Eine 18-jährige Fahrerin verstarb an der Rad-WM von Zürich. Dass immer noch keine verantwortliche Person Auskunft gibt, was genau passiert ist, kann kaum mit Amtsgeheimnis und der laufenden Untersuchung begründet werden.
Es handelt sich hierbei nicht um einen Kriminalfall, sondern mutmasslich um einen schweren Unfall bei einer Sportveranstaltung.
Zudem bleibt bis jetzt unwidersprochen, dass die verunfallte Person möglicherweise eine Stunde oder deutlich länger unentdeckt am Strassenrand im Gebüsch lag.
Selbstverständlich muss man zuerst die Umstände dieses tragischen Vorkommnisses genau analysieren und auch mögliche Ursachen evaluieren, bevor man Stellung nimmt.
Aber ein Debriefing mit einer ersten Stellungnahme mit gewissen Details sollte bei einem hochprofessionellen Sportereignis innerhalb von 24 Stunden möglich sein.
Mehr als zwei Tage sind seit dem schweren Unfall vergangen, und es liegen weiterhin lediglich rudimentäre Informationen vor. Dass dies zu Spekulationen führt, kann niemand überraschen.
Vor allem aber lässt das lange Schweigen der Organisatoren des Grossanlasses schon jetzt ein mögliches signifikantes Sicherheitsproblem erahnen.
Einerseits erfolgte ein extremer Aufwand, um die Rad-WM mitten in Zürich stattfinden zu lassen, andererseits scheinen Streckenabschnitte überhaupt nicht kontrolliert worden zu sein.
Das heisst: Die einzelnen Teilnehmer sind nicht kontinuierlich beobachtet worden.
„Blinde“ Flecken auf der Rennstrecke, bei denen keiner die Fahrer beobachtete. Wenn dort einer komplett verschwand, merkte das niemand.
Es soll GPS-Tracker in den Rädern geben, doch ob diese spezifisch zur Sicherheit dienen oder vielmehr als Diebstahlschutz, ist unklar.
Letztendlich müsste sowohl beim Fahrer als auch am Rad ein GPS-Tracker vorhanden sein, der während des Rennverlaufs kontinuierlich Rückmeldungen gibt.
Mittls KI-gesteuerter Funktionen könnten die eingehenden Daten in einem Kontrollzentrum der Rennleitung effizient im Auge behalten werden.
Würden sich Fahrer und Rad örtlich trennen oder über einen gewissen Zeitraum nicht mehr bewegen, schlüge das System an.
Solche Überwachungen liessen Unfälle exakt nachzeichnen; insbesondere aber könnten die Zuständigen sofort Rettungsalarm auslösen, falls nötig.
Im Militär und der Traumaversorgung spricht man von der „Golden Hour“. Der Begriff stammt von R Adams Cowley, einem US-Militär-Chirurgen und Gründer des legendären Baltimore Shock Trauma Center.
Cowley zeigte 1975 die Bedeutung von Behandlungen von Unfällen innerhalb der ersten „goldenen Stunde“ und die damit deutlich verbesserte Überlebenschance auf.
Selbst wenn die Zeitfenster heute aufgrund innovativer Technologien differenziert zu betrachten sind, zeigt die „Golden Hour“-Theorie immer noch die enorme Wichtigkeit des Faktors Zeit.
Jede gewonnene Minute erhöht die Überlebenschancen bei schweren Unfällen, jede verspielte Minute verkleinert sie.
Das führt zur Maxime, dass die Einsatzzeiten bei schweren Unfällen so kurz wie möglich zu halten sind.
Durch ein gesichertes Rufsystem und durch das schnellstmögliche Eintreffen des Rettungsteams am Unfallort, wo nicht Therapie gefragt ist, sondern rasche Stabilisierung des verletzten Patienten.
Damit man diesen sicher und schnell zum nächstgelegenen Spital transportieren kann.
Bei einem professionellen Radsport-Event sind die Teilnehmer, abgesehen vom Helm, ungeschützt mit sehr hohen Geschwindigkeiten unterwegs.
Genau bei so einem Anlass ist es essentiell, mit verschiedenen Technologien und genug Personal die Rennstrecke weitgehend lückenlos beobachten zu können.
Es geht darum, jederzeit zu wissen, wo sich die Fahrer befinden. Danach braucht es definierte Konzepte, welches Rettungsteam im Notfall wohin gelangt und wie lange es dafür braucht.
Wenn sich dann ein Unfall ereignet, sind nicht nur standardisierte und sofortige Rettungsmassnahmen möglich, sondern diese wären auch klar dokumentiert.
Es bleibt zu hoffen, dass der Tod der jungen Sportlerin nicht umsonst war und Radsport-Anlässe in Zukunft sicherer werden.
Der tragische Fall sollte auch allen klarmachen, dass adäquate und vorausschauende Notfall-Massnahmen ein „Must“ sind – gerade auch unter Nutzung neuester Technologien.
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