(Siehe Berichtigung am Ende des Artikels.)
Sergio Ermotti, der Clooney von Swiss Banking, führt die grosse UBS wie eine kleine Familiengesellschaft: direkt und mit engen Vertrauten, die er in der Hierarchie platziert.
Jüngstes Beispiel ist die Beförderung von Luca Pedrotti zum Regionaldirektor im Tessin. Damit schafft Pedrotti den Sprung vom unbekannten Israel- und Afrika-Manager zum einflussreichen Lokalfürsten.
Pedrotti und Ermotti sind seit Jahren enge Vertraute. Sie waren Nachbarn im Tessiner Villenort Montagnola, heute lebt Pedrotti im Nachbardorf. Gemäss Handelsregister sitzt Pedrotti nebenbei im Management der Cornèr Bank, wo Ermotti einst seine Lehre gemacht hatte.
Schon vor 2 Jahren hatte Ermotti einen anderen Italo-Intimus in die UBS-Organisation eingeschleust. Edoardo Spezzotti heisst dieser, er war von Ermotti zu dessen Unicredit-Zeit zum Investment-Banking-Chef gekürt worden.
Im Herbst 2012, als Ermotti sich an der UBS-Spitze etabliert hatte, hievte er Spezzotti auf den Chef-Sessel des globalen Family Office – ins Herz des riesigen Private Bankings.
Spezzotti und Pedrotti werfen ein Licht auf Ermottis Führungsstil – und auf dessen Motiv.
Es geht um Wurzeln, Verbrüderung, Loyalität und das Managen grosser Vermögen in jener Region, wo Ermotti daheim ist und wo er seine eigenen finanziellen Interessen hat: dem Tessin.
Spezzotti erhielt mit dem Family Office eine kleine, aber mächtige Abteilung innerhalb der globalen Vermögensverwaltung der Grossbank.
Der Italiener hat einen direkten Draht zu den vielen ultrareichen Kunden der UBS und kann sich mit seinem Freund Ermotti über deren Wünsche und Absichten austauschen – vorbei an den offiziellen Reporting-Linien.
Pedrotti wiederum hat aus dem Nichts heraus eine der UBS-Regionen im zentralen Heimmarkt Schweiz erhalten. Ohne im Inlandgeschäft Spuren zu hinterlassen, wird er gestandenen Schweiz-Managern vor die Nase gesetzt.
Das Tessin ist für Ermotti persönlich viel wichtiger als Zürich und Zug, wo der UBS-CEO offiziell seinen Wohnsitz hat.
Im Südkanton zählt Ermotti zu den mächtigsten Strippenziehern. Er ist der Vertrauensmann von Tycoon und Medienbesitzer Tito Tettamanti, hat eine eigene Familienstiftung, kümmert sich um den Anschluss des Tessins an den Luftverkehr.
Ermotti ist der König von Lugano, der Wirtschaftsstadt im Süden des Landes. Unbemerkt von den grossen Deutschschweizer Zeitungen dominiert er zusammen mit Tettamanti & Co. seine Heimat.
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Das macht die Wahl von Pedrotti und zuvor Spezzotti speziell.
Mit Pedrotti hat Ermotti einen Statthalter im „Königreich“ Tessin eingesetzt, während Spezzotti den Link zur Welt der Reichsten sicherstellt.
Dass Ermotti ohne Widerstand seine Italo-Freunde an zentrale Schalthebel setzen kann, dafür sorgt ein Vakuum an der Spitze.
Dort war bisher der Amerikaner John Bradley Chef des weltweiten Personals. Bradley hätte längst abgelöst werden sollen, hielt sich aber lange im Job.
Bradley habe die Zügel schleifen lassen, sagen Insider. Zudem sorgte sein „Performance Measurement and Management„ (PMM) mit inhärentem Zielkonflikt für Daueraufregung im UBS-Heimmarkt.
Nun hat Ermotti eine Schweizerin auf Bradleys Stuhl gesetzt. Sabine Keller-Busse wurde letzten Freitag von der Stabsleiterin Schweiz zur neuen globalen Chefin von Human Resources gekürt.
Die wichtige Personalie ist ein weiterer Schachzug von CEO Ermotti auf dem Weg zur UBS als „Family Business“.
Keller-Busse hat wenig bis keine Erfahrung in der Personalentwicklung. Einzig bei McKinsey, wo sie in den Nullerjahren Partnerin war, hat sie sich um die Mitarbeiter gekümmert – Peanuts im Vergleich zur Aufgabe bei einem global aufgestellten Finanzmulti mit 60’000 Angestellten.
Doch darum geht es nicht. Keller-Busse erfüllt zwei Anforderungen, die Ermotti das Leben erleichtern.
Erstens ist sie Schweizerin mit Zweitpass Deutschland, zweifache Mutter, ein Organisationstalent – und damit das neue weibliche Aushängeschild der Bank.
Keller-Busse muss sich laut einer Quelle ums Management der 1’000-köpfigen Abteilung kümmern. Diese liegt nach den Bradley-Jahren am Boden.
Was Keller-Busse nicht machen wird – und damit sind wir beim zweiten Punkt: Sie kümmert sie nicht ums Headhunting, also das Besetzen neuralgischer Positionen im Konzern.
Dafür ist sie weder qualifiziert, noch gehört es zu ihrem Auftrag.
Dies wollen die grossen Chefs der UBS-Rennleitung weiterhin selbst tun; so wie unter Bradley, der den Mitgliedern der Konzernleitung diesbezüglich jeden Wunsch erfüllt haben soll.
Wohin das führt, zeigt die Entwicklung in der Investmentbank.
Sergio Ermotti hat sich weltweit den Ruf eines Bändigers des riskanten und oft verlustbringenden Standbeins geholt. In Tat und Wahrheit hat er mit eigenmächtigen Personalentscheiden engste Vertraute ans Steuer gesetzt.
Vor zwei Jahren holte er seinen Freund Andrea Orcel aus vergangenen Zeiten von der gestrauchelten Wallstreet-Ikone Merrill Lynch und gab ihm 25 Millionen Antrittsgeschenk.
Macht heisst Kontrolle. Darin ist Ermotti ein Meister.
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BERICHTIGUNG
Herr John Bradley ist aus familiären Gründen aus seiner Funktion ausgeschieden, nachdem seine Frau schwer erkrankt ist. Die Unterstellung, Herr Bradley sei nicht freiwillig gegangen, ist nicht zutreffend.
Der Begriff „25 Mio. Antrittsgeschenk“ bezüglich Andrea Orcel (Chef Investment Bank) ist irreführend und falsch. Die Ansprüche von Herrn Andrea Orcel bestehen aufgrund von aufgeschobenen Vergütungen und Nebenleistungen seiner ehemaligen Arbeitgeberin, für welche die neue Arbeitgeberin UBS die entsprechende vertragliche Verpflichtung übernommen hat. Hinter dem kritisierten Antrittsbonus steht also eine Arbeitsleistung von Herrn Orcel.
Herr Edoardo Spezotti ist nicht Chef des Family Office innerhalb des Private Bankings und hat auch keine hohe Funktion inne. Er betreut innerhalb des Family Office wohlhabende Kunden.
Herr Luca Pedrotti (Regionaldirektor UBS Tessin) ist kein enger Vertrauter von Sergio Ermotti, CEO der UBS. Herr Pedrotti und Herr Ermotti haben früher nicht zusammengearbeitet.
Im Artikel könnte der falsche Eindruck entstehen, dass die Mitarbeiter Edoardo Spezotti und Luca Pedrotti und weitere Mitarbeiter der UBS eigenmächtig durch den CEO Sergio Ermotti platziert werden. Die UBS legt Wert auf die Feststellung, dass jede Einstellung und Beförderung bei der UBS nach einem streng vorgegebenen und kontrollierten Human Resources-Prozess vor sich geht. Checks and Balances sind gewahrt.
Der Hinweis, wonach sich Sergio Ermotti und Christine Novakovic (Leiterin des Firmenkundengeschäfts und der Investment Bank Schweiz) aus gemeinsamen Tagen bei der Italienischen Unikredit kennen, ist falsch und wurde im Artikel „Ermotti, Pedrotti, Spezotti“ gelöscht. Herr Ermotti und Frau Novakovic haben sich erst bei der UBS kennen gelernt.
Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Da wurde aber ihrerseits sehr schlecht recherchiert, wenn Berichtigungen derart viel Platz einnehmen müssen. Machen sie sich von der CS auf etwas gefasst. Kann ja nicht immer mit Falschmeldungen und Unterstellungen so weiter gehen.
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Sackschwach recherchiert. Shame on you!
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Tessin ist in der Schweiz, nicht in Italien, oder? Warum Italo-dies Italo-das?
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Warum fragen Sie? 70% der Tessiner sind eben Italos (Süditalien), 15% Deutsch-Schweizer und 15% alte Leute (Pensioniert) original Tessiner eben, die aus Norditalien stammten
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Jaaa… Vetternwirtschaft gibt es nicht nur im Kosovo
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Sehr geehrter Herr Hässig,
sie mögen sich gefälligst merken, dass Tessiner keine Italiener sind, genauso wie Deutschschweizer keine Deutsche sind. Das sollte sogar ein knallharter Deutschschweizer Investigationsjournalist wie Sie wissen. Ich bitte Sie herzlich darum, unterschwellig rassistisch gemeinte Ausdrücke wie Italobanker, Italofreunde oder ähnliches in der Zukunft zu unterlassen. Sie sind nicht nur extrem irritierend, kommen bei Ihnen bei jeder Gelegnheit vor und schädigen letzten Endes nur Ihre Glaubwürdigkeit.
Ich bedanke mich im Voraus
Mit freundlichen Grüssen
SF
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Hey Sergio! Weiter so! We Like! Bitte einfach diesen Möchtegern Banker Zeltner austauschen – möglichst bald – mit wem? Egal – kann nur bergauf gehen. 10’000 MA würden Dir Dankesemails schreiben! Ah und bitte Jacob und seine Eva auch gleich entsorgen – ins Backoffice nach Denmark gleich mit dem neuen vice chairman !!! Grazie mister
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Mit gut recherchiertem Journalismus hat dieses Stück leider wenig zu tun. Wie bereits mehrfach in der Vergangenheit, werden wir Herrn Hässig bitten müssen entscheidende Fakten zu korrigieren.
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Mit legaler und rechtschaffener Arbeit hat die UBS leider wenig zu tun. Wie bereits mehrfach in der Vergangenheit wird sie auch zukünftig von Behörden zu Ablasszahlungen gebeten werden.
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Zur Zeit liegt ja eine andere Bank in Fuehrung was die Hoehe der Ablasszahlungen angeht. Die CS hat nach 2008, als es eigentlich die Spatzen von Daechern riefen, dass unversteuertes Ged nicht mehr geht (rechtschaffene Buerger, die ihre Steuern jedes Jahr brav zahlen, wussten es tatsaechlich schon frueher), vermutlich nochmals richtig aufgedreht. Das hat die Amis so richtig aergerlich gemacht, und deshalb haben sie eine hohe Busse ausgesprochen. Was die Kombination „Frechheit, kriminelle Energie, gepaart mit Dummheit“ angeht, heisst der derzeitige Stand UBS gegen CS ganz eindeutig 0:1.
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@Ohlala:
gemäss http://www.tagesanzeiger.ch/wirtschaft/unternehmen-und-konjunktur/UBS-geraet-in-den-Devisensturm/story/23647743 arbeitet die UBS aber grad ziemlich vielversprechend auf ein 1:1 hin.Ganz generell kann ich seit 2-3 Jahren nicht mehr verstehen, wie man mit den beiden 2big2jail Klitschen noch eine Geschäftsbeziehung haben kann. Sie zahlen keine Steuern und ruinieren fortlaufend den Ruf von CH und Bankenplatz.
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Jedenfalls ist es eine erstaunliche Karriere von Ermotti. Er begann seine Lehre 1976 bei der Corner Banca, weil sein Vater dort Postbote war. Dieser holte jeweils am Morgen die Briefe aus dem Postfach und verteilte sie auf die entsprechenden Büros, zusammen mit 2 Kollegen, in der Bank „Commessi“ genannt.
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Macht das nicht jeder?
Hier merkt man es nur mehr, weil es um italienisch klingende namen geht und weil tessin eine kleinere welt ist…
Wäre es zürich gewesen, hätte keiner was gesagt, im gegenteil, sie hätten gesagt, dass es gut ist, dass die leitung wieder schweizer wird…
Aber tessin ist nicht schweiz, weiss man doch… -
Und? Die Deutsch-Schweizer haben nur Management Schanden gemacht, wie zB mit UBS management, und Swissair, und CS mit BankAssurance Model, und so weiter und so fort… so, vielleicht es ist Zeit für frische neue Luft von Süd?? Kann sicher nicht schlechter sein…
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Selber schon jemanden mal eingestellt? Natürlich greift man auf sein persönliches Netzwerk zurück, weil man genau weiss, welche Aufgaben welche Person gut bewältigen könnte. Wenn man mit jemandem zusammengearbeitet hat, minimiert man das Risiko einer Fehlbesetzung.
Der Artikel unterstellt, dass alle diese Personen Sergio’s Marionetten sind. Ich glaube kaum, dass sie es karrieretechnisch so weit gebracht hätten, wenn dies zutreffen würde. Ermotti will auch nicht alles alleine führen. Er will Leute in diesen Positionen, die selber Entscheide treffen können und Verantwortung übernehmen.
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@Defiant: Ja.
Und nein, ich schaue nicht zuerst in meinem Umfeld. Zum einen weil es sowohl narzistisch als auch dumm ist zu glauben man hat in seinem eigenen Bekanntenkreis das grössere Potential als wenn man aus dem vollen schöpft und zum zweiten will ich unabhängige und kritische Mitarbeiter und nicht willfährige Ja-Sager.
Wo das hinführt sehen wir ja ganz gut an UBS, CS und anderen Organisationen die nur auf Grund ihrer Grösse ihr wenig fähiges Management überleben.
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Jedenfalls leitet Ermotti zufriedenstellender als Dougan/Rohner. Den Aktionären ist klar wem mehr Vertrauen, wenn überhaupt, geschenkt werden darf.
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Hauptsach immer schlecht über die UBS berichten..
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Ja und ? What’s the point ?
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Wohl normal. Es ist besser, sein Team mit einem bekannten und bewährten Leuten zusammenzustellen, als irgendwelche Heuler anzustellen, welche von irgendeinem Headhunter gepusht wurden und mit irgendeinem „Heldenlegenden-CV“ ausgestattet sind, der falsche Qualitäten und Leistungen vorspiegelt. – Wen würden Sie auf eine Bergtour mitnehmen? – Wohl nur Leute, mit denen Sie „können“ und auf die Sie sich – erfahrungsgemäss – verlassen können.
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Ja und ? What's the point ?
Hauptsach immer schlecht über die UBS berichten..
Wohl normal. Es ist besser, sein Team mit einem bekannten und bewährten Leuten zusammenzustellen, als irgendwelche Heuler anzustellen, welche von…