Ein Bildungszentrum der ganz besonderen Art droht im reichen Kanton Zug unterzugehen.
Als Leuchtturm der Zen-Praxis und der christlich-jüdischen Zusammenarbeit hat das Lassalle-Haus einen Ruf weit über die Schweiz hinaus erworben.
Gegründet vom schweizweit bekannten, heute 88-jährigen Jesuiten Niklaus Brantschen, wird dort seit fast 30 Jahren eine reine Zen-Praxis umgesetzt, die mit dem modischen Zen-Boom der Gegenwart nichts zu tun hat.
Sie führt die Menschen auf dem Weg in ihr Inneres und stärkt sie bei der Rückkehr in die Gegenwart.
Nie war ein solches Zentrum wichtiger als heute, wo ein Drittel der Schweizer Gesellschaft, Kinder und Jugendliche inklusive, unter psychischen Belastungen leiden.
Sie sind die Folge einer gesellschaftlichen Entwicklung, welche immer „den Menschen im Mittelpunkt“ sieht, aber alles tut, ihn an den Rand zu drängen.
Bis Ende März, also in wenigen Tagen, wird sich entscheiden, ob der Provinzial der Jesuiten Europas, Thomas Hollweck SJ, das Innerschweizer Bildungszentrum definitiv fallen lässt.
Verbunden damit ist die Entlassung von über vierzig festen Mitarbeitern, vor allem solchen im Hotelbetrieb.
Über achtzig Kursleiter, die den Kern der Weiterbildung tragen, werden ebenfalls in die Weite ziehen müssen.
Der Fall dieser Perle unter den Schweizer Bildungszentren war abzusehen.
Da wäre Niklaus Brantschen, ein Walliser aus Randa unterhalb von Zermatt, der während Jahrzehnten auch im Kernland des wahren Zen, Japan, grosse Anerkennung erfahren hat.
Als „Roshi“ wurde er dort sogar zum Zen-Lehrer in einige der besten Klöster berufen.
Zusammen mit Lukas Niederberger gestaltete er die grossen Jahre des Lassalle-Hauses, wo auch ich einige der wunderbarsten Menschen traf, welche die Schweiz zu bieten hat.
In die grossen Zen-Sandalen von Meister Brantschen trat bald ein Jesuit der besonderen Art, der hoch gelehrte Prof. Dr. Theol. Christian M. Rutishauser SJ, den ich auf einer seiner exzellenten Reisen durch Israel und Palästina einmal begleiten durfte.
Brantschen, Niederberger, der später auch der Rütliwiese neuen Schwung gab, und Rutishauser, nicht zuletzt auch die die Herzen und Seelen der Besucher erfreuende Pia Gyger, ebenfalls Zen-Meisterin, lockten jährlich tausende von Besuchern in das über dem See gelegene Bad Schönbrunn.
Der Kanton Zug hat viele Jahre sehr nützliche Beiträge für dieses Europa- und weltweit bekannte Bildungshaus geleistet.
Die Schweizer Bischöfe hielten sich vornehm zurück, denn sie schafften es auch da nicht, für die römisch-katholische Glaubensgemeinschaft dieses Zeugnis des Glaubens zu stärken.
Die kantonal verankerten Landeskirchen schauen ohnehin nur für sich. Eine Sammlung für Pfarreien in Afrika und Asien war immer beliebt, nicht aber für die Glaubensbrüder in der Zentralschweiz.
Die reichen katholischen Pfarreien der Schweiz sanierten vorzugsweise alte und bauten neue Immobilien. Ihre Nächstenliebe hielt sich in Grenzen.
Als die alte Führungsmannschaft die Leitung abgab, fanden sich keine gleichwertigen Nachfolger. Es gelang ihnen nicht, die älter gewordenen Stammgäste rasch genug durch jüngere Besucher in genügender Zahl zu ersetzen.
Die Unterkunfts- und Verpflegungspreise waren so tief, dass die Jesuiten jahrelang Kostenbeiträge sprechen mussten.
Auch zog die Tiefpreis-Konkurrenz aus Süddeutschland und Vorarlberg Gäste ab.
Bereits über 3’000 Menschen haben seit 14 Tagen eine Petition „Das Lasalle-Haus muss bleiben und seinen Kursbetrieb fortsetzen“ unterschrieben, die von Lukas Niederberger und Peter Widmer ausgelöst wurde.
Die Initianten verlangen eine stärkere Öffnung nach aussen, um eines der besten spirituellen Zentren der Schweiz zu retten.
Meine geduldigen Leser werden sich fragen, ob Spiritualität heute noch nötig ist, wo in Zürich an jeder Strassenecke Psychiater und Psychologen darauf warten, die Seelen der Menschen zu stärken.
Ich kann von mir berichten, dass ich schon als gut 20-jähriger aus purer Neugier solche Sessions besuchte. Stundenlang starrte ich auf eine weisse Wand vor mir, immer den Stock der Aufsicht im Rücken, wenn ich umzufallen drohte.
Ich erlebte meinen geistigen Durchbruch erst 20 Jahre später, als ich in Zürich, Vevey und Helsinki Verwaltungsräten und Konzernchef gegenüber sass und diese überzeugen musste, das Richtige zu tun.
Dieses überzeugende Denken, von Pater Brantschen gerne „bescheidenes Imponiergehabe“ genannt, ersparte mir die heute üblichen Psycho-Sitzungen.
Es ist Toni Kurmann, einem welterfahrenen Jesuitenpater, der das Lassalle-Haus seit einem Jahr führt, daher zu wünschen, man möge ihm den Teppich nicht unter den Füssen wegziehen.
Was Pater Niklaus Brantschen betrifft, lebt er seit Jahrzehnten ohnehin in höheren Sphären. Sein Wissen hat er in vielen Schriften und Büchern weitergegeben.
Noch findet man ihn im Lassalle-Haus in diesem Jahr, wo er einige wenige, sicher eindrückliche Seminare gibt.
Wenn dort, in den grünen Hängen über der reichen Stadt Zug, die Stille einzieht, geht der Schweiz viel verloren.
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Die beliebtesten Kommentare
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Danke Herr Stöhlker, für diesen interessanten Artikel. Die Jesuiten haben einige der renommiertesten Bildungseinrichtungen der Welt gegründet. Bspw: Georgetown University, Boston College, Fordham University, Universidad Iberoamericana, Katholieke Universiteit Leuven etc. „Whatever it takes“ Mario Draghi, aber auch Emmanuel Macron, Bill Clinton, Antonin Scalia etc. etc. wurden auch von jesuitischen Schulen mitgeprägt. Sogar James Joyce, Gabriel Garcia Màrquez, Voltaire, René Descartes waren in solchen Schulen. Müsste es da nicht möglich sein, in dieser von der Bausubstanz sehr teuren Zuger Einrichtung Kurse zu organisieren, die mehr von der intellektuellen Ausstrahlung rüberbringen? Allenfalls gar mit der Ausstellung von Zertifikaten? Den hoch verdienten Herr Brantschen in Ehren, aber ich habe das Gefühl, dass das Spirituelle immer noch für eine kleine Gruppe ist. Quasi auch eine Elite. Vielleicht muss man da den Fächer wirklich rasch stark auftun.
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Viel Erfolg und viele Unterstützer dem Lassalle-Haus. Es ist eine sehr wichtige Stätte der Begegnung und der Einkehr.
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Stöhlker setzt sich für Ethik ein??
Für eine bessere Welt?
Das ist ja ganz was Neues. -
Ich habe dieses Lassalle-Haus leider erst jetzt in der Presse kennengelernt. Ich habe mich nun bereits bei dieser taskforce gemeldet. Zusammen mit einem ehemaligen Mitarbeiter, der Schweizer Koch und auch Ayurveda-Koch und Ayurveda-Therapeut (hat mal im le cocon gearbeitet) ist, habe ich vorgeschlagen, dass man in diesem Lassalle-Haus mit authentischen Ayurveda-Kuren und Ayurveda-Kochkursen ein „neues“ Standbein aufbaut. Diese Aurveda-Gäste wünschen ein ausserordentlich ruhiges Hotel mit einer speziellen Atmosphäre, die man wohl am Besten in diesem Lassalle-Haus findet. Diese Ayurveda-Kuren könnte man auch so gestalten, dass sie jüngere modernere Leute ansprechen, Paare usw. So könnte man dann das bestehende sehr interessante, anspruchsvolle und inspirierende Angebot dieser 80 Kursleiter weiterlaufen lassen. Ich bin nun vertröstet worden mit den Worten „Zuerst wird Ende Jahr die aktuelle Taskforce ersetzt durch eine neue Taskforce ersetzt….“
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Probieren Sie’s mal mit einer Arbeitsgruppe. Taskforce versteht vielleicht keiner.
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Ich bin froh und dankbar, dass IP Raum gibt, um das Lassalle Haus und dessen Rettung einem weiteren Kreis bekannt zu machen:
https://act.campax.org/petitions/petition-zur-rettung-des-lassalle-hauses
Der reiche Kanton Zug findet doch sicher ein Kässeli, um Unterstützungsbeiträge frei zu machen für diese wertvolle Institution….. -
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Die Praxis des Zen hat eine tiefe Kraft, die in unserer Zeit der Zerstreuung unsere Energie auf aus wesentliche richten kann. Das Lassalle Haus mit seinem Institut war für mich als Unternehmer immer eine wichtige Quelle von Klarheit und Kraft.
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Es soll ein neues Ausbildungsgefäss für angehende Journalisten geben. Ethik und Anstand im Journalismus. Die Teilnehmer werden geschult, wie sie intelligente Fragen stellen und anständige Berichterstattung produzieren, frei von Diffamieren und Miesmachen.
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„erlebte meinen geistigen Durchbruch erst 20 Jahre später“ und wann hat sich der Geist wieder verfinstert
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Bravo Herr Stöhlker. Vielen Dank für diesen berührenden Artikel, der mich wirklich positiv bewegt hat. Er zeigt eine Seite des Autors, die ich bisher nicht kannte, und ich bin begeistert von der Tiefe und Sensibilität in der Breite, mit der das Thema behandelt wird.
Es ist beeindruckend, wie Persönlichkeiten wie Niklaus Brantschen und seine Mitstreiter über Jahrzehnte hinweg einen so wichtigen und schönen Ort geschaffen haben, der Menschen auf so tiefgreifende Weise berührt und stärkt.
Ich hoffe sehr, dass dieses einzigartige Zentrum eine Zukunft findet und weiterhin als Quelle der Inspiration bestehen bleibt.
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… Bin Ur-Zuger – glauben Sie mir keiner interessiert dies wirklich. Behaupte, dass 95% der Zuger das Lassalle-Haus gar nicht kennen.
… aus meiner Sicht kein Verlust für den Kanton Zug-
Es gibt auch Ur Zuger die nicht nur ihr geerbtes Bauland verkauft haben, sondern die sich selbst intellektuell weiter entwickelt haben. Sehr wohl kennen sehr viele gebildete Zuger das Lasalle Haus bzw. Bad Schönbrunn. Ein wahrer Leuchtturm in dieser simplen Konsumgesellschaft.
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Es gibt auch Auswärtige, welche noch nie etwas vom Lasalle-Haus gehört haben. Aber dass dort buddhistische Jesuiten leben, welche ein Hotel betreiben ist schon hochinteressant.
Nun, dann muss ich wohl mein Ayurveda mit Lassi woanders geniessen.
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Wir sind nur dann frei wenn wir aufhören können die Ökonomie des Sparens und Enthaltsamkeit über alle unsere Entscheidungen zu stellen. Mit dem Begriff Hotellerie holen wir individuell Kosten für Soziale Aufgaben rein die eigentlich gemeinschaftlich aufgewendet werden müssten. Noch nicht so lange ist es her als es selbstverständlich war das für die Gesellschaft nötige Geld dort zu holen wo es tatsächlich war, nicht mit Krediten/Schulden die zu verschulden die nichts haben.
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Passt gut zum Artikel über Sergio Ermotti.
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@Stöhlker: Haben Sie diese Institution auch schon Trump empfohlen?
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Es reicht, wenn Selenski dort Stammgast ist.
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Brantschen kann weg. Zeit ist vorbei.
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für die alten voll drama😀
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Nur keine Sorge. Im Migros Zug gibt’s auch Taschenlampen. Und, dans le Dunkel c’est bon Munkel
Bravo Herr Stöhlker. Vielen Dank für diesen berührenden Artikel, der mich wirklich positiv bewegt hat. Er zeigt eine Seite des…
Es gibt auch Ur Zuger die nicht nur ihr geerbtes Bauland verkauft haben, sondern die sich selbst intellektuell weiter entwickelt…
... Bin Ur-Zuger - glauben Sie mir keiner interessiert dies wirklich. Behaupte, dass 95% der Zuger das Lassalle-Haus gar nicht…