Die „Heuschrecken“ von Warburg Pincus suchen bei der Avaloq das Weite, berichtet heute früh Finews. Die Private Equity-Firma wolle ihren Anteil von knapp unter 50 Prozent an der Software-Firma abstossen.
Für einen ist das eine besondere Schlappe: Avaloq-Gründer Francisco Fernandez. Der Mann, der aus einfachen Verhältnissen via hartes ETH-Studium zur Software-Unternehmerlegende geworden ist, steht vor einem Scherbenhaufen.
Seine Avaloq verliert ihren Hauptaktionär. Noch schlimmer: Der wollte mit dem Unternehmen, dessen Computersystem auf unzähligen Schweizer Banken läuft, Kasse machen.
Und wie. Ein Milliarden-Deal war das Ziel von Warburg Pincus, sei es mit einem Weiterverkauf, sei es mit einem Börsengang.
Nun wollen die grossen Financiers aus UK und den USA ihr Investment loswerden. Zurück bleiben Fernandez und seine Mitstreiter. Sie sitzen weiter auf grossen Aktienpositionen „ihrer“ Avaloq.
Das Problem: Die Avaloq ist in eine tiefe Krise geraten. In Deutschland steht ihre jüngste Kundin, die ApoBank, seit Wochen in Schieflage. Es droht ein Debakel.
Schon zuvor hatte die Avaloq mit der BHF-Bank in Berlin ein Waterloo erlitten. Die geplante Umstellung aufs Avaloq-System musste vor Jahresfrist abgeblasen werden.
Nicht alles misslang. Die grosse Raiffeisen ist auf Avaloq – scheinbar zufrieden. Auch da gabs anfänglich grosse Probleme, doch das ist Teil solcher Umstellungen.
Schwierig ist die Anhäufung der jüngsten Crashes. Diese wirft grundsätzliche Fragen auf.
So ist Avaloq auch beim Serafe-Debakel direkt involviert. Die Nachfolgerin der Billag, die für die grosse SRF die Gebührengelder eintreiben darf, verschickte viele Rechnungen doppelt.
Zuständig ist die Avaloq. Sie betreibt das ganze technische Backoffice für die Serafe. Das Drucken und Verschicken der Millionen von Serafe-Rechnungen geschieht in einem Avaloq-Rechenzentrum.
Schon beim Start von Serafe vor Jahresfrist gabs technische Pleiten und Pannen. Auch da war Avaloq an Bord.
Gründer und Grossaktionär Francisco Fernandez, bekannt für rasante Ferraris in der Garage, investierte zuletzt mehr von seiner Zeit für Anderes. So engagierte er sich prominent bei Crowdhouse, einer neuen Immobilien-Plattform.
Auch rund um die Masken-Kids vom Zürichberg taucht sein Name auf. Fernandez sitzt im VR eines Unternehmens namens Pioneering Ventures. Dort laufen die Fäden für die sagenhaften Schutzmasken-Deals zusammen.
Er habe mit seiner Avaloq „die grösste Klippe der Firmengeschichte umschifft“, meinte die Bilanz im Frühling 2019. Dort findet sich auch ein Abschnitt zu Fernandez‘ Investment bei Pioneering, die einem bislang wenig bekannten Unternehmer namens Ron Pal gehört.
„Wir helfen den Ärmsten und sind dabei sogar profitabel“, gibt die Bilanz Fernandez wider, und fährt fort: „Für knapp ein Drittel der Anteile an Pioneering Ventures hat er einen zweistelligen Millionenbetrag bezahlt.“
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Was sagt es über IP aus wenn sie Artikel dieser Qualität akzeptieren und veröffentlichen? Es sollte ein gewisses journalistisches Niveau erwartet und von einer Redaktion sichergestellt werden.
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Ein frisch in Zürich angekommener Generalkonsul: „da kommt so ein Typ mit einem lächerlichen Schnäuzchen in mein Büro und behauptet, er sei Multimillionär und beschäftige über tausend Leute. Ich konnte kaum das Lachen verkneiffen.“
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Interessant waere es doch zu erfahren, warum die Pincus-Leute ausgestiegen sind? Sind es die beiden gescheiterten Grossprojekte in Deutschland? Da müsste man eher das Delivery Modell hinterfragen. Ist es die fehlende Strategie? Ich hatte an dieser Stelle schon einmal geschrieben, dass die KK von Avoloq im Bereich Banking (nicht WM) meilenweit voraus ist. Eventuell sieht man hier wirklich keine Zukunft mehr. Wenn eine PE nach nur 3 Jahren aussteigt, ohne einen namhafte Ertragssteigerung gemacht zu haben, dann rette sich wer kann. Aber eben, alles Spekulation. Ich mag dem Herrn Fernandez seine Auto’s gönnen, er hat’s ja genial gemacht seit er nicht mehr den IT Support von Herrn Ebner machen musste. Yahoo war auch super genial für ein paar Jahre, und dann war Ende Gelände. Kann passieren, muss man akzeptieren. PanAm gibts auch nicht mehr, obwohl sie mal die Größten waren und geflogen wird noch immer. Es tun einfach andere, wenn’s mal wieder losgehen sollte…
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Lieber IP, ich weiss nicht was Sie immer gegen die Avaloq Plattform haben. Es ist doch normal, dass bei Einführungen einer neuen Plattform Schwierigkeiten gibt. Schreibe Sie doch mal einen positiven Bericht. Es sind ja diverse Banken auf Avaloq und diese sind sicher nicht so unzufrieden. Uebrigens die Entwicklung geht ja immmer weiter auch bei dieser Firma.
Bitte Recherchieren sie doch einmal richtig. Diese reisserischen persönlichen Artikel sind doch ein wenig daneben.
Mit freundlichen Grüssen
Peter
P.S Nein ich arbeite nicht bei Avaloq -
Avalog war eine respektable unternehmerische Leistung.
Wie so oft, wenn man zu hoch hinaus schiesst, wird man satt, unvorsichtig und lässt die Zügel schleifen und/oder das Ego kommt einem in die Quere.
Es war leider absehbar.
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Nur noch Pleiten, Pech und Pannen bei Avaloq. Der IPO kommt wohl nicht mehr und die Umsatzmilliarde auch nicht.
Der nächste Investor wird erst recht nichts mehr in die Weiterentwicklung oder Erneuerung des Produktes investieren.
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Wie sagt man: Neid ist die schönste Form der Anerkennung. Avaloq ist und bleibt systemrelevant für die Schweizer (mind.) Bankenwelt. Mit oder ohne die Warburg Pincus. Gibt ja (noch) keine wirkliche Alternative. Somit kann das Fernandez vermutlich ziemlich egal sein. Auch die Geschichten in Deutschland. Da sind die Implementierer/Bank schuld am Debakel und nicht Avaloq. Also: Ferrari raus und das schöne kommende Wetter geniessen…juhuuu.
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Man merkt vor allem wie panisch die Manager intern reagieren. Schreien laut, agieren hysterisch, schlagen panikartig herum und haben rote Köpfe. Ich such bald das Weite.
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Sprechen Sie einen M. an?
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für einmal finde ich den Beitrag etwas eigenartig:
Ob Herr Fernandez Ferrari, Bugatti oder ÖV Fährt ist mir egal. Ich gönne ihm jedes Auto/alle Autos dieser Welt. Dann wieder wird der CEO der Avaloq als „Software Unternehmerlegende“ betitelt.
Also ist das Ziel des Artikels eher ein Ratschlag, dass sich Herr Fernandez mehr um seine Avaloq kümmern soll? Oder – oder soll es um die Information gehen, dass sich die P/E Muftis sich zurückziehen? Dann wird es halt so schnell nix mit dem IPO, ja und…?
Ansonsten kann ich über das Motiv des Artikels nur spekulieren, kann mir mal jemand auf die Sprünge helfen?
Aber Herr Hässig – was ich wirklich gerne mal auf IP lesen würde, wäre so ein „Status Quo“ zu den Finanz-SW Anbietern der CH: was Sie da bei Avaloq schreiben ist zwar spannend und weil der Grösste auch relevant, aber „nur die Spitze des Eisbergs“. Gucken Sie mal bei Adcubum, Profidata, Avaloq, Expersoft, Finnova, Additiv hin. Leonteq haben sie auf dem Visier. SwissQuant, AssetMax sind möglicherweise 2 Beispiele für die „andere Seite“?
Eine Kombination aus Muppet Show mit einer Prise Denver Clan, Nightmare on Elm Street und Wall Street.
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Ein hochinteressanter Fall ist auch der Saidler-Laden. Gibts den eigentlich noch?
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Ich frage mich schon, was haben die Ferraris von Herrn Fernandez mit der Avaloq zu tun???? Ist es etwa Eifersucht auf sein Steckenpferd das er privat reitet????????
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Zusammenfassung: „Ich habe in Finews gelesen, Warburg Pincu steigt bei Avaloq aus. Mehr weiss ich auch nicht.“
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Leute, Francisco kann tun und lassen was er will. Er hat so viel Kohle gemacht, dass ihn das wenig kümmern wird.
Also, ganz ruhig, der wird wegen diesen Beitrag sicher nicht schlecht schlafen.
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Was ist hier neu? Das ist schon seit Ende letzten Jahres öffentlich bekannt.
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Früher war er heisshungrig und wollte hoch hinaus. Das hat er geschafft. Jetzt bräuchte es aber eine andere Führungscrew, er selbst ist das Hindernis. Avaloq steht sich selbst in der Quere. Crash vorprogrammiert!
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Es sind immer die gleichen, unberechenbaren Vögel, die solche grossen Schäden anrichten. Die eifern TT nach.
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Bei allem Respekt vor IP als meinungsbildende, zensurfreie Plattform:
Mitunter kommen Titel zu reisserisch und polemisch daher, so wie hier.
„Ferrari-Pilot“ hat überhaupt nichts mit dem Inhalt rund um ein geschäftliches Problemfeld von Avaloq zu tun.
Damit werden nur Missgunst, Neid und Schadenfreude befeuert.
Schlicht, unterste Schublade.
Wäre schade, wenn sich IP auf eine Leserschaft fokussiert, die nach solchem lechzt.
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Und was heißt das für andere Beteiligungen, z.B. Adcubum?
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Tja, dann wird Francisco und Co. die bestehenden Kunden noch mehr abkassieren.
Nachträglich ist es immerhin gut, dass diese Avaloq-Bande nicht auch noch die PostFinance gekapert hat.
Bei Raiffeisen haben sie den Vincenz-Grössenwahn und die VR-Blödheit perfekt ausgenutzt…Chapeau.
Wie geht es jetzt im Bankensoftware-Bereich weiter? Also die nächste mit Grössenwahn steht schon in Lenzburg bereit…-
@Observer
PostFinance wurde dafür von der indischen Tata „gekapert“. Ist das besser?
Die Wertschöpfung ist damit nicht in der Schweiz sondern in Indien.
Das Projekt hat bereits mehrere Projektleiter „geschlissen“. Statt der 80% Fix-Lösung mit 20% customizing ist es wohl eher 90% customizing und 10% Fix. Was die zeitlichen Verzögerungen und tatsächlichen Kostenüberschreitungen angeht kann man nur spekulieren.
Das Ganze hätte man voraussehen können. Indische IT-Fachleute und Post IT-Fachleute sprechen nicht dieselbe Sprache… (in mehrerer Hinsicht nicht).
Die Evaluation war wohl mehr unter politischem Einfluss mitgetragen, wenn nicht gar beeinflusst. Es gab ja vor dem Entscheid auch eine hochkarätige Delegation aus unter anderem Post-Management und Politikern, welche auf einer Indien Reise die Tata besucht hatten… -
Die Kollegen in Lenzburg haben sich ihre blutige Nase in Deutschland bereits geholt und backen viel kleinere „Bestandeskunden-Brötchen“ ohne hochtrabende Expansionsambitionen.
Gerüchten zufolge wurde das Auslands-Abenteuer auch unter Druck der Bestandes-(Kantonalbank)-Kunden gestoppt (die wohl auch Aktionäre sind!) – die die Nase voll hatten, das mit Ihrem Geld im Ausland expandiert wird anstatt die bestehenden Kunden besser zu bedienen.
Es wird spannend sein, zu sehen was jetzt mit Avaloq passiert, nicht ganz abwegig dass die Bestandeskunden auch auf die Hinterbeine stehen.Schlussendlich sind aber beide Anbieter ziemlich ähnlich – Architektur der Software veraltet – Bestandeskunden sindpraktisch „locked-in“ und werden gemolken – der (vergangene) Erfolg machte träge und blind für die eigenen Schwächen – die Margen scheinen aber immer noch hoch genug um das Geld mit vollen Händen rauszuwerfen.
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Crowdhous kommt auch noch auf die Rechnung, wenn der C O-Market crasht. Gleiches Problem wie 2008., getrieben von Umtriebigen IB-Banksters.
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Diese These, höre ich seit bald 15 Jahren… Crowdhouse steht solide da und ist Fernandez wichtigstes Einnahmequelle..
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Na ja, für den neusten Ferrari reicht es noch alleweil. – Blöd nur, wie man dort jeweils noch auf die Auslieferung des vor Jahren bestellten Ferraris wartet, während bereits das Nachfolgemodell präsentiert wird…
Zusammenfassung: "Ich habe in Finews gelesen, Warburg Pincu steigt bei Avaloq aus. Mehr weiss ich auch nicht."
Es sind immer die gleichen, unberechenbaren Vögel, die solche grossen Schäden anrichten. Die eifern TT nach.
Tja, dann wird Francisco und Co. die bestehenden Kunden noch mehr abkassieren. Nachträglich ist es immerhin gut, dass diese Avaloq-Bande…