Diego Aponte ist der Mann der Stunde. Unternehmer-Treffen im Oval Office eingefädelt, gestern Coup im Big-Spital-Business.
Apontes Genfer MSC übernimmt die Hirslanden-Privatspital-Gruppe vollständig. Bisher hatte sie die Hälfte.
Im Schatten des Riesendeals, der für die Schweizer Gesundheitsbranche aufgrund der Bedeutung der Hirslanden-Kliniken zentral ist, spielt sich ein Drama um eine andere Gruppe ab.
Ihr Name ist Swiss Medical Network (SMN), ein Verbund von rund 20 Krankenhäusern querbeet verstreut im Land.
Dort herrscht Feuer im Dach. Die Rede ist von monatelang unbezahlten Rechnungen, wüsten Rausschmissen langjähriger Mitarbeiter und auf der Kippe stehenden Bank-Kredite.
Zum SMN gehören diverse Vorzeigehäuser. Am bekanntesten ist das Bethanien-Spital am Zürichberg. Hier verkehrt die Crème de la Crème der Privatpatienten.
Das Bethanien befindet sich seit langem in Renovation. Jetzt sollen Handwerker Meissel und Hammer niedergelegt haben.
Weil das Spital die Rechnungen nicht bezahlen würde. Selbst Gross-Zulieferer stünden auf die Bremse.
So habe Schindler für ihre Leistungen auf Voraus-Zahlung umgestellt, sagt eine Quelle.
Ein Sprecher der SMN, die zur börsenkotierten Aevis-Victoria-Gruppe gehört, will nichts von Problemen bei der Gesundheitsgruppe wissen.
„Das Geschäft läuft geordnet und nach branchenüblichen Parametern“, sagt er. „Hervorzuheben ist der hohe freie Cashflow von knapp 110 Millionen im ersten Halbjahr 2025.“
Ein Insider sagte gestern, die UBS habe hohe Kredite der CS für die Spitalgruppe auf den Prüfstand gelegt.

Ein weiterer Gesprächspartner spricht von offenen Krediten bei der Berner Kantonalbank fürs Aevis-Victoria-Mutter, die jetzt zurückgefordert würden.
Bei der BEKB wollte man keine Stellung nehmen. Laut der Auskunftsperson gebe es auch bei der Zürcher Kantonalbank Ausstände.
Im VR der SMN tummeln sich bekannteste Leute. Fabrice Zumbrunnen, Ex-Chef der Migros, Angelo Eggli, CEO der Visana Krankenkasse, sein Präsident Lorenz Hess, Ex-FDP-Präsident Fulvio Pelli.
Präsident ist Raymond Loretan, ein einst bekannter Ex-Generalsekretär der damaligen CVP. Und dann sitzt selbstverständlich auch der entscheidende Mann im Board der Swiss Medical Network.
Antoine Hubert. Der Walliser hat das ganze Konstrukt aufgebaut. Seine Aevis-Victoria, die viel US-Aktionärsgeld hat, steht auf drei Beinen.

Neben SMN sind das die Spital-Betreiberin und -Unterhalterin Infracore und die Nobel-Hotel-Kette unter dem Namen Aevis Victoria.
Hubert gilt als Mann der vielen Bälle in der Luft. Seine Investments sind gigantisch, die Finanzierung mit Bankkrediten ein heisses Thema.
Die Frage wird je nach Verhalten der Banken sein, ob Hubert rechtzeitig wertvolle Assets liquidieren kann.

Deshalb wird jetzt in Zürich darüber spekuliert, ob der Super-Krösi aus Genf, Diego Aponte, bald auch noch SMN mit dem Bethanien schnappt.
Für den Milliardär ein Leichtes – er könnte den Kauf aus der Portotasche zahlen. Doch es würden sich wohl Monopol-Fragen stellen.
Die Mitarbeiter von SMN und der ganzen Aevis-Gruppe plagen ganz andere Sorgen. Gesprächspartner berichten von Rausschmissen langjähriger Angestellter.
Darunter eine Frau 2 Jahre vor der Pensionierung. Einem Mitarbeiter, der Lohn-Nachzahlungen gestellt hatte, habe man beschieden, er kriege nichts. „Zu wenig Einsatz gezeigt“, so die Antwort.

Das einzig Interessante ist: Warum arbeitet die Hirslanden Gruppe hochprofitabel und die ganzen öffentlichen Spitäler sind pleite und benötigen andauernd zusätzliche Steuermilliarden? Kann es sein, dass freie Marktwirtschaft Dienstleistungen günstiger und besser bereitstellen kann als staatliche Planwirtschaft? Wahnsinn? Das konnte man jetzt wirklich nicht wissen.
Weil diese privaten Kliniken die lukrativen Eingriffe behandeln im Bereich der Zusatzversicherung und die uninteressanten der Grundversicherung den öffentlichen Spitälern überlassen. Quasi Gewinne privatisieren, Verluste der öffentlichen Hand überlassen, wie so oft.
Halt ein weiterer Systemfehler in unserem unübersichtlichen überregulierten Selbstbedienungsladen namens Gesundheitswesen.
Das unerhörte ist dass bei öffentlichen Spitälern der Betreiber und der Regulator derselbe sind. Da käme in der Privatwirtschaft der grösste Aufschrei. Hier aber kann der Regulator, sprich die Gesundheitsdirektion des Kantons entscheiden, welche Spitäler auf die Spitalliste kommen und auch allgemeinversicherte behandeln dürfen und welche nicht, damit die öffentlichen Spitäler geschützt werden.
Im Jahresbericht mit Abschluss per 31.3.25 weisst Hirslanden einen operativen Verlust von knapp CHF 300 Mio aus. Fakten sind manchmal hilfreicher als Behauptungen. Die OP-Pauschalen für grundversicherte sind so tief, dass ein Spital nur noch mit einer sehr hohen Quote privatversicherter Patienten kostendeckend oder profitabel sein kann.
Wenn das so wäre, dann gäbe es diesen Artikel nicht . .
Die „privaten“ Spitäler machen wenig/keine Ausbildung und/oder Forschung
Sie haben meist mehr Privatversicherte
Sie schieben die Risiken und schwierigen Fälle wieder in die öffentlichen Spitäler
Wie meistens: Gewinne Privatisieren, Verluste Sozialisieren
@Headhunter: Leider falsch. Die grosse Masse der Behandlungen der Hirslandenkliniken sind das Gleiche wie die öffentlichen Spitäler auch machen. Richtig ist: Die Hirslanden bietet die bessere Qualität und das zieht natürlich auch Privatversicherte an. Man braucht immer auch Business Class um Economy zu finanzieren. Und die Hirslanden wird von Profis gemanaged und nicht von Politikern. Das ist der Unterschied. Vergiss Dein sozialistisches Denken. Das funktioniert auf Dauer nicht. Marktwirtschaft bereinigt Ineffizienz gnadenlos. Das ist auch eine Chance.
@Fakten: Die Hirlsanden wurde für einen Verkauf vorbereitet. Da wurden Dinge bereinigt die der Käufer so verlangt hat. Er nimmt dies nun zur Steuersparzwecken in die nächsten Jahre rein. Cashflow ist positiv.
Eine Bilanz zeigt lediglich die Kreativität des Buchhalters aber selten den Zustand des Unternehmens.
Ein privates Unternehmen kann auch mit tiefen Preisen Geld verdienen. Ein staatliches geht auch bei hohen Preisen zu grunde.
Privatversicherungs Prämien – Zusatzversicherung, unnötige OP’s auf kosten von KK Prämien – erhöhungen jedes Jahr …
@all: Vergleicht mal die Korruptionsskandale, Jobskandale, Politskandale, Fehlinvestitionen, Fehlplanungen, Personalprobleme und Fehlbehandlungen bei öffentlichen Spitälern mit denen in privaten.
Merkt Ihr was?
Planwirtschaft im Gesundheitswesen. Das muss man sich erst mal leisten können.
@MArcelPalfner – Wenn Du hier von Marktwirtschaft redest, hast Du keine Ahnung. Das ist ein überregulierter Selbstbedienungsladen namens Gesundheitswesen und hat mit Marktwirtschaft überhaupt nichts zu tun.
OP Pauschalen für Grundversicherte sind extrem tief, und genau diese Behandlungen müssen die öffentlichen Spitäler machen und die Kliniken picken sich die Rosinen der Zusatzversicherung raus. Hirslanden ist by the way im Minus, was Zahlen letztes Jahr angeht.
@headhunter: das stimmt eben gerade nicht. Der Kanton ist ja der Regulator, welcher entscheidet ob eine Privatklinik auch allgemeinversicherte Patienten überhaupt behandeln darf. Das ist doch schizophrene Planwirtschaft. Die Klinik Hirslanden in Zürich beim Balgrist zum Beispiel darf gnädigerweise auch allgemeinversicherte Patienten behandeln. Rosinenpicken darf nur der Kanton.
@Experte für Nichts: nomen est omen bei Dir. Die Privatklinikgruppe Hirslanden bildet Assistenzärzte aus und finanziert etliche Professuren in der Ausbildung. Ebenso eine ganz grosse Anzahl Lehrlinge in der Pflege. Und eine sehr grosse Zahl der Belegärzte sind in führenden Forschungsprojekten involviert. Spitzenmedizin ginge gar nicht ohne wissenschaftliche Tätigkeit. Es ist eben nicht die Klinik die forscht, die Ärzte sind nicht bei Hirslanden angestellt, sondern freiberuflich tätig. Nur von Forschungsskandalen hört man da nichts, ganz im Gegenteil zum Beispiel zum staatlich finanzierten USZ
Boni und Freundelwirtschaft ersetzt noch kein Leistungswille. Wo früher seriös gearbeitet wurde, wird heute abgezockt und Verantwortung delegiert!!!
Klar kann SMN Rechnungen nicht mehr bezahlen. First Priority hat der Unterhalt des ausschweifenden Lebensstils der beiden Hauptaktionäre AH und MR, der muss sichergestellt werden.
Aevis: der Aktienkurs zeigt noch keine Panik. Im Verlauf der letzten fünf Jahre liegt sogar ein kleiner Gewinn von 6.07 Prozent drin…
Die Frage sollte doch sein, warum erlauben wir eine Amerikanisierung unseres Gesundheitswesens und unserer Krankenhäsuer und Kliniken?
Wo ist hier eine Amerikanisierung zu sehen? Privatkliniken haben eine lange Tradition in der Schweiz. Und Hirslanden als sehr erfolgreiche Gruppe mit Spitzenmedizin ist in privaten Schweizer Händen.