Die „Bilanz“ handelt Boris Collardi als Retter der Credit Suisse. Der Julius-Bär-Chef habe beste Chancen auf den Sprung in den Grossbanken-Olymp.
Das käme überraschend. Der junge Collardi – in 2 Monaten wird er 40 – musste nie beweisen, was er kann.
Erst jetzt steht er vor solch einem Härtetest. Besteht er ihn, steht ihm die Welt offen.
Die Chancen dafür stehen nicht gut. Dem smarten Selbstverkäufer, dem bislang alles zu gelingen schien, steht vor einem Berg von Problemen.
Am Ende droht Collardi gar Kapitalknappheit. Er müsste am Markt neue Aktien auflegen, was je nach Kursverlauf die heutigen Eigentümer massiv verwässern würde – ein Debakel.
Collardi steht vor einer Art „Triple Whopper“, also drei Riesenhürden: eine Milliarde oder mehr Busse im US-Steuerfall, Einbruch im Trading, Kostenexplosion wegen Merrill Lynch.
Überall stehen die Zeichen auf Sturm. Am gefährlichsten ist die Lage bei den Kosten.
In den ersten vier Monaten habe das Kosten-Ertrags-Verhältnis „die im zweiten Halbjahr 2013 erzielten 73.3% leicht“ übertroffen, vermeldete die Nummer 1 der Privatbanken kürzlich.
Die Zahl liegt deutlich über der versprochenen Obergrenze von 70 Prozent. Würden auch Goodwill und Rückstellungen für frühere Übernahmen berücksichtigt, läge das Cost-Income von Bär weit über 80 Prozent.
Zum Trading. Dort hat die vermeintliche Pure-Play-Privatbank bisher viel verdient. 2013 betrug der Vorsteuergewinn 315 Millionen, dies bei einem „adjustierten“ Gesamtgewinn von 480 Millionen.
Der Reibach könnte bald vorbei sein. Bär gehört zu einer Gruppe von 8 Banken in der Schweiz, die im Verdacht steht, durch Devisen-Absprachen illegale Gewinne erzielt zu haben.
Die Folgen könnten eine massive Reduktion im Devisenhandel sein. Der eindrückliche Vorsteuergewinn im Trading, der fast exklusiv von den Devisen stammt, würde möglicherweise einbrechen.
Der dritte „Whopper“ sind die USA. Sie haben im Fall der Credit Suisse gezeigt, dass sie betrügerische Schweizer Banken zur Ader lassen.
Julius Bär könnte bald in den ähnlichen Sturm geraten. Dieser wäre wohl nicht viel schwächer als jener bei der CS.
Laut ihrem Chef Collardi betrugen die US-Assets der Bär-Bank in der Schweiz nie mehr als einen einstelligen Milliardenbetrag.
Die vorsichtige Äusserung des Privatbanken-CEOs sowie Auskünfte von Insidern lassen eine Grössenordnung von 8 Milliarden Dollar möglich erscheinen.
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Damit wäre Julius Bär ähnlich gross im US-Schwarzgeld-Geschäft gewesen wie die Credit Suisse. Diese musste den USA insgesamt 2,8 Milliarden Dollar für die Vergangenheit bezahlen.
Für Collardi und seine Julius Bär dürfte sprechen, dass die Bank ab Herbst 2009 bedingungslos kapitulierte und mit den Amerikaner kooperierte. Die Nicht-Kooperation der CS hatte deren Busse hochgetrieben.
Belastend für Bär und Collardi sind dagegen die vielen Strukturen zur Verschleierung der wahren Begünstigten des Schwarzgeldes. Da agierte die Privatbank gleich wie die Grossen UBS und CS, während die ZKB diesbezüglich zurückhaltend war.
Rechnet man konservativ mit 20 Prozent Busse auf die US-Assets, dann droht der Julius Bär bei 8 Milliarden Amerika-Schwarzgeld eine Strafzahlung von 1,6 Milliarden.
Damit käme die Bank bei der Substanz unter Druck. Für Ende 2013 wies sie ein hartes Eigenkapital (Tier 1 nach Basel) von 3,3 Milliarden aus. Das entsprach einer Quote von 21 Prozent in Bezug auf die nach Risiken gewichteten Anlagen.
Der hohe Wert könnte rasch sinken. Schlägt die Busse direkt aufs harte Eigenkapital durch, dann würde die Quote auf 11 Prozent sinken; jedenfalls dann, wenn die Risiken in der Bilanz gleich hoch bleiben.
Das wäre weit weg von dem, was eine Privatbank bräuchte. Die Investoren verlangen von einem vermeintlich konservativen Institut mindestens 14 Prozent. Sonst vertrauen sie ihr Geld anderen an.
Vor Wochenfrist nahm Bär nachrangiges Kapital auf. Dies könnte ein Zeichen dafür sein, dass Collardi und seine Crew ihr Schiff für den US-Hurricane wetterfest machen wollen.
Das Problem ist, dass der Amerika-Crash mitten in eine Zeit mit grossen Anstrengungen fällt. Neben der bei den Kosten aus dem Ruder laufenden Integration von Merrill Lynch steht eine neue Informatik an.
Die Bank prüft derzeit laut einem Insider die beiden Systeme Avaloq und Temenos. Allein die laufende Machbarkeitsstudie soll über 50 Millionen Franken kosten.
Richtig teuer würde die Implementierung der neuen IT. Sie wird von Bär auf rund 400 Millionen geschätzt.
Ist das „The Perfect Storm“?
Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Ha, endlich mal wieder Boris bashing ! Das war bereits mehr als eine Woche her. Vielleicht sollte man noch eben informieren wie der Federer von Schindellegi seine Handarbeiter behandelt….
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Keine Ahnung, was sich der Bären-Verwaltungsrat überlegte, als sie dieses Milchgesicht zum CEO-Darsteller ernannten. Bis jetzt hat er die Erwartungen insofern wohl erfüllt, als er die wahren Macher nicht in ihrer Arbeit behinderte.
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Liebe Sandra Niggli
Dann ist Boris sein Geld wert, stellen Sie sich vor wie gut die Grossbanken laufen wuerden wenn die „Top Shots“ nicht immer dreinfunken wuerden…
gibt ja drei Gruppen von Mitarbeiter / Chefs:
a) Leute die wirklich Value bringen
b) Leute die nichts bringen aber auch nichts zerstoeren
c) Und dann Leute welche Value zerstoeren -
@Sandra
Ich finde man sollte Menschen nicht nach dem Aussehen beurteilen. Schau Dir den Aussenminister von Austria an, der wurde auch total unterschaetzt.Obwohl ein bischen jung und unerfahren wirkt er schon.
Und ueberhaupt, die Bewaehrungsprobe hat er ja noch vor sich. Wer weiss, vielleicht agiert er ja geschickter als die CS Spitze. Viel gehoert ja nicht dazu. Ich bin der Meinung, man sollte es sportlich sehen, wenn man auf der Verliererstrasse ist, muss man die Taktik aendern. Gib ihm seine Chance, ok?
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Dieser Mann ist ein kleiner Operationsmann, Nutznisser des Mentors W. (Asien) und Selbstherrlicher. Dem gehört eine gute Portion Bewusstsein was er kann. Nicht nur Absahnen.
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Irgendwie wird man das Gefühl nicht los das Boris Collardi gegenüber hier ein gewisser Neid regiert. Man wartet förmlich darauf das etwas passiert was dann als „scheitern“ interpretiert werden kann. Man wird möglicherweise entäuscht sein. Dafür gibt’s dann aber sicher ein Schokki, mit „Julius Bär“ drauf!
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das gefühl von „Hemingway“ herrscht bei mir bei fast allen artikeln von inside paradeplatz vor – leider
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Die Idee eines Wechsels von Gelfrisur-Collardi gefällt mir: Bei JB etwas anreisen, dass nicht durchdacht ist, und dann zur CS gehen.
Später dann sagen, dass die Manager bei JB alles falsch gemacht haben und er es hätte wirklich reisen können.
„Ich bi scho gwundrig was Swissbanking 2015+ so alles bringe wird.“
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Ja das ist bitter, er werden wohl Entlassungen im Devisenhandel folgen……
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Ich vermute, bei Baer arbeiten eh viel zu viele im Devisenhandel. Die sitzen doch nur rum.
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Cost income ratio 73.3%: nicht schlecht im Quervergleich
Kapitalerhoehung: waere nicht die erste Bank und auch nicht die letzte die an den Markt geht. Groesseres Business bedeutet auch dass man mehr Kapital braucht/hat.
US Busse: die Hoehe ist reine SpekulationFazit 1: wieder eine ziemlich doofe Attacke gegen Boris Collardi
Fazit 2: mir ist ein CEO mit Mut zum (kalkulierten) Risiko bedeutend lieber als ein CEO der sich aus der Verantwortung schwafelt (CS)PS: weder BJB shareholder noch Angestellter noch sonstwie verbandelt, versuche aber einfach nuechtern zu urteilen
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@Steve Also bitte schön.
Der Boris ist doch eine Lachnummer. Sandra G. hat recht, Rekruten oder Arbeiter würden den glatt auslachen. Er lebt von bezahlten „Hochjublern“.Es ist wie beim CS-Rohner, man muss sich fragen, wer hat den und wozu montiert!?
In 10 Jahren wird sich niemand mehr an die Figuren erinnern.
Einen Holzach oder Senn kennt man heute noch!
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Im Ernst Leute, müsste Collardi z.B. als Chef vor einer Gruppe Rekruten auftreten, dann würde er doch glatt ausgelacht. – Was doch nicht alles in den höheren Banketagen kreucht und fleucht. Obwohl, den grössten Vogel schiesst diesbezüglich in der Schweiz wohl das CS-Weggli ab.
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Wer zum Geier ist Weggli?!?
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Sandra, ich stelle fest, du hast Boris noch nie reden hören. Damit disqualifizierst du deinen ganzen Kommentar und dich selber. gut so.
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@zuhören: Sie sind wohl die PR-Abteilung, von BC angeheuert? – Ich habe BC sehr wohl schon sprechen gehört. Was erlauben Sie sich! Sowas von schwach, diese PR!
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Triple Whopper? Was ist ein Triple Whopper? Ich gehe davon aus Sie wollten Triple Whammy schreiben?… Also beim Double Whammy noch eins drauflegen…?
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Es scheint so, als ob heute jede Knalltüte (Nuschel-Collardi hat nicht ‚mal Showtalent, geschweige denn Charisma), die zufällig ‚mal am richtigen Ort war, von irgendwelchen Medien und Headhuntern zu einem absoluten „Spitzenbanker“ hochgejubelt werden kann. – So sehen denn die KLs der Grossbanken heute auch enstprechend aus, zum Leidwesen der vielen guten Mitarbeiter unterer Stufen.
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Aber nicht für die D, ED und MD+, denn
„Care, Passion and Excellence“ ist das Unternehmensleitbild und wird vorbildlich als
„I care for my excellent bonus and have passion for Porsche“ interpretiert und gelebt.
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Boris, der „Dany Bahar“ des Swiss Banking! Mehr brauche ich dazu nicht zu sagen.
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‚Man hole einen Yuppi, der geht schnell auf tutti‘.
Was daraus zu werden droht, wird die unmittelbare Zukunft weisen: Wenig Gutes. Alles-Käufer Collardi hat sich stets masslos überschätzt, was je länger je mehr zu einem fatalen Bumerang auswachsen dürfte.
'Man hole einen Yuppi, der geht schnell auf tutti'. Was daraus zu werden droht, wird die unmittelbare Zukunft weisen: Wenig…
Dieser Mann ist ein kleiner Operationsmann, Nutznisser des Mentors W. (Asien) und Selbstherrlicher. Dem gehört eine gute Portion Bewusstsein was…
Keine Ahnung, was sich der Bären-Verwaltungsrat überlegte, als sie dieses Milchgesicht zum CEO-Darsteller ernannten. Bis jetzt hat er die Erwartungen…