Gestern nichts Neues: minus 4 Prozent. Einmal mehr zählte die Bär-Aktie zu den Spitzen-Verlierern an der Börse. Im ganzen 2018 gabs bisher einen Rückgang um 42 Prozent. Aktueller Wert: weniger als 34 Franken.
Damit stellt die Zürcher Privatbank selbst die gebeutelte CS in den Schatten. Der Fall der stolzen Julius Bär ist umso dramatischer, als er innert weniger Monate erfolgte.
Genauer: Seit die Bank unter neuer Führung steht. Sonnenkönig Boris Collardi ging vor 13 Monaten, die Welt schien noch in Ordnung zu sein, mit einer Aktie deutlich über 60 Franken.
Dann plötzlich gings steil bergab. Und seither ist kein Halten mehr. Jedes Mal, wenn die Börse kracht, sackt der Titel der führenden Schweizer Privatbank überproportional ab.
Die Bär, sie ist die klare Verliererin des Jahres. In einem Atemzug zu nennen mit der Implenia, welche ebenfalls scheinbar aus dem Nichts in die grosse Krise schlitterte, und der GAM, die gar ums Überleben kämpft.
Was ist passiert bei der Julius Bär? Ist es Collardi, der Aufschwung und Zukunft verkörperte und nun fehlt? Oder reichen die Probleme tiefer?
Letzteres ist der Fall. Das Top-Gespann mit Präsident Daniel Sauter und CEO Bernhard Hodler hat zum Duo Fatale mutiert. Niemand glaubt an einen Bär-Erfolg unter den Zwei.
Der Grund ist, dass sie für Vergangenes stehen. Sie machten mit bei der Bär-Bonanza unter Collardi, liessen den Italo-Schweizer gewähren. Der kaufte, was ihm vors Portemonnaie kam.
Das knappe Kapital der Bär-Bank war ihm egal. Collardi blieb auf Akquisitionstour, bis Bär den letzten Rappen ausgegeben hatte. Dann sprang er von Bord.
Das Steuer übernahm „Bernie“ Hodler. Er, der zuvor zu jedem Deal und heissen Kunden Ja und Amen gesagt hatte, sollte nun plötzlich die neue Richtung vorgeben.
Hodler war überfordert. Er wusste nicht, wohin er das Schiff führen sollte. Sein Präsident Daniel Sauter war keine Hilfe; meistens war er nicht präsent.
Help: Hodler (Bild: Bär)
Jetzt rächte sich, dass die Bär-Bank unter Collardi und mit Hodler als Risikochef nie konsequent ausgemistet hatte. Russen-Kunden, Lars Windhorst, Remo Stoffel, Venezuela- und Fifa-Korrupte: Alle hatten bei den Bären unter Collardi-Hodler Asyl gefunden.
Sie wurden nun zur Altlast, während Collardi auf- und davonflog und Bernie Hodler allein zurückblieb. Und das Kapital der Bank für Zukäufe aufgebraucht war.
Die Investoren begannen im Frühling, den Bär-Braten zu riechen. Sie schmissen ihre Papiere auf den Markt, flüchteten aus dem Titel.
Ihnen folgten die Mitarbeiter und Teamchefs, sie heuerten bei Konkurrenz-Banken an. Der grosse Aderlass könnte erst noch bevorstehen – dann nämlich, wenn Collardi von seiner neuen Pictet-Position aus richtig laut ruft.
Wer ist der neben Boris? Collardi, Sauter (Bild: Swissbanking)
Was tun? Hodler und Sauter stehen auf die Bremse. Sie tätigen Transaktionen, die den Geruch von Notverkäufen ausströmen: Exit in Italien bei der unter Collardi erworbenen Kairos Finanzboutique, Rückzug aus Holland.
Schon zuvor hatten Hodler-Sauter Büros verriegelt, so in Panama, wo sich die Bären abmeldeten und den traditionellen Ableger dichtmachten. Mit der Schliessung war auch ein Ende der Geschäfte in Venezuela und anderen einst von Collardi lancierten Lateinamerika-Märkten verbunden.
Abbau an allen Ecken und Enden – so das Motto der erst kurzen Amtszeit von CEO Hodler unter einem Präsidenten, der soeben verkündete, dass er über das statutarische Ende seiner Ära hinaus auf dem Thron verbleiben möchte.
Was er dort zusammen mit seinem Bankleiter unternehmen möchte, bleibt nebulös. Derweil sinkt die Bär-Aktie weiter: ein Absturz wie aus dem Bilderbuch mit einem Ex-Chef, der längst von Bord ist. Und nun vom gegenüber liegenden Haus aus nochmals zuschlagen will.
Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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GAM ist noch das grössere Trauerspiel, die könnte doch Collardi im Nebenamt locker in den Konkurs treiben.
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Wundern tuts ja niemand, oder?
Die Bank liquidieren ist die einzige Lösung…… -
Die Probleme bei Bär liegen tiefer – im Klartext eine oder zwei Stufen tiefer; nicht bei Bernhard Hodler, sondern bei der Blutsauger Kaste. Damit meine ich die vielen überflüssigen MDs. Diese sitzen im wahrsten Sinne des Wortes meistens herum und lassen die Arbeit von den Untergebenen erledigen. Verantwortung wird ebenfalls soweit als möglich nach unten delegiert – und läuft dann mal was schief, sind so die Schuldigen schnell gefunden.
Die Digitalisierung wäre eigentlich gut aufgegleist, wird aber durch diese Stock konservativen und rückständigen Damen und Herren laufend sabotiert. Dazu fehlt eine klare Strategie, lieber versteckt man sich und sucht 10’000 Gründe etwas nicht zu tun – anstatt vorwärts zu machen. Das Potential ist da, wird aber überhaupt nicht ausgenutzt.
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Wissend, dass zu Collardi’s Zeiten einige strategische Initiativen (Märkte sowie Digitalisierung) auf den Weg gebracht wurden, war es umso erschreckender, dass diese grösstenteils ‘on hold’ oder ganz gestoppt wurden.
Damals sagte man noch, dass es spätestens mit dem neuen CEO weiter gehen wird. Das machte auch absolut Sinn, da der neue CEO seine eigene Handschrift zeigen sollte.
Aber als es nun Hodler über den InterimCEO hinaus geschafft hat und er auch noch intern war / ist, ist es umso überraschender, dass diese strategischen Themen immer noch nicht mit dem positiven Spirit weitergeführt wurden und neue Initiativen in Richtung Wachstum und Digitalisierung nahezu nicht lanciert werden.
Folglich – woher soll es kommen? Man ist da absolut beratungsresistent und intern ist aus den kurzen Entscheidungswegen reine Bürokratie geworden mit einem AR, der meiner Ansicht nach es nicht versteht, wie das PB der Zukunft gestaltet werden muss.
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Erinnert irgendwie an Nobel Biocare nach dem Abgang von Heliane Canepa oder die Deutsche Bank nach dem Abgang von Josef Ackermann. Aufgeblasener Aktienkurs mit dem die Unternehmung jahrelang zu kämpfen hatte, total verstimmte Geschäftsleitung (freundlich formuliert), jahrelang schön geredete Tatsachen die nicht wirklich der Realität entsprachen eines vermeidlich charismatischen CEO’s. Joe hat es sich selbst mit seiner Duzfreundin Angela und damit dem politischen Deutschland auf ganzer Linie verscherzt. Undenkbar in der politischen Schweiz.
Es wird auch 2019 so sein, wenn man die ungeschönten Fakten bis Wahrheit über die Wirtschaft der Schweiz erfahren will, muss man Inside Paradeplatz lesen. Lukas Hässig; ich wünsche Ihnen än guätä Rutsch und Happy New Year!
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Das ist ein bekanntes Muster bei Unternehmen, die „künstlich“ hochgejubelt wurden, riskante Unternehmenszukäufe machten, jeden Kunden akzeptierten solange der Kunde Geld bringt usw. Die Führung hat einfach vergessen, dass nur das organische Wachstum das langfristige Ueberleben eines Unternehmens gewährleisten kann. Es würde mich nicht wundern, wenn die Zahlen in den letzten Jahren geschönigt waren usw.! Der Bär hat ja an jedem schmutzigen Honigtopf sich gütlich getan. Eine tickende Zeitbombe, was da abläuft. Es würde Expertenwissen brauchen, um diese Zeitbombe zu entschärfen, die offensichtlich bei diesem Führungsduo nicht vorhanden ist. Der Markt zeigt es ja deutlich! Viel Glück auf der sinkenden Bär-tantic!
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Jaa gäll Ruedi, da kannst Du Dich wieder bei den Kommentarschreibern anbiedern. Du hast es ja immer gesagt und alles kommen sehen. NUR: ich will von Dir nichts mehr hören. Wo hast Du denn Deine Abfindung investiert? Du bist nicht mal ein whistle-blower.
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Danke für die Blumen an Unbekannt und den „Ruedi-Kommentar“. Es ist schön zu lesen, dass ich immer noch „gewisse Geister“ befruchte und persönliche Kommentare zu meiner Person bewirke! Danke!
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Das Desaster-Duo folgt dem zuvor geflüchteten Desaster-Collardi. DER wusste, warum er möglichst rasch das Weite zu suchen hatte. Fazit: Die Pleite steht in Aussicht. Was ist da schon zu erwarten? Finanz-Nieten, die nichts von Finanzwirtschaft verstehen, dafür um so mehr im Blendertum zuhause sind, stürzen alles in den Ruin. Und die FINMA schaut ruhig zu. Das nennt sich Bankbeaufsichtigung.
Da kann man ja getrost zuschauen, wohin die anderen Gross-Banken steuern. Keine guten Aussichten!
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Auf grosse Kraft/Power folgt „KEINE“ Verantwortung… Leider ist es so…. Niemand wird zur Rechenschaft gezogen von den „Chefs“… Man müsste alle bis auf’s letzte Hemd verklagen!!!
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Nimmt mich Wunder, was er in der neuen Firma alles anrichtet. Noch das grössere Desaster.
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Mit gefühgigen Geldwäscherei-Chef Martin Eichmann hat auch Hodler jemanden, der sicher nicht aufmuckt…hallo FINMA??
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auch etwas schwierig geworden,
als privatbank noch geld zu verdienen,
ausserhalb von geldwäsche und steuervermeidung.
bleibt nur noch casino spielen an den börsen.-
Dann sollten es doch die Bänker mal mit ehrlicher Arbeit versuchen!
Es ist keine Entschuldigung kriminell zu werden.
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Der Typus Präsidentschaft in der Art von Urs Rohner und Daniel Sauter ist vorbei. Scheinen meilenweit vom realen Geschehen entfernt zu sein. Überfordert dazu. Stattdessen halten diese (insbesondere U.R.) regelmässig ihre grossspurigen Durchhalteparolen aus dem tiefen Sumpf durch. Rezepte gibt es schlichtwegs keine in diesen Geldvernichtungsmaschinen, weil diese Schweizer Grossbanken quasi wertlos geworden sind ohne Bankgeheimnis.
Auch Axel Weber mit seinen CHF 6.4 Mio/annual scheint sich bloss auf den Altenteil in der Schweiz zu freuen ev. als Schweizer Bürger in wenigen Jahren.
Highlight war das Interview im Tages-Anzeiger mit dem früheren SNB-Präsident Philipp Hildebrand am vergangenen 26.Dezember 2018. Gleich drei Journalisten haben den klugen Hildebrand mit ebenso klugen Fragen bombardiert.
Selbst wenn Hildebrand in seinem Leben bloss Investment-Modelle bewirtschaftet hat, so wäre er als intelligenter Wirtschaftsminister mit analytischer Klarsicht eine Bereicherung für ein Exekutivamt; entweder im Bundesrat oder einer der Grossbanken.
Christoph Blocher könnte ob dieser Idee noch lange abfällig mit Hohn und Spott frotzeln………
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Hildebrand? Der mit dem Insiderhandel?
Wohl ein schlechter Witz! -
Dieses Interview mit Philipp Hildebrand eine Bereicherung der Sonderklasse. Hier hat der Tages-Anzeiger wieder einmal wirklich gepunktet.
Aufschlussreich auch der Substanzunterschied zum vergleichbaren PR-Interview von Urs Rohner im Sonntags-Blick.
Beschämend und fantasielos. Kurzum, nicht würdig für einen hochbezahlten Exekutive.
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Sein Verdienst als Bundesrat wohl zu gering für seine jetzigen Ansprüche.
Denke allerdings schon, dass Hildebrand dem “I can English understand but…” – Bundesrat Guy Parmelin im WBF-Departement in analytischer- und sprachlicher Hinsicht weit überlegen wäre.
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Hildebrand gehört wegen Insiderhandel angezeigt.
Er hat jahrzehntelang für die korrupte Finanzbranche gearbeitet, diese System mitgetragen und selber einkassiert. Wenn er sich nun als Kritiker verkaufen möchte, ist er einfach unglaubwürdig. -
@Insider Hildebrand
@BüezerEine totale Unsensibilität seiner damaligen Frau im Galeristen-business. Bei dieser US$ 500000.- Frage hat er sich damals plausibel erklären können, und die „Weltwoche“ konnte ihm nichts nachweisen. Aus moralischer Sichtweise mag es gar richtig sein, dass Hildebrand damals den Rücktritt als Nationalbankpräsident eingereicht hatte.
Interessant allerdings, dass der damalige allmächtige Chef der UBS namens Marcel Ospel sich bis heute keinerlei Verfehlungen bewusst ist. Er machte damals aus dem grundsoliden Bankinstitut eine global führende Zocker-Zentrale und diese endete mit dem Finanzcrash 2008.
Mit Erstaunen musste die Schweizer Bevölkerung davon Kenntnis nehmen, dass Herrn Ospel strafrechtlich nichts vorgeworfen werden konnte……………Wer’s glaubt wird selig.
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Tja, wäreich aus ner adeligen Mulliardärs-Familie und hätte auch vor der SNB-Wahl wöchentlich mit Alan Greenspan telefoniert, wäre ich möglicherweise auch der Präsident der schweizer Verschuldungs- und Versklavungs-Maschinerie geworden.
Von den abgestürzten Frazebook Aktien (und dem restl. SCHROTT) auf Kosten der Schweizer Steuerzahlenden-Bevölkerung, vermag kein Professor den Verlust übernehmen.
Oder irgendein intellektueller Bewunderer hier das Rückgrat dazu???
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BC hat wie damals die Swissair nur zweitklassige Firmen zugekauft. Leider lernen wir null und nichts aus Fehlern der Vergangenheit. Es gibt nur noch wenige Banken, welche nicht von Selbstdarsteller und Schwätzer geführt werden mit einem Ziel, die eigenen Taschen zu füllen, bis sie enttarnt werden.
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Bei Beachtung der 200-Tage-Linien-Strategie / GD 200 gelang der Ausstieg im März oder spätestens im Juni 2018 bei Kursen um EUR 50,00:
https://www.boerse.de/aktien/Julius-Baer-Gruppe-Aktie/CH0102484968
So kompliziert ist das gar nicht.
Nur REGELMÆSSIGE Kontrollarbeit!
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„Alles hatte bei den Bären unter Collardi-Hodler Asyl gefunden.“
Wo ist eigentlich der Chef der Asylanten-Aufsicht, aka „Mark Branson“?
Ist er beim Zahnarzt, um die Beisshemmung zu beheben? Oder liest er in klösterlicher Einsamkeit den Bestseller „Strafzettel-Ausfüllen für Dummies“? Oder ist er „allein zu Hause“, oder endlich „auf und davon“?
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Reclaim der Boni bei Collardi! Er wurde ja wie ein Grossunternehmer vergoldet und kann jetzt, nachdem sein gebauter Mist zu miefen beginnt, wie ein Dieb mit der Beute abschleichen? Geht gar nicht.
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doch es geht! willkommen in der perfekten schweiz…
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Ganz natürlicher Vorgang, nicht mehr und nicht weniger. Eine „Institution“ welche durch Grössewahn, Ignoranz und Blendertum aufgebläht wurde fällt unweigerlich zusammen wenn die Nadel in den Ballon sticht. Die Nadel war der Abgang von Collardi. Die Bank hat nur prosperiert so lange ein auf weiten Strecken unseriöses ‚Geschäftsgebaren’ funktionierte. Man nennt dies falsche Signale setzen! Den Nachfolgern bleibt nichts anderes als forsches skelettieren.
Reclaim der Boni bei Collardi! Er wurde ja wie ein Grossunternehmer vergoldet und kann jetzt, nachdem sein gebauter Mist zu…
Der Typus Präsidentschaft in der Art von Urs Rohner und Daniel Sauter ist vorbei. Scheinen meilenweit vom realen Geschehen entfernt…
BC hat wie damals die Swissair nur zweitklassige Firmen zugekauft. Leider lernen wir null und nichts aus Fehlern der Vergangenheit.…