Die Aktie der Julius Bär hat in den letzten zwei Tagen alle anderen Titel an der Schweizer Börse in den Schatten gestellt. Die Anleger stürzen sich auf den Bär-Valor, weil sie die Zahlen gut finden.
Hinter dem Run spielt sich weitgehend unbemerkt eine Pleite ab, die zwar für Bär und deren heutige Grösse Peanuts sein mag. Die aber trotzdem viel aussagt über das Spitzenteam der Bank.
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Es geht um die WM Partners, eine externe Vermögensverwalterin, die von der Julius Bär vor dreieinhalb Jahren für viel Geld erworben worden war und nun von der Landkarte verschwindet.
Offiziell will die Julius Bär die WM Partners in ihre eigene Bank integrieren. Damit könne man die Kunden der WM Partners noch besser bedienen, lautet die offizielle Begründung.
Tatsächlich ist der Vorgang weniger heroisch. Die WM Partners wird aufgelöst, aufgerieben, zerlegt und verramscht.
Auf die rund 15 Berater und ebenso vielen Analysten, Assistenten und Compliance-Leute hat bei der Bär-Bank niemand gewartet.
Es existiere „kein Plan, keine Idee, keine Vorgabe“, wie mit den WM Partners-Mitarbeitern umzugehen sei, sagt ein Insider.
Wer könne, der gehe. Ein Team mit einigen erfahrenen WM Partners-Beratern habe bereits bei anderen Banken und Vermögensverwaltern angeheuert, nach den Sommerferien würden die Wechsel kommuniziert.
Weitere Abgänge dürften folgen. Den Verantwortlichen bei der Julius Bär dürfte das nur recht sein.
Wenn es stimmt, dass sie keinen Plan für die Integration des Vermögensverwalters haben, dann muss man daraus schliessen, dass die Bär-Chefs die alte WM Partners am liebsten ganz los wären.
Offiziell wird das dementiert. „Die Integration ist minutiös vorbereitet und wird nach einem exakten Drehbuch mit klaren Verantwortlichkeiten umgesetzt, der Legal Merger wird bis Ende 2017 vollzogen sein und die Integration bis Ende 2018“, sagt ein Sprecher.
Von Abgängen wisse man nichts. Im Gegenteil: „Mehrere neue Berater wurden eingestellt“, zudem habe man noch mit Wergen & Partner einen neuen externen Vermögensverwalter – oder External Asset Manager (EAM) – „akquiriert“.
So wolle man fortfahren. „Weitere Übernahmen im EAM-Bereich sind möglich, weitere Hires geplant“, sagt der Bär-Sprecher.
Der Verweis auf den Wergen-Deal lässt tief blicken. Der Kauf wurde von den WM Partners-Chefs mit einem Apero am Firmensitz in der Zürcher City laut gefeiert.
Wenige Wochen später wurde der WM Partners der Stecker gezogen. Die Bär-Chefs unter dem Kommando von Yves Robert-Charrue, einem seit Jahren engen Verbündeten von CEO Boris Collardi, hatten die Geduld und das Vertrauen verloren.
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Sie haben mit dem Schritt auch viel Geld vernichtet. Die WM Partners machte einst einen geschätzten Jahresgewinn von 5 bis 10 Millionen Franken.
Hochgerechnet mit einem Multiple kommt man auf einen Wert von gegen 50 Millionen. Der Auskauf der Infidar-Partner – das war die andere Vermögensverwalterin, an der Bär 70 Prozent besass – kostete weitere geschätzte 20 Millionen.
Hinzu kommen Investitionen ins Geschäft sowie die erwähnte Übernahme eines weiteren Vermögensverwalters. Am Ende dürfte die ganze Eskapade rund 100 Millionen Franken gekostet haben.
100 Millionen Franken für rund 3 Jahre. Umgerechnet macht das eine Wertvernichtung von gegen 200’000 Franken pro Tag.
200’000 Franken aus dem Fenster schmeissen. Gestern, heute, morgen. Drei Jahre lang. Jeden Tag. Eine einzigartige Pleite für ein Vorhaben von überschaubarer Grösse und Komplexität.
Wie ist das möglich?
Für eine Antwort muss man nicht weit ausholen. Es sind immer die Menschen, die im Geschäft den Unterschied ausmachen.
Beim WM Partners-Drama sind die Hauptakteure Bär-Chef Boris Collardi, seine rechte Hand Yves Robert-Charrue und der von den beiden eingesetzte Chef der WM Partners, Daniel Aegerter.
Collardi und Robert-Charrue schauten zunächst lange zu, wie die WM Partners unter der Bär-Flagge nicht auf Touren kam.
Dann gaben sie Aegerter den Auftrag, die Boutique rasch zu sanieren. Statt die besten Leute zu fördern und sie als Unternehmer zu behandeln, installierte Aegerter ein System von Fear and Loathing: Angst und Schrecken.
Die noch verbliebenen erfahrenen Berater suchten das Weite. Und die alten Haudegen ganz oben in der WM Partners, Balz Meier und Willi Leimer, verfolgten ihre eigenen Ziele.
Der Rest der Crew war ungeschützt Aegerter und seinem Management by Furiosum ausgeliefert.
Und zahlt nun die Zeche.
Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Als ehemaliger Kunde kann ich bestätigen, dass ich von unerfahrenen sehr unfreundlichen Beratern betreut wurde. Herr Aegerter selbst hat immer sehr gestresst gewirkt. Man konnte ihm anmerken, dass er massiven Druck hatte.
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Bär. Nomen est omen.
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Man kann IP nicht genug danken. Die Wahrheit ist nie schön und wie WMP Management gearbeitet hat ist skandallös . Gut das man darüber schreibt und nicht alles versucht zu vertuschen. Ich lese IP sehr gerne. Alles hat immer 2 Seiten.
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Geschätzt, hochgerechnet, weiter geschätzt, dürfte, könnte = gegen 200’000 pro Tag. Seriöser Journalismus sieht anders aus.
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Als Nichtbanker und tumber Kaufmann muss ich kurz intervenieren: 100 Mio auf drei Jahre (gerundet 1000 Tage) sind pro Tag eher 100 TCHF als 200 TCHF. Immer noch viel aber eben um einen Faktor daneben ….
Hier liegt dann wohl auch der Unterschied zwischen Realwirtschaft und Banker-Szene: es wird mit grossen Zahlen jongliert ohne das Milchbüchli im Griff zu haben. Leider kein Einzelfall sondern eher die Regel?
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Anton es ist Lukas der die Zahlen nicht im Griff hat und Lukas gehört nun alles andere als zur Bankenszene. Hier liegt wohl der Unterschied zwischen Möchtgern-Büetzern wie Dir und der Bankenszene. Hauptsache alle in einen Topf werfen und pauschal verurteilen.
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3 Jahre = ~ 1000?
Selbst ein tumber Kaufmann sollte bei einem Vermögensverwaltungsbetrieb auf eine 5-Tage Woche schliessen, somit 252 Arbeitstage pro Jahr.
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@taschenrechner:
ich gehe davon aus, das war Ironie … Ansonsten: selbst mit einem solchen „Trick“ bleibt es bei „rund“ 135 TCHF pro Tag. Um auf die 200 TCHF zu kommen müssten es schon Unternehmensberater sein, die mit 160 Tagen p.a. rechnen …. Aber vielen Dank für den Tip: Ich werde bei meiner Bank mal beim nächsten Firmenkredit über die Anzahl zugrundegelegter Tage pro Jahr eine Diskussion anfangen …@Anton Missgunst:
Dem LH ist als Journalist sicher mit Nachsicht zu begegnen, nicht aber seinen Freunden, die ihn auf diese „Unwucht“ hätten aufmerksam machen müssen und auch nicht den anderen 20 Kommentatoren vor mir, die nicht einmal in einem Nebensatz diesen kleinen Fehler erwähnt haben. Ein Indiz eben, dass in der Szene die eigentlich elementar nötige Kernvoraussetzung für alle Führungskräfte fehlt: Kopfrechnen
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Wergen & Partner wurden bereits vor gut sechs Monaten akquiriert und nicht erst kürzlich:
http://www.finews.ch/news/banken/26081-wmpartners-wergen-fusion-julius-baer
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Ja, aber die Party fand erst vor einem Monat statt. So langsam arbeitete eben die WMP.
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Ich habe schon lange nicht mehr so einen schlecht recherchierten Artikel wie diesen gelesen. Voller Fehler und Falschheiten. Da ist die „Daily News“ ja nichts dagegen!
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Was stimmt denn nicht? Klären Sie uns bitte auf!
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Lieber ein Ende mit Schrecken als ein Schrecken ohne Ende.
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Als ehemalige Kundin von WMPartners kann ich bestätigen, dass da sehr junge, unerfahrene Berater am Werk waren. Zum Teil herrschte ein sehr unfreundlicher Umgangston und man hatte als Kunde nicht das Gefühl willkommen zu sein. Der Druck der auf Herrn Aegerter lastete konnte man regelrecht spüren. Hoffen wir, dass er seine Berufung findet. Evtl. wäre ein Wechsel ausserhalb der Branche angesagt.
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Na ja, Dani Aegerter war eigentlich immer fehl am Platz (Bankbranche) und ein Wechsel hätte ihm, seinen Unterstellten und den Kunden auch vor 20 Jahren schon gut getan…
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Dass die Haudegen Leimer und Meier gross Kasse gemacht haben und am Scherbenhaufen einen grossen Anteil haben wird mit keinem Wort erwähnt!
Sorglos -
Hoffentlich bleibt einem nun der Anblick des ewig-gehetzten Dani Aegerter im Stechschritt mit seiner Aktentasche in der Zürcher Innenstadt erspart…!
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Guguselis mit dem Geld anderer!!! No Skin in the Game! – Verkehrte Welt, wo sich Würstchen und Dünnbrettbohrer als grossartige „Führungskräfte“ darstellen können. Eine Welt, wo die USA mit nicht rückzahlfähigen 20 Trillionen alleine Staatsschulden (= 110% des BSP) mit AA+ bewertet und Russland mit einer Staatsschuld von 18% des BSP hingegen als beinahe „Junk“ eingestuft werden…,
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Potus fan?
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20 trillions USD sind „nur“ 20 Billionen. Nur so nebenbei..
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Wer ist dafür verantwortlich – der CEO Collardi, er schwatzt zuviel, trifft während des Golfunterrichts vor Schwatzen nicht einmal den Golfball richtig, alles die gleichen hochgesteilten mit Streifanzügen bekleckerten Blendern, die sich die Tasche füllen lassen, sehr viele parallelen zum Sacko-Blender vom PB Chef Zürich der Notenstein.
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Ihre persönliche Abneigung gegen den „Sacko-Blender“ kommt langsam einer peinlichen Vendetta gleich, welche regelmässige IP Leser nur noch langweilt.
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Also so schlecht wie der Sakko-Blender ist Collardi nicht, da tun sie Collardi unrecht.
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Heul‘ leise, Chantal!
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Ja, die Bären. Die wissen, wie man mit Geld umgeht.
Ich erinnere mich nicht mehr an alle Details, aber ich meine, dass Julius Bär schon vor 10 Jahren einen ähnlich hohen Betrag verbrannt hat. Mit dem Versuch ein neues Core Banking System einzuführen (den Namen nenne ich jetzt mal nicht ;-)). Und erst 5 vor 12 haben sie (u.a.) gemerkt, dass sich die damaligen Neu-Akquisitionen nicht an das System anbinden lassen. Zumindest nicht so, wie sie es sich gedacht haben. Also wurde das Projekt gestoppt.
Auch die überteuerte Akquisition von Merrill Lynch hatte einen gewissen Beigeschmack. Und von GAM möchte ich gar nicht erst reden.
Aber wenn interessiert es. Bezahlt wird ja mit dem Geld der Anderen.
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Nennen wir das Kind beim Namen: Es war Avaloq.
Eine weitere fast schon vergessene Pleite von FF („100 % success rate“, „survival of the fittest“….).
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„Gewinnsituation für alle Beteiligten“
Jürgen Schrempp
* 15. September 1944 † -
Auch diese kleine Episode wird Boris und seine zweifelhafte Entourage nicht ernsthaft in Bedrägnis bringen – let’s face it.
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Fluechten die star berater etwa zu efg oder sogar cs?
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Gleich 2 optimale Lösungen… da wäre ja allen „Beteiligten“ gedient… und sowohl bei EFG wie CS sind die Jobs ja auf alle Ewigkeit sicher…
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Auch diese kleine Episode wird Boris und seine zweifelhafte Entourage nicht ernsthaft in Bedrägnis bringen – let's face it.
Ja, die Bären. Die wissen, wie man mit Geld umgeht. Ich erinnere mich nicht mehr an alle Details, aber ich…
Ihre persönliche Abneigung gegen den "Sacko-Blender" kommt langsam einer peinlichen Vendetta gleich, welche regelmässige IP Leser nur noch langweilt.