Avaloq jagt Raiffeisens Top-Informatiker

Die Personalie hat Zündstoff. Trotz einem Namen, den ausserhalb der Szene kaum einer kennt. Mathias Schütz lautet er, ein Ex-Avaloq-Manager, der die letzten 5 Jahre den Raiffeisen-Computer baute.

Heute kehrt Schütz zurück zur Software-Schmiede. Und damit erklärt Avaloq der Raiffeisen den Krieg.

Es geht um die besten Programmierer. Unter Schütz waren die bei der Raiffeisen. Genauer: bei einer Tochter namens Arizon. Diese sollte mit Kernkundin Raiffeisen den Insourcing-Markt erobern.

Also immer mehr Kantonal- und andere Inland-Banken zu sich holen, um alles, was hinter der Front passiert, für diese abzuwickeln.

So der Plan der Ex-Grossen. Das sind: Avaloq-Gründer Francisco Fernandez, sein „Freund“ Pierin Vincenz von der damaligen Raiffeisen, dessen Stellvertreter Patrik Gisel.

Die Drei IT-Muskelmänner sahen in der Arizon den Weg ins Glück. Als dann Vincenz im Strafsumpf und Gisel auf der Strasse landeten, gings ruck-zuck in die andere Richtung.

Zurück in den grossen Raiffeisen-Teich. Arizon wurde aufgelöst, die Informatiker erhielten Jobs bei der Raiffeisen Schweiz, statt bei einem Startup waren sie in einer Backoffice-Abteilung der Nummer 3.

Das fanden viele nicht lustig. Sie hatten unter ihrem alten Chef Mathias Schütz und der Arizon Morgenluft geschnuppert. Viel geschuftet, viel erhofft: Wir sind die neue Macht.

Was tun, wenn der Traum platzt? Für die Besten unter den alten Arizon-Spezialisten ist die Antwort klar: nix wie weg.

Der Aderlass in der Raiffeisen Informatik sei hoch, sagt ein Gesprächspartner. Einige der abspringenden Programmierer landen bei der Avaloq. In Zukunft vielleicht noch mehr.

Das müsste die neue Raiffeisen-Führung alarmieren. Doch die kümmert sich um Anderes. Präsident Guy Lachappelle sitzt in Gsprüschmi-Workshops mit den Regionalfürsten. „Reform 21“, One Bank, One Vote – und so.

Und Heinz „911er“ Huber? Der geniesst die Flitterwochen.

Herr im Haus spielt ein Anderer: Rolf Olmesdahl. Und das ist brisant.

Olmesdahl ist ein Gisel-Mann. Die beiden kennen sich aus alten Zeiten bei den Grossbanken. Via Karriere-Sackgasse Zürich kam Olmesdahl vor 4 Jahren zur Raiffeisen – Freund Gisel sei Dank.

Die Triathlon-Kollegen hatten eine Abmachung: Du, Rolf, baust die neue IT, ich, Patrik, vergolde Dich.

Gesagt, getan. Olmesdahl erhielt einen unglaublich anmutenden Erfolgsbonus für den neuen Computer – es handelt sich um ein Avaloq-System. Olmesdahls Pensionskasse explodierte.

Plötzlich gabs Zwist zwischen Gisel und Olmesdahl: Als Gisel nämlich erkannte, dass das Erbe von Vincenz für ihn zur Karriere-Gefahr wurde, wollte der Raiffeisen-Chef auch die IT-Tochter Arizon rasch loswerden.

So wie alles Andere: die Notenstein Privatbank, die Vescore im Assetmanagement, das Investnet-Vehikel, die Helvetia-Beteiligung.

Für Olmesdahl eine Katastrophe. Wie könnte er weiter reich und wichtig sein ohne eigenes Informatikreich?

Also Gegensteuer geben. Kaum war Gisel aus dem Palast, ging Olmesdahl in die Offensive. Und überzeugte die neuen Chefs. Die IT blieb bei ihm, Avaloq konnte abzotteln.

Nun schwingt Olmesdahl das Zepter in St.Gallen. Doch mit Schütz zurück bei Avaloq, seinem grossen Widersacher, geht der Fight in die nächste Runde. Nun kämpfen die beiden IT-Hirsche um die besten Köpfe.