Diesmal ist kein Virus in der Stadt, sondern das Velo.
Eines? Viele. Hunderte. Tausende.
Die beiden Hauptrennen der UCI-Rad-Weltmeisterschaften „Women Elite“ (154 km) und „Men Elite“ (274 km) finden am kommenden Samstag und Sonntag, jeweils am Nachmittag, statt.
Dann dürfte die Post abgehen.
Einen leisen Vorgeschmack gabs heute (Mittwoch) Nachmittag beim Gruppen-Zeitfahren.
Wie die Fahrer die steile Zürichberg-„Wand“ bezwangen, war eindrücklich.
Doch der Preis ist hoch. Die City ist faktisch lahmgelegt.
Und das seit letztem Weekend – Besserung ist für die noch laufende Arbeitswoche keine in Sicht.
Um den Opernhausplatz herum, wo heute nicht nur das Ziel lag, sondern auch die Startrampe, herrschte am Nachmittag gespenstische Stille. Von Fans keine Spur.
Das Problem ist das überladene Programm. Letztes Wochenende fanden Zeitfahren statt, die sorgten für Action. Jetzt aber, unter der Woche, gibts Juniorenrennen, Team-Events und Paracycling-Wettbewerbe.
Ein wildes Durcheinander, verwirrende Ansammlung von Namen, Nationen, Disziplinen.
Zürich gibt die perfekte Stadt mit Traum-Kulisse her: Die inszenierten Kamera-Schwenks über See und Innenstadt laufen über den TV-Schirm.
Nur: Wer schaut? Auf den grossen internationalen Kanälen ist die UCI-Rad-Weltmeisterschaft ein Non-Event.
Zürich hatte sich um sie beworben, nicht zuletzt, weil die Stadt eine lange Velo-Tradition hat – mit offener Rennbahn in Oerlikon, langen Nächten im Hallenstadtion, der Classique „Metzgete“.
Konzentriert an einem Ort oder an einem Tag sorgen die weltbesten Fahrer für ohrenbetäubendes Glockenschellen und emotionale Anfeuerungs-Stürme.
Jetzt: Tristesse total, da ständig irgendwelche Fahrer vorbeirauschen, ohne dass man versteht, welches Rennen – ob Zeit-, Team, Frauen-, Nationen-Wettbewerb – genau im Gang ist.
Umso mehr Auftrieb erhalten die Kritiker in den abgeriegelten Quartieren. Die werfen den Verantwortlichen im Stadtrat Wortbruch vor.
„Phase Grün“, der versprochen Normalbetrieb zu rennfreien Zeiten, sei entgegen der Abmachung vor Jahresfrist gekippt worden.
Trotzdem: „Die paar Tage“ Einschränkungen sind zu verkraften, nicht? Warum das anhaltende Gemecker?
Nun, die verwaisten Strassenzüge und Quartiere am rechten Seeufer, ums Bellevue und in weiten Teilen von Fluntern und Hottingen sind schon happig.
Dass es harsche Kritik hagelt, darf die UCI-Organisatoren und die Stadtväter- und -mütter nicht überraschen. Sie lähmen faktisch die halbe Stadt – nicht für ein Weekend, sondern eine ganze Woche lang.
Das Problem offenbart sich, wenn man an einem Tag wie heute rund ums Bellevue und am See entlang läuft. Da reibt man sich die Augen.
Es stehen an diesem Mittwoch nur gerade 3 Disziplinen auf dem Zeitplan der Veranstalter: Paracycling Men B, Paracycling Women B und Mixed Relay, ein Team-Event.
Über Mittag waren weit und breit keine Velofahrer zu sehen. Hätten nicht mehr Events an einem Tag geplant werden können? Wo ist was los? Wozu die ganzen Absperrungen?
Es entsteht der Eindruck, dass gigantische Absperrmanöver durchgeführt wurden, natürlich, um die Sicherheit der Athleten zu gewährleisten.
Wichtig, selbstverständlich. Doch wurde auch überlegt, welcher Zeitplan zu weniger „Lockdown“-Tagen geführt hätte?
Um die Akzeptanz solcher Grossevents und der dazugehörigen Einschränkungen in der Bevölkerung zu sichern, wären ein dichteres Programm und mehr „Action“ zentral.
Am Wochenende kann die Rad-WM in Zürich vielleicht noch für Unbill und Tristesse entschädigen – allerdings verspricht der Wettergott erst auf Sonntag Sonnenschein.
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Die beliebtesten Kommentare
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Wohl der feuchte Traum von E-Velo Mauch und Kumpanen nach einer Auto befreiten Stadt Zürich. Die stehen vor und hinter den Absperrungen und flippen beinahe aus wenn nichts mehr geht im Regenbögeler-Tsüri. Gut, vielleicht erfreut es ein paar Bierdosenhalter und Chäppiträger welche am Sonntag den Kerby Füdler anfeuern. Bis sie merken, dass der gar nicht mehr aktiv ist. So oder so, das ist keine Veranstaltung welche das Ve-Lööli in der Stadt fördern wird. Dazu bräuchte es kostenlose Parkplätze vor der Stadt für fette SUV wo man sein Fahrrad ausladen kann und dann in die City räubert. Aber diese Veranstaltung verleitet höchstens ein paar Pensionäre dazu, ihre verschwitzten Phonak-Leibchen noch weitere 10 Jahre spazieren zu fahren. Sonst ist der Anlass für nichts.
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Im Gegensatz zur Fussball EM 2008 wurde dafür nicht extra ein Stadion abgerissen (Hardturm) und ein Leichtathletik Stadion (Letzi) gebaut. Und günstiger als die Steuerausfälle durch den Wegfall der CS wird die Velo WM auch sein. Herrlich am morgen über das Bellevue zu laufen ohne Abgase und Gehupe der Autos. Kann gerne Velo WM bis ende Oktober bleiben.
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DANKE für den Humor: Zitat aus Text – Zürich hat eine lange Velo Tradition ;-)))) … Schon Zwingli sagte – wer sich nicht aufs Rad zwingt, wird nie ins Himmelreich kommen oder so.
Stadt Zürich und Gemeinderat – alle dafür – spüren die Wärme – sie wurden über den Tisch gezogen.
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Wie wäre ein Autorennen durch Zürich. Und nein, nicht mit Elektro Autos. Mit echten Autos.
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Am besten den Iqbal Kahn Mir tenu Leotard orange an den Paradeplatz stellen um die Velos durchzuwinken…
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Bicycle, bicycle, bicycle
I want to ride my bicycle, bicycle, bicycle
I want to ride my bicycle
I want to ride my bike
I want to ride my bicycle
I want to ride it where I like -
Ich frage mich ernsthaft, warum ich in der Stadt Zürich noch Steuern zahlen soll? Es wird immer schlimmer für Unternehmer in der Stadt (PP Abbau, Auto weg, nur noch Velo). @Herr Stadtrat Leupi: Wir machen das nicht mehr mit. Werden unsere Büro nach Kilchberg oder Pfäffikon SZ umziehen. (Stadtrat Leupi ist Präsident Pro Velo Kt. Zürich, SlowUp Zürichsee Vorstandsmitglied).
P.S. nächsten Sonntag ist auch noch die ganze Seetrasse von Meilen bis Schmerikon für Autos gesperrt!! -
Apropos Velo-Lockdown:
Der Retter des Abendlandes:
Trump will Deutschland und anderen Ländern „Arbeitsplätze wegnehmen“.
Donald Trump will ausländische Autobauer und andere Firmen mit Steuergeschenken in die USA locken. „Wir werden anderen Ländern die Arbeitsplätze wegnehmen“, sagte er.
Amerikanische Präsidenten sind doch alle gleich.
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Und in Pattaya City, Thailand ist ein Panda vom Balkon der Villa Germania auf das Fahrrad von Loomit geknallt. Das Fahrrad ist heil geblieben. Aber Loomit auf dem Fahrrad hat das Zeitliche gesegnet. Wir werden ihn vermissen. Oder auch nicht.
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Es ist schön, wenn auch mal Frauen, Paracycler und Junioren ein bisschen Aufmerksamkeit bekommen, aber dafür die ganze Stadt für 10 Tage lahmzulegen, finde ich unverhältnismässig.
Da werden wirklich Lockdown-Erinnerungen wach. -
Nicht der Anlass sondern die Regierung dieser ach so hippen Kleinstadt.
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Da wo Linksgrüne mitmischen geht das Land unter.
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Warum hat sich IP-Hässig nicht bei den Veranstaltern gemeldet? Die suchten im Vorfeld (vor ca. 3-4 Jahren) Mitwirkende und Plander, wie der IP-Hässig einer zu seien scheint. Oder wenigstens so tut.
Aber jetzt, hinterher, noch die Klickmaschine anwerfen und auch hier noch den negativ denkenden Teil der Bevölkerung „abholen“.
Billig! -
Die Politiker, die für uns am rechten Seeufer diesen Spektakel bewilligten, sollen bei den nächsten Wahlen nicht mehr antreten. Denn: wenn namentlich bekannt, werden sie bestimmt abgewählt. Also: wer war‘s?
Und in Pattaya City, Thailand ist ein Panda vom Balkon der Villa Germania auf das Fahrrad von Loomit geknallt. Das…
Wie wäre ein Autorennen durch Zürich. Und nein, nicht mit Elektro Autos. Mit echten Autos.
Da wo Linksgrüne mitmischen geht das Land unter.