The Beauty and The Beast prallen aufeinander. Schöngeist Zeno Staub und Muskelprotz Pierin Vincenz tragen hinter den Kulissen einen veritablen Fight aus.
Angreifer Vincenz ist der Smarte. Mit cleveren Zügen verwirrt der Chef der grossen Raiffeisen-Gruppe seinen Gegenspieler.
Ihm bietet mit Vontobel-CEO Staub ein hoch intelligenter Typ Paroli. Doch das könnte zu wenig sein.
Während Vincenz kampferprobt ist und viele Schlachten geschlagen hat, ist Staub in der geschützten Vontobel-„Family“ gross geworden.
Das zeigt eine Story im Sonntagsblick vom Wochenende. Vincenz habe Vontobel seine kürzlich erworbene Notenstein Privatbank angeboten, schreibt die Zeitung.
Bullshit, meint der Raiffeisen-Zampanu. „Wir verkaufen Notenstein sicher nicht. Wozu hätten wir dann unsere Strategie entwickelt?“
Der Preis ist hoch. Am Ende steht die Kontrolle bei der exklusiven Zürcher Universalboutique Vontobel auf dem Spiel.
Vincenz hat gute Karten in der Hand. Seit einigen Jahren besitzt er 12,5 Prozent an der Zürcher Privatbank. Und er will mehr.
Nicht mit mir, kontert der Patriarch der Bank. Der heisst Hans Vontobel und lässt Vincenz nicht an seine Firma ran.
Doch Hans Vontobel ist inzwischen 96 Jahre alt, höchste Zeit für eine Nachfolgeregelung.
Das weiss Vincenz. Er erhöht den Einsatz.
Mit seiner Notenstein Privatbank hat er einen neuen Hebel in der Hand.
Dabei geht es um einen bis 2017 gültigen Kooperationsvertrag zwischen seiner Raiffeisen-Gruppe und der Vontobel Bank. Dieser soll auch die Notenstein umfassen.
Für die Zürcher ist das Abkommen existenziell. Die 300 regionalen Raiffeisen-Banken mit ihren Hunderttausenden von Kunden wickeln alle Wertpapiergeschäfte über Vontobel ab.
Zudem ist Vontobel erste Adresse, wenn es bei der 3. Kraft von Swiss Banking um den Kauf von Produkten für die eigenen Kunden geht.
Trotz dem Mega-Auftrag sitzt Vontobel immer noch auf Überkapazitäten. Ihre moderne Avaloq-Maschine ist längst nicht ausgelastet.
Das verschafft Vincenz Verhandlungspower. Für seine Notenstein fordert er Sonderkonditionen.
„Alle Produkte bei Vontobel einkaufen ist kein Thema“, sagt der abgebrühte Bündner Banker. „Das machen wir schon heute nicht.“
Es gehe nun darum, innerhalb des Vertragsrahmens den „Handlungsspielraum“ aufrecht zu erhalten, meint Vincenz.
Sein Problem ist ebenfalls teure Infrastruktur, und zwar die von Notenstein. Mit 700 Mitarbeitern 20 Milliarden Assets zu verwalten, das verspricht auf Dauer zu wenig Gewinn.
Also pocht Vincenz auf Freiheiten für seine Notenstein. Diese soll ihre Produkte einkaufen können, wo sie will. Die Überkapazitäten im eigenen Laden mit ausgebauter IT würden weniger belasten.
Für Vontobel-Chef Zeno Staub wird die Lage kritisch. Er muss Vincenz bei der Stange halten, sonst zerdrücken ihn die Kosten.
Gleichzeitig will er sich den Erzrivalen vom Leibe halten.
Das stürzt Zauberlehrling Staub ins Dilemma. Entsprechend fällt seine Kommunikation aus. Sie tönt nach Wischi-Waschi und Intellekt.
„Wir suchen mit Raiffeisen eine faire Lösung in der Notenstein-Frage“, tönt das bei Staubs Sprecher. Man orientiere sich an einer „industriellen Logik, die auch dem Kooperationsvertrag zugrunde“ liege.
Was immer das heissen mag, eines ist klar: Vincenz gibt den Takt an, Staub gehen die Optionen aus.
Nicht der Raiffeisen-Chef steht unter Handlungszwang, sondern der Vontobel-CEO.
Er spricht seit langem von Übernahmen im Private Banking. Aber das Rennen machen stets andere.
Vincenz kauft Wegelin, Bär-Collardi Merrill Lynch; ABN Amro landete bei der Genfer UBP.
Dass Vontobel als mögliche Bieterin für die italienische BSI und die Liechtensteiner VP Bank gehandelt wird, könnte Ausdruck wachsender Verzweiflung beim Vontobel-Chef sein.
So dürfte sich der Kreis schliessen. Hinter der Notenstein-Geschichte im Sonntagsblick stecken eher Vontobel-Kreise als solche von Raiffeisen.
Wenn wir uns beim Kooperationsvertrag nicht einigen, können wir Dir ja Notenstein abkaufen, würde in diesem Fall das Angebot von Staub an Vincenz lauten.
Der bleibt gelassen. Und drückt den jungen Staub weiter in die Ecke.
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Die beliebtesten Kommentare
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Nicht der CEO, sondern der jetzige VR-Präsident hat Vontobel
strategisch völlig falsch aufgegleist, mit mehreren Niederlassungen
im vermeintlichen „Heimmarkt“ Deutschland, das ohnehin over-
banked ist.
Man hätte besser in der Mongolei, in Kasachstan, in Angola sich
niedergelassen, wo Swiss Banking noch einen knowhow Vor-
sprung hat.
Es wäre auch höchste Zeit, dass der Seniorchef sich gänzlich,
selbst hinter den Kulissen von „seiner“ Firma trennen würde,
mit bald 100 Jahren ! -
Vontobel hat mit Avaloq Überkapazitäten und ist voll von Raiffeisen abhängig. Das ist nicht das Problem von überhöhten Gebühren für Avaloq sondern des verfehlten Geschäftsmodells von Vontobel. Keine Frage, wer hier am besten verhandelt hat. Raiffeisen kann ruhig abwarten, was passiert, denn ohne Raiffeisen mit deren Vorkaufsrecht kann niemand Vontobel übernehmen und sollte ein hoher Preis bezahlt werden, profitiert Raiffeisen so oder so mit. So kann Vincenz schön zuschauen, ob es denn Staub gelingt noch attraktive Assets zu akquirieren und gleichzeitig seine Kosten in den Griff zu bekommen, um als Übernahmekandidat attraktiv zu sein. In jedem Fall ein eher spätes und schwieriges Unterfangen für ein Unternehmen und ein Management, welche noch nie erfolgreiche Akquisitionen gemacht haben und deren Stärken offenbar nicht im Verhandeln liegen.
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Es wäre wünschenswert wenn Pierin Vincenz mit Raiffeisen eine Mehrheitsbeteiligung bei Vontobel übernimmt.
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Ich verstehe wirklich nicht, wie man Pierin Vincenz gut finden kann. Okay, die Expansion von Raiffeisen war nicht schlecht, aber das Aufblasen ihres Hypobuches, auf welches sie aber kaum zusätzlich Geld verdient ist keine Kunst. Eher eine grosse Gefahr. Sollte der Schweizer Immo-Markt mal korrigieren bzw. die Zinsen anziehen, dann werden sich die einen oder anderen Genossenschafter die Augen reiben, wenn sie Kapital einschiessen müssen. Sollte dies dann nicht reichen, so ist die Bank inzwischen to big to fail und der Steuerzahler kommt zum Zug. Diese Rettung wird aber nicht mit einem Gewinn enden.
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Die Risiken sind breit gestreut, die Zinsmarge höher als bei den meisten anderen Banken! Hast du nicht viel mehr Angst vor einer ZKB? Hier kommt das Wachstum von vorüberwiegend überteuerten Liegenschaften –> zum Glück bin ich kein Zürcher Steuerzahler!!
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Im Text steht:
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[Vontobel sitzt] immer noch auf Überkapazitäten. Ihre moderne Avaloq-Maschine ist längst nicht ausgelastet.
—-Wie bitte? Was soll das denn heissen? Sie meinen wohl: Vontobel bezahlt zu hohe Lizenzgebühren für Avaloq, gemessen an Datenmenge und Anzahl Transaktionen. Nun ja, vielleicht war der gute Francisco Fernandez ein besserer Verhandler als die Leute von Vontobel. Ein Kollege von mir hat zu den Verhandlungskünsten des FF einen tollen Satz geprägt, den ich hier aber lieber nicht wiederhole …
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VT PB geht zu Notenstein; VT positioniert sich neu als „pure play“ Produktspezialist (Asset Mgmt und Struki) inkl. vorteilhaftem Kooperationsvertrag mit Raiffeisen?
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@ Fur(r)y Head: Was für eine hervorragende Idee! Industriell sinvoll, klare Positionierung am Markt –> könnte kaum besser sein!
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@ Futururama: Let’s see. Die Aktie scheint im „Spiel“ zu sein.
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Diese 3er Konstellation scheint mir sehr viel Potenzial für die Zukunft zu haben! Auch wenn sich heute die Exponenten nicht öffentlich dazu äussern, wird im Hintergrund sicherlich einiges laufen. Eine mögliche Fusion könnte nach dem Ableben von Herrn Vontobel absolut möglich sein, auch wenn sich dies aufgrund des stark gebundenen Aktionariates heute nicht abzeichnet. Lassen wir uns überraschen…
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Eine Integration von Notenstein in die Vontobel bei gleichzeitiger Aufstockung ihrer Beteiligung wäre für Raiffeisen langfristig optimal. Die Überkapazitäten von Notenstein (Personal, IT) würden auf elegante Weise reduziert. Und Raiffeisen wäre sowohl den heutigen Interessenkonflikt mit Vontobel los als auch die latente Unruhe unter den Genossenschaftern. Und in einer zweiten Phase, d.h. wenn die Regelung der Nachfolge bei Vontobels zwingend wird, wird die Raiffeisen-Beteiligung zur Mehrheit ausgebaut. Voilà.
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Es wird hier mehrfach von Überkapazitäten bei Notenstein gesprochen. Ein CIR von rund 67% weist nicht zwingend auf Überkapazitäten hin. Im Vergleich zu anderen Privatbanken in der Schweiz ist dieser Wert sehr konkurrenzfähig.
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Eine Integration von Notenstein in die Vontobel bei gleichzeitiger Aufstockung ihrer Beteiligung wäre für Raiffeisen langfristig optimal. Die Überkapazitäten von…
Es wird hier mehrfach von Überkapazitäten bei Notenstein gesprochen. Ein CIR von rund 67% weist nicht zwingend auf Überkapazitäten hin.…
Diese 3er Konstellation scheint mir sehr viel Potenzial für die Zukunft zu haben! Auch wenn sich heute die Exponenten nicht…