Hans-Ulrich Meister gehörte zu den ganz Grossen in Swiss Banking. Einige sahen in ihm gar den zukünftigen CS-Konzernlenker.
Daraus wurde nichts. Kaum landete Tidjane Thiam auf dem Thron, flog Meister raus. Er fand schnell ein neues Plätzchen an der Wärme: Präsident der Implenia.
Dort zeigte Meister rasch, wer das Sagen hat. Im Verwaltungsrat installierte er Anfang 2016 seine Leute. Doch danach blieb es eigenartig ruhig. Meister liess die operative Führung unbehelligt.
Dabei hätte Meister allen Grund gehabt, genau hinzuschauen. Seit er das letzte Wort hat, gab es laute Warner bei der Nummer 1 des Schweizer Bauwesens.
Diese sahen die Krise kommen – mit einem riesigen Volumen an Projekten, bei denen immer etwas schiefgehen konnte, einer riskanten Auslandexpansion und einer dünnen Kapitaldecke.
Statt zu hören, liess Meister seinen Spitzenleuten im Management freien Lauf. Kein Wunder: Als einstiger UBS- und danach CS-Topmanager hatte er seine ganze Karriere auf diesem Sand gebaut.
Ultradünnes Kapital, hohe Risiken, Vollgas – es war der Dreiklang jener Banker, welche in den Nullerjahren in der Finanzindustrie Helvetiens den Marsch durch die Hierarchie geschafft hatten.
Nun also statt Highrisk im Banking Highrisk im Bauwesen. Für Meister Hans wie Heiri. Er sah zu, rieb sich die Hände über die jährliche halbe Million fürs Präsidialamt und blieb passiv.
So kam es, dass zwei andere Implenia-Macher ihr Werk fortsetzten konnten, als würde ihnen allein die Firma gehören.
Gemeint ist das Gespann CEO und CFO. Der CEO, das war bis vor kurzem Anton Affentranger, wie Meister ein Ex-Banker von der UBS und dann Kurzzeit-Finanzchef bei der Roche.
Affentrangers Mann für die Zahlen war Beat Fellmann. Der galt in der Zunft als Held, wurde vor 4 Jahren zum Chief Financial Officer of the Year gewählt.
Fellmann und Affentranger führten die Nummer 1 des Bauwesens jahrelang – ungehindert, unbestritten, absolut.
Und direkt in den Abgrund. Als vor kurzem der neue Mann am operativen Steuer, der Ex-Novartis-Manager André Wyss, seinen ersten Befund ablieferte, krachte die Implenia zusammen.
Aktie innert Stunden um einen Drittel tiefer. Im ganzen zurückliegenden Jahr beträgt das Minus inzwischen gar 52 Prozent – vom Highflyer zum Nonvaleur.
Wyss macht das, was sein Chef, Präsident Hans-Ueli Meister, drei Jahre lang versäumt hatte. Er räumt auf, blickt unter die Decke, bringt Risiken zum Vorschein, packt die Sanierung an.
Gelingt die Operation? Die Wette ist offen. Sicher ist: Affentranger, der Implenia-Übervater, hat seine Sachen gepackt und reibt die Hände in Unschuld. Unter mir lief die Bude super.
Sein Mann für die Zahlen, CFO Fellmann, darf vorerst auf seinem Posten bleiben. Fellmann, der auch im VR der wichtigen Helvetia-Versicherung sitzt, ist CEO Wyss‘ und Präsident Meisters‘ letzter Sündenbock.
Danach müssen die beiden selbst ihren Kopf hinhalten, es bleibt dann keiner von früher, dem sie die Schuld am Desaster in die Schuhe schieben können.
Ein Banker, der hoch hinauswollte und nun mitten in der Baugrube steckt, und sein Mann von der Pharma, der sich nie die Hände schmutzig machen musste: Sie halten das Schicksal der wichtigsten Baufirma in den Händen.
Dort mehren sich die Krisensignale. Eine 2017 erworbene Informatik wird zum Fragezeichen. Die dahinter stehende RIB Softwaregruppe ist an der Börse selbst in die Krise geraten.
Eine mögliche Altlast von vielen. Der totale Goodwill der Implenia türmt sich inzwischen auf 300 Millionen Franken auf. Wie viel davon werthaltig ist, wissen die Götter.
„Eine Überprüfung der Werthaltigkeit des Goodwills wird im Rahmen des Abschlusses jährlich gemacht“, beteuerte ein Sprecher auf Anfrage.
„Aufgrund des heutigen Kenntnisstands ist keine Wertberichtigung erkennbar. Mit der Angabe einer Bandbreite versucht Implenia bewusst den Raum offen zu halten, bis das Ergebnis aus der Überprüfung der unternehmerischen und wirtschaftlichen Risiken abgeschlossen ist.“
„Der Anfang Dezember kommunizierte Kenntnisstand hat sich seither nicht verändert. Implenia erwartet für das Geschäftsjahr 2018 Wertberichtigungen im Gesamtumfang von 70 bis 90 Millionen Franken, ausgelöst durch einmalige Bewertungsanpassungen und tieferem Ergebnis aus dem laufenden Geschäft in Teilen des Segments International.“
Alles halb so wild also?
Die Auslandprojekte mutieren zu Abenteuern mit ungewissem Ausgang. U-Bahn Berlin und weitere Grossvorhaben könnten zu nächsten Abschreibern führen, wenn das Geschäftsjahr 2018 in wenigen Wochen präsentiert wird.
Die ganze Implenia mit ihren rund 9’000 Mitarbeitern lebt von wenigen Perlen. Diese liegen vor allem in Grundbesitz, der im besten Fall mit riesigem Gewinn vergoldet werden kann.
Dafür braucht es vielleicht 500 Leute. Die übrigen 9’000 sind am Bauen – und dort verdient der Bauriese zu wenig.
Die Risiken des Baubusiness sind hingegen beträchtlich. Nun springen noch wichtige Leute im Hintergrund ab: in der Technik, in der Informatik.
Ihre Abgänge offenbaren in die Jahre gekommene Verrechnungssysteme, bei denen viel Handarbeit mittels Excel-Tabellen erledigt wird.
Hat da überhaupt jemand den Überblick? Hans-Ueli Meister müsste ihn nach 3 Jahren haben. Doch er schaute bis jetzt dem Geschehen tatenlos zu. Ob die Zeit für einen Kurswechsel noch reicht?
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Die beliebtesten Kommentare
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Die Banker haben bis und mit heute nichts gelernt, Hauptsache das Salär und der Boni stimmt, sehr traurig.
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Schon erstaunlich, wie sich alle hier echauffieren und den Kenner der Szene hier geben.
Ich bin zwar nicht MdP, aber meisten Kommentare zeugen von Unkenntnis.
uebrigens falls es tröstet, dem hessischen Koch ging es nicht anders, als er die Branche wechselte.
Ob die beiden wohl zusammen den Meisterkoch-Effekt erfunden haben? -
Es ist mir unbegreiflich….bei der UBS nicht performt, die Clariden Leu beerdigt, bei der CS durchgefallen….sorry wenn ich etwas vergessen haben sollte
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Leuenberger hat’s vielleicht gemerkt und noch rechtzeitig die Kurve gekratzt.
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Ich glaube ganz ehrlich dass die Implenia die schlimmste Firma ist die ich je gesehen habe. Überall Pfuschbauten, unfähige Bauleiter. Mit eigenen Augen gesehen bzw. erlebt. Never again. I hope they pay the price (Karma)!
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Ne ne, wenn Du wüsstest wie es hinter den glänzenden Fassaden bei vielen Grosskonzernen abgeht, gerade bei Banken! – Das reinste Gruselkabinett, ….bei EY dann vielleicht eher mit ü.
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Seltsames Verhalten aller!
Kurswechsel ohne Kompromisse! Wer hat eigentlich bei der Implenia das Sagen?
Ich finde es seltsam
– dass man, wenn früher der CEO und der CFO diejenigen gewesen sein sollten, welche offenbar das Sagen hatten, einen CFO weiter gewähren lässt, welcher eine Hochrisikostrategie (tiefes Eigenkapital im unberechenbaren Projektgeschäft), mitgetragen hat? Wenn diese Strategie nun evtl. für das Unternehmen, zu einem gröberen Problem werden könnte, müsste er doch das Unternehmen freiwillig oder auch unfreiwillig verlassen?Skurrile Vorstellung eines bevorstehenden Abganges:
– Hat der CFO evtl. heute das Sagen, weil er der Chef der unberechenbaren Risiken zu sein scheint? Oder will man ihn wirklich möglichst lange an Bord haben, um ihn dann evtl. als Sündenbock in die Wüste schicken zu können? Beides mögliche, aber auch sehr skurrile Vorstellungen!Ich finde es seltsam
– dass die Wirtschaftsprüfer, trotz Anmahnung eines Aktionärs, an den GV’s 2016 – 2018, nicht schon vorher genauer hingeschaut haben.
– dass der VR und die Konzernleitung, daraufhin nicht schon früher Massnahmen abgeleitet haben (Stärkung EK, genauere Risikobeurteilung bei den laufenden Projekten, Verlustwarnung, Ankündigung Überprüfung der Wachstums- und Auslandsstrategie).
– dass der neue CEO als offensichtlich einziger, schon innerhalb dreier Monate auf alle Probleme gestossen ist
– dass man im VR schon wieder der Meinung ist, dass dies schon das Ende der Probleme zu sein scheint.Ich finde es zudem seltsam
– dass man der möglichen Tatsache nicht ins Auge schaut, dass die letzten 10 Jahre evtl. nur ein Traum waren
– dass man nicht gewillt ist, die nächsten 10 Jahre nicht zum Alptraum werden zu lassen
– dass man jetzt, um langfristiges Vertrauen bei den Kunden, den Mitarbeitenden und notabene auch bei den Aktionären, zu gewinnen, nicht einen rigoroseren Kurswechsel ankündigt und alle Altlasten sofort beseitigen will und ein Geschäftsmodell aufbaut, wie es bei der Fusion der Zschokke und Batigroup angedacht warMeine Empfehlung, dass es nicht noch seltsamer wird:
– Lieber ein Neu-Beginn mit Schrecken, als ein langwieriges schreckliches Ende!Dazu braucht es Mut, Intelligenz, Kreativität, Durchhaltewillen und das ausgesprochene Vertrauen der Geldgeber!
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Auch wenn sie Meister heissen – solche sind noch nie vom Himmel gefallen.
In der Baubranche weht ein anderer Wind als in den klimatisierten Silbertürmen der Banken.
Ich wundere mich, weshalb Banker sich nach wie vor anmassen, Unternehmern zu erklären, wie „der Hase läuft“ und wie die Unternehmen zu managen sind.
Ein besseres Beispiel für einen – in der „richtigen Arbeitswelt“ untauglichen Banker zeigt nun der Fall Implenia mit ihrem Meister……… -
Do you really know who is André Wyss ?
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Zeigt sich wieder mal, dass ein Teil des Gehalts in Aktien ausbezahlt werden sollte, dann würde mehr angestengt.
Wäre auch beim gesammten Personal zu überdenken. -
Es könnte jedoch auch sein, daß die Branche ihre eigenen Möglichkeiten überschätzt hat.
Niedrigzins = Boom
Negativzins = Megaboom
Aber nicht für alle Zeiten.
Der Schweizer Markt zeigt Sättigungstendenzen, das fing an vor einem Jahr mit den Spitzenobjekten in der Genfer Region, die nur noch mit Abschlägen von 20% oder 30% verkaufbar waren.
Heute tauchen wie aus dem Nichts große Angebotsmengen auf, die auf nur noch geringe Nachfrage treffen.
Sollte 2019 ein Rezessionsjahr werden, bricht diese Restnachfrage zusammen, und dann nützt selbst ein erweiterter Negativzins nichts mehr.
Der schweizer Immo-Markt wird hart fallen, das war allen Beteiligten schon in den Boomjahren klar.
Jetzt einzelne Köpfe für das Desaster verantwortlich zu machen, ist billig und wird der Situation nicht gerecht.
Wo gibt es denn heute noch Unternehmerpersönlichkeiten in der Schweiz, die in der Hochphase bereits bremsen und vorsichtig werden ? Eher wird das Bild von Statisten bestimmt, die dem kurzfristigen Trend permanent hinterhecheln.
Der Unternehmer mit Weitblick und Verantwortungskompetenz wird nirgendwo mehr nachgefragt, ja sogar von der Politik und den Wirtschaftsorganisationen als rückständig und hinderlich angesehen. Man muß sich nur einmal diese weltfremden Bundesräte ansehen, die Milliarden verschleudern, als wenn es sich nur um ein paar Tausend handeln würde. -
Ich habe nichts gegen Banker, viele erledigen einen guten Job. Aber Schuster bleib bei deinen leisten. Und Meister war schon als Banker ein Blender ohne Leistung und wie Affentranger dazu kommt, einen zweiten Banker an die Spitze des Baukonzerns zu holen ist schleierhaft.
Schade für die vielen guten Baufachleute bei Implenia, die nun die Zeche für das Handeln von Managern ohne Branchenkenntnisse bezahlen müssen. -
Es ist doch unsäglich, wie sich absolute Nonvaleurs (was oft gar noch breit bekannt ist…!) immer wieder von einem warmen Plätzchen zum nächsten hangeln können und für ein bisschen grossartig in den Sessel pupsen gerne „auf Augenhöhe“ (Zitat einer anderen Witzfigur aus dem Bankwesen; nein diesmal ist’s NICHT der angebliche Staatschef-Kandidat aus der Elfenbeinküste, der in UK abgestraft worden war) exzessive Summen mit grösster Selbstverständlichkeit abgreifen!
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Jetzt rächt sich das Leben auf Pump (Operative Leasing, Projekte in Arbeit, vorgezogene Lieferanten kickbacks, etc.).
Und in die Corporate Center Projekte (z.B. Werkhofstrategie, IT-Systeme, etc.) wurden Dutzende Millionen ohne wirkliche Strategie verlocht.
Quo vadis 2019?
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Diese Fratze sollte man sofort ablösen!
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Meister hatte noch nie ein vertieftes Verständnis von dem was er “arbeitet”. Was er aber meisterlich beherrscht ist blenden!
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Tja ein gestrauchelter Banker hat in der Baubranche nix verloren. Vielleicht müsste er, trotz des Namens Meister, zuerst eine Maurerlehre absolvieren.
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Vergleichbar Zaitech in der japanischen Bubbleeconomy der 80er Jahre, als japanische Konzerne mit spekulativen Investments und Kapitalmarkttransaktionen zeitweise mehr Geld verdienten als mit ihrem regulären Geschäft:
https://dictionary.cambridge.org/de/worterbuch/englisch/zaitech
https://www.fuw.ch/article/die-aktien-und-immobilienblase-in-japan/
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Es ist sehr schade, dass die „Ochsentour“ in der Arbeitswelt ausstirbt.
Mitarbeiter, die mit Ehrgeiz und Idealismus nach oben kommen wollen….diese werden leider durch Branchenfremde „Schönredner“ ersetzt.-
Das ist die „Hintergrundmusik“ unserer Gesellschaft. Ob nun in Wirtschaft oder Politik, es ist immer dasselbe. Wir lehren das ja schon unseren Kindern und Jugendlichen – die Substanz zählt eigentlich nicht, sondern nur die Gabe sich möglichst eloquent „zu verkaufen“. Stille Schaffer und ehrliche Büezer dienen dann diesen Karrierebratzen nur als Bücklinge. Es ist zudem doch äusserst bemerkenswert, wie Unternehmen sich immer als „mitarbeiterorientiert“ darstellen, mit grandios klingenden Visionen auftrumpfen und die grosse Dankbarkeit über die Loyalität der Angestellten betonen – dann aber den Springern und Söldnern deutlich mehr Lohn bezahlt als den Loyalen. Was muss man also können in der heutigen Wirtschaft um so richtig Geld zu verdienen und sich die Karrierleiter hochzuzwängen? 1) sich schamlos selber promoten und 2) so alle 3-5 Jahre (möglichst so, dass der Lack der angepriesenen Fähigkeiten noch nicht ab ist und die hinterlassenen Tretmienen noch nicht hochgegangen sind) die Position wechseln.
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Meister … des Desasters !
Bei CS war die Situation nicht besser …
Revolutionen, Änderungen, Anpassungen sind vorbei.
Jetzt sollte Herr Meister am Bauen, acht Stunden pro Tag mit Schaufel und Pickel wären genug um etwas mehr über Implenia zu lernen.-
Und bei der CS sind noch schlimmere Blender und Abzocker nachgerutscht, kein Schamgefühl mehr.
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Wo man nur hinschaut: Baukräne, Baukräne und nochmals Baukräne. Es wird gebaut wo man nur kann. Kein Wunder, das Geld aus der Druckmaschine ist sooo günstig zu haben (Dass wir in ein paar Jahren massive Leerstände haben werden, ist ein anderes Thema). Wie kann die Nr. 1 auf dem Platz Schweiz eine so dermassen schlechte Falle machen, obwohl man nur Baustellen sieht ? Hier muss ein neuer Wind wehen, sonst geht das Schiff unter. Bitte einen Kapitän anheuern. Danke.
Tja ein gestrauchelter Banker hat in der Baubranche nix verloren. Vielleicht müsste er, trotz des Namens Meister, zuerst eine Maurerlehre…
Jetzt rächt sich das Leben auf Pump (Operative Leasing, Projekte in Arbeit, vorgezogene Lieferanten kickbacks, etc.). Und in die Corporate…
Meister ... des Desasters ! Bei CS war die Situation nicht besser ... Revolutionen, Änderungen, Anpassungen sind vorbei. Jetzt sollte…