Daniel M. wurde letzte Woche in Frankfurt verhaftet, dem Generalbundesanwalt im Hessen-Hauptort Wiesbaden vorgeführt und in einem Gefängnis in Mannheim versorgt.
Dem 54-Jährigen drohen 5 Jahre Haft wegen Spionage gegen Deutschland für eine „fremde Macht“. Die Schweiz.
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Der Fall von Daniel M. ist auch ein Fall UBS. M. war bis 2010 Direktor im Sicherheitsdienst der Grossbank.
Diese hat zwar nie die Peinlichkeit von Erzrivalin CS erlebt, bei der letzten Freitag Greenpeace die Aktionärsversammlung stürmen konnte.
Dafür tummeln sich im UBS-Sicherheitsdienst Leute, die eine Stimmung von Krimi und Verfolgungswahn schaffen.
Viele wähnen sich in einem Echtzeit-Thriller, bei dem es darum geht, gefährliche Mächte und Mitarbeiter auszuschalten.
Dafür ist ihnen fast jedes Mittel recht. Sie nutzen ihre umfassenden Autorisierungsrechte, um ihre Nase in Daten zu stecken, die sie nichts angehen.
Das beginnt beim Einblick in die Mitarbeiterkonten der UBS und hört auf beim Führen einer Datenbank, auf der von potenziellen Widersachern alles Greifbare gesammelt wird.
GTS, das Global Tracking System der UBS. Dort finden sich nicht nur umfassende Einträge über UBS-Banker, neue Mitarbeiter oder Kunden, die ein Risiko bedeuten könnten.
Sondern auf GTS sind auch weitreichende Angaben gespeichert über Aktionäre, die sich getrauen, der UBS-Führung die Meinung zu sagen, oder Journalisten, die Ungereimtes aufdecken.
GTS ist nur ein Teil des Sicherheitsdienstes. Der andere ist die Sicherheit der obersten UBS-Köpfe. Dort war Daniel M. aktiv.
M. rapportierte an die Chefs des Sicherheitsdienstes, wo Ex-Polizisten das Sagen haben, die den Kampf, den sie früher im Auftrag des Staates gegen das Verbrechen geführt hatten, in die Bank hineintrugen.
Daniel M. war einer von ihnen. Ein unterhaltsamer Typ, gross gewachsen, gesprächsfreudig, mit hellen blauen Augen, lauter Stimme und voll von Anekdoten.
M. hatte ursprünglich eine kaufmännische Lehre auf einem Reisebüro des TCS absolviert. Danach ging er zur Stadtpolizei Zürich, wo er die zweijährige Schulung zum Polizisten durchlief.
Parkbussen und Verkehr waren nicht seine Leidenschaft. Jedenfalls nicht der motorisierte. Eher jener zwischen Reichen, Brutalen und Banken.
Daniel M. spezialisierte sich auf das organisierte Verbrechen. Er begab sich auf gefährliche Missionen. Oft auch für die USA.
Dort absolvierte der Zürcher eine Zusatzausbildung, die FBI National Academy Quantico. Seine Einsatzgebiete waren in Lateinamerika und den Vereinigten Staaten, seine Freunde die Amis.
Um die Jahrtausendwende stiess er zur UBS in den Bereich Group Security Services, wie seine Abteilung innerhalb des Sicherheitsdienstes genau heisst.
Dort war M. dann zuständig dafür, dass den wichtigsten Figuren ganz oben nichts passierte bei deren Auftritten.
M. war damit sehr nah bei allen bekannten UBS-Spitzenleuten. Er kümmerte sich um die alte Garde, angeführt von Marcel Ospel und Peter Wuffli, später auch um die neue mit CEO Oswald Grübel am Steuer.
„Executive Protection“ hiess seine Aufgabe: Beschützung der wichtigsten UBS-Manager. In dieser Funktion war M. auch Mitglied des Global Crisis Management Teams der Grossbank.
Wenn der Multi in einen richtigen Sturm geriet, dann war M. zur Stelle.
Der Beschützer des Präsidenten. Und dessen Zöglingen.
Daniel M. kannte sie alle. Er wusste, wer die Limousinen fuhr, mit denen die UBS-Chefs am Morgen abgeholt und am Abend nach Hause oder ins Hotel gebracht wurden.
Er kannte die Stärken und Schwächen der UBS-Oberen, wusste, wer welche Leidenschaften hatte.
2010 verliess M. die UBS. Seine Ehe ging in Brüche. Er zog von zu Hause aus, nahm sich eine Wohnung. Seine zwei Kinder blieben bei der Mutter, bei der ein neuer Partner einzog.
Daniel M. wurde nun selbstständig. Das sichere Einkommen der UBS fehlte. Er nahm Aufträge an, die riskant waren.
Sein Wissen war gefragt. Das wollte er sich vergolden lassen und zeigte sich offen für alle Seiten.
Nachrichtendienst des Bundes in Bern, deutsche Privatfahnder auf der Jagd nach deutschen Steuersündern, israelische Geheimdienstler, FBI: Zu allen hatte M. Zugang, war für sie aktiv.
Das Streben nach Geld und Abenteuer rächte sich. Anfang 2015 schlug die Bundesanwaltschaft zu. Ausgestattet mit einem umfassenden Dossier der UBS, seiner Ex-Arbeitgeberin, verhaftete sie Daniel M.
Der hatte gerade viel Bargeld nach einem konspirativen Treffen im Hotel Savoy am Paradeplatz auf sich.
M. landete ein paar Wochen in Untersuchungshaft. Dann packte er aus, kooperierte mit seinen Häschern.
Doch deren Informationen landeten in Deutschland, bei den dortigen Fahndern. Die nutzten die Aussagen von M. nun, um den Schweizer Spion ihrerseits zu jagen.
Letzten Freitag ging ihnen M. ins Netz. Seine Odyssee in der schummrigen Halbwelt der Geheimdienstler kam zu einem abrupten Ende. Die UBS hatte ihren Mann den Behörden ans Messer geliefert.
Jenen Mann, der einst die Grossen der Bank beschützt hatte.
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Die beliebtesten Kommentare
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Die UBS hat auch eine spezielle Einheit die ab 22:00 in jede Schublade der Mitarbeiter gehen und alles photokopieren. Jede Notiz, private, etc.., wird mitgenommen um evtl. gegen den Mitarbeiter vorzugehen.
Also Jungs und Mädels, clean desk policy!! Sonst liegt wieder ein grüne Verwarnung auf dem Tisch!! Nur jetzt wisst ihr das wir auch viel weiter gehen als nur bisschen oberflächlich ob ihr einen sauberen Tisch habt.
Ohhhh…..fast vergessen…..Email journaling machen wir auch von jedem Mitarbeiter. Zwar „hochverboten in der Schweiz“ – ist doch egal. Gesetze sind nur für die anderen da. -
danke, anständig aufgereiht, ein Leben aus dem Suterroman..
mir fehlt der namentliche Link von der ch U-Haft nach D-Land und, so lese ich, war das ein MENSCH aus der Union Bank of Switzerland (das heute ist nicht bedeutungs- und geschichtslos!)
lese: ‚M. in Untersuchungshaft. Dann packte er aus, kooperierte mit seinen Häschern.Doch deren Informationen landeten in Deutschland, bei den dortigen Fahndern. .. Die UBS hatte ihren Mann den Behörden ans Messer geliefert.‘
der Artikel selbst ist ruhig, unaufgeregt geschrieben, hier eine Fussnote mehr ist stabiler Text!
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Wie ist die Abfolge im Alphabeth? …klmn… Hat sich der
Schreiber des Artikels vertippt? -
Da ist nicht NUR einer Unterwegs von der Schweiz. Ich glaube die UBS hat eine ARMADA von Leuten die solche Jobs machen.
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Die wirklich interessante Frage ist doch, weshalb die Bundesanwaltschaft den Deutschen Informationen über die Tätigkeit von Dani M. für den NDB weiter geleitet hat. War die BA wirklich so dumm, den eigenen Agenten im Ausland zu enttarnen oder war das Absicht?
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Erinnert mich an den Wachmann seinerzeit. Wo dieser wohl ist?
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Da hat man ein kleines Fischchen aus einem grossen Sumpf an die Oberfläche gedrängt, weil es bereits bemerkt worden war und alle stürzen sich drauf. Die Auftraggeber im Sumpf reiben sich die Hände und wissen: Der so kreierte Ablenkungs-Köder hat die gesamte Aufmerksamkeit. Niemand untersucht den Sumpf. Wir können weitermachen.
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Die Leser hier können sich gar nicht vorstellen wie tief dieser Sumpf ist und was alles für Tätigkeiten in diesem Geschäft ausgeführt werden!
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Ich war es nicht! ?
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wenn kleine Jungs Action-Held spielen wollen…
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Ich habe auch lieber grosse Mädchen!
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@Urs Niederer: ich au
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„..Daniel M. spezialisierte sich auf das organisierte Verbrechen..“
Lustig: Die UBS selbst wurde vom U.S. Department of Justice als „kriminell“ gebrandmarkt.
Siehe Google: UBS ist jetzt offiziell kriminell -
Ein schweizerischer „Tollpatsch“ erster Güte. Seine berufliche Vita (Reisebüro, Polizei, UBS, Nachrichtendienst) pflasterten dessen ungestümen Spionage-Drang. Dass solche Kreaturen, früher oder später, über die eigenen Beine stolpern ist nachvollziehbar. Der damit erzeugte Schaden ist ungleich höher als sämtliche beruflichen (Miss)-Erfolge.
UBS : Ultra Bad Story.
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Hm, das tönt jetzt so als wäre der „Tollpatsch“ der Verursacher des ganzen Sumpfes – genau wie der Wachmann damals! Somit kann man wieder auf jemanden einprügeln, ablenken und im Hintergrund die unsauberen Geschäfte und Betrügereien weiterführen. Kartellkonzerne wie die UBS werden NIEMALS freiwillig aufhören, die betrügerischen und unethischen Geschäftspraktiken zu betreiben – die lässt der Globalismus gar nicht zu!
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Super Story ?…gähn….
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Das Ganze ist ein Kollateralschaden dessen, daß schweizer Banken mit an Steuervermeidung und Schwarzgeld verdienen.
Entsprechend groß ist auch die Sorge aller entsprechenden Banken, Advocaten, Treuhänder und Staaten, die durch die kommende amerikanische Steuerreform Kunden, Mandate, Einkommen und Steueraufkommen verlieren werden.
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Räubergeschichte…
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Wenn das so stimmt wie LH schreibt, dann haben wir ja einen echten Skandal, nämlich einen Skandal UBS/NDB/BA!
Räubergeschichte...
Da hat man ein kleines Fischchen aus einem grossen Sumpf an die Oberfläche gedrängt, weil es bereits bemerkt worden war…
Ein schweizerischer "Tollpatsch" erster Güte. Seine berufliche Vita (Reisebüro, Polizei, UBS, Nachrichtendienst) pflasterten dessen ungestümen Spionage-Drang. Dass solche Kreaturen, früher…