Die aktuelle Obermatt Top 10 Liste beinhaltet heute Belgien. Das sind gute Neuigkeiten, da der belgische Aktienmarkt günstig ist, wie aus unseren Aktienindex-Analysen ersichtlich ist. Es ist sogar so, dass Belgien die günstigsten Aktien in ganz Europa hat. Nicht einmal russische Aktien sind günstiger, trotz deren viel höheren Risikos.
Weil das unglaubhaft klingt, habe ich nach Beweismaterial gegoogelt. Und ich habe sogar genau das Gegenteil gefunden. MarketWatch sagt, dass der belgische Markt teuer ist. Aber unsere Marktanalyse zeigt genau das Gegenteil.
Wer hat nun recht? Bei genauerem Betrachten der MarketWatch Analyse wird der Unterschied klar. MarketWatch verwendet absolute Bewertungsmultiplikatoren, wir relative Multiples innerhalb der gleichen Branche.
Dies hat den Effekt, dass Länder, die auf Branchen mit typischerweise hohen Bewertungsmultiplikatoren fokussieren, teuer erscheinen und umgekehrt. Aber das ist eine falsche Schlussfolgerung. Belgien hat eine hohe Anzahl Firmen in Branchen mit hohen Bewertungsmultiplikatoren, aber das macht die Firmen noch nicht teuer. Denn unsere Analyse weist nach, dass belgische Firmen niedrigere Multiplikatoren haben, als Firmen in gleichen Branchen in anderer Ländern.
Somit liegt MarketWatch falsch. Belgien ist nicht teuer, es ist vielmehr sogar günstig. Aus der Top 10 Aktienliste von Belgien habe ich Bekaert ausgewählt, die auf die Produktion von Stahlteilen in der Auto- und Baubranche spezialisiert ist und weltweit agiert. Ich habe ein gutes Gefühl bei diesem Kauf, da ich denke, dass die Haus- und Transportbranche eine gute Zukunft haben.
Wie habe ich den „indischen Maharadscha“ geliebt, bis um das Jahr 2000 ein Nobody, der eine tote Industrie aufgerollt und mit neuem Leben erfüllt hat.
Und zwar just in dem Moment, in dem die Zukunfts- und High-Tech Träume des Westens gescheitert erschienen.
Ein totes, schrottiges Stahlwerk russischer Provenienz nach dem anderen wurde durch ihn und den Stahlhunger Chinas und der Werften wieder neu zum Leben erweckt und zur Ertragsperle.
Leider hat er Ende und Grenzen seines Geschäftsmodells nicht erkennen können oder mögen und sich an der Arcelor-Übernahme 2006 mittelfristig verhoben. Siehe hierzu ausstehende Anleihen, deren Verzinsung und Kurse in Relation zu Börsenwert und Ertragskraft des Schuldners:
http://corporate.arcelormittal.com/investors/debt-investors/bonds
Warum ich das hier schreibe? Damit jeder vor einer Investition durch Kenntnis der jüngeren Geschichte der Branche, deren Probleme und (internationale, speziell chinesische) Überkapazitäten die scheinbar günstige Zahlenform eines Unternehmens der Branche besser einzuschätzen vermag. Speziell eben auch angesichts des Endes des aktuellen Konjunkturzyklus. Denn die Stahlbranche, auch die hochspezialisierte (vgl. ThyssenKrupp, Voest-Alpine) ist zyklisch.
Wenn ich Sie richtig verstehe, soll man keine Stahlaktien kaufen, weil Arcelor ein Stahlunternehmen mit Problemen ist. Das verstehe ich nicht ganz, denn dann dürfte man ja in keiner Branche eine Aktie kaufen, denn in jeder Branche gibt es Unternehmen mit Problemen.
Der zweite Punkt, den Sie anschneiden, ist die Zyklizität der Branche. Sie implizieren, dass wir am Ende des Konjunkturzyklus stehen und deshalb keine Stahlaktien gekauft werden sollen.
Da stellt sich mir folgende Frage: Wenn wir am Ende des Konjunkturzyklus sind und ein Abtauchen der Branche zu erwarten ist, warum sollte diese Erwartung noch nicht in den Preisen der Stahl-Aktien enthalten sein? Dann wären ja alle Anleger dumm was mir eine wenig realistische Annahme zu sein scheint.