Helvetia-CEO Philipp Gmür gibt sich rundum happy. „Wir freuen uns über das breit abgestützte Wachstum und den robusten Gewinn“, lässt sich der Spitzenmanager in der heutigen Mitteilung des Versicherungskonzerns zum ersten Halbjahr zitieren.
Plus 21 Prozent beim Geschäftsvolumen, gar plus 31 Prozent im Nicht-Leben-Geschäft, getrieben durch einen Zukauf in Spanien. Fantastico.
Hinter der glänzenden Fassade zeigt sich noch ein anderes Bild – eines, das die 4’000 Helvetia-Mitarbeiter in der Schweiz beschäftigt.
Die Rede ist von einem Abbau. 140 Jobs gehen netto verloren, dies im Rahmen eines Sparprogramms mit dem Titel 20.25.
Offiziell handelt es sich um die neue Strategie der Helvetia, welche Gmür und seine Truppe bereits im Frühling vorgestellt hatten und mit dem die Gruppe bis 2025 total 100 Millionen an Ausgaben einsparen will.
„Dies geschieht hauptsächlich durch eine Reduktion der Sachkosten“, meinte ein Sprecher der Helvetia gestern Abend auf eine Anfrage.
„Zudem werden in der Schweiz bis Ende 2022 rund 140 Stellen reduziert werden, was rund 3.5 Prozent des gesamten Personalbestands (in der Schweiz) entspricht.“
Dann hält er fest: „Wenn möglich soll dies über natürliche Fluktuation, Pensionierungen und reduzierte Stellennachbesetzung geschehen. Es lässt sich noch nicht beziffern, wie viele Arbeitgeberkündigungen es geben wird.“
Laut einer Quelle sollen bereits Kündigungen erfolgt sein. Diese träfen auch Mitarbeiter über 50 Jahre, die ihr ganzes Berufsleben bei der Helvetia verbracht hätten.
Tatsächlich sind bei der Helvetia alle Alters- und Mitarbeiter-Kategorien gleich in Gefahr, wenn es zu Entlassungen kommen sollte.
„Wenn neben natürlicher Fluktuation, Pensionierungen und reduzierte Stellennachbesetzungen auch Kündigungen ausgesprochen werden müssen, unterscheiden wir nicht nach Alter“, sagt der Sprecher.
„In jedem Fall wird der Stellenabbau fair und sozialverträglich unter Anwendung eines Sozialplans und Massnahmen wie Outplacement, Ausbildungen etc. umgesetzt.“
Die UBS betonte bei ähnlichen Gelegenheiten, dass ab 58 die Mitarbeiter nicht mehr einfach so auf der Strasse landen würden. In dieser Alterskategorie offeriert die führende Bank grosszügige Frühpensionierungen.
Umgekehrt heisst das für die 50- bis 58jährigen, dass sie zu jener Gruppe zählen, bei der die Entlassenen im schlimmsten Fall auf dem RAV landen.
Die Helvetia macht nun klar, dass bei ihr alle Angestellten gleich behandelt würden. Es gebe keine Gruppe, die aufgrund eines Merkmals vor dem Stellenverlust geschützt wäre.
CEO Gmür hatte vor Jahresfrist einen tiefen Taucher zu vermelden. Seine Helvetia lag komplett daneben mit ihren Investments rund um den Covid-Ausbruch.
In St.Gallen hatte man zur Unzeit Positionen aufgelöst und sah sich danach gezwungen, bei hohen Preisen wieder zu investieren.
Hinzu kam eine Grosspleite mit einem Informatik-Vorhaben. Dieses landete auf dem Schrottplatz und sorgte für einen happigen Abschreiber.
Umso glänzender erscheint nun das erste Halbjahr 2021, dabei war es nicht zuletzt von den freundlichen Börsen befeuert.
„Das IFRS-Ergebnis nach Steuern erhöhte sich im ersten Halbjahr 2021 auf CHF 262.4 Mio. (1. Halbjahr 2020: CHF -16.9 Mio.)“, hält die Helvetia in ihrem Ad-hoc-Communique von diesem Morgen fest.
„Ein wesentlicher Treiber der Verbesserung waren stärkere Anlageergebnisse, die von der guten Performance der Aktienmärkte im ersten Halbjahr 2021 profitierten.“
Zudem habe sich der „Kauf von Caser“, der spanischen Versicherung, bezahlt gemacht. „Die per Mitte 2020 übernommene spanische Versicherungsgesellschaft leistete einen Beitrag von CHF 32.1 Mio. zum Halbjahresergebnis.“
Die Frage stellt sich: Wie viel eigene Leistung steckt hinter dem fulminanten Plus der Helvetia-Gruppe?
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04.03.2022
Helvetia Versicherungen: Dr. Thomas Schmuckli als VR-Präsident vorgesehen
Nach den positiven Erfahrungen mit einem anderen Compliance-affinen Banker namens Pierin Vincenz als VR-Präsident, holt sich Helvetia nun erneut einen Compliance-Profi an die Spitze.Gemäss Mitteilung von Helvetia hat Dr. Thomas Schmuckli „… von 1993 bis 2013 in verschiedenen Führungsfunktionen im Bereich General Counsel der Credit Suisse Group gearbeitet“. General Counsel ist eine Compliance-Einheit der CS: https://www.credit-suisse.com/careers/de/teams/risk-legal-compliance.html
Mit 20 Jahren Erfahrung/(Mit-)Verantwortung in der Zeitperiode 1993 – 2013, dürfte Dr. Schmuckli tatsächlich die notwenige Erfahrung haben. Hier die Compliance-highlights der CS von 1993 bis 2013 (teils Abschluss der Affären später):
– Geldwäschereiverdacht 2004 – 2008, Anklage Bundesanwaltschaft 2020
– 2010/12 Steuerhinterziehungen DE-Kunden
– 2014 Abschluss Rechtsstreit USA Hypo-Banken Fannie Mae + Freddie Mac / $ 900 Mio Busse
– 2014 Abschluss Steuerstreit USA / $ 2,8 Mrd Busse
– 2016 Abschluss Rechtsstreit US-Hypo-Skandal / $ 5,3 Mrd (ca. ½ Busse, ½ Entschädigungen)
Aber zumindest ergab sich aus den Erfahrungen ein nachhaltiger (Compliance-) Lerneffekt bei der CS mit neuen highlights:
– Greensill
– Archegos
– Mosambik
– Geldwäsche bulgarischer Kokainhandelsring
– Panama Papers
– Pandora Papers
– Suisse Secrets
Wir wünschen Dr. Schmuckli etwas mehr Erfolg mit Compliance bei Helvetia – zumindest kennt er die Firma bereits seit 2018. Und der Helvetia wünschen wir keinen erneuten Imageverlust mit einem weiteren Banker an der Firmenspitze. -
Heute habe ich mich entschieden, die Sparbemühungen von Hrn. Gmür zu unterstützen! Gerne leiste ich dazu meinen Beitrag und habe die Versicherung gekündigt. Somit fallen mindestens die Portokosten für die jährliche Rechung an mich schon mal weg….
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Der nachfolgende Satz ist glatt gelogen! „Wenn möglich soll dies über natürliche Fluktuation, Pensionierungen und reduzierte Stellennachbesetzung geschehen.“
Aus erster Quelle kann man ziemlich einfach erfahren, dass bei Helvetia vieles willkürlich zu und her geht… -
Tja die können die ja zu Moneyschrott abschieben… die suchen Händeringend nach Personal und können die Stellen nicht besetzen eventuell ist einer froh er kann das gnadenbrot dort geniessen, ist ja auch schon fast ein Gnadenhof der Verein da
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Es überrascht mich nicht, dass im Heimmarkt der Helvetia abgebaut wird. Überrascht wurde ich nur über den Moment. Sie hätten es besser im Frühjahr kommuniziert – da waren die Zahlen misserabel.
Viele Jahre waren die Margen, die durch die treuen Kunden finanziert werden, hoch und konnten eine träge Organisation finanzieren. Nun wird die Konkurrenz immer grösser und die Margen tiefer. Da werden noch weitere Stellen abgebaut. Leider wissen wir alle Stellen betroffen sein werden. -
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Da finde ich die UBS für einmal besser als die Helvetia, Frühpensionierungen sind auch für die Mitarbeiter eine gute Lösung.
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Nichts Frühpensionierungen bei der UBS – da waren auch Mitarbeiter zwischen 40-50 Jahren betroffen auf Direktionsebene. 140 Mitarbeiter bei der Helvetia bis Ende 2025 – das ist doch kein Massenabbau!
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Ja, die Gmürs gehen halt auch übber Leichen (Entlassungen) 💩
Wer mehr über die Familie erfahren möchte, kann ja nach seinem Bruder dem Bischof „Dr.“ Gmür suchen.
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@Gümli, persönliche Abrechnung? Sehr billig und peinlich. Aber so ist das mit Neidern
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Die aktuelle Geldpolitik der Notenbanken und deren Auswirkungen auf die Finanz- und Immobilienmärkte schanzt zurzeit der Finanzindustrie relativ fette (Buch)Gewinne zu.
Da dies kaum ewig so weitergehen kann, gilt daher immer noch „Gouverner, c‘est prévoir“.
Man kann hoffen, das dies eine helveti(a)sche Tugend bleibt.
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Da gehen die vermeintlichen Freiheitskämpfer wegen Einschränkung der persönlichen Freiheit auf die Strasse, weil eine Pandemie entsprechende Massnahmen (Impfen, Maskenpflicht, Abstand) fordert und vergessen, dass ihre tatsächliche Freiheit von schleichenden Massenentlassungen in diversen Branchen, permanente Reduktion der Altersrenten (Altersarmut) und Sozialleistungen, Explosion der Mietkosten, höchst gefährdet ist. Wenn es keinen Franken mehr im Geldsäckel gibt, schaut die Freiheit plötzlich anders aus. Geht auf die Strasse für den Wohlstand der Zukunft, für ein sorgenfreies Leben im Alter der heutigen Jugend – nur dafür lohnt es sich zu kämpfen, damit man auch in Zukunft die Freiheit hat sorgenfrei zu leben. So geht das!!
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Die Patria war eine hervorragende Versicherung, entwickelte sich dann immer abwärts…..leider bis zur heutigen Helvetia……..
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abwärts zur heutigen Helvetia? ist immer noch Top 3 Versicherer in der Schweiz und eine SCHWEIZER VERSICHERUNG – Wo bist du denn versichert bei der AXA? Generali ?
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@honigliebe Top3 heisst nicht ein guter Arbeitgeber zu sein. Dies war die Patria mit vielen Behinderten usw. Dann kam Helvetia und diese Stellen wurden als erstes abgebaut.
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@ Honigdieb: Grösse sagt nichts über Sozialkompetenz und Fürsorgepflicht gegenüber Mitarbeitenden aus.
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Schweizer Versicherung ? Chaser ? Deutschland Östreich ? moneygeil ? Also manche machen das Maul auf ohne zu studieren, war das nicht die Superversicherung die den schweizer Gastronomen so geosszügig NICHTs bezahlt hat
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….Alle würden gleich behandelt, erklärt Helvetia.
Ja dann müssten auch alle Angestellten entlassen werden, auch der CEO-Gmür !
Nur dann werden alle gleich behandelt !
Ist Helvetia auch so eine Covid-Zertifikats- Erpresser.- und Nötigungsunternehmen wie einige andere?
Wahrscheinlich schmeisst man gleich mal die raus, die kein Covid-Zertifikat bringen.Dies bedeutet: Gleich mal alle Versicherungen bei Helvetia kündigen!
Covid-Zertifikatsgeile Unternehmen müssen sofort bestraft werden!
Wozu sollte man bei Helvetia Versicherungen abschliessen. Braucht doch Niemand.
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da sind sie wieder die frustrierten und machtlosen Impfgegner.
Nein – Helvetia ist kein COVID Zertifikats Erpresser. -
@ Honigdieb: Wo haben sie den Dich rausgelassen?
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Ja, das wird im Oktober sicher so weit kommen. Der peinliche Auftritt der Frau Gmür bei Arena mit unserem Bundesrat Alain Berset zeigt so einiges auf…
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„Einfach klar“ – ganz konform mit ihrem Brand Claim hat man ganz offensichtlich bei dieser Firma nicht viel Zeit für eine altersdifferenzierte Vorgehensweise beim Stellenabbau investiert.
Vielleicht auch eine Folge von „einfachen“ Gemütern mit „einfachem“ Intellekt im Top Management?
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Bei den Versicherungen zählt nur der Cash, der Mitarbeiter – auch wenn er stets loyal war – ist in deren Augen nichts wert. Man predigt social responsibility und macht bewusst das Gegenteil.
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Genau das ist das Problem. Bei der Zurich Insurance heisst es „Work Life Balance“. In Tat und Wahrheit werden die Mitarbeitenden kompromisslos bis zum Burnout gedrückt. Outsourcing in die Billiglohnländer ist immer ein unterschwelliges Thema. Die Qualität für den Kunden wird immer noch schlechter, dafür ist die Dividende unseriös hoch. Heuschrecken wollen nur cash sehen. So wie in jeder angelsächsischen Firma. Die die Zurich Insurance durch und durch ist. Die Bonus Kultur muss generell (bei allen Banken und Versicherungen) endlich und komplett abgeschafft werden.
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Ja, die Gmürs gehen halt auch übber Leichen (Entlassungen) 💩 Wer mehr über die Familie erfahren möchte, kann ja nach…
Bei den Versicherungen zählt nur der Cash, der Mitarbeiter - auch wenn er stets loyal war - ist in deren…
Da gehen die vermeintlichen Freiheitskämpfer wegen Einschränkung der persönlichen Freiheit auf die Strasse, weil eine Pandemie entsprechende Massnahmen (Impfen, Maskenpflicht,…