Die Grünen waren immer ein fester Bestandteil meines politischen Umfelds: Eine Volkspartei, die für Fortschritt und Veränderung stand.
Themen wie Umweltschutz, Gleichberechtigung und Frieden prägten ihren Diskurs und beeinflussten meine Sicht auf Politik.
Umso schmerzhafter ist es nun zu sehen, wie sie vom politischen Liebling zum Staatsfeind Nummer Eins geworden sind.
Die Krise der Grünen hat ihren Höhepunkt erreicht. Die Parteivorsitzenden Ricarda Lang und Omid Nouripour sowie der gesamte Vorstand der Grünen Jugend sind zurückgetreten.
Eine direkte Konsequenz der Wahlschlappen in Thüringen, Sachsen und Brandenburg.
Um zu überleben, muss die Partei jetzt Antworten finden. Ihre einstigen Kernthemen – Umwelt, Friedenspolitik, offene Grenzen – bringen sie heute in Bedrängnis.
Während der Krieg in Europa tobt, treten Umweltschutz und Nachhaltigkeit für viele in den Hintergrund.
Doch das allein erklärt nicht das Desaster.
Die Grünen gelten als „elitäre Grossstadtpartei“, der man vorwirft, mit moralischer Arroganz auf die Bevölkerung zuschauen.
Sie haben es versäumt, die Sorgen der Wähler zu erkennen und klare Positionen zu aktuellen Themen wie Migration und Inflation zu beziehen.
Stattdessen wollten sie mit einem „emotionalen Angebot“ punkten – ein Versuch, der letztlich nach hinten losging.
Obendrauf hat die Partei in entscheidenden Momenten kommunikativ versagt und so viele ihrer aktuellen Probleme selbst verursacht.
Stichwort Heizung. Der grösste Aufreger des Jahres war das Gebäude-Energiegesetz. Die Forderung nach klimafreundlichen Heizungen ab 2024 brachte die Grünen ins Kreuzfeuer.
Sie wurde als teuer und realitätsfern wahrgenommen.
Auch das Verbrenner-Aus ab 2035 rief Wut hervor – für viele der Tropfen, der das Fass zum Überlaufen brachte.
Widersprüchliche Aussagen, schlechter Umgang mit der Öffentlichkeit und provokante Äusserungen wie Baerbocks „egal was meine deutschen Wähler denken“ fütterten das Bild einer elitären, volksfernen Partei.
Am Ende des Tages hiess es über die Grünen: Sie wollen uns bevormunden, sie wollen uns erziehen und uns zum Verzicht zwingen.
Spassbremsen der Bundes-Polit-Arena.
Versteckt sich hinter dieser Kritik vielleicht eine Angst vor Veränderung?
Die unangenehme Realität ist, dass wir unser Verhalten ändern müssen – und genau das fordern die Grünen.
Erst bei 40 Grad im Schatten ist es zu spät zu realisieren, dass hier etwas schiefläuft.
Es geht nicht um eine Fehlerkorrektur. Sie haben Fehler gemacht. Damit steht die Partei aber nicht auf der Liste der bedrohten Arten.
Die SPD, die FDP und die Linke sind nicht immun gegen diese Kritik, nur machen sie es sich leicht, indem sie die Grünen zum Sündenbock für die Missstände erklären und so ihre eigene Verantwortung verschleiern.
So nutzten die anderen die Versäumnisse der Grünen, um sich vor dem vor dem eigenen Abstieg zu retten.
Wahlplakate der AfD und der BSW mit „Krieg oder Frieden?“ und „Ampel oder Überholspur?” zeugen von echter Realitätsferne und reduzieren komplexe Probleme auf populistische Schlagworte.
Fehlt nur noch „Hund oder Katze?“ für den Lifestyle-Ratgeber.
Kritisieren ist nicht Regieren. Man hat leicht reden, wenn man noch keinen Tag Realpolitik betreiben musste.
Die Gegner machen es sich einfach, indem sie populistische Ansichten vertreten und den Unmut in der Bevölkerung ausnutzen: Abschiebungen, Grenzschliessungen und so weiter.
Jetzt auf den Grünen herumzuhacken ist das Einfachste der Welt; es verkauft sich gut – ein Cocktail aus populistischen Parolen und Clickbait.
Indem man die Grünen jedoch zum Sündenbock für alle politischen Missstände macht, verleugnet man die eigentliche, unbequeme Wahrheit: Unsere Probleme sind zu komplex für einfache Lösungen.
Es ist verlogen, die Grünen als Blitzableiter nutzen und so den Eindruck zu erwecken, es gäbe „einfache“ Antworten auf Fragen wie Klimawandel, Migration und Energieversorgung.
Trotz berechtigter Kritik: Die Grünen sind für die Zukunft notwendig.
Diese Partei muss endlich die drängenden Themen ansprechen – Migration, innere Sicherheit, Inflation – und klar, ehrlich kommunizieren.
Die Themen der Partei haben nicht nur Legitimation, sie sind unverzichtbar für den politischen Diskurs.
Umweltschutz, der Ausbau erneuerbarer Energien, soziale Gerechtigkeit: Das sind keine „Nice-to-have“-Anliegen, sondern existenzielle Herausforderungen, vor denen wir stehen.
Die Grünen treiben diese Themen häufig voran und stossen Debatten an, die andere Parteien gerne vertagen oder verharmlosen.
Damit diese Stimme auch künftig gehört wird, braucht es eine grundlegende Veränderung in der Partei.
Es bedarf kompetenter Politiker, die authentisch und überzeugend auftreten, die die Probleme klar benennen und Lösungen realistisch und verständlich vermitteln.
Die anderen Parteien mögen in den Umfragen profitieren, aber sie schaden damit nicht nur den Grünen, sondern vor allem der Bevölkerung, indem sie die Realität leugnen.
Frei nach dem Motto: Einfach die nächste Schlagzeile anheizen und hoffen, dass die Realität nicht allzu bald auf der Türschwelle steht.
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