnis: „Hauptgrund für Stress ist der tägliche Kontakt mit Idioten“ war wohl weise Vorausschau zur heutigen Migros-Situation.
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DANKE für die immer klaren Worte. Muss sagen, als Ex MGB MA kennen Sie sich gut aus und sind Top informiert. Die aktuelle Situation tut mir für die verbleibende Mannschaft im MGB und in den Filialen sehr leid. Das wäre so nicht nötig…
Ehrlich gesagt, habe ich wenig Hoffnung für die Migros. In Zukunft wird diese noch die Restversorgung machen. Der grosse Teil wird an Aldi, Lidl und und in Zukunft auch an Edeka, Kaufland, Netto, DM, Rossmann usw. gehen… -
Alte Geschichte- was für „Journalisten“ arbeiten eigentlich für Inside Paradeplatz? Gähn.
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Ich verstehe bis heute nicht, wie jemand wie Jörg Blunschi die GMZ an die Wand fährt und dann noch eine weitere Positionen der Aare bekommt. Wieso dürfen die oberen alles machen und werden belohnt und die kleinen werden für die Misswirtschaft der grosse bestraft, verstehe es wirklich nicht. Kann mir jemand weiter helfen?
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Die Begründung der Migros-Pressestelle zum mässigen D-Geschäftsgang ist schon drollig. Die führte bei mir zum Lacher des Tages. Immerhin, aber ansonsten hoch unprofessionell, ja geradezu frech, den so wird man für dumm verkauft.
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Mathilda Moore:
„Die deutschen Kunden sind bekannt für ihre Preissensibilität.“
das nennt man Armut. Um zu 10% der reichsten Einwohner Deutschlands zu gehören braucht man 1200 Euro Netto im Monat nach Hause zu bringen.
Dass die Deutschen die eigene Regierung aus Berlin noch nicht verjagt haben grenzt an Wunder. Erinnern wir uns nur an die ‚temporäre‘ Erhöhung der MwSt von 16% auf 19% zu Zeiten Angela Merkel oder an die Beibehaltung der KfZ Steuer nach der Wiedervereinigung. Die KfZ Steuer wurde ursprünglich zum Aufrechterhalten des Transitautobahnnetzes in einem fremden Staat (die DDR) aufgewendet.
Die DDR gibt es seit 34 Jahren nicht mehr, die KFZ Steuer wird weterhin erhoben. Obwohl die Ostdeutschen inzwischen ebenso von der Bundesrepublik besteuert werden und das Autobahnnetz im Osten allein tragen könnten da es im Vergleich mit dem Westen ausgedünnt ist. Wahnsinn.
Migros kann in DE expandieren, vorausgesetzt sie expandiert als Denner und drückt die Preise und die Qualität um sich dem Armut der Deutschen in Deutschland anzupassen.
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Bin relativ viel in Tegut Filialen. Zuletzt vor wenigen Tagen in Oberhof/Thüringen. Sehe dort eher wenig Bio, eher weniger als in Kaufland und deutlich weniger als in Edeka.
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Was ist nur mit dieser Migros los? Herr Blunschli ist neuer Geschäftleiter der Migros Aare. Gehe immer im Tivoli einkaufen. Mehrheitlich am Donnerstag. Jetzt plötzlich leere Gestelle statt Waren im Laden. Der neue Supermarkt Chef Peter Diethelm verspricht Verbesserung. Statt sich um das Soritment zu kümmern, wird am Verkaufspersonal „umgebastelt“, statt an den Genossenschafts-Strukturen zu arbeiten. Statt 10 währe sicherlich 2 oder 3 Genosenschaften effezienter. Ich wünsche so oder so der Migros nur das Beste.
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easy leute. macht es wie der chef und geht in de einkaufen
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@chef
gehst Du zu Tegut?
Nennt sich chef und bestätigt nur wie doof Chefs doch sind, auch bei Migros.
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@arbeiter. nein, gehe in den lidl
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hunter-strategie der swissair kopiert auf anraten der mck’s?
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Endlich weg mit den MCK Leuten!!! Die sollen Gestelle füllen da lernen Sie was am BESTEN läuft.
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ich fahre 🛴 heute wieder mit chef nach degut zum einkaufen! huuii 👵
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sorry, bro. bin ich schon gewesen.
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auch egal, bin aber eher ne sis, bro!
mit dem gender hast du es aber auch nicht so, chef
wenn du noch mal hirn findest, kannst du es gerne gebrauchen!
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Die in einer Wohlfühlblase lebenden Migros-Cracks wollen den kompetitivsten Detailmarkt Deutschland aufmischen, mehr Grössenwahn geht nicht mehr.
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Zu Jörg Blunschi’s Vision: Pimavanserin soll helfen! Aber es gibt da auch andere Neuroleptika, Antidepressiva und Stimmungsstabilisatoren, welche in Deutschland wesentlich billiger zu haben sind als in der Schweiz.
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Liebes IP: Diese Story wurde von dir selber derart oft bereits aufgewärmt, da ist die Würze längst verkocht.
Darf ich raten, was (über)morgen bei dir zu lesen stehen wird? Genau. Die Entlassungen bei der Industrie. Hast du auch schon publiziert.
Wie wäre es einmal mit einem TiMe-Out?
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dass man dem Durchschnittsschweizer, das wissen wir spätestens seit drei Jahren, jeden, aber wirklich jeden Schrott erzählen kann, und diese glauben das noch;
„Der Rückgang des Umsatzes sei auf die Kaufzurückhaltung aufgrund geopolitischer Unruhen der letzten Jahre zurückzuführen“.
Fehlt nur noch der Klimawandel und die unerträgliche Hitze in den letzten Wochen sei schuld.
Die würden auch das glauben. Kein Witz; die Deutsche Tagesschau hat vor ein paar Tagen gemeldet
„Das bisherige Wetter dieses Jahr ist das bisher heisseste in Europa seit Jahrzehnten“
Aber eben, mit so einer Bevölkerung geht alles, aber wirklich alles, auch wenn es der grösste und offensichtlichste Unsinn ist.
Jämmerlich.
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Korr. In A wurden HUNDERTE Millionen versenkt.
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Ja, das war das legendäre Gesellenstück von Hermann Hasen sel. Ist definitiv völlig in die Hosen gegangen. Eigentlich wurde damals, anfangs der 90-er-Jahre, der Niedergang der Migros „sag‘ mal still und leise SERVUS“ eingeläutet…
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Wenn Tegut eine Blackbox ist, dass muss es sich wohl um Schwarzte handeln.
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…. und weiblich
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Inside Tante Emma
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Gekaufte Umsätze sind wie gekaufte Followers. Selten nachhaltig und noch weniger rentabel. Eigentlich Basic BWL. Klar nicht’s für Sozi Läden in geschützten Werkstätten.
Ist die Migros eigentlich auch Too Big To Fail??? Wird sie in Kürze vom Coop übernommen? Was denkt KKS? Wird Benko der neue CEO? Wo sind die Inside News?
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vor allem: wann fällt der nächste alte Sack in China um?
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Nix gut mit Tegut!
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Zum Unglück kommt bekanntlich meistens noch Pech dazu. Oder Unvermögen:
Die auch in der Schweiz vereinzelt vertretenen 24 h/Automaten-Läden unter dem Label ‚Teo‘ (Migros Teo), wovon Tegut gegen 40 Stück betreibt, dürfen im Bundesland Hessen nach einem Entscheid des hessischen Verwaltungsgerichtshofs im Dezember 2023 sonntags nicht mehr öffnen. Besonders ärgerlich, liegen doch rund 30 Teos in diesem Bundesland. Ärgerlich. Und irgendwie auch ein Zeichen von fehlerhafter Planung…
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Tegut litt unter einem riesigen Chaos innerhalb der Organisation. Damit hätte es eigentlich – gemäss McK – gut zur Mirgos gepasst.
Bis die Strategie so richtig greift, kaufe ich weiterhin bei Edeka, Lidl und – falls unumgänglich – Aldi ein (erstere beide erstatten unbürokratisch die Mehrwertsteuer, Aldi trotz mehrfachem erfolglosem Ausfüllen des Antrages leider nicht).
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Und wer zahlt Ihnen den Lohn? Auch ein deutsches Unternehmen? Oder ein schweizerisches Unternehmen, das unter den hohen CH-Löhnen ächzt?
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Ein paar Absätze und Plattitüden („Marktanteile zu gewinnen ist das Ziel“…“In den deutschen Markt eindringen ist eine grosse Herausforderung“…“Mittlerweile ist ein Bio-Angebot Teil der Grundausstattung jedes Supermarktes“…) weniger, dafür ein wenig Inhalt mehr, und schon wärs Erkenntnisgewinn statt Zeitverschwendung.
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Als Genossenschafter Zürich ist mir beim letzten Jahresbericht wirklich „dä lade abe gange“.
Diese Intransparenz, das Schönreden, es ist schlicht eine Frechheit.
Und der Blunschi, als Hauptverantwortlicher, wurde jetzt auch noch weg befördert.
Natürlich habe ich alle Vorlagen abgelehnt.
Und dann latsche ich in den Laden. Dort steht in einer Ecke eine traurige Kartonbox, wo man den Stimmzettel einwerfen kann.
Ob meine Stimme je gezählt wurde? Ich zweifle.
Ich habe jetzt mal auf der Webseite nach den Resultaten geschaut.
Da habe ich nichts gesehen.
Diese Firma ist völlig marode.-
Wann kommt endlich der Aufstand der Genossenschaftler! Das Chaos ist nicht nur in Zürich. Selbst auf der Ebene der Logistik funktioniert nichts mehr. Heute Morgen beim Einkauf im Aargau.
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Ich und meine Frau haben auch alle Punkte abgelehnt. Meine Nachbarn auch.
Aber schon Stalin sagte: „Die Leute die die Stimmen abgeben, entscheiden nichts. Die Leute, die die Stimmen auszählen, entscheiden alles“.
Und dann diese unsägliche Nold: Also ich habe diese nie gewählt. Woher kommt die eigentlich? -
@Genossenschafter: Mir ging es ähnlich. Dass der Brief, der mit den Wahlunterlagen kam, die GMZ als ein gesundes Unternehmen darstellt und keinerlei Bezug auf das Missmanagement in der (letzten) Vergangenheit nimmt, ist schon verrückt. Ein Grossteil der Genossenschafter scheint das aber anders gesehen und stets „ja“ gestimmt zu haben.
Wie dem auch sei: Die Ergebnisse der Urabstimmung sind aktuell direkt auf der Startseite der GMZ ersichtlich. Hier der Direktlink: https://zuerich.migros.ch/de/genossenschaft/resultate-urabstimmung.html
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@Genossenschafter
Zu den anderen Sachen kann ich nichts sagen, aber Sie haben wohl nicht gründlich genug geschaut:https://zuerich.migros.ch/de/genossenschaft/resultate-urabstimmung.html
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Mein Ex-Chef hat immer gesagt, schau dir an, wo Firmen expandieren und du weisst, dass dort der Chef eine Geliebte hat.
Als Genossenschafter Zürich ist mir beim letzten Jahresbericht wirklich „dä lade abe gange“. Diese Intransparenz, das Schönreden, es ist schlicht…
Mein Ex-Chef hat immer gesagt, schau dir an, wo Firmen expandieren und du weisst, dass dort der Chef eine Geliebte…
Die in einer Wohlfühlblase lebenden Migros-Cracks wollen den kompetitivsten Detailmarkt Deutschland aufmischen, mehr Grössenwahn geht nicht mehr.