Bauer, Banker, Mähdrescher: Fruithofs Comeback

Barend Fruithof legt ein überraschendes Comeback hin. Gestern machte ihn die Aebi Schmidt Gruppe, die von Ratracks bis Airport-Räumern fast alles auf Spezial-Rädern anbietet, zum CEO.

Definitive Abkehr von Swiss Banking also des aufmüpfigen Hünen, der immer eines wollte: Chef sein.

Nun ist er es. Aber nicht bei einem Finanzinstitut. Das verwehrten ihm die ZKB, die Raiffeisen, schliesslich die CS in ihrem Schweizer Bereich.

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Bei Julius Bär hätte es klappen sollen, so Fruithofs Kalkül. Ausgerechnet dieses Engagement wurde zum Albtraum. Fruithof war nach 9 Monaten wieder weg.

Das war letzten Sommer. Bär-Chef Boris Collardi hatte seinen einzigen Widersacher kaltgestellt. Seither ist bei den Zürchern die absolutistische Ordnung wiederhergestellt.

Dass Fruithof Bank mit Mähdrescher vertauscht, ist nicht ohne Logik. Einst war der Schweizer mit holländischem Blut Bauer.

Dann gings vom Melker zum Banker – mit Drang nach immer mehr. Die Chance zum erhofften CEO-Job, die ihm seine Chefs in der Finanzindustrie verwehrten, weil sie offenbar stets ein ungutes Gefühl hatten, bietet ihm nun Peter Spuhler.

Spuhler ist Bähnler, Politiker, Mega-Unternehmer – und Fruithofs enger Freund. Die beiden verbindet eine lange Zeit.

Jetzt ist Payday.

Für Fruithof mit dem Chef-Posten bei Aebi Schmidt, den bisher ein ETH-Ingenieur innehatte, so ziemlich das Gegenteil von Bauchmensch Fruithof.

Für Spuhler, da er auf einen Vertrauten setzt, der aus der Welt der Zahlen stammt.

Die werden für das SVP-Schwergewicht aus dem Thurgau immer wichtiger.

Spuhler sucht den Exit. Seine Stadler Rail, mit der er eine für die jüngere Schweizer Vergangenheit seltene Industrie-Success-Story geschrieben hat, will Spuhler an die Börse bringen.

Es geht um ein Multi-Milliarden-IPO.

Und bei der Aebi Schmidt? Wenn Spuhler bei seinem wichtigsten Baby, den Stadler-Zügen, am Loslassen ist, dann dürfte er dies bald auch für sein zweitwichtigstes ins Auge fassen.

Die Aebi Schmidt ist eine Perle. Sie hat eine unglaublich breite Palette an Geräten auf vier Rädern: für Pisten- und Strassenräumung, für Skiorte und Gemeinden, für Bauern und Flughäfen.

Schweizer Spitzen-Engineering mit deutscher Effizienz. Spuhler hält 57 Prozent der Aebi Schmidt Gruppe, sein deutscher Kompagnon knapp 40, der Rest liegt bei den Mitarbeitern.

Sollte Spuhler Freund Fruithof tatsächlich mit Blick auf einen Börsengang von Aebi Schmidt engagiert haben, dann wäre der Plan klar.

Fruithof müsste die Firma mit den vielen Spezialfahrzeugen für Infrastruktur – dem Trumpschen Megatrend – grösser und erfolgreicher machen.

Aebi erzielte 350 Millionen Franken Umsatz, ihr Schwerpunkt liegt neben dem Heimmarkt Schweiz in Deutschland.

2015 kaufte die Gruppe erstmals in den USA zu und ist nun auch im riesigen amerikanischen Markt präsent.

Wie für alle liegen in Übersee nicht nur Chancen, sondern vor allem auch gewaltige Risiken.

Der frischgebackene Aebi-CEO Fruithof, der schon heute früh loslegt, muss die erworbene US-Firma in die Gruppe integrieren, dafür sorgen, dass die Kosten sinken und die Verkäufe im Westen steigen.

Gleichzeitig kann er bei seinen Ex-Kollegen vom Paradeplatz Kapital beschaffen für seine neue Gruppe. Damit könnte er dann weitere Zukäufe tätigen.

Nur so wäre die Aebi Schmidt eventuell gross genug für einen Börsengang. Oder dann halt einen Verkauf an einen passenden Multi.

Sicher ist: Der starke Mann Spuhler hat seinen Zenit als Unternehmer überschritten. Schritt für Schritt will er sein Imperium in neue Hände legen.

Dann könnte er zurück in die Politik gehen. Damit soll Spuhler nämlich liebäugeln, heisst es in politischen Kreisen.

Es wäre dann Spuhlers Comeback.

Ein etwas weniger überraschendes als jenes von Fruithof.