Für geschätzte 750 Millionen kauft die Zürcher Kantonalbank die Swisscanto mit ihren 50 Milliarden Vermögen und 400 Leuten. Der Deal könnte die Nummer 4 von Swiss Banking teuer zu stehen kommen.
Statt das Beste der beiden Firmen – „Best of Both“, wie es von oben intern versprochen wurde – zu verschmelzen, spielt die ZKB ihre Macht als neue Eigentümerin gnadenlos aus.
Sie installiert praktisch überall ihre eigenen Leute auf den Chefposten. Einzig in der ersten Runde ganz oben kamen ein paar ausgewählte Swisscanto-Manager zum Handkuss.
Die Siegerjustiz der ZKB hat Folgen. Sie stösst gute Leute bei der übernommenen Fondsanbieterin mit dem renommierten Namen vor den Kopf.
Diese müssen sich wie kleine Schulbuben bei den „grossen“ Chefs der ZKB um einen Job bewerben. Im Unterschied zu ihren neuen Vorgesetzten geniessen sie keine internen Seilschaften.
Top-Fondsmanager – von denen gibt es bei der Swisscanto einige – machen gute Miene zum bösen Spiel. Sie machen beim Bewerbungs-Türk mit, testen aber gleichzeitig ihre Chancen im Markt.
Ihr Problem ist, dass die beiden Kulturen nicht zusammen passen. Das Assetmanagement der ZKB und die Swisscanto als bisher unabhängigen Player, das sind zwei Welten.
Die ZKB entwickelte sich über die letzten Jahre zu einer Grossbank. Sie kaufte ETF- und andere Passiv-Fonds-Teams von der CS und der UBS zu horrenden Löhnen ein und pushte das Geschäft mit den Indexfonds.
Die Swisscanto pflegte über die letzten 2 Jahrzehnte hingegen das Besondere. Sie setzte auf gescheite, gut ausgebildete Fondsmanager, die durch Extraeinsatz gegen harte globale Konkurrenz bestand.
Hier die ZKB mit ihrer Massenware, da die Swisscanto mit ihren Qualitätsfonds; und nun landet alles unter der Oberleitung einer Staatsbank, die aktives Fondsmanagement und Alpha – also Mehrrendite gegenüber dem Markt – nur vom Hörensagen her kennt.
Offiziell will die ZKB nichts von Abgängen wissen. Ihr CEO Martin Scholl betonte vor zwei Wochen, dass abgesehen von den bereits kommunizierten Kündigungen der beiden langjährigen Swisscanto-Oberchefs alle wichtigen Leute an Bord bleiben würden.
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Diese Woche wurde nun aber bekannt, dass Omar Saeed, ein Star in der Branche, der Swisscanto den Rücken kehren wird. Saeed wechselt zu einem grossen Versicherer in London.
Aus der ZKB heisst es, dass Saeed schon vor der Übernahme der Swisscanto auf dem Absprung gewesen sei, weil er zurück nach London wollte. Das Gleiche ist aus der Swisscanto zu hören.
Doch das ändert nichts an der Tatsache, dass mit Saeed ein typischer Vertreter der alten Swisscanto zur Konkurrenz springt, der von den neuen Herren der ZKB unbedingt hätte gewonnen werden müssen.
Saeed hatte sich einen Namen als Manager eines hochriskanten Obligationen-Fonds gemacht. Er investierte in Schuldpapiere von aufstrebenden Ländern, was mehr Rendite versprach, aber auch ein höheres Risiko für die Anleger bedeutete.
Ein solches Abenteuer kann nur wagen, wer das nötige Wissen und Können mitbringt. Saeed gilt als Crack in der Szene, der genau diese Voraussetzungen erfüllt.
Damit stand er stellvertretend für die Qualtität unter den Fondsmanagern der Swisscanto. Diese war nach der Finanzkrise zu einem Auffangbecken für Assetmanagement-Profis geworden, die bei den grossen UBS und CS keine Zukunft mehr sahen.
Unter der alten Swisscanto-Führung mit Gérard Fischer und Peter Bänziger, die einem intellektuellen Ansatz folgten, fanden sie eine neue Heimat.
Fischer und Bänziger schauten weniger auf Kosten, dafür interessierten sie sich für clevere Ansätze und Investmentideen.
Dass vor allem Fischer zuletzt scheiterte, hatte mit dessen mangelndem Führungskönnen zu tun. Fischer war ein Mikromanager, der bis zum Weihnachtskalender alles selbst bestimmen wollte.
Kein Wunder, waren Fischer und Bänziger bei den Übernahmeverhandlungen Kanonenfutter für die ZKB-Chefs. Die beiden Swisscanto-Topshots verkündeten denn auch mit dem Verkauf an die Staatsbank ihr Ausscheiden nach langen Jahren.
Damit überliessen sie ihre Mannschaft den ZKB-Siegern. Und diese machten entgegen ihren öffentlichen Äusserungen kurzen Prozess.
Bis Ende März soll klar sein, wer auf Mitarbeiterstufe von den Swisscanto-Leuten „überlebt“. Zu befürchten aus Swisscanto-Sicht ist, dass es nicht viele sein werden.
Entsprechend schauen sich die besten Köpfe auf dem Markt um. Headhunter sind bereits daran, diese bei interessierten Konkurrenten unterzubringen.
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„Omar Saeed, ein Star in der Branche“. „Saeed hatte sich einen Namen als Manager eines hochriskanten Obligationen-Fonds gemacht…Saeed gilt als Crack in der Szene“. Wirklich? Im Vergleich zum übrigen Markt, der letztes Jahr in Europa 5.5% und in den USA 2.5% gestiegen ist, waren es beim Swisscanto Haupt High Yield Fonds nur fast minus 1%. Und diese schlechte Performance scheint sich dieses Jahr fortzusetzen. Wenn Herr Saeed als ein Star bei der Swisscanto gilt, dann hat die ZKB viel zu tun.
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Benchmarker wie die Swisscanto Manager als „stars“ oder „topshots“ zu bezeichnen finde ich schon ein wenig überrissen. Ob die ZKB jedoch die besseren Leute hat bezweifle ich ebenfalls stark
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Dear Lukas, thank you for the article. However for the record I would like to state for my readers that the narrative „that i wanted to move back to London“ is totally incorrect, myself and my family were well integrated here. My decision was purely based on professional reasons.
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Hoppla!!
Ein weiterer Beleg dafür, dass die Pressestellen der Staatsbänkler und ihre Spindoktoren gerne mit Halb- und Unwahrheiten hausieren.
Und hier geradezu 1 : 1 vorgeführt werden….
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Ja genau: Integrated. Drumm schriibsch ja au Änglisch … 🙂
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Zitat“ …myself and my family were well integrated here. “
Der spricht von „gut integriert“ und kann auch einer deutschsprachigen Plattform nicht mal in Deutsch sich äußern?
Ein bißchen gestelzt wirkt das, künstlich.
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Der ZKB liefen die besten Leute schon über die letzten zwei, drei Jahre davon. Der hoffnungslose und sturköpfige Versuch sich im Passivgeschäft zu positionieren nahm den aktiven Fondsmanagern jeglichen Wertschätzung. Der Vertrieb wurde auf die margenfreie Zone passiv fokussiert. Sogar die eigene Pensionskasse musste aus den seit Jahren stark performenden aktiven Fonds auf passive, sprich garantiert unterperformende Fonds umstellen. Sowohl beim Bond-Team, als auch bei den Commodities und auch bei den Aktien wechselten die hellsten Köpfe zur Konkurrenz. Auch die ZKB hatte ein paar starke Leute, welche Auszeichungen für erstklassige Performance holten – die sind heute fast ausnahmslos alle weg. 10 von 100 Leuten in zwei Jahren schien niemanden zu kümmern, dass 10 der besten 20 gingen, ist der ZKB vermutlich immer noch nicht klar, die AuM Entwicklung im profitablen Aktivgeschäft zeigt’s aber klar an. Dass die besten Swisscanto Leute nicht in einer Bank mit wenig Fokus auf Asset Management und noch weniger auf aktives Geschäft untergehen wollen, kann nicht erstaunen. Ein traumhaftes Umfeld für headhunter.
Der ZKB liefen die besten Leute schon über die letzten zwei, drei Jahre davon. Der hoffnungslose und sturköpfige Versuch sich…
Dear Lukas, thank you for the article. However for the record I would like to state for my readers that…
Hoppla!! Ein weiterer Beleg dafür, dass die Pressestellen der Staatsbänkler und ihre Spindoktoren gerne mit Halb- und Unwahrheiten hausieren. Und…