Ziel dieses Beitrags ist es, Bewerbungschancen zu erhöhen. Hier finden Sie Ideen, die Ihnen helfen,
– Ihren persönlichen Ausgangspunkt zu finden („sich selber zu erkennen“);
– zu überprüfen, ob Ihre Bewerbungen und Dokumentationen grundsätzlich den heutigen formalen Anforderungen entsprechen („soliden Grundstein legen“);
– sich in den Unterlagen total auf die Stelle zu fokussieren, für die Sie sich bewerben („an konkretes Stellenangebot anpassen“);
– den „verdeckten Arbeitsmarkt“ zu nutzen, der gerade für 50plus speziell wichtig ist;
– sich von den übrigen Bewerbern abzuheben („Ausserordentliches tun“).
Im Haupttext finden Sie die Grundlagen, ausführlichere Erläuterungen und Beispiele erhalten Sie über die im Text eingebauten Links.
A. Investieren Sie in Ihre Selbsterkenntnis als Basis
Nur wenn Sie sich selber kennen, können Sie einem Interessenten genau das anbieten, was er braucht, und ihm zudem glaubwürdig kommunizieren, warum gerade Sie der Richtige sind.
Sie haben die bisherigen fünf Standpunkte zur beruflichen Fitness durchgearbeitet oder fangen jetzt damit an (Links am Ende dieses Artikels).
Die folgenden Abschnitte fokussieren auf dem Wie Ihrer Bewerbung.
B. Legen Sie einen soliden Grundstein Ihrer Dokumentation
1) Was die heute gängigen Standards einer Bewerbung betrifft, müssen wir das Rad nicht neu erfinden, ein paar nützliche Links finden Sie hier. Wir konzentrieren uns darum auf weiterführende praktische Tipps.
2) Besonders ältere Stellensuchende betonen oft Ihre grosse Erfahrung und gute Ausbildung. Der neue Arbeitgeber ist aber nicht daran interessiert, sondern am Ergebnis, also an Ihren daraus entstandenen Kompetenzen, weshalb Sie diese hervorheben sollten. Lassen Sie sich nicht von den Diskussionen um den Lehrplan 21 beirren: Kompetenzen, richtig verstanden, sind absolut zentral, nicht nur für die Bewerbungsschreiben, sondern auch für (kompetenzbasierte) Interviews.
3) „Lücken“ im Lebenslauf sollten Sie wahrheitsgetreu angeben, vor allem aber das in dieser Zeit Gelernte selbstbewusst beschreiben (Flexibilität, Umgang mit Unsicherheit, Stressresistenz, Veränderungskompetenzen, neues Wissen).
Erstellen und überprüfen Sie Ihre Bewerbungsunterlagen, vorerst noch ohne Fokus auf eine bestimmte Stelle.
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C. Passen Sie Ihre Bewerbung ans konkrete Stellenangebot an und bleiben Sie authentisch
Anpassen heisst nicht, sich zu verstellen, sondern sich in dem Licht zu zeigen, welches diejenigen Aspekte betont, die für die konkrete Stelle von Bedeutung sind. Das ist nicht nur legitim, sondern auch im Interesse des Stellenanbieters.
4) Unterscheiden Sie in der Stellenbeschreibung verschiedene Arten von Kriterien: Muss-Kriterien: gehören primär in den tabellarischen Lebenslauf; Kriterien, bei denen eine gewisser Spielraum besteht: Fakten gehören in den tabellarischen Lebenslauf, Erläuterungen ins Bewerbungs-/Motivationsschreiben; Kriterien, die Ihnen Chancen zur Differenzierung bieten: hervorheben im Lebenslauf, ausführlicher beschreiben im Bewerbungsschreiben.
5) Immer aus der Sicht des künftigen Arbeitgebers: Betonen Sie alles Wichtige und lassen Sie das Unwichtige weg. Achten Sie auch auf Ihre Sprache, seien Sie zurückhaltend mit Fachjargon und Anglizismen.
6) Ihre Kompetenzen formulieren Sie nun so spezifisch, dass sie auf das Anforderungsprofil passen (tabellarischer Lebenslauf). Veranschaulichen Sie Ihre Handlungsfähigkeiten mit relevanten Beispielen im Bewerbungsschreiben.
7) Im Bewerbungsschreiben profitieren Sie von der obigen Knochenarbeit, indem Sie eine zur Stelle passende Schlüsselkompetenz auswählen und detailliert beschreiben können, was Sie wie erreicht haben und welchen Wert das für Ihren künftigen Arbeitgeber haben könnte. Dies dient auch der Differenzierung gegenüber anderen Kandidaten.
Arbeiten Sie Ihre Unterlagen so aus, dass sie auf eine konkrete Stellenausschreibung passen und Sie aus der Sicht des Empfängers als Problemlöser erscheinen. Misten Sie alles aus, was dazu nichts beiträgt.
Unter „Stellenausschreibung“ verstehen wir natürlich nicht nur Inserate in gedruckten Medien, sondern auch Ausschreibungen auf Websites der Unternehmen.
D. Nutzen Sie Ihr Netzwerk für Chancen auf dem verdeckten Arbeitsmarkt
Ihr Netzwerk ist der entscheidende Faktor, wenn Sie den verdeckten Arbeitsmarkt nutzen wollen. Dabei sind folgende Situationen speziell interessant:
8) Sich abzeichnende Vakanzen und offene Stellen werden häufig unter der Hand vergeben. An diese Stellen kommen Sie nur dank einem aktiven Netzwerk. Gleiches gilt für offene Stellen, die (vorerst) nur intern publiziert werden; Interne brauchen hier ihr Netzwerk, um Ihre Chancen zu erhöhen, Externe brauchen es, um überhaupt an die relevanten Informationen zu kommen. Die Kunst ist es also, von einer (möglicherweise entstehenden) Vakanz zu erfahren, bevor sie „öffentlich“ ist.
9) Sie „kreieren“ eine offene Stelle, indem Sie beispielsweise aus den Medien, aus der direkten Kommunikation von Unternehmen oder über Ihr Netzwerk Unternehmensinformationen finden, die auf einen möglichen Bedarf hindeuten, den Sie als neuer Mitarbeiter abdecken können; kann auch intern funktionieren, als Folge eines Projektvorschlages oder einer Geschäftsidee, die Sie einreichen.
Pflegen Sie Netzwerke, wobei Sie sowohl Informationen geben wie nehmen sollten; einseitig funktioniert es nicht.
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E. Tun Sie Ausserordentliches
Was können Sie zusätzlich tun, um das Interesse so zu wecken, dass die Bewerbung nicht gleich vom Stapel fällt? Hier ein paar Anregungen:
10) Einen Unterstützer finden: Sie kennen jemanden im stellenausschreibenden Unternehmen, der sich für Sie einsetzen könnte. Das gilt intern wie extern und vergrössert gerade für Ältere die Chance markant, mindestens zu einem Vorstellungsgespräch eingeladen zu werden.
11) Vorspuren, nachhaken: Sie rufen die Kontaktperson an (noch besser: Sie kommen an den Linienverantwortlichen heran), bevor Sie Ihre Bewerbung abgeschickt haben, und stellen ein paar wirklich gescheite Fragen, um an relevante Infos zu gelangen und einen ersten positiven Eindruck zu hinterlassen. Nachhaken: nach einiger Zeit anrufen, sich nach dem Stand der Dinge erkundigen und mit weiteren gescheiten Bemerkungen auf sich aufmerksam machen. Je besser Sie über die Firma und ihr Umfeld informiert sind, desto realistischer ist das.
12) Branchenübergreifend denken und suchen: Wenn Sie eine passende Funktion ausserhalb Ihrer gegenwärtigen Branche suchen, müssen Sie sich unbedingt die relevanten Kultur-, Image- und anderen Unterschiede vergegenwärtigen und im Bewerbungsschreiben thematisieren.
13) (Alle) Regeln brechen („Guerilla Bewerbung“): Um aufzufallen, könnten Sie auf die Idee kommen, eine Bewerbung einzureichen, die nicht den üblichen Gepflogenheiten entspricht.
Bevor Sie Ihre Bewerbung abschicken, überlassen Sie diese einer Person Ihres Vertrauens, welche die Sicht des Empfängers einnehmen und Sie auf allfällige Ungereimtheiten aufmerksam machen sollte.
Mit der Übersicht und den Links zu bereits erschienenen IP-Standpunkten zur beruflichen Fitness (in Klammern jeweils die Bank-Beratung als analoger Prozess) verfügen Sie über ein praktisches Werkzeug als Hilfe zur Selbsthilfe:
1. Standortbestimmung / Selbsterkenntnis (Understand your Client)
2. Optionen / Grundsätzliche Möglichkeiten (Propose)
3. Entscheiden und Umsetzen, mit 9-Box (Decide and Implement)
4. Laufende Überprüfung und Anpassung, mit Erfolgs-Equalizer (Review)
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Die beliebtesten Kommentare
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Für mich, Polymechaniker EFZ, alles nur Blabla. Ich habe die Lehre mit 47 angefangen und mit 49 abgeschlossen. Damit kommen Stellenvergebende nicht klar. Ich bin nicht ein Mechaniker wie die anderen, sondern ein Nachzügler. Es ist schlicht nicht möglich, weil nicht vorstellbar, dass ich gleich gut wäre wie die im selben Saft gegarten. Sie spüren sogar im Voraus Schwierigkeiten auf sich zukommen, weil ein 54jähriger mit relativ frischem Abschluss ein Besserwisser sein wird, sobald er in der Werkhalle erscheint. So hat es sich auch angefühlt bei den letzten beiden Anstellungen, die ich hatte. Die Altgestandenen haben zum Teil fachlich das Gesicht verloren, was mir eigentlich egal wäre, doch sie kamen auch geistig schlicht nicht mit, wenn ich ihnen die Wirklichkeit erklärte. Falsches Werkzeug, Rohmaterial ausserhalb der Toleranz, ungünstiges Vorgehen beim Zerspanen, über unterirdische Berufsarbeit kann ich nicht hinwegsehen, wenn ich dazu genötigt werde. Ich habe Verständnis für Wissenslücken, als Jugendlicher passt man in der Lehre nicht immer auf und vergisst später durch die Jahre das Eine und das Andere. Kein Verständnis habe ich aber für verlogenes Management, das in der Maschinenhalle Papiere aushängt, auf denen steht, dass Vorgesetzte Mitarbeiter zu Verbesserungsvorschlägen ermuntern sollen, und den Mitarbeiter hinauswerfen, der Verbesserungsvorschläge macht.
Da ich meinen Lebenslauf nicht fälsche, lesen die Personaler und Vorarbeiter halt, dass ich Matur und Hochschulstudien hinter mir habe. Wenn mir jemand sagt, wie ich diesen Graben überwinden könnte, wäre mir sehr geholfen. Bis dahin stehe ich vor einer Riesenhürde.
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B2 ist eine sehr zutreffende Aussage. Der Arbeitgeber hat ein Problem (offene Stelle), das er zu lösen sucht. Wer hier konkreten Nutzen statt lange Ausbildung und grosse Erfahrung ins Feld führen kann, punktet entsprechend.
Die im Beitrag angesprochen Empfehlung durch einen Unterstützer ist eines der besten Mittel, um auf sich aufmerksam zu machen. Leider hat insbesondere die ältere Generation das Pflegen von Netzwerken sehr oft vernachlässigt und sich vorwiegend auf die eigentliche Arbeit konzentriert. Ein Netzwerk aber funktioniert nicht auf Abruf, sondern erfordert eine Erstinvestition. Denn auch hier gilt: „Wer gibt, gewinnt.“ -
„Wir haben Bewerbungen erhalten, die unseren Anforderungen noch präziser entsprechen.“
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interessanter Artikel! Aus eigener Erfahrung (auf beiden Seiten dieses Prozesses) erachte ich v.a. Punkt C (Anpassung an die konkrete Position) als wichtiges Element, das erstaunlicherweise v.a. von ausgewiesenen Kandidaten oft vernachlässigt wird.
interessanter Artikel! Aus eigener Erfahrung (auf beiden Seiten dieses Prozesses) erachte ich v.a. Punkt C (Anpassung an die konkrete Position)…
"Wir haben Bewerbungen erhalten, die unseren Anforderungen noch präziser entsprechen."
B2 ist eine sehr zutreffende Aussage. Der Arbeitgeber hat ein Problem (offene Stelle), das er zu lösen sucht. Wer hier…