Die Privatbank Rothschild gehört zu den klangvollen Namen des Finanzplatzes. Umso erstaunlicher ist, dass Rothschild seit Monaten durch hohe Personalabgänge für Schlagzeilen sorgt.
Die jüngste Abgangswelle spielt sich im Unterschied zu früheren Kündigungen und Entlassungen nicht an der Front ab, sondern im Backoffice.
Dort haben in letzter Zeit drei Direktoren das Institut verlassen. Alexander Troschel war Finanzchef der Privatbank, er ist bereits im Sommer unbemerkt von der Öffentlichkeit weggegangen.
Der Führungsstil des Deutschen Troschel gab intern wegen besonderer Härte zu reden.
Troschel war nur kurz bei Rothschild. 2011 war er vom Schweizer Ableger der US-Investmentbank Goldman Sachs dazugestossen.
Daniel Arnold war einst ebenfalls Finanzchef bei Rothschild und agierte danach eine Zeitlang als Chief Operating Officer.
Ab 2010 war Arnold der Intimus von CEO Veit de Maddalena für Spezialprojekte. Nun hat auch Arnold gekündigt.
Ariane Richter als Dritte im Bunde leitete die Rechts- und Compliance-Abteilung. Topfrau Richter hat ebenfalls kürzlich ihre Demission eingereicht und verlässt die renommierte Privatbank.
Hinzu kommen weitere Rothschild-Angestellte in mittleren und unteren Chargen, die das Institut in den letzten Wochen und Monaten bereits verlassen oder ihre Kündigung eingereicht haben.
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Betroffen sind vor allem die zentralen Dienste wie Recht, Compliance, Personal und IT. Einige der Kader und Mitarbeiter sind freiwillig von Bord, andere mussten gehen.
Es ist nicht das erste Mal, dass Personalwechsel für Unruhe sorgen. Bereits vor Jahresfrist hat eine Kündigungswelle intern Aufsehen erregt.
Damals ging mit Jean-Pierre Stillhart ein sogenannter Star-Kundenberater. Stillhart war 5 Jahre zuvor mit grossem Tamtam von der UBS zur Rothschild geholt worden.
Im Herbst begann er an seinem neuen Ort bei der Zürcher Vontobel. Dort soll er das Private Banking Schweiz stärken.
Für Rothschild bedeuten die Wechsel, dass die Bank nicht zur Ruhe kommt. Zu Beginn der Finanzkrise im 2008 hat die Führung unter CEO Veit de Maddalena grosse Hoffnungen gehegt.
De Maddalena, ein Ex-CS-Spitzenmann, holte bei der UBS und bei anderen Konkurrenten für viel Geld vermeintlich gute Leute.
Die Idee war, Rothschild mit Hilfe der neuen Leute zu einer führenden Kraft von Swiss Banking im Bereich der Edelinstitute zu machen.
Die Rechnung ist bisher nicht aufgegangen. Die Assets stagnieren respektive schrumpfen, der Gewinn ist zwischenzeitlich eingebrochen.
Zum Teil hat CEO de Maddalena auf die falschen Pferde gesetzt. Zum Teil liegt die Ursache in der Technik.
Die Einführung des neuen IT-Systems Avaloq verzögerte sich und wurde teurer als geplant. Dadurch wurde Rothschild zurückgeworfen.
De Maddalena wollte sich nicht zum Artikel äussern. Er verwies auf frühere Stories, die auf die erhöhte Fluktuation bei Rothschild eingingen.
Die Frage ist, wie sicher Veit de Maddalena selbst noch im Sattel sitzt. Er und sein Co-CEO Rick Martin haben sich die Rollen aufgeteilt.
Während der Schweizer für die Front zuständig ist, kümmert sich Martin, ein Amerikaner mit offiziellem Wohnsitz in England, um die rückwärtigen Dienste.
Dort räumt Martin jetzt offenbar auf. Die durch die Abgänge freigewordenen Positionen seien zum grössten Teil mit neuen Leuten besetzt worden, heisst es aus Rothschild-Kreisen.
Wer hat bei der Zürcher Rothschild letztlich das Sagen, der Amerikaner Rick Martin oder der Schweizer Veit de Maddalena? Das ist die Frage.
Nach aussen tritt immer nur de Maddalena in Erscheinung, von Martin ist höchstens im Geschäftsbericht die Rede.
Doch die Kündigung- und Entlassungswelle tragen Martins Handschrift.
De Maddalena hat möglicherweise einen Teil seines Kredits verspielt. Sein grosser Coup, mit Cracks von externen Banken die Rothschild-Bank zum Fliegen zu bringen, hat ausser Spesen noch nicht viel Zählbares gebracht.
Zu bemerken ist, dass die Rothschild Bank zwischen Mai 2011 und Oktober 2012 etlicher kompetenter Köpfe verlustig gegangen ist, wie etwa Head Credit, Head Legal, Head Compliance, Head Client Taxes, Head Corporate Taxes, Head Finance, Head Clients Secretariat, die Mehrheit im HR, Head IT Security, und weitere Kernfunktionen.
Den Tüchtigen unter den Verbliebenen ist zu gönnen, dieses Schiff am Schwimmen zu halten.
So what?! – Veit hat doch jetzt während ca. 6 Jahren gut gesurft ohne vom Brett zu fallen und hat dabei Millionen kassiert. Er kann sich eine Auszeit sicher leisten.