Gestern sagte Brady Dougan Goodbye, heute begrüsst Tidjane Thiam die 45’000-köpfige CS-Crew. New Game am Paradeplatz.
Die Konstellation ist brisant. Statt Arbeitersohn Dougan bestimmt ab nun Herrensohn Thiam den Kurs des Grosstankers.
Einstecktuch und Manschettenknöpfe halten Einzug in die Traderbank. Dazu passt Urs Rohner, ein Ex-Spitzensportler mit Affinität zu Modetrends.
Auch der Karriereweg der beiden Steuerleute der CS ist vergleichbar. Sie sind beide Intellektuelle, Nicht-Banker, Ex-Berater.
Und vor allem: Weder Rohner noch Thiam bringt Banken-Erfahrung mit.
Ganz anders die Konkurrenz. Dort übernehmen kampferprobte Spitzenmanager die Leitung der Kriseninstitute.
Bei der englisch-asiatischen Standard Chartered hat Bill Winters nach kurzer Einarbeitung einen vernünftig klingenden Plan mit mehr regionalen Hubs präsentiert.
Bei der Deutschen Bank muss ab heute John Cryan das Ruder herumreissen, mit wohl frischem Kapital und einer Charmeoffensive beim Regulator. Cryan weiss von der UBS her, wie das geht.
Bei der Credit Suisse übernimmt kein Schlachtross, auch kein Finanzcrack. Sondern ein Elite-Franzose mit Afrika-Herrscherblut.
Entsprechend verlief Thiams Weg.
Zunächst stieg der heute 52-jährige als Sohn der Classe politique in Westafrika in die Regierung auf. Danach nutzte er seine Beziehungen als McKinsey-Partner zum Sprung ins Global Finance.
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Thiam war immer oben, nie unten. Er kam in einer privilegierten Familie zur Welt, er durchlief als Privilegierter Eliteschulen im Ex-Besetzerland Frankreich, er kam an die Macht via Berater-Firma.
Hochkämpfen ist ein Fremdwort für ihn. In Thiams Welt ist oben und unten von der Natur her vorgegeben. Jeder hat seinen angeboren Platz.
Seiner ist an der Spitze.
In Überfliegermanier machte sich Thiam bei seinem ersten Härtetest ans Werk. Und scheiterte fulminant. Beim Kauf einer asiatischen Grossversicherung pfiffen ihn seine Aktionäre zurück.
Urs Rohner tickt gleich. Der Präsident der CS wurde Jurist und landete bei einer renommierten Wirtschaftskanzlei am Paradeplatz.
Weil er sich für TV und Film interessiert und als Anwalt viele Rechte-Deals im Glamour-Geschäft abschloss, machte man ihn zum CEO einer deutschen Privatfernseh-Kette.
Von da ging’s schnell zurück in die Juristerei. Rohner wurde Chefjurist der CS, sparte der Bank mit einem mutigen Schadenersatz-Fight um eine Rückversicherungstochter viel Geld und wurde so Präsident.
Im Geiste blieb er Chefadvokat. Im US-Steuerfall pokerte Rohner erneut hoch. Diesmal lag er 180 Grad falsch. 2,8 Milliarden zahlte die CS, 4 Mal so viel wie die UBS, 8 Mal so viel wie wohl Bär.
Rohners und Thiams Karrieren konnten die Pleiten nichts anhaben. Beide sind elitär, blitzgescheit, gebildet, mit besten Beziehungen.
Der CS-Präsident und der CS-CEO gehören zu einer Welt-Elite, deren Zugang sie sich nicht durch erfolgreiche Arbeit, sondern durch ihre Herkunft und ihre Ziehväter verschafft haben.
Das gilt selbst unter Berücksichtigung von Thiams Aktien-Performance bei der Prudential, deren Titel unter dem neuen CS-CEO von 2009 bis 2015 sich mehr als verdreifachten.
Nur: Andere Versicherungen boomten in dieser Phase ebenso, und seit Thiam weg ist, herrscht bei der Prudential Flaute. Der Grund ist nicht sein Nachfolger, sondern weil die Zeiten schwer sind.
Für die CS-Mannschaft, davon knapp 20’000 in der Schweiz, bedeutet das Spitzengespann Rohner-Thiam ein Wagnis.
Zwei Super-Alphas, welche die Welt von oben herab betrachten. Sie analysieren kühl, zeichnen Deals oder Strategien auf dem Reissbrett.
Auf der Strecke bleiben bei dieser Vorgehensweise oft die alltäglichen Dinge. Wie führt ein Manager, was macht unsere Firma besser als die Konkurrenz, wie motivieren wir – nur über Geld?
Die CS ist unter Brady Dougan zu einer Bonus-Maschine verkommen. Da müsste Thiam ansetzen.
Ob er das tut? Sein eigenes Gehalt bei Pudential und sein Elite-Dünkel könnten dem im Wege stehen.
Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Was soll diese ge-Hässige Vor-Verurteilung? Auch ein schwarzer Elite-Banker hat Anrecht auf hundert Tage Schonfrist beim Stellenantritt.
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TT hat sich vorsichtig geäussert, was werden soll. Klug, dass er sich nach ein paar Tagen vorsichtig äussert, das spricht für ihn. Sinngemäss meinte er die CS müsse schneller werden, aber er möchte sich mit seinen Entscheidungen noch Zeit lassen. Hmm, geht ja noch irgendwie. Aber die CS hat ein fundamental anderes Problem. Die CS hat genügend heissluftgetriebene Dampferkapitäne die im Kreis fahren und miteinander Schiffe versenken spielen. .Besser wäre gewesen er hätte gesagt, „wir müssen ehrlicher
werden“ und vielleicht angefügt “ wir müssen Vertrauen zurückgewinnen“.“. -
Den Anti-Akademismus kann man sich schenken. Oder möchte jemand Brady Dougan zurück? Oder gar Marcel Ospel in der UBS?
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Guter Kommentar, das Problem ist in der Tat nicht die akademische Qualifikation, sondern die Unfähigkeit.
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Was Rohner heute in seinem Email geschrieben hat, zeigt alles (s. Artikel von LH im heutigen Tagi). UR hat offensichtlich keinen blassen Dunst was in seiner Bank los ist. Deshalb wird die CS über kurz oder lang untergehen, leider. UR wird zum Comical Ursli werden, der uns auch dann noch von tollen Erfolgen berichten wird, wenn die Bank schon offensichtlich in Schieflage steht, denn „wir haben eine weisse Weste“.
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die CS ist schon seitl löngerer Zeit im Wartezustand. Vernünftig gearbeitet wird hier nicht mehr. Und wie viele hier habe ich aufgegeben dass sich das ändert.
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Wie hiess es doch so ähnlich vor 33 Jahren bei Spielberg: „TT nach Hause telefonieren, TT nach Hause“. – War Spielberg ein Hellseher? 😉
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Schatzilein, geh doch nach Holiwood
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MWvK … Es heißt übrigens Hollywood. Zwei Fehler in einem Wort. Failed!
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Na ja damals wo Ermotti ans UBS Ruder ging und gleich darauf seinen IB Freund an Board genommen hatte, schrieb LH ebenfalls, aufgepasst zwei IB’s da wird kräftig ausgebaut in diesem Bereich. Das kann nicht gut kommen etc. Was ist zwischenzeitlich passiert ? Das Gegenteil – ob Regulator hin oder her – die IB wurde zusammengestuft. Bei Brady und Konsorten hielt man an dieser Strategie fest, ganz nach dem Motto: Wir sind eine zweite Goldmann Sachs. Für die CS denke ich ist es ein guter Ansatz (wenn auch ein wenig spät) das PB weiter zu forcieren und auszubauen (siehe UBS). Hiefür ist Thiam der Richtige. Darüberhinaus sind die Kataris auszubezahlen und aus dem VR zu entfernen. Diese sind die wahren Heuschrecken welche weder die Firma sondern nur die Rendite interessiert. Hiefür braucht es allerdings eine IB. Die Pläne die CS aufzuteilen (Teil 1: IB für die Kataris Teil 2: Verkauf der PB) ist glücklicherweise wie auch immer gescheitert.
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der eigentliche Punkt ist, ob es TT gelingt, die Spaltung der Bank in Topmanagement und normale Angestellte aufzuheben. Also weg von der „the winner takes it all“ Mentalität zu einer Haltung „wir ziehen an einrm Strang, der Beitrag jedes einzelnen ist von Wert.“
Wie in einem sehr guten Beitrag hier erklärt, machen die geldarroganten Gehaltsunterschiede die Motivation kaputt. Und die ist bei der CS nun wirklich im Eimer. Rohner hat heute eine Email verschickt, inhaltsleer und ohne erhöhten sittlichen Nährwert. Diese Worthülsen müssen aufhören. Es müssen Taten folgen, die einer echten Änderung der inneren Einstellung entspringen. Sonst geht es mit der CS weiter bergab.-
Danke. Teile Ihre Meinung. Leider ist von einer echten inneren Änderung der Einstellung im obersten Management nichts zu sehen.
Mit dem gestrigen Email hat UR den Status Quo gleich auf alle Ewigkeit und in typischer CS Manier zementiert. Das Email war eine Ankündigung des Messias mit gleichzeitigem Dolchstoss in den Rücken, wie es die CS immer macht, deshalb passiert auch nie wirklich was.
TT müsste sich gleich gegen UR selbst auflehnen wenn er denn etwas bewegen wolte. Das Email war wohl weniger als Aufbruchsnachricht an die Mitarbeiter gedacht denn als Warnung an TT, immer schön in der Spur zu bleiben.
Anstatt TT den Rücken zu stärken mit der Botschaft „es wird sich viel ändern müssen, vor allem werden wir die Bonusgeilheit abschaffen und wieder eine vernünftige Beförderungspraxis betreiben. Blender fliegen raus, nur echte Leistung zählt“. Klar, das würde Einsicht voraussetzen, die fehlt UR offensichtlich. Ich bezweifle dass er dazu überhaupt fähig ist, denn dazu braucht es Empathie. Die geht einem Narzisten bekanntlich ab.
TT müsste als erstes sich gegen den vom VRP verkündeten „weiter so“ Kurs stellen. Am besten indem er einen öffentlichen „Schweiss und Tränen Brief“ an alle Mitarbeiter schickt, für zwei Jahre auf sein Gehalt verzichtet, und allen MDs und Ds die Gehälter auf 200’000 fixiert und den Bonus streicht. Echte Führungskräfte werden erkennen, dass diese Katharsis notwendig ist und mitmachen. Alle anderen Trittbrettfahrer und Nichtsnutze (das ist viel zu höflich!) werden die Bank empört verlassen. TT sollte für diese eine Selbsthilfegruppe gründen, mit UR als Ehren-Präsident.
Das meine ich alles sehr ernst ohne jeglichen Zynismus und Ironie.
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@Escher
Sie haben den Nagel auf den Kopf getroffen.Das Top-Management (bzw. die, die sich dafür halten) muss zeigen, dass sie es ernst meinen. Urs Rohner hat ganz und gar nicht kapiert, was in dieser Bank los ist. Er sieht sich offenbar als Teil einer Laienschauspieler-Gruppe, die eine mega-hohe Gage bezieht.Die gestrige Email wird wohl die Mitarbeiter weiter demotivieren, weil Sie merken, dass so weitergehen soll wie bisher.
Aber wie bekommt man das hin, dass in den Köpfen dieser sogenannten Manager eine Änderung stattfindet? Offenbar sind die Falschen am Ruder, geplagt von Altersstarrsinn, Wahrnehmungverzerrung und Bonusgier. Die CS ist verkommen zu einer Bonusmaschine mit Selbstbedienungsmentalität, und zieht dementsprechend immer wieder solche Zeitgenossen an.
TT hat es immer noch in der Hand ein Zeichen zu setzen.
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Kommt elitär von Elite dann ist dies die falsche Bezeichnung für Rohner. Seine Leistung bei der CS hat höchstens BB verdinet!
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Geht’s noch gut? Er war der erste schwarze an seiner Elite Schule in Frankreich und hat dann noch als erster der Klasse abgeschlossen. Es eines mit einem goldenen Löffel im Mund auf die Welt zu kommen und etwas völlig anderes etwas daraus zu machen.
Echt ein schlechter Artikel heute!
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Schöne Legende, die Sie da auftischen. 🙁
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Kim Jong-un war sogar an einer Schweizer Elite Schule und hat in allen Fächern mit der Überbestnote 7 abgeschlossen… blablabla…… 😉
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Schon was von Orthographie gehört?
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Dem Schwarzen Mann am Paradeplatz kann man nur Glück wünschen.Er wird es nicht leicht haben.
Er nehme sich ein Beispiel am Schwarzen Mann im Weißen Haus: hochgelobt und mit Preisen zugeworfen und dann der
Absturz als Verderber der USA.
Und IP bleibe am Ball. -
Gibt es auch noch Neues, zB ob der Afrika Herrscher die Handwerker für seine Villa an der ZH Goldküste bereits und rechtzeitig gezahlt hat oder etwas Anderes oder Unwichtiges? Hauptsache Karaktermord und rufschädigend ? Mann oh Mann dieses Blog…
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Mann oh Mann dieser Kadavermann…. hast dich nicht schon genügend als Vollidi geoutet??
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@Kadaver: „Vollidi“ trifft es gut.
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Scheitern wird er wohl nicht, aber es wird sich auch nichts ändern bei der CS. Sein Bonus wird noch ein Stück höher werden, und die Sitten bei der CS werden weiter verrohen, aber was solls? Man muss ja dort nicht arbeiten. Rohnerli wird noch sein Bonerli mitnehmen und dann auch abtreten. Ich begrüsse eher, dass Rohner’s Märchenstunde vorbei ist, als Mitarbeiter kommt man sich verdummt vor, wenn man das anhören muss was er sagt.
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mal abwarten – im Moment zählt nur etwas.
Frei nach Mani Matters „De Ferdinand isch gstorbe“
„de brady isch für eus gstorbe, juhee juhee juhee, de brady isch für eus gstorbe, es tuet eus gar nöd weh, er wo so gern hät gworbe für d’taktik vo de bank, de brady isch für eus gstorbe – gott sei dank!“ -
Das sind alles Etappen-Generäle, die nie als Soldaten an einer wirklichen Front gedient haben. Solche Fälle wären eigentlich dringendst zu verhindern.
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Habe schon ‚mal 80% auf grandioses Scheitern gesetzt.
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halte dagegen: sage 95%!
ps: örs und hoch-gescheit? naja, ich weiss nicht. eher: hoch-geschleimt!
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Auch wenn die Banker jetzt gleich toben,
den Verfasser dieses Beitrags muss ich loben.
Wie ich nun sehe, bekomme ich noch Konkurrenz,
das prägnant-treffsichere Sprachgfühl macht die Differenz.
Der hohe Bonus vernebelt den Verstand,
so läuft die angedachte Wende schnell im Sand.
Noch ist nicht klar ob TT die Bonusmaschine stoppt
oder vergangene Exzesse demächst toppt.
Ob er den Mitarbeiterwunsch nach mehr Verstand erhört
oder die Firmenkultur weiter frohgemut zerstört.
Ob er realisiert den verheerenden Zustand dieser Bank
die da vor sich hindarbt demoralisiert und krank.
Das Topmanagement ist leider zu sehr abgehoben
und wirkt mit seinen Geldanbetungsritualen irgendwie leicht verschroben.
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Habe schon 'mal 80% auf grandioses Scheitern gesetzt.
Das sind alles Etappen-Generäle, die nie als Soldaten an einer wirklichen Front gedient haben. Solche Fälle wären eigentlich dringendst zu…
mal abwarten - im Moment zählt nur etwas. Frei nach Mani Matters "De Ferdinand isch gstorbe" "de brady isch für…