Daniel Senn war eine grosse Nummer. Bei der wichtigen Revisionsfirma KPMG war er lange Chef des Bankenbereichs. Senn zählte damit zum innersten Führungszirkel der bekannten Revisorin.
Anfang Jahr ging der Partner sang- und klanglos von Bord. Im Juni machte die NZZ am Sonntag publik, dass Senn ein Verfahren der Revisionsaufsicht in Bern am Hals hat.
Nun wird bekannt, dass Senn ein brisantes Mandat erhalten hat. Der erfahrene Buchprüfer wurde Projektleiter einer Selbsthilfeorganisation der Bankiervereinigung im US-Steuerstreit.
Die Wahl Senns gibt in Bankenkreisen zu reden. Der Ex-KMPG-Bankenchef war ein zentraler Player in einigen der spektakulärsten Fälle der jüngeren Vergangenheit.
Senns Name blieb rund ums US-Programm unter Verschluss. Bekannt war, dass Fabio Oetterli, ein Ex-Julius-Bär-Jurist und nun Partner eines Treuhandbüros in Baar ZG, den Verein führen würde.
Oetterli habe ihn mit der Co-Leitung beauftragt, bestätigte Daniel Senn gestern am Telefon. Zusammen würde man den Banken beim US-Programm für eine Bereinigung der Altlasten helfen.
Zum laufenden Verfahren der Revisionsaufsicht wolle er sich nicht äussern. „Ich denke nicht, dass ich deswegen Probleme haben werde“, meinte Senn. Sein Rücktritt bei der KPMG habe nichts damit zu tun.
Ein Sprecher der Bankiervereinigung wusste anfänglich nichts von der Co-Leitung von Daniel Senn im Selbsthilfeprojekt.
Später betonte er, dass die Lobbyorganisation lediglich die Initialzündung gegeben habe, für alles Weitere sei der Vorstand zuständig. Dort sässen 7 Banken, welche, würde man nicht offenlegen.
Der Verein trägt den Namen Association Program 2013, wie die Finanz und Wirtschaft vor Monatsfrist publik gemacht hat. Laut Daniel Senn seien bereits über 60 Banken Mitglied.
Senn war ins Fadenkreuz der Ermittler in Bern geraten, nachdem der Chef-Prüfer in verschiedenen Banken-Mandaten immer wieder an vorderster Front agiert hatte.
Vor allem in der Affäre Hildebrand spielte Senn eine wichtige Rolle. Im Auftrag des Bankrats, einer Art Verwaltungsrat der Nationalbank, untersuchte er nach dem erzwungenen Rücktritt von Philipp Hildebrand wegen eines Dollar-Deals in eigener Sache alle Eigentransaktionen des Direktoriums.
Senn stellte dem Gremium einen Persilschein aus. Das brachte SVP-Nationalrat Christoph Mörgeli auf die Palme.
In der Frühlingssession 2012, also wenige Wochen nach dem „Hildebrand“-Drama, das die Behörden bis heute beschäftigt, reichte Mörgeli im Parlament eine Interpellation ein.
Mörgeli kritisierte an der Untersuchung, dass „ausgerechnet Daniel Senn von der Revisionsgesellschaft KPMG beauftragt wurde, der gleichzeitig als Lead Audit Partner der Bank Sarasin wirkt und damit im Fall Philipp Hildebrand einen offensichtlichen Interessenkonflikt“ habe.
Bei der KPMG schrillten offenbar die Alarmglocken. Die Firma änderte auf ihrer Homepage die Hierarchiebezeichnung von Senn in „Lead Partner“.
Sarasin war die Bank, über welche Hildebrand und seine Frau Dollar-Deals in hohem sechsstelligen Umfang getätigt hatten, und zwar kurz bevor die SNB den Franken an den Euro anband.
Der Schritt schwächte den Franken auch gegenüber anderen Währungen, so den Dollar. Die Hildebrands sackten einen Gewinn von 75’000 Franken innerhalb von wenigen Wochen ein.
Mörgeli hatte zuvor bereits die Bankenaufsicht Finma und die Revisionsaufsicht mit Schreiben aufgefordert, Senns Rolle zu untersuchen.
Die Revisionsaufsicht liess es anfänglich bei einem Augenschein bewenden, habe dann aber später doch eine formelle Untersuchung eröffnet, meldete die NZZ am Sonntag am 2. Juni 2013.
Laut der Zeitung habe die Aufsicht „formell ein Gewährleistungsverfahren“ gegen Senn eröffnet. Die Berner Amtsstelle wacht über alle Revisionsgesellschaften im Land, welchen dank ihren Prüfungen nicht zuletzt von Bankabschlüssen eine grosse Bedeutung zukommt.
Frank Schneider, Chef der Revisionsaufsicht, will sich nicht zum Verfahren äussern. „Auf Grund rechtsstaatlicher Vorgaben (begründete Fristverlängerungen, Akteneinsicht, Beschaffung von Unterlagen etc.) läuft dieses meist länger als gemeinhin angenommen wird“, sagte er heute morgen.
In Zürcher Bankenkreisen heisst es, die Untersuchung könnte bald zu Ende sein. Ein Informant spricht davon, dass es für Senn eng werden könnte.
Senn, der in diesem Jahr 57 wird, ist einer der intimsten Kenner der Bankenlandschaft Schweiz. Er war neben dem Hildebrand-Skandal in weitere Fälle involviert, die stark zu reden gaben.
Gefährlich werden könnte Senn laut einer zweiten Quelle seine Rolle im Fall Valiant. Die Chefs der Berner Regionalbank hatten jahrelang eigene Aktien genutzt, um andere Banken zu übernehmen.
Vor 3 Jahren kamen sie damit in Schwierigkeiten. Mit eigenen Käufen versuchten sie, den Kurs der Valiant-Titel hochzuhalten. Dann hätte die Akquisitions-„Währung“ eigene Aktie ihren Wert behalten.
In einem Bericht der KPMG befand Ober-Revisor Daniel Senn alles für rechtens. Gestern betonte er, die Valiant habe nie mehr als 10 Prozent eigene Aktien besessen. Doch selbstverständlich sei das Finma-Urteil zu akzeptieren.
Die Finma war im Frühling vor einem Jahr zum Schluss gekommen, dass die Bank Valiant „in schwerer Weise gegen ihre Gewährs- und Organisationspflichten“ verstossen habe. Wenig später gab Valiant-Chef Kurt Streit seinen Rücktritt bekannt.
Auch in der sagenumwobenen „Holenweger“-Affäre hinterliess Revisor Senn Spuren.
Vor 10 Jahren untersuchte der KPMG-Partner im Namen der Bankenaufsicht gegen Oskar Holenweger und seine Zürcher Tempus-Bank, bei dem sich die Vorwürfe vor Gericht in Luft auflösten.
Laut NZZ am Sonntag fordert Holenweger für das, was ihm angetan worden sei, eine Entschädigung vom Bund.
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Senn ist ein schlauer Mensch,revidiert eine Bank ins Nirvana, lässt sich zurückfallen , schaukelt sich wieder hoch. Als Anerkennung, oder auch Belohnung für dieses Manöver entsendet man diese „Fachpersonalie“ an die Internationale Finanzfront um den Sheriffs des IRS die Eidgenössischen Gepflogenheiten eines „Smart-Banking“ glaubwürdig zu verklickern ..Eva Widmer gelingt somit ein weiterer Schlag unseren Finanzplatz mittels Senn ins Abseits zu befördern!!! Hauptsache man steht als knallharte Finanzmiseristin vor linken Exponenten in einer vorteilhaften Position und eine Wiederwahl ist somit „Out of Question“ Der TA wird uns morgen euphorisch über Senn’s Qualitäten und Fachkenntnisse in Internationalen Steuerfragen,informieren und belehren! Übrigens wissen wir noch nicht in welchem Umfang EWS Handy vom NSA geknackt wurde…wohl kaum, denn sie benutzt quasi nur solche mit aufladbarer SIM – Karte!!
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@Zählrahmen
… an Dramaturgie ist Ihr Kommentar kaum mehr zu übertreffen: Haben Sie so wenig Vertrauen in den Finanzplatz? Oder ist Ihr USA-Reisli ins Wasser gefallen?
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Geschätzte Leser…
Wie kam wohl Herr Senn an seine Stelle? Sauberer Arbeitsstil, investigatives Durchschauen der zugeteilten Unterlagen – mit Nichten!
Einschmeicheln, Türklinke putzen, wichtiges Übersehen und immer schön lächeln ist auch bei KPMG Pflicht!
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Schau her, schau her. Fabio Oetterli ist doch Anwalt in der Zürcher Kanzlei H&P Holzhauser, die vom allseits anerkannten Compliance-Experten Prof. Dr. Wilhelm geleitet wird (sein kürzlicher Gastbeitrag auf IP ist noch in bester Erinnerung!).
Man trifft auch auf Oetterli in der DS Capital Partners AG in Baar, wo er den VR präsidiert. DS steht wohl für Daniel Senn, ebenfalls VR in dieser 2013 neu eingetragenen Gesellschaft. -
jetzt hat’s der Mörgeli auch noch in dieses Portal geschafft! Hat der „Schreiberling“ so viel guts um sich zu outen?
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Moergeli und Konsorten fuehren seit Jahren einen Krieg gegen den Bankenplatz und das Diskreditieren von guten Leuten gehoert da wohl dazu. Schade, dass Inside einen solchen Artikel ohne kritische Stimmen veroeffentlicht und natuerlich der Autor wird nicht genannt… Pressefreiheit oder Feigheit?
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@valerie: sicher? sind deshalb mörgeli und matter in derselben partei? entstand die freundschaft zwischen blocher und ebner in dem fall weil sie beide gerne vögel o.ä. beobachten? ist deshalb auch hans kaufmann mitglied des bankrats, um diese kaputt zu machen?
aber danke für den lacher zum weekend! -
Der spirituelle Verfasser gehört höchstwahrscheinlich zur Entourage von Hans Geiger.
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Ja, ja: „Die sagenumwobene Holenweger-Affäre“ produzierte tatsächlich nur Verlierer. Geradezu amüsant ist die Episode, als Ernst Roduner in ein mit Videokameras überwachtes Postbüro marschierte, um sich selber an seinen Arbeitsplatz als a. o. Bundesanwalt ein anonymes Drohfax zu senden!
Weiter stelle man sich vor, dass eine Persönlichkeit mit diesen Charaktereigenschaften Präsident des Aargauer Obergerichtes werden konnte…
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Dass Herr Mörgeli den Unterschied zwischen Insidergeschäften und Geldwäschereigeschäften nicht kennt kann man ihm ja noch verzeihen, da er nie auf einer Bank tätig war.
Kommt hinzu, dass gerade auch unter Federführung seiner Partei (z.B. auch Hans Kaufmann) die Insiderartikel dahingehend formuliert wurden, dass Devisengeschäfte von der Insdernorm ausgenommen wurden! – Warum?
Dass zum engeren Kreis von Herrn Mörgeli u.a. die Herren Matter, Holenweger u.a. mit „Untersuchungsvergangenheit“ gehören mag wohl Zufall sein?
http://www.nzz.ch/aktuell/wirtschaft/uebersicht/die-luege-vom-insider-geschaeft-1.14412897
Dass Herr Mörgeli den Unterschied zwischen Insidergeschäften und Geldwäschereigeschäften nicht kennt kann man ihm ja noch verzeihen, da er nie…
Ja, ja: "Die sagenumwobene Holenweger-Affäre" produzierte tatsächlich nur Verlierer. Geradezu amüsant ist die Episode, als Ernst Roduner in ein mit…
Moergeli und Konsorten fuehren seit Jahren einen Krieg gegen den Bankenplatz und das Diskreditieren von guten Leuten gehoert da wohl…