(Siehe Berichtigung am Ende des Artikels.)
Die Offensive von Frankreich gegen die UBS könnte für einen der höchsten und langjährigsten UBS-Chefs gefährlich werden.
Jürg Zeltner, Leiter des weltweiten Private Bankings der Grossbank und damit einer der mächtigsten Manager des Konzerns, hat einen Link zur Frankreich-Vergangenheit.
Zeltner wurde im März 2007 Chef der gesamten Vermögensverwaltung für Benelux, Deutschland und Zentraleuropa.
Damit war Zeltner unter anderem zuständig für Belgien. Und Belgien ist ein Hotspot im laufenden Strafverfahren von Frankreich gegen die UBS.
Der Belgien-Chef der UBS wurde vor kurzem verhaftet, dies nachdem die belgischen Ermittler sich mit ihren Kollegen in Frankreich zusammengeschlossen hatten. Er wurde nach einem mehrstündigen Verhör freigelassen.
Die Achse Paris-Brüssel erhöht den Druck. Letzte Woche wurde eine Milliardenkaution bekannt, die Frankreich von den Schweizern wegen Mithilfe zu Geldwäscherei verlangt.
Paris hat den Lead, Belgien zieht mit. Das kleine Land hatte sein eigenes Bankgeheimnis, und es wurde möglicherweise von französischen UBS-Schwarzgeldkunden als „Fluchtkorridor“ genutzt.
Zeltner ist einer der Letzten der alten UBS, der noch im Amt ist. Er überlebte bisher alle Stürme.
Bereits wegen deutschen Lebensversicherungs-Mänteln war der Shootingstar unter Druck geraten. Als Deutschland-CEO von 2005 bis 2007 hatte er das heikle Mega-Geschäft zu verantworten.
Während es im Fall Deutschland danach aussieht, dass die UBS mit einer dreistelligen Millionenbusse davonkommt, droht in Frankreich ein politischer Schauprozess – mit Folgen für die Schweiz.
Bern und Paris liegen sich seit Monaten in den Haaren. Hauptgrund ist, dass Sozialisten-Präsident François Hollande und seine Regierung reiche Erben mit Wohnsitz Schweiz zur Ader lassen wollen.
Wie stark Jürg Zeltner, der dank den Milliardengewinnen seines Private Banking UBS-intern eine Königsposition besetzt, in Frankreich persönlich angegriffen wird, bleibt abzuwarten.
Die UBS will sich offiziell nicht äussern. In Gesprächen verweisen Quellen auf Zeltners frühere Stationen, die ihn als Führungsperson immun gegen die Attacken aus Paris und Brüssel machen würden.
Wie sein Lebenslauf zeigt, könnte diese Entlastung vorschnell sein. Zeltner gehört trotz seines relativ jungen Alters – er wurde diesen Frühling 47 – zur alten UBS mit ihrem einzigartigen Modell als weltweite Macht im On- und im Offshore-Banking.
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Grossgeworden im Bankverein, jenem Teil der UBS, der sich im Zuge der Fusion mit der Bankgesellschaft ab 1998 durchgesetzt hatte, machte er steile Karriere.
Je höher Zeltner im Private Banking der weltgrössten Vermögensverwalterin aufstieg, desto mehr musste er von den Geheimnissen mit den Reichen und Mächtigen rund um den Globus wissen.
Der Erfolg basierte auf einem Eroberungsfeldzug, der mit technischen und strategischen Mitteln von oben nach unten umgesetzt wurde.
Was in den USA mit der 20-Milliarden-Akquisition von Paine Webber im Jahr 2000 begann, fand sein Pendant in Europa durch verschiedene Übernahmen und Expansionen in den grossen Märkten.
Im Fokus standen die grossen Kontinentalmärkte Deutschland, Frankreich, Italien und Spanien sowie England im Norden.
Die UBS expandierte in Europa entweder aus eigener Kraft oder durch Übernahmen von lokalen Privatbanken und externen Vermögensverwaltern.
Befehligt wurden die Truppen von den Übervätern. Diese hiessen Georges Gagnebin, Marcel Ospel, Stephan Haeringer, später Marcel Rohner, Raoul Weil und eben Jürg Zeltner. Mit Ausnahme von Haeringer waren alles ehemalige Bankverein-Topshots.
Hinter den Front-Generälen sassen die Stabsleute. Sie sorgten dafür, dass die Befehle von oben rasch und konsequent umgesetzt wurden.
Zu den wichtigsten „Geheimdienstler“ zählte Franz Kühne, ein Schlachtross aus den Reihen der Bankgesellschaft.
Dort war die Armee grossgeschrieben. Die SBG, wie die Bank damals noch hiess, drillte ihre Kader in der bankeigenen Karriereschmiede auf dem Wolfsberg oberhalb des Bodensees nach den Grundsätzen des Schweizer Militärs.
Kühne stieg als Stäbler im fusionierten Private Banking auf. Seine wahre Berufung fand er dann als Leiter von Expansion & Integration.
Es handelte sich um einen Stosstrupp, zuständig für die Sicherung der eroberten Brückenköpfe. Kaum hatte die UBS-Spitze einen neuen Markt ins Visier genommen, stiessen als erste Kühnes Truppen vor.
Sie etablierten das System der zwei Organisationen. Nach aussen agierte die UBS legal mit ihrem Ableger vor Ort. Im Versteckten operierten die Schwarzgeld-Berater aus der Schweiz.
In Frankreich und Belgien wissen die Behörden inzwischen ziemlich genau Bescheid über Kühnes versteckte Operationen. Zum Einsatz kamen nicht nur die berüchtigten Schwarzgeld-Laptops namens Travel Access Service (TAS).
Auch die Buchhaltung war top-secret. Wie das französische Magazin „Marianne“ bereits vor 4 Jahren enthüllte, führten die UBS-Chefs in Frankreich ein „Carnet du lait“ – ein Milchbüchlein mit den Schwarzgeld-Transaktionen.
„Une vraie comptabilité parallèle, ni plus ni moins!“, schrieb „Marianne“. Die Pariser Justiz bleibe trotz den massiven Indizien passiv, meinte die Zeitschrift damals.
Mit dem Wechsel von den Konserativen unter Nicolas Sarkozy zu den Sozialisten unter Hollande hat sich die Lage für die UBS massiv verschärft. Nun droht eine Rekordbusse mit Schuldeingeständnis und der Drohung, die Lizenz zu verlieren.
Laut „Marianne“ ging das geheime Schwarzgeldmodell in Frankreich auch nach 2007 weiter, als die UBS offiziell damit aufhöre.
Zum Beleg publizierte die Redaktion ein UBS-Email von Frühling 2010, in dem eine „France International“ aus Genf heraus regelmässige Gespräche mit französischen Kunden per Telefon vorschlug.
Solche Beratungen aus der Schweiz heraus könnten französisches Recht verletzen.
Damals war Zeltner noch höher aufgestiegen. Seit 2009 leitete er als Mitglied der UBS-Konzernleitung das weltweite Private Banking.
BERICHTIGUNG
Belgien ist kein Hotspot im laufenden Strafverfahren von Frankreich gegen die UBS. Eine juristische Verknüpfung dieser Fälle besteht nicht. Weder die UBS Belgien noch die UBS AG sind von den belgischen Untersuchungsbehörden bislang informiert worden noch sind sie Gegenstand des laufenden Verfahrens mit Frankreich. Auch die Aussage, dass es ein „Milchbüchlein mit Schwarzgeld-Transaktionen“ gegeben habe, stimmt nicht und wird von UBS im laufenden Verfahren vehement bestritten.
Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Die Ueberväter der SBV-UBS: Das Gruselkabinett im CH-Banking….mit den entsprechenden Auswirkungen.
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Sind die Schweizer Banken der verlängerte Arm der In- oder ausländischen Steuerbehörden? NEIN; Jeder Kunde, wo auch immer domiziliert, ist für seine Steuererklärung selbst verantwortlich.
Bezüglich EWS in Bern gibt es nur ein einfaches Szenario: ERSETZEN. -
Sollen diese Sachen nur ans Licht kommen! Mich freuts…. Denn diese hochbezahlten Manager haben sich Milliaerden an Boni ausbezahlt auf der Grundlage von Betrug (Libor, Devisen etc.) und aktiver Beihilfe zur Steuerhinterziehung auf der ganzen Welt….
Das Geschäftsmodell isr sehr einfach: Kapitalvermittlung an die Wirtschaft, Zahlungsverkehr sicherstellen, Vermögensverwaltung für ihre Kunden…… Und für das braucht es nicht gefühlte 3000 Privatbanken (nur in Zürich)…. -
naja, dass Frankreich ein Issue ist, ist ja nicht neu… waere mal noch spannend zu wissen, wer da auf der CS Seite zustaendig ist oder haben die mittlerweile alle Leute ausgetauscht und niemand weiss von irgend etwas…
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Werden die BNP und CL u. a. Niederlassungen in der CH von den Franzosen auch so unter die Lupe genommen oder lässt man da den „Fünfer“ grade sein? Als UBS General würde ich nicht mehr lange fackeln: Rollläden runter und Laden dicht machen. Auf ein paar hundert Chaumeurs mehr kommt’s im Hexagon auch nicht mehr drauf an. Auch die Justiz agiert erpresserisch wenn’s im Interesse der Staatskasse ist, die Ami’s haben’s vorgemacht und weitere werden folgen wenn nicht mal ein Zeichen gesetzt wird. Aus Bern ist sicher nicht’s zu erwarten . . .
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Da spricht mir jemand aus dem Herzen!! Fertig Schluss mit diesen Erpressungsversuchen. Muss man sich denn eigentlich als CH-Bank alles gefallen lassen?
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Nicht nur en France sondern überall! Schade sind Sie kein „Bank-General“.
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Igludorf Paradeplatz?
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WIEVIEL MUESSEN SIE DIEMALS ZAHLEN?
WIEVIEL MUESSEN SIE DIEMALS ZAHLEN?
Igludorf Paradeplatz?
Werden die BNP und CL u. a. Niederlassungen in der CH von den Franzosen auch so unter die Lupe genommen…