Die Basler Kantonalbank hatte Grosses vor. Mit dem Vorstoss ins Private Banking und der Expansion ins Strukturierten-Business wollte das Staatsinstitut in die Top-3 der KBs hochschiessen.
Gestern zeigte sich das Resultat dieser „Great Expectations“ aus der Nordwestecke der Schweiz. Im Stammhaus – ohne Coop Bank und andere Töchter – krachte der Bruttogewinn um 40 Prozent ein.
Es handelt sich um einen der bemerkenswertesten Abstürze von Swiss Banking. Handfest wird er durch die Halbierung des Werts des Partizipationsscheines: von fast 150 auf noch 77 Franken.
Das Debakel am Rheinknie ist eng verknüpft mit einem Namen: dem obersten Aushängeschild Andreas Albrecht. Albrecht ist Basler Anwalt und Politiker.
Vor allem sitzt Albrecht seit 8 Jahren im Bankrat, dem obersten Strategie- und Leitungsgremium der Bank. Seit Frühling 2009 ist er Präsident der Basler KB.
Seither reiht sich ein Debakel ans andere.
Die Basler KB übernahm im grossen Stil unversteuerte US-Kunden der UBS; die Bank machte es den vermutlichen Betrügern einer Investmentgesellschaft namens ASE leicht, Anleger über Hunderte von Millionen Franken zu erleichtern; die Chefs des Zürcher Ablegers blieben weitgehend unkontrolliert.
Viele Köpfe rollten. CEO Hans Rudolf Matter musste gehen, ebenso wurde ausgemistet im Zürcher Stall. Schliesslich traf es auch den Handelschef. Auch zahlreiche No-names zahlten die Zeche.
Auf den ersten Blick wirkt der Aktionismus, als ob Präsident Albrecht die Zügel rigoros in die Hand genommen hätte.
In Zürich wurde das Derivate-Team aufgelöst und nach Basel verschoben. Dort werden die bestehenden Positionen aus dem Strukturiertengeschäft nun über die Zeit abgebaut.
Der Chef der Strukturierten und dessen Verkaufsleiter wurden Ende Juni per sofort freigestellt.
Die Basler KB bestätigt dies. „Diese Arbeitsverhältnisse wurden unter Einhaltung der vertraglichen Kündigungsfristen aufgelöst und es erfolgte jeweils eine Freistellung“, sagt ein Sprecher.
Der Grund sei die „überarbeitete“ Handelsstrategie. „Dabei wurde entschieden, das Geschäft rund um die Emission von strukturierten Produkten einzustellen.“
Die betroffenen Mitarbeiter mussten von Zürich nach Basel zur Arbeit, falls sie bei der Bank bleiben wollten.
Es ist ein kleines Beispiel für die Folgen, welche das Missmanagement der Rennleitung für die Betroffenen zeitigt.
Davon unbeeindruckt bleibt Präsident Albrecht an der Macht. Als ihm die Krise letzten Herbst mit den Betrugsermittlungen gegen die ASE Investment gefährlich nah kam, musste er handeln.
CEO Matter war der geeignete Puffer. Matter ging, König Albrecht konnte bleiben.
Besser als ganz führungslos, könnte man argumentieren. Doch just im Minenfeld US-Steuerkrieg steckt Albrecht mitten drin.
Als die UBS ihre unversteuerten Amerika-Kunden ab Frühling 2008 auf die Strasse stellte, gehörte die Basler KB zu jenen Instituten, die sich hemmungslos auf deren Gelder stürzten.
Die Folge waren Hunderte von Millionen Dollar verschmutztes Neugeld. Das brachte kurzfristig einen Boom bei den Net New Assets, langfristig dürfte es der Basler KB mit einer hohen Busse an die Substanz gehen.
Die Aufnahme von US-Schwarzgeldsündern hielt an bis Anfang 2009. Damals übernahm Albrecht das Präsidium.
Mitte 2009 freute sich die Basler KB über markant gestiegene Neugelder. Sie lobte sich selbst als attraktive Adresse für Privatebanking-Kunden.
Die entscheidende Frage an die Basler KB und ihren Präsidenten Albrecht lautet deshalb: Gab Herr Albrecht respektive der Bankrat grünes Licht für die US-Gelder der UBS ab 2008?
Sie wurde vor ein paar Wochen schriftlich der Medienstelle der Basler KB gestellt. Die Antwort könnte kaum ausweichender sein.
Man kommentiere grundsätzlich „keine Internas des Bankrates“, hiess es einleitend. Danach wurde auf ein altes Interview verwiesen.
„Der Präsident des Bankrates, Andreas Albrecht, hat seine Haltung zum US-Geschäft mehrfach öffentlich dokumentiert, unter anderem bereits in einem Interview mit der Basler Zeitung vom 14. September 2011: „Es wäre wohl gescheiter gewesen, wir hätten die Tür für die Amerikaner, die ja nur einen marginalen Teil unseres Geschäfts ausmachen, früher geschlossen.“
Dann zitierte die Pressestelle weiter aus dem erwähnten Interview.
Man habe die „internen Stellen angewiesen, bei US-Kunden die Aspekte der Compliance besonders sorgfältig zu beurteilen“. Und das meiste Geld sei über „externe Vermögensverwalter zu uns gelangt, nicht über BKB-Angestellte“.
„Daher“, meinte Albrecht damals in der Basler Zeitung, „haben wir in der Tat vielleicht etwas später als andere Banken diese Tür geschlossen.“
Schliesslich folgte das obligate Fehlereingeständnis: „Das beruhte aus heutiger Sicht auf einer falschen Einschätzung.“
Wichtig ist der Disclaimer „aus heutiger Sicht“. Wie fast immer betonen die Verantwortlichen, dass die Welt heute halt anders aussieht als gestern.
Das ist klar. Ebenso klar ist, dass im Drama um die Basler KB einer unangreifbar scheint: Der Präsident, der die Bank seit Jahren beherrscht.
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Die beliebtesten Kommentare
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Dabei stinkt der Fisch in der Regel vom Kopf her. Schwache Chefs haben schwaches Kader. Ein Controlling findet kaum statt. Die Politik schweigt, zynischer Fall.
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Wenn es zutrifft, dass Präsident Albrecht den Kauf der Atag Asset Management AAM zusammen mit seinen SP-Kumpanen durchboxte und die rechtliche Abwicklung des Kaufs seinem Anwaltsbüro Vischer zuschanzte, wo er in leitender Stellung ist, wäre das ein echter Skandal. Es stellte sich sogar die Frage, inwiefern er bezüglich Honoraren davon direkt oder indirekt profitiert hat. Wegen einer fehlenden Due Dilligence übernahm die BKB mit dieser Mogelpackung im Herbst 2009 sogar auch noch die US-Kunden von der BLKB, was gemäss BaZ vom 4.2.2012 von der Bank offiziell bestätigt worden ist. Der Kauf der AAM für angebliche 80 Mio erwies sich ohnehin als Flop, den in erster Linie Bankpräsident Albrecht zu verantworten hat. Weil er sich zu wenig um die Bank kümmerte, verpasste er es auch, sich im Herbst 2009 nach dem UBS-Staatsvertrag rechtzeitig von den US-Kunden zu trennen. Obwohl die Bank bereits im März 2009 beschlossen hatte, keine US-Kunden mehr aufzunehmen und sich die Situation mit dem UBS-Deal im September 2009 dramatisch verschärfte, wurden bis 2010 sogar entgegen dem Beschluss von März 2009 weitere US-Kunden aufgenommen und der Bankrat beschloss erst im Sommer 2011, sich endlich von den US-Kunden zu trennen. Es ist erstaunlich, dass ein solcher Verantwortlicher wie Albrecht mit einem teuren Papier von Bär & Karrer sogar die Wiederwahl schafft und damit immer noch wie ein Korkzapfen obenauf schwimmen kann.
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@ Observer
Danke für den fundierten Bericht.
Mit dem Kauf der AAM Privatbank, welche sich innert weniger Monate im Nichts auflöste, haben die famosen Basler Kantonalbänkler weitere Millionenbeträge in den Sand gesetzt. An der Party, welche die „Erzfeinde“ in Basel-Land feierten, wäre ich gerne dabei gewesen…
Solche Sachen passieren, wenn zu viele stud. Juristen (Albrecht, Schöniger usw.), welche vom Banking wenig Ahnung haben, unternehmerische und führungsmässige Verantwortung übernehmen sollten.
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Die Homburger-Anwaltskosten der BKB dürften im zweistellign Millionenbereich liegen.
Neben ASE und USA gibt es noch viele andere Baustellen, wobei die Zürcher Filiale in den Genuss eines freien „Geschäftens“ kommt. Die Befangenheit des Basler Zivilgerichtes ist mit Frau Keller als BKB-Bankratsvizepräsidentin geradezu peinlich offensichtlich.
Herr Lachapelle empfahl möglicherweise den Abbruch der krummen ASE-Geschäfte, konnte sich jedoch ev. gegen Matter /Schöniger/Ringger/Graber, deren Boni direkt von den „Erträgen“ abhingen, nicht durchsetzen?
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Hinzu kommen noch CHF 2 Mio für den Bär & Karrer Bericht.
Kosten welche sich die BKB hätte ersparen können, wenn man den IP-Bericht vom 21.2.12 (5er Clique der BKB trieb es bunt in Zürich) ernst genommen hätte.
Anstatt die Urheber wegen angeblicher Ehrverletzung zu bedrohen…
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Greminger als GL Mitglied und Handelschef war der grosse Nutzniesser neben dem Private Banking in Zürich. Bei seiner Abteilung flossen die reichlichen Erträge aus den Devisengeschäften der ASE ins P/L. Ach übrigens wurde Greminger diesen Frühling abgesetzt, kassiert aber immer noch sein Gehalt bis Ende Jahr. Es würde mich nicht wundern wenn sogar noch Matter auch noch Geld beziehen würde. Wäre Matter Ende Jahr nicht zurück getreten wer weiss ob die FINMA ein Verfahren gegen ihn eingeleitet hätte. Albrecht hält sich dabei noch schadlos, obwohl er dies alles zu verantworten hat. Schliesslich nickte er die amerikanischen Kundengelder und schüttete im Halbjahresbericht 2009 grosses Lob für die Zürcher Jungs aus, die soviel Neugeld reinholten. Das ganze Versagen bei der AAM Privatbank AG wurde hier noch gar nicht angesprochen. Wurde diese doch bein einem, von Aussen betrachteten, blind bid übernommen ohne die wichtigen Leute vertraglich zu binden. Die Vontobel verdankte die Aktion mit der Eröffnung ihrer Dependance in Basel.
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um die Kompensation 2013 von Herrn matter zu eruieren müssen sie nur den Geschäftsbericht konsultieren. er kriegt, wenn ich mich richtig erinnere, 70 % seines alten salärs!
(wohlgemerkt fürs nichts tun) dazu kommt wohl noch Kompensation in der PK…das ist eine richtige Bestrafung…. -
Richtig hier der Originaltext. Skandalös wenn man bedenkt was er bewirkt hat seit seiner Amtsübernahme: Als Folge des Rücktritts von H.R. Matter wurden die Details der Auflösung des Arbeitsverhältnisses und der vorzeitigen Pensionierung mit H.R. Matter im Rahmen
einer einvernehmlichen Vereinbarung geregelt. In diesem Rahmen wurde festgelegt, dass H.R. Matter per 30.11.2012 seine Funktion als Direktionspräsident
abgibt, weiterhin aber für die Übergabe pendenter Geschäfte zur Verfügung steht. Im Übrigen ist H.R. Matter seit dem 01.12.2012 frei von arbeitsvertraglichen
Leistungspflichten. Das Arbeitsverhältnis und damit insbesondere die Lohnzahlung wurden per 31.12.2012 auf 70% reduziert und enden auf den 31.12.2013
vollständig; im Vergleich zur arbeitsvertraglichen Kündigungsfrist dauert das Arbeitsverhältnis damit etwas länger. Zudem wurde eine gestaffelte Pensionierung
vereinbart (30% ab 01.01.2013 und 100% ab 01.01.2014 ). Diese Regelung liegt im Rahmen des bestehenden Reglements des Vorsorgewerks und bedingt
keine besonderen Einlagen der Basler Kantonalbank in die Pensionskasse zu Gunsten von H.R. Matter. Für die Geschäftsjahre 2012 und 2013 wurde die
variable Vergütung von H.R. Matter vollständig aufgehoben, d.h. es wird ihm für diese Geschäftsjahre keinerlei variabler Vergütungsanteil ausgerichtet.
Es erfolgte vorläufig keine Aberkennung aufgeschobener Vergütungsansprüche aus früheren Jahren. -
….und das bei einem Staatsbetrieb. keiner unternimmt etwas dagegen, weder Kantons-, Regierungs- oder Bankrat. So ist die Zahlung wohl als Schweigegeld zu verstehen..
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Greminger kannte ASE
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ist wohl logisch, wenn er der Chef des bruders des ASE Geschäftsführers war, der auch für ASE die introduction bei der BKB gemacht hat….
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greminger wurde nicht wegen ASE geschasst…
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Es würde mich wunder nehmen, ob, und falls ja, in wie weit die Tochter der BKB, die Bank Coop AG ebenfalls in diese Geschichte vertrickt ist. Weiss da jemand Bescheid?
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Wieso sassen/sitzen eigentlich alle Bankholdrios an der Achse Elisabethenstrasse Spiegelgasse?
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Es wäre interessant die Beträge zu sehen, die die BKB aufwendet um Anwälte zu bezahlen, die Bankrat und GL für ihr Fehlverhalten und Unvermögen decken. Dies wohlgemerkt alles auf Kosten des Steuerzahlers.
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der Abgang von Herrn Schweizer aus dem Bankrat nach nur gut 3 Monaten spricht für sich…
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Werde den Eindruck nicht los, dass eine Schliessung dieser Bank ernsthaft in Betracht gezogen werden müsste.
Bei der BKB scheint soviel gefährliche Energie in der Organisation zu sein, dass sich Banking als Vertrauensgeschäft nicht mehr rechtfertigen lässt.
Die Gelder sind ja nur noch aufgrund der Staatsgarantie sicher. Aber das kann es dann auch nicht sein.
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bei der BKB gibt es nur eine lösung: endlich reinen tisch machen und die alte garde, Albrecht, Schöniger, Lachapelle und Hänle müssen weg! anders geht ein neuanfang nicht. zu gross sind die Interessen begangene fehler zu decken und alles wird immer teurer (für den Kanton)!!!
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ein besonders schönes Beispiel war, als sich Albrecht schützend vor den bruder des ASE Geschäftsführers stellte und bereits vor beginn der Untersuchung für unschuldig erklärte. zwischenzeitlich haben jedoch die Ermittlungen der Staatsanwaltschaft und finma dazu geführt, dass der gute herr aus der bank sehr schnell verschwunden ist. die Kommunikation der bank spricht für sich selbst. verzweifelt wird versucht den Schlamassel unter dem deckel zu halten. wie lange noch, bis der Kanton endlich eingreift oder die FINMA voll übernimmt?
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@ gandalf gray
Was?? Der Bruder des ASE Geschäftsführers arbeitete bei der BKB?!?Und die BKB ist offensichtlich im ASE Fall involviert.
Also, give me a break!
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in leitender Position im Zinsenhandel!! Bonds, Zinsen und Devisentermin! Zudem war er auch mit Herrn Lachappelle und einigen anderen im Kredit-Komitee, das die Kontoüberzüge der ASE Kunden hätte bemerken, behandeln etc. koennen.
wer so viel weiss dem geschieht sicher nichts, solange die vorgesetzten involviert und problembelastet sind. -
@gandalf: aber wieso denn das??? albrecht hat ja nur getan, was unsere eule in bern mit ph. hildebrand auch getan hat. und da war ja auch absolut koscher und sauber und korrekt und sowieso ok.
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@ gandalf gray
siehe mein kommentar weiter oben, geschrieben vor ihrer ’neuigkeit‘. finde es haarsträubend, dass hier von offizieller seite nichts unternommen wird. das stinkt doch weit in den himmel! -
@grandolf gray: Hat die FINMA denn gegen den Bruder des ASE Geschäftsführers ein Verfahren eröffnet? Wer war denn alles neben den von Ihnen genannten Personen im Kredit-Komitee?
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greminger, matter und wohl auch der Chef risk control. die finma untersucht nur direkt unterstellte, also z.b. banken.
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Die Resultate aus Missmanagement sind schnell auf dem Tisch und die Wahrheit ist eben langsam, aber sie wird kommen – auch bei der Basler KB und den anderen angeschuldigten Banken!
Die Resultate aus Missmanagement sind schnell auf dem Tisch und die Wahrheit ist eben langsam, aber sie wird kommen -…
bei der BKB gibt es nur eine lösung: endlich reinen tisch machen und die alte garde, Albrecht, Schöniger, Lachapelle und…
ein besonders schönes Beispiel war, als sich Albrecht schützend vor den bruder des ASE Geschäftsführers stellte und bereits vor beginn…