In Leuk im Oberwallis kommt es am 10. März zum Showdown. Am Bezirksgericht des Walliser Ortes prallen die zerstrittenen Chefs der konkursiten Kasperskian aufeinander.
Es handelt sich um ein 30-Millionen-Grab mit prominenter Beteiligung. Ex-Nestlé-Spitzenmann Peter Brabeck und ein russischer Oligarch haben je rund 15 Millionen eingeschossen.
2019 war Schluss. Die Verantwortlichen zogen die Reissleine. Jetzt müssen sie Red und Antwort stehen in einem Streit, den sie selbst angezettelt haben.
Sie fordern von ihrem ehemaligen Geschäftsführer eine Millionensumme. Der soll seine Pflichten rund um die Kaviarzucht vernachlässigt haben.
Die Rede ist von Renato Stefani. Der hatte im Rahmen eines Master-Studiums in New York die Idee, Kaviar in grossen Mengen auf tierfreundliche Art zu produzieren.
Die Störe würden zur Entnahme der Eier nicht aufgeschlitzt, sondern nach dem Laichen würden diese sorgfältig verarbeitet und dann auf dem Markt feilgeboten.
Nachhaltiger Kaviar – mit Stören nicht mehr als Einweg-Verbrauchsware, sondern als Multi-Laicher.
Stefani präsentierte sein Vorhaben Brabeck in dessen Riesenbüro im Nestlé-Hauptsitz in Vevey. Brabeck interessierte vor allem ein Name:
Jener von Konstantin Sidorov. Ein Mini-Oligarch mit besten Beziehungen zu den superreichen Geschäftsleuten aus Russland.
Ob Sidorov vertrauenswürdig sei, wollte Brabeck wissen. Ja, meinte Kaviar-Initiant Stefani, der den Russen im Schlepptau hatte.
So nahm das Vorhaben Fahrt auf. 2015 fand die feierliche Eröffnung statt – unter Teilnahme eines Regierungsmitglieds.
Die mit 30 Millionen aus den Taschen Brabecks und Sidorovs in die Oberwalliser Landschaft gepflanzte Fischfabrik legte los. Schon damals gab es Probleme.
Das Bassin hatte Mängel, die Endreinigung hinterliess Spuren; der Bauunternehmer meinte lakonisch, er habe nicht gewusst, dass der Bau für Wasser gedacht sei.
Trotzdem schossen die Störe rasch im Bassin herum – und sie laichten. Kaviar aus Leuker Produktion fand Abnehmer, darunter Globus Delikatessen.
Stefani und sein Fischmeister waren gefordert, wie dies bei jedem Start-up der Fall ist. Es kam zu einem Pilzbefall, der Frische-Transport erwies sich als schwierig.
2017 kühlte sich das Verhältnis zwischen Geschäftsführer Stefani, der auch als Delegierter im Verwaltungsrat der Kasperskian AG sass, und seinen Geldgebern und Mitstreitern ab.
Insbesondere mit Peter Brabeck, der Mitglied im VR der Firma war, gab es zunehmend Meinungsverschiedenheiten. Ende August 2017 gab Stefani die Geschäftsführung ab, auch der Fischmeister ging von Bord.
Es übernahm ein Manager, der bei Philippe Gaydoul eines der vielen Mode-Ventures des Denner-Erben geleitet hatte – mit überschaubarem Erfolg.
Der neue operative Lenker soll im Herbst 2017 schon nach wenigen Tagen wieder von der Bildfläche verschwunden sein, wird herumgereicht. Erst Wochen später sei er wie vorgesehen auf der Brücke gestanden.
Mit der Kasperskian ging es da bereits bergab. Der Absprung des erfahrenen früheren Fischmeisters hatte sich bemerkbar gemacht. Die Produktion litt, die Firma geriet auf abschüssiges Terrain.
2019 deponierte sie die Bücher. Im Oberwallis warten seither einige Lieferanten und Partner der Kasperskian auf ihr Geld.
Ob auch der Kanton einen finanziellen Schuh aus der Pleite ziehen wird, liess der zuständige Staatsrat Christophe Darbellay im Mai 2019 gegenüber dem Parlament offen. Das würde erst das Konkursverfahren zeigen.
Peter Brabeck sah in Ex-Geschäftsführer Stefani den Schuldigen an der Misere. Letzterer hatte Brabeck bei der Polizei angezeigt werden Ehrverletzung.
In einem abgekürzten Verfahren gab ihm der Staatsanwalt zunächst recht; nachdem Brabeck Einsprache gegen die bedingte Geldstrafe erhoben hatte, stellte der Ankläger den Fall ein.
Umgekehrt gingen Brabeck, sein Mitinvestor Sidorov und der von den beiden eingesetzte Kasperskian-VR-Präsident Thomas Siegenthaler, ein Ex-Direktor der UBS, in die Gegenoffensive.
Sie verlangten 4 Millionen Franken von ihrem einstigen VR-Delegierten. Der habe in einer Telefonkonferenz des VRs Zustimmung zu einem Darlehen der Firma in dieser Höhe signalisiert.
Mit dem Kredit hätte Stefani Aktien kaufen sollen, um bei einer dringenden Kapitalerhöhung nicht verwässert zu werden.
Ob das Geld je geflossen ist, ist bestritten. Auf dem „Loan“-Vertrag fehlt Stefanis Unterschrift.
Sein Anwalt wird am Zivilprozess, für den 5 Tage hintereinander angesetzt sind, die behauptete Zustimmung seines Mandanten dementieren.
Brabeck, der seinem Ex-CEO schon Mitte 2018 angedroht hatte, ihn „zur Rechenschaft“ zu ziehen, reagierte nicht auf eine Anfrage.
Banker Siegenthaler, der als Präsident die formelle Oberverantwortung für die Kasperskian trug, meinte per SMS: „Ich bin nicht Teil der Anklage und bitte Sie mich nicht weiter zu kontaktieren.“
Brabecks Finanzpartner Konstantin Sidorov, der ab dem 3. Prozesstag befragt werden soll, schickte per LinkedIn Folgendes:
„Peter and I started a process against former shareholders and CEO Renato Stefani for misconduct, fraud and mismanagement.“
Der beklagte Stefani wollte auf Anfrage nichts sagen.
Er hat in einem anderen Zivilverfahren vor Arbeitsgericht knapp 330’000 Franken Lohn- plus rund 70’000 Aufwandsentschädigungen gegen die Kasperskian erstritten.
Bisher ist davon nichts bezahlt worden.
Als entscheidendes Dokument im Leuker Kaviar-Thriller könnte sich ein Fragebogen des Arbeitsamts Winterthur entpuppen.
Anfang 2018 wollten die Beamten von der Kasperskian wissen, ob sich der zuvor ausgeschiedene Geschäftsführer etwas habe zuschulden kommen lassen.
Je nachdem hätte dieser länger auf sein RAV-Geld warten müssen. Kasperskian-Präsident Siegenthaler, der Ex-UBS-Banker, kreuzte von Hand das Kästchen „N“ an. Nein.
Die Klage, die laut dem Mitinitiaten Sidorov auf „misconduct, fraud and mismanagement“ fusst: Sie scheint auf dünnem Eis zu stehen.
Jedenfalls hat der VR seinem Ex-CEO einen amtlichen Blankoschein ausgestellt. Brabeck und Sidorov hielt das nicht davon ab, ihren einstigen Beauftragten in die Zange zu nehmen.
Ihnen zur Seite steht ein Anwaltsteam von Walder Wyss, angeführt von einem Lausanner Partner der bekannten Wirtschaftskanzlei. Stundenansatz: mehrere hundert Franken.
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Die beliebtesten Kommentare
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Wer mit Russen geschäftet geschäftet mit Russen geschäftet mit Putin.
🧛🏻♂️ -
Von Herrn Brabeck als VR-Präsident von Nestle sind jetzt mit seinem CEO zusammen dringend neue Ideen gefragt, die sich sehr bald zu einem oder besser zwei Kurstreibern für die Nestle-Aktien entwickeln werden.
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An Nestle glaube ich nicht mehr, veräppeln kann ich mich selber.
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Wie schmeckt gegrillter Top-Shot? In einem nachhaltigen Kaviarbett mit Edelschimmel sieht das bestimmt sehr gluschtig aus.
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Die Probleme reicher Leute:
Man sucht Investements, ärgert sich über alle möglichen Leute und Vorkommnisse, setzt (ab und zu) viel Geld in den Sand und verschwendet dann noch mehr Geld und Zeit für fragwürdige Gerichtsfälle.Da verwende ich mit meine Zeit lieber für sinnvollere Tätigkeiten und gebe das Geld für nützliche Dinge aus. Glücklicherweise ist mir Gier fremd.
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Der Peter Brabeck, Ex Nestle Oberindianer, verliert Geld mit einem Start Up dass Kaviar produzieren soll. Mein Mitleid hält sich in Grenzen.
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Jetzt ratet mal, bei wem Kasperskian Kunde war. Genau, bei der besten untergegangenen Bank der Welt.
Man war ganz stolz, diesen Kunden zu haben… Ich konnte es schon damals nicht verstehen, aber was solls….
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wie stehts eigentlich mit der vertrauenswürdigkeit von brabeck?
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Ein Klassiker mal wieder: Man hat das große Geld im Osten gewittert, was einen für die Realitäten blind gemacht hat. Keiner kann mir erzählen das der ehemalige Nestle CEO dort investiert hätte, wenn der Inhaber ihm nicht was mit „Oligarch und Beziehungen zu reichen Geschäftsleuten“ erzählt hätte.
Letztendlich haben es beide vermasselt, und Herr Brabeck wird nicht auf der Straße landen ob des Verlustes.
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Champagner, Aktien, Kaviar –
das Leben ist doch wunderbar!
(Gebet der feinen Leute) -
GRÖSSTE „STÖR-ZUCHT-EUROPAS IST IN ITALIEN !
Der unter der Marke „Calvisius“ bekannte Kaviar wird von der „Agroittica Lombarda“ produziert,die die grösste Stör-Zucht Europas hat:im klaren Karstwasser leben diese wunderbaren Geschöpfe wie der „weisse Stör“ und der „Beluga“in freier Natur.
Dies ist eines der Geheimnisse der exzellenten Qualität des Kaviars aus Calvisano und das Fachwissen über Generationen. -
Auch in diesem Artikel wieder. IP und die Rechtschreibung!! Da ist Hopfen und Malz verloren. Es nützt auch KI nichts mehr. Einfach nur noch peinlich. Abtreten Herr Hässig, mit der ganzen Bude. Sie kriegen es nie auf die Reihe.
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Hat der PC von LH die Funktion ‘spell check’, kennt der Autor diese + weiss er sie anzuwenden? Die Anzahl Verschreiber in einem einzigen, notabene wie oft inhaltlich ‘dünnen’, Artikel ist wirklich peinlich!
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Es gibt sehr viele Anwaltskanzleien alleine in Zürich. Wenn aber Walder Wyss involviert, dann ist die Sachlage eigentlich klar, es ist nicht das erste Mal, dass Walder Wyss in solche „komischen“ Geschichten das Mandat erhält, dafür braucht es einen spezifischen Typ von Anwälten, würde auch nicht überraschen, wenn mutmasslich jemand vom Walder Wyss Kader selbst damit direkt oder indirekt verstrickt wäre.
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Brabeck und der Russe können das verkraften. Schuster bleib bei deinen
Leisten, aber die Gier war hier grösser. Wird spannend in Leuk. -
Ist das jetzt ein von KI redigierter Artikel?
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…fehlte schon immer die Schwimmweste.
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Woher hotte denn dear die 15 Millionän? Kamen die aus der Nestle-Koffeekosse?
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Zeigt sich wieder einmal was die hochgelobten (angestellten) Chefs in der Prärie wert sind. Als CEO haben sie viele stille Mitarbeiter die den Laden am laufen halten. Wenn sie dann wirklich alleine und mit eigenem Geld unterwegs sind, klappt es nicht mehr. Wieso wohl? Früher haben sie geglaubt über das Wasser gehen zu können, heute bringen sie es nicht fertig ein start-up hochzuziehen.
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Es ist wohl so, dass die Komplexität eines Unternehmens nicht nur von deren Grösse abhängt. Der Chef eines KMUs hat oft die gleiche Komplexität wie der CEO eines Grosskonzerns. Nur: er hat keine Stäbe und ganze Teams die exklusiv für ihn arbeiten, sondern muss bis tief ins Herz der Firma vieles selbst steuern. Hier sieht man dann wer etwas kann und wer nicht.
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Bassis -> Bassin
ging Verkäufer -> ging an VerkäuferKann an einem Montagmorgen passieren, zeugt jedoch nicht von zeitgemässem Einsatz von einfachen Deutschkorrekturwerkzeugen…
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Bitte Geduld. Der Artikel ist ja noch in Entstehung. Komme ja noch laufend neue Abschnitte hinzu. Das IP-System kann leider die Beiträge nicht erst nach der Fertigstellung freischalten …
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Zeigt sich wieder einmal was die hochgelobten (angestellten) Chefs in der Prärie wert sind. Als CEO haben sie viele stille…
Brabeck und der Russe können das verkraften. Schuster bleib bei deinen Leisten, aber die Gier war hier grösser. Wird spannend…
Es ist wohl so, dass die Komplexität eines Unternehmens nicht nur von deren Grösse abhängt. Der Chef eines KMUs hat…